Mahmudul Haque Munshi im Vorstand der Säkularen Flüchtlingshilfe

mahmudul_haque_munshi_in_nepal2.jpg

Mahmudul Haque Munshi
Mahmudul Haque Munshi

Am 23. Mai 2020 wurde Mahmudul Haque Munshi auf der Mitgliederversammlung der Säkularen Flüchtlingshilfe e. V. einstimmig neu in den Vorstand gewählt. Munshi war im Herbst 2015 nach Deutschland geflohen, nachdem er als religionsfreier und islamkritischer Blogger in Bangladesch bedroht wurde und Mordanschläge überlebt hatte, jedoch mehrere seiner Freunde verlor, die auf offener Straße mit Macheten zu Tode gehackt wurden. Der Vereinsvorstand besteht nun aus Rana Ahmad, Mahmudul Haque Munshi und Stefan Paintner. Der gemeinnützige Verein ist somit eine Migrantenselbstorganisation (MSO).

Mahmudul Haque Munshi gehört seit längerem zu dem Kreis der Mitglieder und Unterstützer des Vereins der Säkularen Flüchtlingshilfe und sagt zu seinem Engagement: "Ich will anderen etwas von der Unterstützung zurückgeben, die ich selbst erfahren durfte." Neben der Säkularen Flüchtlingshilfe nennt er in Dankbarkeit auch die Unterstützung in schwierigen Zeiten durch Reporter ohne Grenzen, Heinrich-Böll-Stiftung, Center for Inquiry und Amnesty International.

Munshi kam 1987 in Jessore im Westen Bangladeschs zur Welt und war einer der Hauptaktivisten der 2013 entstandenen säkularen Shabag-Bewegung, die Gerechtigkeit für Kriegsverbrechen durch islamische Parteien forderte. Zehntausende gingen damals für diese Forderung auf die Straße. Kurz darauf starteten islamische Parteien und Organisationen jedoch einen Propaganda-Feldzug gegen die Blogger und säkularen Aktivisten der Shabag-Bewegung. Dies führte dazu, dass seit 2013 säkulare Blogger in Bangladesch auf offener Straße mit Macheten zu Tode gehackt wurden – darunter mehrere Freunde von Munshi. Auch er erhielt mehrfach Morddrohungen. 2015 floh er dann zusammen mit seiner Frau, die in Bangladesch für das Kinderhilfswerk Terre des Hommes gearbeitet hatte, nach Deutschland. Der hpd berichtete 2016 über ihn in dem Beitrag "Es war ein Albtraum".

Zur Arbeit der Flüchtlingshilfe sagt Munshi: "Die Säkulare Flüchtlingshilfe in Deutschland ist wie eine zweite Familie für religiös Verfolgte. Wir kümmern uns um den Schutz der bedrohten Menschen, beschaffen sichere Wohnungen, denn selbst wenn man es nach Deutschland geschafft hat, endet für viele die Verfolgung durch muslimische Fanatiker und Clans noch nicht – in den Erstaufnahmeeinrichtungen, aber auch im Alltag. Die deutsche Politik verschließt davor leider noch oftmals die Augen."

Die Deutsche Welle zitiert ihn in dem Beitrag "Atheismus ist lebensgefährlich" mit der Aussage: "Neulich habe ich auf meiner Facebook-Seite an einem einzigen Tag 4.500 Todesdrohungen bekommen." Sein Name steht auf einer "Global Hit List", auf der die Namen von geflüchteten Bengalen im Ausland verzeichnet sind, die umgebracht werden sollen. Er lebt mit seiner Familie an unbestimmtem Ort in Deutschland.

Bedroht wird Munshi unter anderem von Anhängern des Islamischen Staates (IS), der Al-Qaida auf dem indischen Subkontinent (AQIS), Jamaat-e-Islami und dem bengalischen Ansarullah Bangla Team (ABT). In der Times of India sagte er, dass er als Blogger und säkularer Aktivist zwar auf der Mordliste von Islamisten stehe und Bangladesch verlasse, aber niemals Schweigen werde, da dies den Sieg der Fundamentalisten bedeute.

Die FAZ beschrieb, wie Blogger und Aktivisten in Bangladesch ins Visier der Islamisten geraten. Die Regierung beschütze sie nicht – sondern bezichtige die Opfer, den Islam zu verunglimpfen. Es sei ein "banges Warten auf den nächsten Mord". Den Islamisten geht es um die Abschaffung der Demokratie und die Einführung eines islamischen Staates unter der Scharia.

Daher will sich Munshi als Vorstand dafür einsetzen, dass sich die Situation der Menschenrechte in Bangladesch verbessert, wie auch in den anderen Ländern, aus denen Vereinsmitglieder und Betroffene vor religiöser Verfolgung geflohen sind und weiterhin fliehen müssen, zum Beispiel aus Afghanistan, Iran, Irak, Saudi-Arabien und Mauretanien.

Die deutsche Politik könne ihren Einfluss stärker als bisher nutzen, findet er. Von den deutschen Ministerien und den Beauftragten der Bundesregierung für Menschenrechte und Religionsfreiheit höre man einiges zu der Verfolgung von christlichen Menschen durch Islamisten, was unbestritten ein wichtiges Thema sei, aber kaum etwas zu der Verfolgung von religionsfreien Menschen durch Islamisten. Er findet es ungerecht, dass in Reden und Berichten der Regierung die Theistenverfolgung weitaus öfter und deutlicher zur Sprache kommt als Atheistenverfolgung. Gerade in einem säkularen Staat wie Deutschland wundere ihn diese Ungleichbehandlung. "Alle sind doch Menschen und haben die gleichen Rechte, unabhängig davon, ob der einzelne Mensch religiös ist oder nicht", sagt Munshi.

An die Politik will er als Vorstand die Forderungen herantragen, die der Verein kürzlich aufgestellt hat. Dabei geht es um wirksamen Schutz in Deutschland, aber auch um bessere Außen- und Entwicklungspolitik mit Staaten, in denen Menschenrechte verletzt werden. Kontakte des Vereins auf Arbeitsebene bestehen bereits mit einigen Behörden und Ministerien. Auf hochrangiger Ebene habe jüngst mit der Integrationsstaatssekretärin Serap Güler in NRW ein erstes, gutes Gespräch des Vereins stattgefunden. Sie sei sehr konstruktiv und offen gewesen. Auf offene Türen hofft der Verein auch in anderen Bundesländern und in der Bundesregierung beim Außenministerium und Entwicklungsministerium, beim Religionsfreiheitsbeauftragten Markus Grübel und der Menschenrechtsbeauftragten Bärbel Kofler. Munshi: "Es ist wichtig, dass Deutschland in der Menschenrechtspolitik Rückgrat zeigt. Die Stimme Deutschlands wird gehört. Insbesondere wenn Deutschland viel Entwicklungshilfe an Länder wie Bangladesch und Mauretanien zahlt, wo starke religiöse Unterdrückung stattfindet und Menschen wie ich fliehen müssen. Gerade dort sollte es im eigenen, langfristigen Interesse Deutschlands sein, sich nicht wegzuducken und zu schweigen. Denn sonst stärkt Deutschland die religiösen Fundamentalisten, die auf die Abschaffung der Demokratie und die Verbreitung der Scharia setzen und nicht uns, die wir als säkulare Demokraten für Meinungsfreiheit und universelle Menschenrechte eintreten." (lbn)

Unterstützen Sie uns bei Steady!