Psychiater wollte Schwule "heilen" – und hatte dann wohl Sex mit ihnen

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Ein kanadischer Psychiater glaubt, dass Homosexualität nur eine "Persönlichkeitsstörung" sei. Also bot er eine Therapie für Schwule an. Nun wurde dem 72-Jährigen deswegen seine Lizenz entzogen. Und weil er vermutlich mit zwei Patienten Sex hatte.

Wie die Daily Times berichtet, wurde Dr. Melvyn Iscove vom Disziplinarkomitee, einberufen vom College of Physicians and Surgeons in Ontario schuldig gesprochen, da er "starkes Interesse daran hatte, Patienten mit Problemen bezüglich ihrer Homosexualität zu behandeln". Das Komitee veröffentlichte seinen Bericht Anfang März, nachdem es dem Doktor bereits die Lizenz entzogen hatte.

Zur "Behandlung" des Psychiaters sollen unter anderem sexuelle Aktivitäten gehört haben. So soll er zwei Patienten dazu gebracht haben, mit ihm Oralverkehr zu haben sowie vor ihm zu masturbieren. Auch zu Sex soll es einmal gekommen sein. Die meisten der Beschuldigungen sollen zwischen den späten 1980ern und frühen 2000ern stattgefunden haben. Beide Opfer wollen anonym bleiben.

Der erste Patient sagte aus, dass er die Behandlung bei Dr. Iscove im Alter von 20 Jahren begann, weil er unter Depressionen, Panikattacken und Angstzuständen wegen seiner Homosexualität litt. Der Mann erklärte, dass er Dr. Iscove als eine Art Vaterfigur gesehen hatte, bevor der Psychiater anfing, ihm sexuelle Avancen zu machen. Zwischen 15 und 20 Mal sei es anschließend zu sexuellen Interaktionen gekommen.

Der zweite Patient war wegen Depressionen und Panikzuständen Ende der 80er in Behandlung. Damals sah er sich selber als heterosexuell. Dr. Iscove unerstellte dem damals 18-Jährigen dann, dass seine heterosexuellen Fantasien lediglich eine Schutzfunktion seien, um seine Homosexualität zu verbergen. Danach begann der junge Mann sich einzureden, dass er schwul ist. Es kam daraufhin ebenfalls zu sexuellen Interaktionen, als der Patient seinem Psychiater erzählte, dass er gerne mit einem homosexuellen Partner experimentieren wollte und der heute 72-Jährige sich als Option anbot. Einmal soll der Patient auch ein Kondom mitgebracht haben und Dr. Iscove gebeten haben, mit ihm Sex zu haben.

Wie das Komitee mitteilte, hätten beide Männer angegeben, sich nicht emotional oder romantisch zu Dr. Iscove hingezogen gefühlt zu haben. Beide hätten irgendwann gedacht, dass die sexuelle Aktivität Teil der Behandlung sei und sie "geheilt" werden würden, wenn sie daran aktiv teilhaben, anstatt darüber nur zu fantasieren.

Dr. Iscove weise sämtliche Anschuldigungen zurück, gab sein Anwalt nach dem Urteil bekannt. Man wolle in Berufung gehen. Der Psychiater verteidigte sich, indem er angab, dass er lediglich Dr. Edmund Berglers Theorie befolgt habe. Der Psychoanalytiker war in den 1950ern auf Homosexualität spezialisiert. Er ging davon aus, dass Homosexualität lediglich eine Krankheit sei, die durch die richtige Behandlung geheilt werden könne. Auf die Frage des Komitees, ob Dr. Iscove Homosexualität als Krankheit ansah, antworte der Psychiater nicht.

Viele bekannte Institutionen definieren Homosexualität seit 20 Jahren nicht mehr als Krankheit. Die Weltgesundheitsorganisation zum Beispiel strich dies 1992 von ihrer Liste der Geisteskrankheiten.

Ein Termin für Dr. Iscoves Anhörung steht noch aus.