Philippinischer Präsident legt sich mit katholischer Kirche an

Familienplanung als Instrument gegen Armut

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Rodrigo Duterte (2. v. l.)
Rodrigo Duterte (2. v. l.)

Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte will laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AP Verhütungsmittel für sechs Millionen Frauen zur Verfügung stellen. Der katholischen Kirche des Inselstaats passt das gar nicht.

Demnach hat der umstrittene philippinische Präsident Duterte die öffentlichen Gesundheitseinrichtungen angewiesen, Frauen, die sich Verhütungsmittel nicht leisten können, mit diesen zu versorgen. Außerdem sollten die öffentlichen Institutionen in den Kommunen gemeinsam mit Partnern aus der Zivilgesellschaft Anlaufstellen für Frauen und Paare eröffnen und dort die Verteilung der Verhütungsmittel vornehmen.

In der von Duterte unterzeichneten Anordnung heißt es demnach, dass von den sechs Millionen Frauen, deren Interesse an Familienplanung man bislang nicht nachkomme, allein zwei Millionen als "arm" identifiziert wurden. Ein kostenfreier Zugang zu den verschiedenen Möglichkeiten der Familienplanung für diejenigen, die Verhütungsmittel brauchen, aber sich nicht leisten können, sei ein wichtiges Instrument im Kampf gegen die Armut. Mit diesen Worten wird Dutertes wirtschaftspolitischer Berater Ernesto Pernia in dem Beitrag zitiert. Präsident Duterte will die Armutsrate bis zum Ende seiner Amtszeit 2022 von 21,6 Prozent (2015) auf bis zu 13 Prozent senken.

Die Philippinen sind das einzige Land im Großraum Ozeanien, in dem der Anteil der Teenagerschwangerschaften in den letzten zwei Jahrzehnten gestiegen ist. Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) begrüßte Dutertes Anordnung ausdrücklich. Es sei ein wichtiger Schritt bei der vollständigen Umsetzung des Gesetzes zur "Verantwortlichen Elternschaft und reproduktiven Gesundheit" (Responsible Parenthood and Reproductive Health – RPRH).

Dieses Gesetz sei "ein wesentlicher Bestandteil des umfassenden Ansatzes zur Armutsminderung und menschlichen Entwicklung auf den Philippinen", heißt es in einer Erklärung des UNFPA-Repräsentanten auf den Philippinen, Klaus Beck. Weiter erklärte Beck, dass die Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben entscheidend für die Verwirklichung der reproduktiven Rechte einschließlich des Rechts sei, selbst frei und verantwortungsvoll zu wählen, ob und wann man Kinder bekommen möchte. Darüber hinaus sei dies auch bedeutsam im Kampf gegen die Müttersterblichkeit sowie für die Verwirklichung der Entwicklungsziele in den Bereichen Gesundheit, Genderpolitik und Armut.

Beck gab jedoch auch zu Bedenken, dass eines der größten Hindernisse bei der vollen Umsetzung des RPRH-Gesetzes weiterhin besteht. Er meint damit die Beschränkungen zur Registrierung und Zertifizierung von Verhütungsmitteln, die der Supreme Court vor über einem Jahr nach Klagen christlicher Abtreibungsgegner erlassen hat.

Nachdem sich die Regierung bislang vergeblich darum bemüht hat, dass die Beschränkungen des Supreme Court aufgehoben werden, erklärte nun Pernia, dass man das weitere Hinausschieben einer Entscheidung nicht länger dulden könne. Dutertes Anordnung kann man insofern nicht nur als entwicklungspolitische Maßnahme, sondern auch als Drohung an das Oberste Gericht des Landes verstehen.

Der im Juni 2016 vereidigte Duterte ist für seinen autoritären Führungsstil bekannt. In dem von ihm ausgerufenen "Anti-Drogen-Krieg" hat er zu Ermordungen von Dealern und Drogenbossen aufgerufen und scheute sich nicht, Todeskommandos einzusetzen. Kürzlich drohte er sogar mit der Verhängung des Kriegsrechts. Zu extralegalen Hinrichtungen kam es auch in seiner Zeit als Bürgermeister von Davao City. Duterte ist auch für sein loses Mundwerk bekannt, der Spiegel bezeichnete ihn in einem Beitrag als den "Trump der Philippinen". Sowohl Barack Obama als auch Papst Franziskus bezeichnete er als "Hurensohn".

Vor allem letzteres hat vielen Philippinern nicht gefallen, denn vier von fünf Bewohnern des fünftgrößten Inselstaats der Welt sind katholisch. Die römisch-katholische Kirche auf den Philippinen lehnt Dutertes Pläne zur Armutsreduktion durch Familienplanung strikt ab, stößt damit bei ihren Mitgliedern aber nicht nur auf Zustimmung. Wie das Pew Research Center bei einer Untersuchung zu konservativen Werten in über 40 Staaten festgestellt hat, lehnen nur 29 Prozent der Philippiner den Einsatz von Verhütungsmitteln als unmoralisch ab. 60 Prozent haben keine moralischen Bedenken und 9 Prozent finden, Verhütungsmittel hätten nichts mit Moral zu tun. In anderen Fragen hat die Kirche hingegen viel Rückhalt in der Bevölkerung. 93 Prozent aller Philippiner lehnen beispielsweise eine Abtreibung als unmoralisch ab. Die Philippinen sind mit einem Bevölkerungsanteil von 86 Prozent gottesgläubiger Menschen einer der religiösesten Staaten der Erde.