US-Behörden ermitteln

Kleinkind stirbt bei Exorzismus

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Goya: Der Heilige Franziskus Borgia führt einen Exorzismus durch (etwa 1788) (Ausschnitt)
Goya: Der Heilige Franziskus Borgia führt einen Exorzismus durch

Weil ihr Kind bei einem Exorzismus verstorben ist, wird derzeit gegen eine Mutter in der kalifornischen Stadt San Jose ermittelt. Wie die Tageszeitung San Jose Mercury News berichtet, ist die dreijährige Arely Naomi Proctor im Verlauf des zweistündigen Rituals erstickt.

Der Vorfall habe sich demnach bereits im Herbst vergangenen Jahres ereignet. Die Mutter Claudia Hernandez wurde im Februar verhaftet und sieht sich nun Ermittlungen wegen Körperverletzung mit Todesfolge gegenüber. Den Akten zufolge hatte die Frau ihr Kind für besessen gehalten, weil es zeitweise weinend oder schreiend aufgewacht sei.

Als Schauplatz des tödlichen Dramas gilt die Kirche "Iglesia Apostoles y Profetas", Zentrum einer Pfingstgemeinde, der mehrheitlich Gläubige aus Mexiko und El Salvador angehören. Wie Kirchenführer gegenüber der Zeitung einräumten, hatten Kirchenleute an der kleinen Arely ein Ritual vollzogen, um es von "bösen Geistern zu befreien". Der Todesfall sei nach Ansicht des verantwortlichen Priesters, Rene Huezo, nicht auf den Exorzismus zurückzuführen, sondern auf den Willen des Allmächtigen. Huezo, der auch Großvater des verstorbenen Mädchens ist, sagte der San Jose Mercury News: "Der Priester ist wie ein Werkzeug Gottes; wir tun, was Gott sagt."

Gegenüber den Medien verweigerte er genauere Angaben über den Ablauf des Exorzismus. Arely sei schlafend in die Kirche gebracht worden und habe die gesamte Zeremonie ohne Geschrei oder andere Anzeichen von Leid über sich ergehen lassen. Im Verlauf des zweistündigen Rituals soll Huezo das Mädchen zusammen mit seinem Onkel festgehalten haben. Im Zentrum der Ermittlungen stehen jedoch nicht die beiden Männer, sondern die Mutter. Diese hat nach Angaben der Gerichtsmediziner von Santa Clara während des Exorzismus dem Kind jegliche Nahrung verweigert und physischen Druck auf den Hals ausgeübt. Erst eine bis zwei Stunden, nachdem Arely verstorben war, habe sie die Notrufnummer 911 gewählt, heißt es in den Akten.

Die Durchführung von Teufelsaustreibungen durch die Iglesia Apostoles y Profetas befremdet offenbar selbst andere Kirchenleute. Rafael Escobar, der eine Schwestergemeinde in der benachbarten Stadt Reseda leitet, äußerte sich bestürzt über den Vorfall. Er wies darauf hin, dass die Gemeinde in San Jose nicht mehr seinem Kirchenverbund angehöre, und bezeichnete den dortigen Umgang mit Exorzismen als "dunkle Praktik".

Auch Timothy Wadkins, Professor für Theologie am Canisius College, schätzt den Fall als extrem ein. Zwar sei der fundamentalistische Zweig der Pfingstbewegung für den Glauben an Teufelsbesessenheit bekannt und Fasten gelte gemeinhin als Bestandteil des Rituals. Einen Exorzismus an einem dreijährigen Kind durchzuführen, bezeichnete er jedoch als außergewöhnlich.

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