Rezension

Christlich-konservative Demokraten gegen AfD und Pegida

Die Redakteure Stefan Orth und Volker Resing haben mit "AfD, Pegida und Co." einen Sammelband herausgegeben, worin sich christlich-konservative Demokraten kritisch mit den im Titel genannten politischen Akteuren auseinandersetzen. Es handelt sich weniger um Aufsätze, mehr um Essays, worin insbesondere von einer Annäherung von AfD und reaktionären Kirchenkreisen gewarnt wird.

Die AfD beschwört in ihrem Programm das "christliche Abendland" und bei Pegida-Demonstrationen wurden Kreuze in schwarz-rot-gold hochgehalten. Doch wie stehen die genannten Akteure zum Christentum bzw. umgekehrt gefragt: Wie stehen die Kirchen zu ihnen? Antworten auf diese Fragen finden sich in einem Sammelband, der unter dem Titel "AfD, Pegida und Co. Angriff auf die Religion?" erschien. Herausgegeben haben ihn Stefan Orth und Volker Resing von der "Herder Korrespondenz".

Darin enthalten sind neun Beiträge von Autoren, die sich meist nicht missverstanden fühlen dürften, wenn man sie als christlich-konservative Demokraten bezeichnet. Sie machen häufig auf eine Ambivalenz aufmerksam, welche die Herausgeber wie folgt formulieren: "Einerseits bezieht man sich auf das 'christliche Abendland' und fürchtet sich vor 'dem Islam', den man undifferenziert wahrnimmt. Andererseits stören sich die Wortführer am Engagement der Kirchen für die Flüchtlinge im Land, die ... in größerer Zahl gekommen sind" (S. 7).

Als erstes äußert sich der frühere Professor für Pastoraltheologie Paul M. Zulehner zum Rechtspopulismus in Europa, wobei er nach dem Einfluss von Ängsten und Autoritarismus in der Gesellschaft fragt und für eine Nächstenliebe ohne Obergrenze plädiert. Dem folgt ein Beitrag des Publizisten Andreas Püttmann zur AfD und deren Umfeld. Die Partei kommentiert er eindeutig, sei sie doch "eine in erheblichen Teilen völkisch-nationalistische bis offen rassistische, die parlamentarische Demokratie mit Diktaturvergleichen diffamierende politische Gruppierung" (S. 40). Der Autor spricht auch von einer bedenklichen "rechtskonservativen Sezession" (S. 46) von Konservativen hin zu einem solchen politischen Lager, wofür etwa "der auffällige Rechtsruck des 'Cicero'" (S. 45) angeführt wird. Die katholische Theologin Sonja Angelika Strube geht danach auf die christlichen Unterstützer der Partei ein und fragt nach Allianzen, Milieus, Netzwerken und Schnittmengen. Dabei finden die Bemühungen, Kirchenvertreter zu gewinnen, besonderes Interesse.

Auch der Stadtdekan Christian Hermes geht auf "Umarmungsversuche" ein und fragt "Wie lange darf und soll die Kirche schweigen?" (S. 86). "Warum Pegida, AfD und Co. das Abendland nicht lieben" (S. 92) erörtert danach der Professor für Systematische Theologie Karlheinz Ruhstorfer und warnt vor einer "Heiligen Allianz" zwischen "der AfD und reaktionären Kirchenkreisen" (S. 109). Daran, dass es "Alternativen für Deutschland" zwischen "abweisender Festung" und "bunter Karawanserei" (S. 116) geben kann, erinnert der ehemalige sächsische Wissenschaftsminister Hans Joachim Meyer. Die beiden Politikwissenschaftler Joachim Klose und Werner J. Patzelt fragen "Was ist so schlimm am Rechtspopulismus?" (S. 134) und deuten ihn als Folge einer "Repräsentationslücke" (S. 146). Der Präsident des Zentralrats der Katholiken in Deutschland Thomas Sternberg will danach Europas Zukunft "aus christlichem Geist gestalten" (S. 164), und Kardinal Rainer Maria Woelki formuliert eine "kirchliche Haltung gegen Rechtspopulismus" (S. 191).

Es handelt sich meist weniger um Aufsätze mit Systematik, sondern mehr um Betrachtungen als Essays. Dies erklärt sich auch durch die Autorenzusammensetzung, sind doch nur wenige als Experten zum Thema ausgewiesen. Gleichwohl werfen einige der Beiträge einen interessanten Blick auf die Bemühungen der AfD, auch in kirchlichen Kontexten konkrete Wirkungen zu entfalten. Den kritischen Fingerzeig darauf von Püttmann, Ruhsdorfer und Strube kann man gar nicht genug hervorheben. Der Erstgenannte macht in seinem Beitrag auch immer wieder auf eine bedenkliche Verschiebung im Konservativismus aufmerksam. Da er dort Akteur wie Beobachter wie Kommentator ist, kommt solchen Feststellungen große Relevanz zu. Damit ist man auch schon bei der politischen Bedeutung: Christlich-konservative Demokraten warnen hier vor einer bedenklichen Entwicklung. Daneben geraten ist indessen der Untertitel: "Angriff auf die Religion?". Der AfD und Pegida geht es um Muslimenfeindlichkeit, nicht um Religionskritik.

Stefan Orth/Volker Resing (Hrsg.), AfD, Pegida und Co. Angriff auf die Religion?, Freiburg 2017 (Herder-Verlag), 203 S., ISBN: 978-3-451-27466-4, 16,99 Euro