Gelungene Integration

Der geduldete Steuerzahler

keita.jpg

Keita an seiner Arbeitsstelle
Keita an seiner Arbeitsstelle

Vor eineinhalb Jahren berichtete der hpd schon einmal über Keita, einem jungen Mann aus Guinea, der seine Heimat, auf der Suche nach einem besseren Leben, verlassen hat. Damals hatte er große Pläne, welche die Menschen, die ihn kannten und ihm zur Seite standen, das eine oder andere Mal zweifeln ließen. Doch alle wurden eines besseren belehrt. Keita hat es angepackt, mit ein wenig Hilfe und großem Ehrgeiz weit gebracht. Er hat trotz der negativen Stimmung in Deutschland die letzten Monate für seine Integration und die Aus- und Weiterbildung erfolgreich genutzt.

So hat er die Integrations- und Deutschkurse mit Erfolg abgeschlossen und ein Praktikum in einer Großhandelsfirma absolviert. Ende 2015 folgte ein mehrwöchiges Praktikum in einem Krankenhaus. Neben all diesen Aktivitäten besuchte er die Volkshochschule und hat den Hauptschulabschluss 10 A im Juli 2015 gemacht. Den Abschluss 10 B abzulegen, ist das nächste Ziel des jungen Mannes, damit er 2017 eine Ausbildung beginnen kann.

Man bedenke, vor ungefähr zweieinhalb Jahren sprach dieser junge Mann nur französisch und seine Stammessprache und die Bedingungen waren alles andere als günstig.

Die Schulausbildung und die damit verbundene Lernarbeit, Hausaufgaben etc. erledigte er bis zum Frühjahr in einer Asylbewerberunterkunft im niederrheinischen Kevelaer. Einen Tisch zum Hausaufgaben machen, Internet, Ruhe zum Lernen gab es dort nicht. Also musste in dieser Hinsicht etwas passieren.

Hilfe kam dann aus Keitas Bekanntenkreis. Mittlerweile Stammspieler in einer Fußballmannschaft des KSV fehlt es nicht an Tipps und Tricks für das Leben hier.

Ende April konnte er eine kleine möblierte Zweizimmerwohnung beziehen, in der er Ruhe zum Lernen und Erholung nach der Arbeit finden konnte.

Denn Keita ist nun Steuerzahler.

Seit dem Februar 2016 arbeitet er im Schichtsystem bei der Firma Formex Plastik GmbH in Kevelaer in der Produktion.

Über Keitas neue Aufgabe als Arbeitnehmer sprach ich mit Herrn Dicks, Produktionsleiter bei Formex, bei einem Besuch im Werk am 31.08.2016

Das mittelständische Unternehmen stellt Kunststoffteile von kleinsten Linsen bis hin zu Teilen für Kehrmaschinen und vieles mehr her. In der Produktionshalle arbeiten in durchsichtigen Einhausungen viele Spritzgussautomaten.

Keitas Arbeitsplatz liegt in einem separaten Raum und ist zum großen Teil von einer runden Produktionsanlage ausgefüllt. Der junge Mann aus Guinea macht dort aus Bodenplatten mittels eines Unterbaues aus Kunststoff schnell zu verlegende Fliesen.

Der Produktionsleiter bestätigte mir, dass es in Bezug auf Arbeitsleistung und Pünktlichkeit keine Probleme mit dem jungen Mitarbeiter gibt. Ausdrücklich lobte er die guten Deutschkenntnisse und meinte, dass viele Menschen, die schon länger in Deutschland lebten, die Sprache weniger gut beherrschen würden.

Keita ist momentan der einzige Asylbewerber, der im Unternehmen beschäftigt ist. Um seine Schulausbildung, die immer abends stattfindet, zu gewährleisten, hat das Unternehmen die Arbeitszeit für Keita flexibel gestaltet. Herr Dicks informierte, dass die Nachtschicht die erste halbe Stunde von einem Kollegen allein bestritten wird, weil Keita wegen der Abendschule, Fahrt mit Bahn und Fahrrad, nicht früher im Werk sein kann. Mittagschicht muss der Guineer aufgrund der Schule gar nicht nicht machen.

An diesem Beispiel wird deutlich, dass auch Unternehmen bei der Integration eine wichtige Rolle spielen können, auch wenn hier und da etwas flexibel verfahren werden muss. Ein Gewinn ist es zweifelsohne, auch wenn der sich nicht sofort in den Bilanzen wiederfindet. Die Politik sollte Firmen, die bereit sind, Asylbewerbern eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu geben, deshalb eher unterstützen, statt neue bürokratische Hürden zu errichten.

Jeder Asylbewerber, der willens und in der Lage ist, sich eine neue Existenz aufzubauen, der die Sprache lernt, sich früh in der Gesellschaft integriert, einen Arbeitsplatz hat, der es ihm ermöglicht, eine Wohnung zu mieten, sollte auch bleiben dürfen. Diese Menschen verbrauchen keine Steuergelder, sie zahlen in die Sozialsysteme ein und verändern das demografische Verhältnis positiv.

Es ist eine Sache der Humanität, wenn wir Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen bei uns geschützt aufnehmen, sie versorgen und hoffen, dass die Fluchtursachen irgendwann nicht mehr bestehen und sie zurück in ihre Länder gehen. Es ist aber auch menschlich, dass wir Immigranten, die vor Armut, Zwangsdiensten in Armeen und ähnlichem fliehen und für immer bleiben wollen, eine Chance geben und sie schnell in Arbeit bringen. Wer allerdings kommt, um so lange wie möglich untätig das soziale Netz zu genießen und straffällig wird, der sollte auch konsequent verfolgt werden.

Würden sich mehr Bürger so um die Integration bemühen, wie das seit fast zwei Jahren in Kevelaer geschieht, dann gäbe es sicherlich mehr gelungene "Fälle" wie der von Keita.