Philipp Ruch vom Aktionskünstler-Kollektiv "Zentrum für politische Schönheit" sollte eigentlich auf einer Veranstaltung der Bundeszentrale für politische Bildung auftreten. Doch nun kam eine Absage – auf Anweisung des Innenministeriums.
Eingeladen wurde Philipp Ruch zu einer Veranstaltung unter dem Titel "Was uns bewegt. Emotionen in Politik und Gesellschaft" beim Bundeskongress der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Doch nach einer Intervention des Bundesinnnenministeriums wurde der Aktionskünstler, der sich als "aggressiver Humanist" versteht, wieder ausgeladen. Grund sei ein laufendes Verfahren, wie es in dem Ausladungsschreiben des bpb heißt: "Als staatliche Behörde gilt es für uns zu vermeiden, unmittelbar oder auch möglicherweise mittelbar auf ein laufendes Verfahren einzuwirken." Ruch dementierte gegenüber dem Stern: "Gegen mich läuft aktuell kein Verfahren vor Gericht." Ein Auftrittsverbot sei eine unzulässige Zensur und "einer Demokratie nicht würdig."
Eleonore Petermann, Sprecherin des Bundesinnenministeriums (BMI), verteidigte die Entscheidung bei einer Pressekonferenz in Berlin: Eine Einladung an Philipp Ruch könne als "staatlich finanzierte Legitimierung" der umstrittenen Aktionen des Zentrums für politische Schönheit missverstanden werden. Petermann verwies konkret auf die jüngste Aktion "Soko Chemnitz", bei der mit Fotos und Steckbriefen nach Teilnehmern einer rechtsextremen Demonstration gefahndet wurde.
Protest gegen das Auftrittsverbot
Mehrere SPD-Politiker, darunter Kuratoriumsmitglieder des bpb, protestieren gegen die Ausladung Ruchs. Wie der Stern berichtet, forderten sie in einem Schreiben an Innenminister Horst Seehofer, dass Ruch wieder eingeladen wird. Eine Diskussionsverweigerung sei in politisierten Zeiten nicht hinnehmbar.
Auch Grüne, Linke und FDP kritisierten das Vorgehen des Innenministeriums. Allein die AfD begrüßte auf Nachfrage ein Auftrittsverbot, das laut Zentrum für politische Schönheit gegen die Unschuldsvermutung verstoße.
8 Kommentare
Kommentare
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Mir fällt schon lange auf, das Kommentare auf verschiedensten Websites nicht mehr veröffentlicht, gekürzt oder abgewiesen werden. Demokratie und freie Meinungsäußerung sind stark gefährdet oder schon ganz gekappt.
Kay Krause am Permanenter Link
Bürger sei ruhig, Bürger sei brav,
trink dein Bier, lies BILD und schlaf!
Bist du aufmüpfig?
willst du revoluzzen?
weg wird dich der Wasserwerfer putzen!
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Wenn die eigenartigen Politiker, die geistig zurückgebliebenen Theologen und die unverständliche Justiz nicht wäre, Deutschland könnte mit seiner imponierenden Landschaft das Paradies sein.
Auch kein Gott oder Sohnemann. Amen!
Wolfgang von Sulecki am Permanenter Link
Geben Sie doch einmal ein Beispiel für einen solchen 'abgewiesenen' Kommentar, wichtig wäre bestimmt auch WO dieser abgewiesen wurde und auf welchen Ausgangsartikel er sich bezog. Danke.
mgs am Permanenter Link
Die Beispiele sind in der Tat sehr interessant, sie sind jedoch so umfangreich, dass ein mehrsemestriges Forschungsseminar mit vielen studentischen Hilfskräften alle Mühe hätte, sie aufzulisten.
Das Fazit, das jeder vorab wissen sollte: Die "Leserforen" sind nicht demokratisch. In ihnen findet sich nicht einmal das Leserbild gespiegelt, sondern sie unterliegen der Manipulation dogmatischer Zensorinnen, die eine nach ihrem Gusto gesiebte "Meinungsvielfalt" vorgaukeln.
Mein Favorit für ein derart verzerrtes Spiegelbild ist:
SPON, das online-Magazin.
Der Berliner Tagesspiegel ist gegenüber SPON fast liberal zu nennen.
Angemerkt, da man es denken könnte: nein, SPON zensiert nicht vordergründig "rechtslastige" Beiträge, da liest man einiges, sondern z. B. Hinweis auf die US-Politik versus Venezuela etc. pp.
Wolfgang von Sulecki am Permanenter Link
Es freut mich zu lesen, dass Sie (mgs) sich die Zeit genommen haben hier etwas *stellvertretend* zu schreiben, so kann man seine Zeit nutzen ....
Rüdiger Weida am Permanenter Link
Ich begrüße diese Entscheidung.
Dem Zentrum für politische Schönheit möchte ich die Umbenennung in Zentrum für kunstähnliche Diktatur vorschlagen.
Wolfgang von Sulecki am Permanenter Link
Was lernen wir daraus?
Der Innenminister ist in der falschen Partei, er sollte zur AfD wechseln.