Was haben Blockchain mit Humanismus zu tun? Kann Datenschutz und Anonymität ein Menschenrecht sein? Und wie gefährlich ist das Maas’sche Netzwerkdurchsuchungsgesetz? Diese und viele andere Fragen wurden am vergangenen Wochenende bei einem Workshop diskutiert, zu dem der hpd und die Giordano Bruno Stiftung (gbs) eingeladen hatten.
Man mag vermuten, dass IT, Datenschutz und Netzwerksicherheit nur wenig mit dem evolutionären Humanismus gemein haben. Doch am Ende des zweitägigen Workshops war den Teilnehmern klar: Es gibt viel Diskussionsbedarf und noch viel mehr zu tun, um heute und in der Zukunft eine humanistische Nutzung der (teilweise noch unvorhersehbaren) technischen Möglichkeiten zu ermöglichen.
Peder Iblher, der bereits an der Organisation der "Buskampagne" beteiligt war, war maßgeblich für die Planung und Durchführung des Workshops: Er moderierte die Veranstaltung an beiden Tagen. In einem ersten Statement fasst er zusammen: "Vor allem die Qualität der Diskussion hat mich beeindruckt. Es war einfach genial, sich mal nicht gegenseitig über grundlegende Konzepte und Ansichten zu belehren, sondern von dort aus weiter denken zu können. Und die Wissenslücken die da waren, wurden schnell und uneitel benannt und behoben."
Ziel des Workshops war es, Grundlagen für ein Paper zu erstellen, das der gbs die Möglichkeit gibt, sich zu Fragen der IT-Nutzung zu positionieren. Denn mit dem Aufkommen von KI (Künstlicher Intelligenz), Blockchain, digitaler Stadtplanung, autonomen Autos und all der noch nicht gedachten Möglichkeiten ist eine neue Ethik vonnöten. In Arbeitsgruppen wurde theoretisch und an sehr praktischen Beispielen darum gerungen, Lösungen und Ideen dazu zu erarbeiten.
Im Einführungsvortrag erklärte "athmatrix", der unter anderem die Server von gbs und hpd betreut, weshalb sich Humanisten für IT-Technik und deren Folgen befassen müssen. Nicolai Sprekels berichtete, wie überraschend groß der kulturelle Einfluss auf das Bedürfnis der Menschen ist, ihre Daten zu schützen. Am Beispiel Südkoreas zeigte er, dass in anderen Ländern eine Totalüberwachung als nicht problematisch angesehen wird. Dr. Tobias Knobloch von der Stiftung Neue Verantwortung erklärte Algorithmen und weshalb man diese nicht per se verdammen sollte, sondern wie sie transparent gestaltet nutzbar sind. Für die Integrata-Stiftung referierte Michael Mörike über "Künstliche Intelligenz, Chancen und Risiken" sowie eine neue Ethik. Leon Kaiser von netzpolitik.org zeigte Beispiele für "smarte Städte".
"Als Ergebnis", so Peder Iblher, "gab es eine Reihe klarer Aussagen, die sich in ein Thesenpapier fassen lassen, das im Nachgang fertiggestellt werden soll." Manche Dinge sind dabei eher theoretisch und philosophisch. Andere, wie die Auswahl einer geeigneten Kommunikationssoftware für die gbs oder andere, auf Anonymität bedachte NGOs, waren sehr konkret. So wurde die seit einem halben Jahr getestete Software "Matrix" vorgestellt, mit der die Kommunikation innerhalb der gbs und des hpd gesichert werden soll.
Dieser erste Workshop war ein Anfang. Denn schon am Abend des ersten Tages wurde deutlich: Man hätte zu jedem Thema, das in den Arbeitsgruppen diskutiert wurde, einen eigenen Workshop machen können. Doch es ist Peder Iblher zuzustimmen, der schrieb: "Durch gute Vorbereitung, Gesprächskultur und geballten Sachverstand haben wir es wirklich geschafft, die vielen Themen einigermaßen in den Griff zu bekommen."