Skandal: Sinnliches Musikvideo in spanischer Kirche gedreht

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Screeshot aus dem Musikvideo zu "Ateo"

Wenn ein Rapper und eine Sängerin ein Video drehen, lässt das im Normalfall nur den Puls der Fans steigen. Anders aber bei C. Tangana und Nathy Peluso, die Teile ihres Videos mit heißen Tanzeinlagen ausgerechnet in der Kathedrale von Toledo gedreht haben. Obwohl er angeblich von nichts gewusst und kein Einverständnis zum Videodreh erteilt hat, hat sich der Erzbischof von Toledo, Francisco Cerro, entschuldigt und neue Regeln für Aufnahmen in Gotteshäusern angekündigt.

Im September drehten der spanische Rapper C. Tangana und die argentinisch-italienische Sängerin und Tänzerin Nathy Peluso mit Genehmigung ihr Video zum gemeinsamen Song "Ateo", unter anderem in der Kathedrale von Toledo. Nicht nur der Name "Ateo", also "Atheist", stieß bei einem ausgerechnet in einem Tempel gedrehten Video auf. Auch die körpernahen Tanzszenen, die grob verpixelten Einblendungen der nackten Sängerin, die vermeintlich den abgetrennten Kopf des Rappers mit sich herumträgt und Anspielungen auf das Fresko "Das jüngste Gericht" von Juan de Borgoña, bei denen der Rapper die Sängerin an den Haaren zieht, wie der gemalte Teufel der armen Seele aus dem Grab, sorgten für Empörung.

Hinzu kommt noch der Text des Liedes. Textstellen wie:

"Yo era ateo, pero ahora creo
Porque un milagro como tú
Ha tenido que bajar del cielo"

"Ich war Atheist, aber jetzt glaube ich,
weil ein Wunder wie du
vom Himmel herunterkommen musste"

und

"Me sacaste de la oscuridad
Somos un asunto 'e gravedad
Tú despierta' ese diablo mío
Que me roba toda espiritualidad"

"Du hast mich aus der Dunkelheit geholt,
das mit uns ist eine ernste Angelegenheit
Du weckst diesen meinen Teufel,
der mir alle Spiritualität raubt"

erregten Unmut. Gläubige veranstalteten ein gemeinsames Gebet vor den Türen der Kathedrale, um den Schaden, welcher durch den Dreh an der heiligen Stätte entstanden sei, zu reparieren.

Rasch entschuldigte sich Francisco Cerro, Erzbischof von Toledo, dafür, dass das Video in einem heiligen Ort gedreht worden sei und die Gefühle der Gläubigen, Geweihten und Priester verletzt habe. Er erklärte zudem, keine Ahnung vom Projekt sowie der Genehmigung zum Dreh gehabt zu haben. Abschließend versprach er, dass so etwas nicht mehr vorkommen werde, sowie die schnelle Ausarbeitung eines Protokolls für die Aufnahme von Bildern in Tempeln der Erzdiözese, die zur Verwendung in der Öffentlichkeit bestimmt sind. Womöglich wird dieses Protokoll von anderen Gotteshäusern übernommen oder als Vorlage verwendet.

Den Aussagen Cerros vorausgegangen war eine Entschuldigung des Dekans der Kathedrale, Juan Miguel Ferrer, der den Dreh genehmigt hatte. Neben der Entschuldigung bei allen, deren Gefühle vom Video verletzt worden seien, rechtfertigte er aber auch die Erteilung der Dreherlaubnis. Er sehe die Bildsprache durchaus auch als provokativ an, den Glauben jedoch nicht beeinflusst. Für ihn zeige sich im Video eine Bekehrung durch menschliche Liebe. Für ihn sei das Video ein Beitrag zum Dialog mit den kulturellen Manifestationen des Augenblicks und eine Möglichkeit, gewisse Haltungen und Intoleranzen abzubauen, die dem Verständnis und der Akzeptanz der Kirche im Wege stünden. Ferrer musste seinen Posten räumen.

Tangana und Peluso zeigten sich enttäuscht von der Reaktion der Kirche. Tangana erklärte, er habe die Chance gesehen, dass die Kirche etwas Schönes, Modernes und Tolerantes zum Video sage. Auch Peluso sieht im Video ein Werk von Liebe und Respekt. Jedoch erklärte sie, dass die Ansichten sehr subjektiv sein könnten.

Wie die Kirche zu den 30.000 Euro steht, die sie aus der Vermietung der Kathedrale während des Drehs erhalten hat, ist nicht bekannt.

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