Gefährliche Befindlichkeiten – Indonesien als warnendes Beispiel für Europa

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Uka
Uka

Uka ist in Indonesien geboren und lebt derzeit in Deutschland. Sie definiert sich selbst als säkular-liberal und setzt sich aktiv für die Menschenrechte und persönliche Freiheit ein. Für die Säkulare Flüchtlingshilfe hat sie einen Gastbeitrag geschrieben.

Vor einigen Monaten sah sich Frankreich mit dem entsetzlich barbarischen Mord an dem Lehrer Samuel Paty konfrontiert. Dieser hatte versucht, anhand bekannter Mohammed-Karikaturen bei Schülern eine Diskussion zum Thema Meinungsfreiheit anzuregen. Er bezahlte hierfür mit seinem Leben.

Das besonders Traurige hierbei war neben der menschlichen Tragödie die Reaktion der englischen und deutschen Medien. Sie positionierten sich nicht deutlich genug und standen Frankreich nicht bei, als Emmanuel Macron klare Worte fand und hierfür in der islamischen Welt nur Hass erntete. Dies ist bedauerlich.

Die Tatsache, dass es bei keiner anderen Religion eine solche Bereitschaft zur Gewalt gibt, beweist, dass es hier ein Problem gibt, das klar benannt werden muss. Es ist ein klares Problem, wenn sich islamische Organisationen weltweit nicht klar von solchen Taten distanzieren, auch wenn der Koran sagt, dass wir das Bild Mohammeds nicht zeichnen dürfen.

Mit Terroraktionen wie in Frankreich sollen auch Nicht-Muslime gezwungen werden, den Regeln des Korans zu folgen. Dies kann nicht hingenommen werden. Hier muss sich die Politik klar positionieren und geschlossen gegen diesen Terror auftreten. Hierzu gehört auch eine kritische Auseinandersetzung mit islamistischen Organisationen in Europa, die diese Ideen in die Köpfe hier lebender junger Menschen pflanzen.

Die Tatsache, dass einige Menschen in Europa die Empörung der Islamisten über die Karikaturen verteidigen und die klare Aussage Macrons, in der er die laizistischen Werte über religiöse Dogmen setzt, als problematisch erachten, ist beunruhigend. Es zeigt, dass eine große Anzahl von Menschen nicht zwischen Hassrede und Religionskritik unterscheiden kann. Wir sollten uns daran erinnern, dass für viele Muslime Macrons Verteidigung des Säkularismus ein schlimmerer Affront ist als das, was Donald Trump jemals getan hat. Jedes logisch denkende Individuum sollte jedoch verstehen, dass dies nicht der Fall ist. Nur weil eine große Anzahl von Menschen beleidigt ist, bedeutet das nicht, dass es sich bei einer Aussage um Hassrede handelt.

Ein Gesetz, das auf Gefühlen basiert, ist eine Quelle des Unheils, egal ob es sich um ein Blasphemiegesetz oder ein reguläres Hatespeech-Gesetz handelt. Dadurch muss sich dann der Staat mit unsinnigen Berichten von Befindlichkeiten auseinandersetzen und verliert klar messbare Standards für ein gutes Zusammenleben in einer diversifizierten Gesellschaft aus dem Auge.

In meiner Heimat Indonesien lässt sich sehr deutlich beobachten, wie eine diverse und tolerante Kultur sich von islamistischen Gruppierungen mit eben diesen Mitteln in kurzer Zeit in eine paranoide und unfreie Gesellschaft unter islamischem Dogma verwandelt hat.

So wurde beispielsweise der beliebte christliche Gouverneur von Jakarta, Ahok, ins Gefängnis gesteckt, weil er sagte: "Lasst euch nicht von Leuten in die Irre führen, die den Koran benutzen." Auslöser dieser Aussage war die Behauptung islamistischer Gruppen, dass sich Muslime nicht von Christen regieren lassen dürften, als sie merkten, dass sie gegen ihn im Wahlkampf keine Chance hatten. Hier werden Andersgläubige durch den totalen Machtanspruch der Islamisten durch die Berufung auf eine religiöse Doktrin aus öffentlichen Ämtern gedrängt. Ein gleichberechtigtes und friedliches Zusammenleben wird hiermit verunmöglicht.

In einem anderen Fall beschwerte sich eine buddhistische Frau über den Gebetsruf in der Moschee. Sie wurde von einem muslimischen Mob angegriffen und ein buddhistischer Tempel wurde angezündet. Die Leute, die den Tempel angezündet haben, bekamen zwei Monate Gefängnis, während die Buddhistin zwei Jahre Haft bekam.

Aber auch Muslime leiden unter der rigiden Kontrolle von Islamisten. So wurde ein Muslim bei der Polizei angezeigt, weil er behauptete, von Mohammed im Traum besucht worden zu sein. Man muss sich einmal vorstellen, dass man ins Gefängnis kommen kann für etwas, das außerhalb menschlicher Kontrolle liegt, wie zum Beispiel Träume.

Einige Leute unterstützen das Blasphemiegesetz im Namen des gegenseitigen Respekts und der religiösen Harmonie, aber zu welchem Preis? Den Christen in Aceh, der einzigen Provinz in Indonesien, in der die Scharia gilt, wurde die Weihnachtsfeier im Namen der "Wahrung der religiösen Harmonie" verboten. Im Namen der Bewahrung der friedlichen Koexistenz mit Menschen, die nicht beschwichtigt werden können, stehen Freiheit und Menschenrechte auf dem Spiel.

Wenn eine Nation ein Gesetz einführt, um die Gefühle einiger, bevorzugter Menschen zu schützen, muss es zwangsläufig zu einer Ungerechtigkeit kommen. Die westlichen Länder sind in Bezug auf die Menschenrechte anderen Regionen so weit voraus, dass es scheint, als hätten viele nicht verstanden, dass das Recht von Minderheiten von der freien Meinungsäußerung abhängt. Mit all den Verletzungen der Gefühle, die jeder von Zeit zu Zeit dafür ertragen muss. Das ist der Preis der Freiheit.

Der Gastbeitrag erschien zuerst auf der Website der Säkularen Flüchtlingshilfe.

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