Am Jahrestag des Attentats auf "Charlie Hebdo"

Ehrenpreis an Elke Held und Michael Schmidt-Salomon

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Die Preisträger Michael Schmidt-Salomon und Elke Held sowie der Laudator Gerhard Haderer (v.l.n.r.)
Preisträger und Gerhard Haderer

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Die Preisträger Elke Held und Michael Schmidt-Salomon
Die Preisträger

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Die Preisträger
Die Preisträger

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Assunta Tammelleo
Assunta Tammelleo

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Zum Jahrestag des Attentats auf Charlie Hebdo fand auf Initiative des Bundes für Geistesfreiheit München (bfg München) am 7. Januar 2018 die Gedenkfeier "Das hat doch nichts mit Religion zu tun!" statt. Im Münchner Gasteig überreichte der bfg München, Hauptveranstalter des Kunstpreises "Der Freche Mario", der Geschäftsführerin der Giordano-Bruno-Stiftung Elke Held und dem Philosophen Michael Schmidt-Salomon den mit 10.000 Euro dotierten Ehren-Mario.

"Die Preisträger setzen sich seit vielen Jahren dafür ein, dass grundlegende Rechte wie die Kunst- und Meinungsfreiheit bewahrt und ausgebaut werden, sie arbeiten damit ganz im Sinne der Journalisten und Künstler der Satirezeitschrift Charlie Hebdo, die vor drei Jahren für diesen Einsatz ihr Leben verloren", begründete Assunta Tammelleo, zweite Vorsitzende des bfg München, die Preisvergabe.

Volles Haus und buntes Programm im Gasteig

Die Laudatio vor 130 Gästen im bis auf den letzten Platz gefüllten Carl-Amery-Saal hielt der langjährige Stern-Karikaturist Gerhard Haderer. Er dankte Held und Schmidt-Salomon dafür, dass sie "seit über 20 Jahren unermüdlich für unsere offene Gesellschaft und für die Freiheit des Geistes kämpfen."

Für launige Unterhaltung sorgten der Kabarettist HG Butzko und die bfg all stars. Butzko unterschied in seiner kabarettistischen Einlage zwischen Religiosität und Religion: "Religiosität ist eine Privatsache, ermöglicht dem Einzelnen eine Beziehung zum Ganzen. Wer's braucht, super Sache! Religionen, das sind Kartelle zur Durchsetzung von Machtansprüchen. [...] Und der Machtanspruch von Religionen, das ist das Problem auf unserem Planeten," sagte Butzko, sieht aber das gundsätzliche Problem woanders: "Von mir aus können Religionen so viel Macht beanspruchen wie sie wollen. Das Problem ist eine Politik, die vor den Machtansprüchen von Religionen einknickt." 

Natürlich kamen auch die Preisträger zu Wort. Dabei zeigten Elke Held und Michael Schmidt-Salomon, worum es bei der Stärkung der Kunst- und Meinungsfreiheit geht: "Man darf sich niemals einschüchtern lassen von dieser 'Internationalen der beleidigten Leberwürste'. Denn der religiöse Terror lebt einzig und allein von der virtuellen Angst, die er produziert." Ihr Fazit lautet daher: "Fürchtet Euch nicht!"

Die Veranstaltung endete mit einem geselligen Beisammensein rund um ein kleines Schmankerlbuffet. Die Laudatio und die Rede der Preisträger haben wir zum Nachhören online gestellt.

Laudator Gerhard Haderer und die Preisträger Michael Schmidt-Salomon und Elke Held. (v.l.n.r.), Foto: © Evelin Frerk
Laudator Gerhard Haderer und die Preisträger Michael Schmidt-Salomon und Elke Held (v.l.n.r.), Foto: © Evelin Frerk

Hintergrund der Veranstaltung

Nach dem Terroranschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo am 7. Januar 2015 machte sich die Welt Gedanken über religiöse Karikaturen und Meinungsfreiheit. In den (sozialen) Medien wurde diskutiert, inwieweit die Anschläge auch mit Glaube und Religion zu tun haben, und ob Religionen und Kirchen überhaupt verspottet werden dürfen. "Der Jahrestag des Anschlags ist ein trauriger Anlass, diese Fragen erneut zur Diskussion zu stellen. Denn noch immer müssen wir mit ansehen, wie Künstler von Staats wegen und von religiösen Eiferern eingeschüchtert und von Letzteren gar mit dem Tod bedroht werden, weil sie es wagen, sich mit religiösen Glaubensvorstellungen kritisch zu befassen, oder sich darüber sogar lustig machen", gab Tammelleo zu bedenken.

Kunstpreis "Der Freche Mario"

Obwohl die Kunstfreiheit laut Art. 5 Abs. 3 GG ein Grundrecht ist, müssen Karikaturisten und andere Kunstschaffende in Deutschland noch immer den sog. Blasphemie-Paragraphen, § 166 STGb, fürchten. Die Forderung nach Abschaffung des § 166 unterstreicht der bfg München seit 2008 mit der alle zwei Jahre stattfindenden Ausschreibung des Kunstpreises "Der Freche Mario", der alle Künstler ermutigen möchte, sich mit den sog. ewig währenden religiösen Wahrheiten und Autoritäten zu befassen. Er zeichnet Kunstwerke aus, die sich mit Glauben und Religion, Kirche und Klerus auseinandersetzen.

Der Freche Mario wird auch in der inzwischen sechsten Ausschreibung finanziert und organisiert vom bfg München, der Kulturbühne Hinterhalt, der Galerie der Kirchenkritik, 84 GHz – Raum für Gestaltung und der Giordano Bruno Stiftung. Die neue Ausschreibung für den Frechen Mario 2018 beginnt an Karfreitag, 30. März 2018, und endet an Allerheiligen, 1. November 2018.

Erstveröffentlichung: bfg München