Pakistan

Ehrenmorde: Pakistan schließt juristisches Schlupfloch

Der Mord an Frauen, die vermeintlich die Familienehre beschmutzt haben, ist in Pakistan eine verbreitete Praxis. Bisher war es aufgrund einer speziellen Gesetzgebung möglich, dass die Mörder straffrei ausgingen. Dieses juristische Schlupfloch wurde nun geschlossen.

Im Februar 2016 gewann die pakistanische Dokumentarfilmerin Sharmeen Obaid-Chinoy den Oscar mit ihrem Film "A Girl in the River: The Price of Forgiveness" und machte so die Weltöffentlichkeit auf das Problem der Ehrenmorde in Pakistan aufmerksam.

Die Zahl der Ehrenmorde in dem muslimischen Land stieg in den vergangenen Jahren stetig. Laut der unabhängigen Menschenrechtskommission Pakistans (HRCP) wurden 2015 fast 1.100 Frauen von Verwandten getötet, die der Auffassung waren, dass sie ihre Familie entehrt hätten. 2014 waren es rund 1.000, 2013 noch 869 Frauen.

Erst im Juli dieses Jahres sorgte der Ehrenmord an Qandeel Baloch international für Schlagzeilen. Die Social Media Berühmtheit, die als pakistanische Kim Kardashian galt, wurde von ihrem Bruder ermordet, weil sie seiner Meinung nach mit ihren provokanten Postings Schande über ihn und die Familie gebracht hatte.

Häufig gingen sogenannte Ehrenmörder in Pakistan straflos aus, da ein Gesetz es den Tätern ermöglichte, straffrei davon zu kommen, wenn die Familie des Opfers ihnen verzeiht. Da Täter und Opfer bei Ehrenmorden meistens aus derselben Familie stammen und die Familie dem Mord häufig zustimmt, bedeutet dies, dass ein Großteil der Ehrenmörder in Pakistan niemals bestraft wurde. Umgekehrt führte die Tatsache, dass Ehrenmorde nicht bestraft werden, zu der weit verbreiteten Auffassung unter der Bevölkerung, dass Ehrenmorde überhaupt keine Verbrechen seien.

Am 6. Oktober beschloss das Parlament von Pakistan nun eine Gesetzesänderung, die das juristische Schlupfloch für Ehrenmörder schließt. Ehrenmorde werden in Pakistan von nun an mit einer Mindeststrafe von 25 Jahren Gefängnis bestraft.