Am morgigen Donnerstag Abend spricht Judith Faessler im Live-Online-Format "Humanistischer Campus" des HVD-Bayern über den säkularen Staat: "Zwischen Strohmännern und Missverständnissen". Jede*r kann kostenlos teilnehmen und mitdiskutieren.
Die weltanschauliche Neutralität des Staates wird in säkular-humanistischen Kreisen oft beschworen. Gleichzeitig propagieren Politiker aller Parteien meist das "kooperative Modell" zwischen dem Staat und der katholischen beziehungsweise der evangelischen Amtskirche. Es habe sich bewährt – so das narrativ.
Nun waren vor 50 Jahren in Deutschland noch weniger als vier Prozent der Bevölkerung konfessionsfrei. Heute sind es über vierzig Prozent – Tendenz steigend. Soll das, was sich in einer konfessionell dominierten Gesellschaft "bewährt" habe (was auch immer man damit meinen könnte), ewig weiterbestehen? Auch dann, wenn die absolute Mehrheit der Deutschen konfessionsfrei ist – was wohl noch in diesem Jahrzehnt der Fall sein dürfte? Oder ist der Moment für eine Zeitenwende in der Religionspolitik längst überfällig?
Welche Fallstricke dabei auf uns zukommen, ist das Thema des morgigen Vortrags, mit dem der HVD Bayern in das Jahr 2024 startet. Zu Gast im Live-online-Format "Humanistischer Campus" ist Judith Faessler. Sie forscht seit über zwanzig Jahren beim bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz zu den Themen Extremismus und Terrorismus, Antisemitismus und Rassismus. Ihr besonderes Interesse liegt dabei im Säkularismus, der bei all diesen Themen mitschwingt.
In ihrem Vortrag spricht sie über Angriffe auf den säkularen Staat, die aus den unterschiedlichsten Motiven und mit den unterschiedlichsten Begründungen erfolgen. Von Islamisten, die den Säkularismus als antimuslimischen Rassismus diffamieren, von Kirchen, die Säkularisten mangelnde Toleranz vorwerfen, aber auch von wohlmeinenden Bürgern ohne eigene Interessen, die keinen Schaden durch Religion im Staat erkennen, oder die der staatlichen Neutralität nichts abgewinnen können. Das Weimarer Staatskirchenrecht bescherte uns die staatlich eingetriebene Kirchensteuer, den Religionsunterricht in Schulen und viele weitere einseitige Privilegien der evangelischen und katholischen Amtskirchen. Wie die zunehmend säkulare Gesellschaft damit umgehen soll und welche guten Argumente für den säkularen Staat sprechen, darum geht es im Vortrag und in der anschließenden Diskussion – debattieren Sie mit!
Der Humanistische Campus findet live online statt am Donnerstag, den 18.01.2024 um 20:15 Uhr
Weitere Infos: https://hvd.bayern
Zoom-Link: https://zoom.us
Der Humanistische Campus ist ein Online-Veranstaltungsformat des HVD Bayern. Im Fokus steht der praktische Humanismus in seiner säkularen Ausprägung. Die Veranstaltungen des Humanistischen Campus finden im virtuellen Raum statt. Alle, die an einer konstruktiven Auseinandersetzung mit praktischem, säkularem Humanismus und seiner Weiterentwicklung in Bayern und darüber hinaus interessiert sind, sind herzlich eingeladen mitzudiskutieren. Kooperationspartner ist das Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs Kortizes.