Cancún in Mexiko ist bekannt für lange Traumstände mit klarem Wasser und Palmen sowie ein reges Nachtleben. Jährlich reisen Millionen Menschen aus den USA in den Urlaub dorthin. Nun kommt noch ein weiterer Besuchsgrund hinzu: In Mexiko wurden Schwangerschaftsabbrüche seit 2021 entkriminalisiert, ganz im Gegensatz zu einigen US-Bundesstaaten, die legale Abtreibungen in den letzten Monaten so gut wie unmöglich gemacht haben.
Die Nichtregierungsorganisation MSI Reproductive Choices bietet in zwei Kliniken in Tijuana und nun auch in Cancún medizinisch begleitete Schwangerschaftsabbrüche an und erwartet zukünftig weit mehr Schwangere aus den USA.
Mehr als fünf Millionen Menschen reisen jährlich aus den USA ins mexikanische Cancún, um Sonne, Meer und Bars zu genießen. Seit einigen Monaten kommen ungewollt Schwangere hinzu, die zum Beispiel im angrenzenden US-Bundesstaat Texas keinen legalen, medizinisch begleiteten Schwangerschaftsabbruch mehr bekommen. Da in Mexiko im Jahr 2021 damit begonnen wurde, Abtreibungen zu entkriminalisieren, hat sich Mexiko zur Alternative entwickelt. Die nach Marie Stopes benannte Nichtregierungsorganisation MSI Reproductive Choices betrieb bereits eine Klinik für Schwangerschaftsabbrüche in Tijuana. Ende November eröffnete sie nun eine weitere Klinik in Cancún, um den erwarteten Bedarf bei Mexikaner*innen wie US-Amerikaner*innen zu decken.
Die neue Klinik in Cancún bietet neben Hilfe bei Verhütungsfragen auch medikamentöse Schwangerschaftsabbrüche ebenso wie Absaugungen an. Der medikamentöse Abbruch nach Online-Beratung kann Zuhause erfolgen. Die Medikamente werden innerhalb Mexikos versendet. Der Preis liegt bei 150 US-Dollar (etwa 136 Euro). Die Absaugung muss in einer der Kliniken erfolgen, kann bis zur zwölften Schwangerschaftswoche durchgeführt werden und kostet 350 US-Dollar (circa 318 Euro). Die Betreuung wird in Spanisch und Englisch angeboten. Beratung kann auch als reine Telemedizin in Anspruch genommen werden, sodass Patient*innen die Kliniken nicht besuchen müssen. Für Betroffene sexualisierter Gewalt sind die Behandlungen kostenlos.
Die Preise sind damit geringer als jene, die in den USA für Abbrüche gezahlt werden. Was jedoch nicht bedeutet, dass Anreise, Unterbringung und Behandlung beziehungsweise Medikamentenerwerb nicht weit über dem Budget vieler Menschen liegen.
Während die neue Klinik überwiegend erfreut begrüßt wird, um Menschen einen Zugang zu reproduktiven Rechten zu ermöglichen, regt sich auch Kritik. Sie kommt aus den Reihen der Abtreibungsgegner*innen, welche die Arbeit der Kliniken ins Licht des Profits auf Kosten von Leid zu rücken suchen. Zudem könne nach ihrer Ansicht die Reise nach Cancún mit All Inclusive Hotel und Schwangerschaftsabbruch extrem attraktiv wirken.