Polen: Erzbischof für totales Abtreibungsverbot und gegen die "Regenbogenplage"

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Der Wawel in Krakau. Die Burg dient auch als Bischofssitz.
Der Wawel in Krakau

In Polen unterstützen Teile der katholischen Kirche nicht nur die PiS-Partei, sondern versuchen auch selbst die Politik in eine menschenverachtende Richtung zu drängen. Besonders laut ist dabei der Erzbischof von Krakau, Marek Jędraszewski, der verzweifelten Frauen nicht nur ein totales Abtreibungsverbot auferlegen will, sondern auch gegen Homosexuelle als vermeintliche Plage wettert.

Polen hat eines der härtesten Abtreibungsgesetze Europas. Es erlaubt die Beendigung einer Schwangerschaft nur, wenn eine medizinische Indikation vorliegt oder die Schwangerschaft das Ergebnis eines Verbrechens ist. Und selbst diese mageren Ausnahmen sind in Gefahr. Während Frauen aktuell bereits 1.000 Euro erhalten, wenn sie einen lebensunfähigen Fötus austragen, damit dieser noch getauft werden kann, könnte in Zukunft die Wahlmöglichkeit komplett wegfallen. Dies fordert auch Marek Jędraszewski, Erzbischof von Krakau, im Privatfernsehen, wie katholisch.de berichtete.

Nach dem letzten Vorstoß der rechten Regierungspartei Prawo i Sprawiedliwość, kurz PiS, wurde die Verschärfung des Abtreibungsverbotes noch durch die Proteste zehntausender Menschen abgewendet. Jedoch blieb die katholische Kirche nicht untätig in ihrem Versuch, die Ausrichtung der Landespolitik zu bestimmen.

Die Unterstützung der PiS-Partei geschieht nicht nur rhetorisch, sondern auch mit tatsächlicher Wahlkampfunterstützung. Die Revanche der Partei besteht nicht nur in finanzieller Unterstützung der Kirche, sondern auch in Übernahme ihrer Themen.

Für die Bevölkerung hat das dramatische Auswirkungen. So besteht nicht nur die Gefahr eines noch weiter einschränkenden Abtreibungsgesetzes, sondern die weitestgehende Übernahme einer katholischen Sexualmoral. Erst im Oktober stimmte die PiS-Partei Reuters zufolge noch für einen Gesetzesentwurf, der es verbieten solle, unter 15-Jährige zu sexuellen Handlungen aufzufordern. Was zunächst wie ein Schutz Minderjähriger klingt, könnte sich in das komplette Gegenteil entwickeln, wenn Unterricht zur sexuellen Aufklärung im Rahmen eines solchen Gesetzes als Aufforderung ausgelegt und damit verboten würde. Da Schulen keine Aufklärung betreiben und Jugendliche auf ein Familienleben vorbereiten sollen, bleibt die Aufklärung Freiwilligenorganisationen überlassen. Sollte der Gesetzesentwurf schließlich erlassen werden, wäre das besonders fatal in einem Land, in welchem eine Abtreibung kaum möglich ist.

Neben der Fortpflanzung ist Jędraszewski und anderen kirchlichen Würdenträgern auch die sexuelle Orientierung von nicht heterosexuellen Menschen ein Dorn im Auge. Wie NBC News berichtete, wetterte der Erzbischof gegen Homosexuelle als "Regenbogenplage" und verglich sie mit früheren kommunistischen Landesführern.

54 Prozent der Menschen in Polen stehen dem Erzbischof in der Hinsicht entgegen. Sie halten nichts von Intoleranz gegen Homosexuelle.

Besonders kritisch sehen jüngere Menschen Positionen und Agieren der katholischen Kirche in Polen. Der Kirche laufen die jungen Menschen davon. Dies geschieht, weil sie nicht mehr den Glauben teilen, von Missbrauchsskandalen erschüttert sind, aber auch die Einmischung der Kirche in die Politik satt haben und eine Trennung von Staat und Kirche fordern.