Die Debatte um die neue Islamismus-Strategie der Bundesregierung zeigt, wie schnell inhaltliche Kritik an Islamismus als angebliche "Muslimfeindlichkeit" umgedeutet wird. Lamya Kaddors Angriff auf Experten und Reform-Muslime ersetzt inhaltliche Argumente durch pauschale Empörungsrhetorik.
Güner Balci hat im Sommer ein neues Buch vorgelegt. Wie zu erwarten ist es schnell in den Bestsellerlisten auf die vorderen Plätze gerückt. Und das zu Recht. Das Buch "Heimatland – Zähne zeigen gegen die Feinde der Demokratie" ist nicht nur ihr bisher persönlichstes Buch; es ist vor allem Warnung und Aufforderung, gegen den erstarkenden Politischen Islam anzutreten.
Ein neuer Bericht der Dokumentationsstelle Politischer Islam (DPI) für Österreich dokumentiert ein Erstarken islamistischer Kräfte, die die weltpolitische Lage um den Konflikt Israel-Palästina zu instrumentalisieren wissen. Die Ablehnung von Gleichberechtigung der Geschlechter als "westliche" Dekadenz und negative Einstellungen gegenüber der Mehrheitsgesellschaft sowie ihren Werten und Gesetzen werden aktiv gefördert und religiös-extremistische Propaganda auch an Jugendliche adressiert. Besonders auffällig ist eine über den Nahostkonflikt vermittelte Annäherung islamistischer an linke antiimperialistische Akteure.
2.000 hätten es werden sollen, nur knapp 600 kamen: Viel weniger Teilnehmer als erwartet beteiligten sich Mitte Juli in Hamburg an einer Demonstration für die Wiedereröffnung des als "Blaue Moschee" bekannten Islamischen Zentrums Hamburg (IZH). Ein Jahr zuvor hatte die damalige Bundesinnenministerin Nancy Faeser das IZH mit der Begründung verboten, es sei eine extremistische Organisation des Islamismus, die verfassungsfeindliche Ziele verfolge.
Über das Agieren der Muslimbruderschaft und ihrer Netzwerke fehlt es nicht unbedingt an gesichertem Wissen. Florence Bergeaud-Blackler löste mit einem Buch in Frankreich dazu eine heftige Kontroverse aus. Jetzt liegt auch eine deutschsprachige Ausgabe vor: "Kalifat nach Plan. Frérismus und seine Netzwerke in Europa".
Ein Jahr nach dem Verbot des Islamischen Zentrums Hamburg (IZH) zogen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Zivilgesellschaft und Religionsgemeinschaften in einer öffentlichen Veranstaltung des Arbeitskreises Politischer Islam (AK Polis) eine erste Bilanz. Im Mittelpunkt standen die Hintergründe des Verbots, mögliche Auswirkungen auf islamistische Netzwerke in Deutschland sowie der Umgang mit legalistischem Islamismus. Dabei wurden auch kritische Fragen zur Rolle des Staatsvertrags mit islamischen Verbänden und zu langfristigen integrationspolitischen Zielen diskutiert. Die Veranstaltung zeigte, wie komplex die Balance zwischen religiöser Freiheit und staatlicher Sicherheit bleibt.
Für einen CDU-Politiker ist es ein ungewöhnlicher Vorstoß: Friedrich Merz hat sich bei einem Besuch der Medizinischen Hochschule Hannover öffentlich für eine strikte Trennung von Staat und Religion an deutschen Hochschulen ausgesprochen. Ein grundsätzlich begrüßenswertes Anliegen – wäre seine Kritik nicht so einseitig: Merz nahm ausschließlich muslimische Studierende ins Visier und schwieg auffällig zu christlichen Einflüssen auf den akademischen Betrieb.
Im Mai 2025 fand die kontroverse "Islamwoche" an der Christian-Albrechts-Universität (CAU) in Kiel statt. Die von der Islamischen Hochschulgruppe Kiel (IHG) organisierte Veranstaltung löste Kritik wegen Vorgaben zur Geschlechtertrennung und des Auftritts eines dem Salafismus zugeordneten Redners aus. Die Universität distanzierte sich von den Inhalten und entzog der IHG daraufhin die Nutzungsrechte für Räume und Infrastruktur, während politische Akteure eine schnelle Aufklärung und Konsequenzen forderten.
Der SPD-Arbeitskreis Säkularität und Humanismus (AKSH) fordert die Wiedereinsetzung des "Expertenkreis Politischer Islamismus". Für Lale Akgün, Mitglied im Vorstand des AKSH und ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete, braucht es eine dauerhafte Beschäftigung mit dem Islamismus.
Klagen in Nordrhein-Westfalen, in Rheinland-Pfalz und in Berlin: Die Gerichtsverfahren häufen sich. Prozesse um die Frage, ob Musliminnen erlaubt werden soll, auch während des Autofahrens einen Niqab zu tragen – einen dunklen Stoff, der Kopf, Hals und Oberkörper undurchsichtig bedeckt. Nur ein wenige Zentimeter breiter horizontaler Sehschlitz für die Augen bleibt dabei frei. Wie die Prozesse entschieden werden und wer als Treiber dahinter steckt – ein Überblick.
"Die deutsche Islampolitik ist weitgehend gescheitert, denn sie hat Integration behindert und Extremisten gestärkt", sagen Lale Akgün (SPD) und Ali Ertan Toprak (CDU). Mit dem prominent besetzten "Arbeitskreis Politischer Islam" (AK Polis), der heute erstmals an die Öffentlichkeit gegangen ist, fordern sie unter anderem die Auflösung der "Deutschen Islamkonferenz".
Die Meinungsfreiheit ist in islamischen Staaten kein hohes Gut. Wer politische Machthaber oder religiöse Strukturen im Iran, in Ägypten oder in Saudi-Arabien kritisiert, muss mit schweren Konsequenzen rechnen, von langjährigen Haftstrafen bis hin zur Todesstrafe. Besonders Schriftsteller und Intellektuelle sind ein Dorn im Auge repressiver Regime, die sich vor allem vor der Macht des geschriebenen Wortes fürchten. Ein aktuelles und erschreckendes Beispiel liefert Algerien.
Der Zentralrat der Konfessionsfreien übt scharfe Kritik an der Eröffnung des Neubaus des Zentrums für Islamische Theologie (Zith) an der Universität Tübingen. Der 23 Millionen Euro teure Neubau wurde aus allgemeinen Steuergeldern finanziert und am 14. November von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann eingeweiht.
Der Film "Amal" erzählt die Geschichte einer Lehrerin in Belgien, die sich beim Versuch, ihren Schülern etwas über Toleranz beizubringen, in einen Glaubenskrieg mit radikalen Muslimen verstrickt.
Am vergangenen Samstag fand vor dem Bundeskanzleramt in Berlin eine Kundgebung statt, gegen eine Demonstration gegen das Verbot des Islamischen Zentrums Hamburg (IZH). Die OrganisatorInnen zeigten sich zufrieden: "Das IZH-Regime wurde durch die Gegendemonstration sicherlich hart getroffen", ist man überzeugt.