Die Behörde, die in der Islamischen Republik Iran für das "Gebot des Rechts und das Verbot des Bösen" zuständig ist, reichte kürzlich eine Klage gegen den Eiscremehersteller Domino ein – wegen zwei Werbespots, die "gegen die guten Sitten verstoßen" und "die Werte von Frauen beleidigen". Damit das nicht noch einmal passiert, hat die iranische Regierung angekündigt, die Präsenz von Frauen in der Werbung gänzlich zu verbieten.
Werbeagenturen und Kunstschulen bekamen Post vom iranischen Kultusministerium. In dem Schreiben wurde verlautbart, dass die Präsenz von Frauen in der Werbung ab sofort verboten sei. Frauen in der Werbung würden gegen die "Hijab- und Keuschheitsregeln" verstoßen. Dem Schreiben zufolge basiere das Verbot auf den Gesetzen und Vorschriften des Landes zur kommerziellen Werbung, die jeden "instrumentellen Einsatz" von Frauen, Männern und Kindern verbieten. Das Verbot sei laut iranischer Behörde schon immer in Kraft gewesen. Die Auslegung des "instrumentellen Einsatzes" variiert allerdings je nach politischen und religiösen Neigungen der jeweiligen Präsidialverwaltungen.
Schändlich: Frau beißt genüsslich in Eis
In einer Eiscreme-Werbung sehen die iranischen Sittenwächter den "instrumentellen Einsatz" einer Frau gegeben. In einer "Nahaufnahme" wird gezeigt, wie eine iranische Frau genüsslich in das mit Schokolade überzogene Dessert beißt.
Die Behörde, die im Iran für das "Gebot des Rechts und das Verbot des Bösen" zuständig ist, reichte Klage gegen den Eiscremehersteller ein. Dieser und ein zweiter Werbespot würden "gegen die guten Sitten verstoßen" und "die Werte von Frauen beleidigen".
Die ganze Kontroverse um die Werbespots findet vor dem Hintergrund einer gespaltenen Gesellschaft statt. Während sich viele iranische Frauen der Sittenpolizei anschließen und ihre Geschlechtgenossinnen ermahnen, sich züchtig zu kleiden und die Hijab-Regeln zu befolgen, haben im Juli Tausende von iranischen Frauen Fotos von sich ohne Schleier in den Sozialen Medien gepostet.
Die wirtschaftliche Situation im Iran ist katastrophal. Die Regierung konzentriert sich jedoch lieber auf Repressionen gegen Künstler*innen und auf die Verschärfung der Sittenregeln für Frauen.