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Skeptiker 3/2019 erschienen

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Eine Fläche fast so groß wie das Bundesland Niedersachsen, vollgestellt mit Windrädern, wäre nötig, um den Energiebedarf Deutschlands zur Hälfte durch Windenergie zu decken. Das rechnet Dr.-Ing. Norbert Aust in der neuen Ausgabe des Skeptiker, 3/2019 vor. Nicht wesentlich besser schneidet die Solarenergie ab. Beide Technologien gelten als Hoffnungsträger für die Energiewende, den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe. Doch sie benötigen enorm große Flächen, die in Deutschland nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen. Hinzu kommen Probleme bei der Speicherung der gewonnenen Energie. Wie kann die Energiewende trotzdem gelingen? Dies ist eines der Themen im aktuellen Skeptiker, der ab sofort als Print oder ePaper erhältlich ist.

Keine Frage, angesichts der gravierenden Auswirkungen des Klimawandels besteht dringender Bedarf, fossile Brennstoffe durch andere Energieträger zu ersetzen. Doch noch wird zu selten diskutiert, ob eine größtenteils auf Wind- und Sonnenenergie aufbauende Energiewirtschaft ein hochtechnisiertes Land auf Dauer versorgen kann, und ob sich ein entsprechendes Energieversorgungssystem rasch auf die Beine stellen lässt. Dabei ist es dringend notwendig, beide Ziele kritisch zu prüfen, so Skeptiker-Autor Aust. Nach seiner Einschätzung beruht der weitgehende Optimismus in dieser Frage weniger auf wissenschaftlichen Untersuchungen als vielmehr "im Wesentlichen auf einem Ignorieren der Umsetzungsproblematik". An dieser Stelle zeigt sich deutlich, weshalb die Energiewende ein Thema für skeptisch Denkende ist. Insofern stellt der Artikel auch einen dringend notwendigen Beitrag zur Versachlichung einer Diskussion dar, deren Auswirkungen alle Bürgerinnen und Bürger betreffen werden.

Skeptiker 3/2019
Skeptiker 3/2019

Vor diesem Hintergrund ist dem Autor zu danken, dass er das verwendete Datenmaterial als Basis für die dringend notwendige weitere Debatte zum Download zusammengestellt hat.

Gewiss, auch Skeptiker-Autor Aust liefert keine Patentlösung für den raschen Umstieg auf eine CO2-neutrale Energieversorgung – und in Anbetracht der vielfältigen Interessenlagen von Bürgern, Industrie und anderen Beteiligten wäre diese Erwartung auch illusorisch. Was er mit seinem Beitrag bietet, ist ein Anstoß zur Debatte, welchen Weg wir bei der Energiewende einschlagen sollten.

Im Mittelpunkt eines weiteren Beitrags steht das Thema Magnetfelder in Diagnostik und Therapie. Bei etablierten bildgebenden Verfahren begegnen sie uns ebenso wie in der Pseudomedizin: hier das MRT zur Diagnose von Veränderungen im Körper, dort das Magnetarmband gegen Gelenkschmerzen. Beides ist für Laien und Patienten oft nur schwer zu unterscheiden, wie Dipl.-Ing. Gilbert Hangel PhD immer wieder bei Vorträgen erlebt. Im neuen Skeptiker vermittelt er einen Überblick über die Effekte dieser Kräfte auf unseren Körper. So können starke magnetische Wechselfelder das periphere Nervensystem anregen und die Muskeln zum Zucken bringen. Elektromagnetische Einflüsse führen manchmal zur Wahrnehmung von Lichtblitzen und Leuchterscheinungen (Phosphenen). Und manch einer kennt das Schwindelgefühl in der MRT-"Röhre", hervorgerufen durch magnetische Stimulation des Gleichgewichtssinns. All des lässt sich zuverlässig im Versuch zeigen, im Gegensatz zur "Elektrosensibilität", bei der Betroffene behaupten, sie würden durch elektrische, magnetische oder elektromagnetische Felder beeinträchtigt. In verblindeten Studien gelingt es ihnen nicht, Felder aufzuspüren, so Hangel, "daher kann man ihre real gefühlten Leiden wohl als Nocebo-Effekt" – das negative Gegenstück zum Placebo-Effekt – ansehen.

Zwei äußerst unterschiedliche, gleichwohl aktuelle Themen behandelt der populäre Magazin-Teil im Heft. Da ist zunächst – wieder einmal – der Weltuntergang, diesmal ausgelöst durch einen Polsprung, womöglich noch in diesem Jahr. Zumindest hat das Nostradamus-Deuterin Rose Stern im einschlägig bekannten Esoterik-Format Querdenken.tv und anderswo vorausgesagt. Durch einen Polsprung, den Wechsel von magnetischem Nord- und Südpol, soll das Erdmagnetfeld zusammenbrechen, das uns vor kosmischer Strahlung schützt, die Folgen seien Naturkatastrophen, Kriege und vielleicht unser aller Ende.

Doch ehe Sie jetzt vorschnell die Silvesterparty absagen, empfiehlt es sich, den Beitrag von Skeptiker-Autorin Lydia Baumann zu lesen. Sie ist als Geowissenschaftlerin an der Uni Hamburg tätig und hat sich bereits auf der diesjährigen SkepKon mit den düsteren Prognosen der Rose Stern beschäftigt.

Polsprünge hat es in der Erdgeschichte tatsächlich gegeben, doch vollziehen sich derartige Prozesse in der Regel innerhalb mehrerer hundert Jahre, weiß die Geowissenschaftlerin. Und wenn es soweit ist? "Aussterben werden wir dadurch wahrscheinlich nicht", erläutert Lydia Baumann, "aber wir werden höchstwahrscheinlich Probleme mit unserer Infrastruktur bekommen, falls wir es bis zur Minimalintensität nicht schaffen, sie an das schwächere Magnetfeld anzupassen."

Einem kontroversen Thema, dem Mythos satanistisch-ritueller Missbrauch, widmet sich der zweite Magazin-Beitrag. Einflussreiche satanistische Netzwerke sollen in großem Stil monströse Verbrechen wie Vergewaltigung, rituellen sexuellen Missbrauch und Menschenopfer begehen und die Opfer durch Gehirnwäsche gefügig machen. Das zumindest berichten Personen, die sich selbst als Opfer ritueller Gewalt und Betroffene von Dissoziativer Identitätsstörung (DIS) betrachten. Doch obwohl sich ihre Berichte durch keinerlei Belege erhärten lassen, halten einige Psychotherapeuten die Mär von der angeblichen satanistischen Weltverschwörung noch immer für real – und bestärken ihre Klientinnen und Klienten in ihrer Angst vor der vermeintlichen Satanssekte, statt sie emotional zu stabilisieren. Die Betroffenen fühlen sich verfolgt und glauben sich immer und überall dem langen Arm der Satanisten ausgeliefert. Scheinbare Geborgenheit erleben sie nur im Therapie-Setting und der Gemeinschaft mit anderen vermeintlichen Satanismus-Opfern. Das Tragische daran: Die psychischen Leiden der Betroffenen sind real und mögen auf Traumata im frühen Lebensalter zurückgehen – etwa auf Vernachlässigung oder Gewalt in einer dysfunktionalen Familie. Indem sich der Therapeut jedoch ausschließlich auf das Konstrukt vom rituellen Missbrauch fokussiert, bestärkt er den Klienten in seiner Angst, statt ihn emotional zu stabilisieren und fachkundig Hilfestellung zu leisten. Die Flucht in die Betroffenen-Gruppen und Abschottung gegenüber anderen Sozialkontakten tragen weiter zur Isolation der Klienten bei und verschlimmern ihre Probleme.

Dass seitens Satanic-Panic-gläubiger Therpeuten wenig Bereitschaft zur fachlichen Auseinandersetzung besteht, legen Vorfälle wie die Mailkampagne gegen einen geplanten Vortrag von Kriminalpsychologin Lydia Benecke im Mai dieses Jahres nahe. Benecke gehört zu den Fachleuten aus Psychologie, Polizeiermittlung und verwandten Gebieten, die sich zunehmend kritisch mit der "Satanic Panic" auseinandersetzen, ebenso wie Prof. Petra Hasselmann. Die Kriminologin und Professorin für Kriminalistik an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Bremen verfasste 2017 eine Studie mit dem Titel "Rituelle Gewalt und Dissoziative Identitätsstörung: Eine multimethodale Untersuchung zu Erwartungshaltungen an Akteure im Hilfesystem". Hasselmann plädiert darin für eine offene Auseinandersetzung mit Simulation, Glaubwürdigkeit und Glaubhaftigkeit, mit falschen und erlebnisbasierten Erinnerungen. Im aktuellen Heft hat sich Skeptiker-Chefreporter Bernd Harder mit ihr unterhalten. Hasselmanns Fazit zu den Pseudo-Therapien: "Das eigentliche Bedürfnis bleibt unerkannt, das Ausgangsproblem unbehandelt."