Vor zwei Jahren sorgte der "Hängemattenbischof" ("11 Jahre schonungslose Aufarbeitung der Missbrauchsfälle") vor dem Kölner Dom für internationale Schlagzeilen. Nun kehrt die Aktionsgruppe "11. Gebot" auf die Domplatte zurück: Mit dem "Zappel-Woelki" protestiert sie abermals gegen die Vertuschung des Missbrauchsskandals und für eine angemessene Entschädigung der Betroffenen.
Die Großskulptur des Düsseldorfer Wagenbauers Jacques Tilly zeigt Kardinal Woelki, der sich in der teuflischen Bedrohung des Missbrauchsskandals verzweifelt an den Kölner Dom klammert und damit einen seiner Türme zum Einsturz bringt. "Gleich, als ich diese Skulptur das erste Mal sah, wusste ich, dass wir sie auf die Domplatte bringen müssen!", erklärt der Leiter der Aktionsgruppe "11. Gebot" David Farago aus Augsburg. "Jetzt, nachdem erstmals ein Kölner Gericht eine hohe Entschädigungssumme für einen Betroffenen des Missbrauchsskandals ausgesprochen hat, nachdem Ermittlungen gegen Kardinal Woelki eingeleitet und die hohen Kirchenaustrittszahlen des vergangenen Jahres bekanntgegeben worden sind, scheint uns der richtige Zeitpunkt für diese Aktion gekommen zu sein."
Seit vielen Jahren schon macht Farago mit seinem Team deutschlandweit auf die gewaltigen Dimensionen des Missbrauchsskandals aufmerksam, wobei er stets auch mit Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen Betroffenenverbände (u.a. dem Verein Eckiger Tisch) zusammenarbeitet. Finanziert werden die Aktionen von der religionskritischen Giordano-Bruno-Stiftung (gbs), die schon früh auf das lang verdrängte Thema hingewiesen hat. "Als wir 2006 auf die physische, psychische und sexuelle Gewalt aufmerksam machten, die vor allem Heim- und Internatskinder in kirchlichen Einrichtungen erleiden mussten, wurden wir als militante Kirchenhasser abgestempelt", erinnert sich gbs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon. "Die Öffentlichkeit wollte es nicht wahrhaben, dass ausgerechnet in kirchlichen Institutionen die größten Menschenrechtsverletzungen nach dem Krieg stattgefunden haben."
Dies habe sich inzwischen geändert: "Da der Skandal nun nicht mehr unter den Teppich gekehrt werden kann, ist es an der Zeit, angemessene Entschädigungen zu zahlen. Die deutschen Kirchen sind die reichsten der Welt und stehen als Körperschaften des Öffentlichen Rechts in Amtshaftung. Es wäre völlig illegitim, wenn die Kirchen bei einer Tat, die vor 35 Jahren stattgefunden hat, auf Verjährung pochen würden – zumal sie selbst noch immer für angebliche Enteignungen entschädigt werden, die vor 200 Jahren stattgefunden haben. Aus diesen sogenannten Staatsleistungen in Höhe von 600 Millionen Euro jährlich wird auch das Gehalt von Kardinal Woelki bestritten, das bei mehr als 14.000 Euro monatlich liegt. Wir meinen: Wer so viel öffentliches Geld erhält, muss sich auch öffentliche Kritik gefallen lassen!"
Satirisches Gedicht gibt der Skulptur ihren Namen
In Anlehnung an die bekannte Vorlage aus Heinrich Hoffmanns Kinderbuch "Der Struwwelpeter" hat Schmidt-Salomon ein kleines satirisches Gedicht auf den "Zappel-Woelki" verfasst, das den Tenor der Aktion auf der Kölner Domplatte zum Ausdruck bringt:
Der Zappel-Woelki
"Ob der Woelki heute still
Wohl bei Tische sitzen will?"
Also sprach in ernstem Ton
Papa Staat zu seinem Sohn,
Und Mutter Kirche blicket stumm
Auf dem ganzen Tisch herum.
Doch der Woelki hörte nicht,
Was zu ihm der Vater spricht.
Er gaukelt und schaukelt,
Er trappelt und zappelt
Auf dem Bischofsstuhle hin und her.
"Woelki, das missfällt mir sehr!'"
Seht, ihr lieben Kinder, seht,
Wie's dem Woelki weiter geht!
Oben steht es auf dem Bild.
Seht! Er schaukelt gar zu wild,
Bis sein Bischofstuhl nach hinten fällt
Da ist nichts mehr, was ihn hält;
Nach dem Tischtuch greift er, schreit.
Doch was hilft's? Zu gleicher Zeit
Fallen Teller, Flasch' und Brot,
Vater ist in großer Not,
Und Mutter Kirche blicket stumm
Auf dem ganzen Tisch herum.
Nun ist Woelki ganz versteckt,
Und der Tisch ist abgedeckt.
Was der Vater retten wollt',
Unten auf der Erde rollt;
Recht und Ordnung und Gewissen,
Alles ist herabgerissen;
Die Gemeinde ist entzwei,
Und die Kölner stehn dabei.
Sie sind alle zornig sehr,
Denn der Missbrauch wieget schwer.
Der "Zappel-Woelki" wird heute bis 22:00 Uhr, morgen von 11:00 bis 22:00 Uhr und am Sonntag von 11:00 bis 22:00 Uhr auf der Kölner Domplatte stehen.
2 Kommentare
Kommentare
W. Klosterhalfen am Permanenter Link
Über Missbrauchsvertuschung durch die letzten drei Päpste habe ich hier berichtet: https://www.reimbibel.de/16.pdf .
In Ablehnung an Wilhelm Busch:
Böse Priester
Ach, was muss man oft von bösen
Priestern hören oder lesen,
die, statt sexuell zu reifen,
sich an Kindern dreist vergreifen.
Und von Päpsten, Kardinälen,
die dazu viel Stuss erzählen,
die als Vorgesetzte pfuschen
und so manchen Fall vertuschen.
Ja, zur Übeltätigkeit
war in Rom man oft bereit.
Höret nun von diesen Dreien.
Soll man denen das verzeihen?
Denn Johannes, Joseph, Franz
tanzten den Vertuschungstanz.
Am Klavier saß ohne Zweifel
seine Majestät der Teufel.
wolfgang am Permanenter Link
Widerspruch!
Vom Teufel hat man nie vernommen, das er sich an Kindern verging! Also alles kann man ihm nicht in die Schuhe schieben und nebenbei gesagt, es gab nie einen Gott und es gab nie einen Teufel. Bekannt ist nur ein teuflisches Christentum. Amen.