Kolumne: Sitte & Anstand

Ein paar Bier zu viel: Corona-Quengler versuchen Parteigründung

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Kinder, ab ins Bett! Wenn der Spruch kommt, ist ja gern mal was los. Da wird gezappelt und gemault und geblökt, und wenn die Kinder vorher ein, zwei Stunden Zeit hatten, sich spielend in andere Welten wegzuspacen, kann es auch sein, dass die da gar nicht drauf eingehen. Weil sie nämlich ein Wundermittel gefunden haben.

Daran musste man jetzt bei diesem Aufregermitschnitt auf YouTube denken: In einer Bar in Berlin-Prenzlauer Berg haben sich trotz Corona-Auflagen zwei, drei Dutzend Menschen versammelt, erwachsene Menschen, rein äußerlich erst mal. Sie wollen quatschen, wollen Bier trinken. Dass irgendwann die Polizei kommt, darauf haben sie nur gewartet. Denn jetzt gehen sie in den Überspielt-und-übermüdet-Modus, den junge Eltern von ihrem Gemüse gut kennen: Nein, man gebe seinen Ausweis nicht dem Beamten! Dieser Kneipenabend sei eine Parteigründung und stehe daher unter dem besonderen Schutz des Grundgesetzes! Die Beamten der Berliner Polizei tragen das alles mit bewundernswerter Fassung.

In einem anderen Video erklärt einer der Wortführer, selber Anwalt, nicht ohne geräuschvoll auf einem Lolli rumzuschmatzen: Nur das Bundesverfassungsgericht könne ein Verbot aussprechen – wobei er die Auflösung eines Kneipenabends mit einem Parteiverbot gleichzusetzen scheint, hmnaja, knapp daneben. Die Versammelten sind alle ganz stolz auf die tolle Idee. "Mama, ich habe aber die Finger gekreuzt, dann muss ich nicht Zähne putzen. Und unsichtbar bin ich auch!" Der Partei haben sie den Namen "Team Freiheit" umgehängt, auch das fanden sie lustig, und es hat sie nicht gekümmert, ob es den Namen schon anderswo gibt.

Puh, Kinder, was läuft nur falsch bei euch? Eine der Anwesenden ist Hutmacherin, soll aber auch Anwältin sein, sie nennt sich je nach Bedarf "Rike Feurstein", dann "Viviane Fischer", die GbR ihres Ladens hinwiederum läuft auf "Ulrike Fischer". Sie, Spängchen im Haar und gern im Girlylook, hat offensichtlich ihren Spaß an allem, an der Aufmerksamkeit, an der Illusion eigener Schlauheit, an der tollen Vorstellung, dass man einfach so weitermachen kann wie immer, dass man die aktuelle Lage einfach mal wegignoriert, weil man eben keine Lust hat auf diese doofe Pandemie! Was in den Videos anklingt: Man macht sich um den Einzelhandel sorgen. Jedes Restaurant, jedes Geschäft soll seine eigene Parteigründung betreiben! Die könnten dann alle "Team Freiheit" heißen, hihihi! (Namensähnlichkeit mit einer anderen Partei ist übrigens bei einer Parteigründung eines der wenigen Dinge, die nicht zulässig sind.)

Wie es um den Huthandel der Rechtsanwältin steht, wissen wir nicht. Der Besitzer der Prenzlberger Bar hat jedenfalls schon verkündet, ihm sei nun der Mietvertrag gekündigt worden und er rechne mit einem Bußgeld bis zu 25.000 Euro.

Naja! Dafür hatten die Kids ihren Spaß, irgendwer wird da schon klar Schiff machen hinter denen, oder auch nicht, Ihr erfahrt das dann später, und jetzt aber ab mit Euch allen, hopplahopp!

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