Nachdem Muhammad Waris im ostpakistanischen Distrikt Nankana Sahib wegen Blasphemie-Vorwurfs festgenommen worden war, hatten sich hunderte wütende Menschen versammelt, die Polizei-Station gestürmt, den Verdächtigen daraus entführt, totgeschlagen und seinen Leichnam angezündet. Etwa 50 Tatverdächtige wurden verhaftet. Weitere Konsequenzen wurden angekündigt – jedoch nicht für die Anti-Blasphemie-Gesetzgebung, sondern für zwei Polizisten, die dem rasenden Mob keinen Einhalt geboten.
Nachdem er wegen vermeintlicher Blasphemie bereits von 2019 bis Mitte 2022 in Haft gewesen war, wurde Muhammad Waris im Februar 2023 erneut beschuldigt. Nach Angaben des Bezirkspolizisten Babar Sarfraz Alpa habe Waris Seiten des für muslimische Gläubige heiligen Buches Koran mit Bildern von sich, seiner Ehefrau und eines Messers versehen, herumgezeigt und umhergeworfen.
Nach seiner Festnahme und Unterbringung in der Polizeistation Warburton hatte sich ein wütender Mob aus hunderten Personen gebildet. Der Mob drang schließlich in die Polizeistation ein und entführte Muhammad Waris. Draußen schlugen sie ihn tot und zündeten seine Leiche an, bevor weitere Polizei zur Verstärkung kommen konnte.
Über 50 Verdächtige wurden im Anschluss an den Lynchmord festgenommen. In den Sozialen Medien verbreitete Videos dürften den Behörden bei den Ermittlungen helfen, wie bereits nach der Ermordung Priyantha Kumaras im Januar letzten Jahres.
Da die Anti-Blasphemie-Gesetze immer wieder benutzt werden, um unliebsame Mitmenschen, gern auch Angehörige religiöser Minderheiten, für vermeintliche Vergehen hinter Gitter oder gleich ins Grab zu bringen, zeigen Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch oder auch Amnesty International diese Gefahren auf und fordern eine Streichung der Gesetze.
Neben internationalen und nationalen Menschenrechtsorganisationen kritisierte auch Pakistans Premierminister Shehbaz Sharif den Lynchmord und forderte eine Untersuchung ein. Eine erste Konsequenz aus dem Mord gibt es bereits: Diese sieht jedoch keine Novelle des Strafgesetzbuches mit Löschung der Anti-Blasphemie-Gesetzgebung vor, sondern äußerte sich in der Suspendierung der Polizisten Nawaz Waraq und Feroz Bhatt, weil sie dem Mob keinen Einhalt geboten hatten.