Spanischer Exorzist verlässt die katholische Kirche für Autorin erotisch-satanischer Bücher

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Wurde der Exorzist am Ende selbst von Satan verführt? (Symbolbild)
Symbolbild

Die von Missbrauchs- und Immobilienskandalen gebeutelte katholische Kirche verliert mit Xavier Novell Gomà ihren Vorzeigebischof. Einst streng konservativer Exorzist und Gegner Homosexueller, hat er sich in eine Psychologin und Autorin erotisch-satanischer Romane verliebt und die Kirche für sie verlassen. Damit entfacht er nicht nur die Diskussion um den Zölibat und Exorzismen neu, sondern gibt auch der spanischen satanischen Vereinigung eine Bühne.

Eigentlich wäre die Geschichte alltäglich und rasch erzählt. Ein Mann und eine Frau lernen sich kennen, verlieben sich und beginnen eine Beziehung. Dass diese Liebesgeschichte in und außerhalb von Spanien für Aufregung sorgt, liegt daran, dass der Mann, Xavier Novell Gomà, Bischof war und die Frau, Silvia Caballol Clemente, Psychologin, Autorin erotischer Romane und bereits einmal geschieden ist.

2010 wurde Novell mit gerade einmal 41 Jahren zum jüngsten Bischof Spaniens geweiht. Bekannt wurde er bald durch seine Wortmeldungen zu katalonischen Unabhängigkeitsbestrebungen. Aber vor allem auch, weil er gegen Abtreibung als Genozid und abscheuliches Verbrechen wetterte, seine Bewerbung von und Teilnahme an sogenannten Konversionstherapien, mittels derer Homosexuelle zu Heterosexuellen gemacht werden sollten, sowie seine Exorzismen, bei denen vermeintlich Besessene ihre Dämonen loswerden sollten.

Am 23. August verkündete die Spanische Bischofskonferenz, sachlich und nur eine persönliche Entscheidung erwähnend, den Rücktritt Novells von seinem Bischofsamt. Die Details lieferten weltliche Medien nach. Die persönliche Entscheidung dreht sich um die Liebesbeziehung des 52-jährigen Xavier Novells mit der 38-jährigen Psychologin und Autorin erotischer Romane Silvia Caballol Clemente. Caballols Werke drehen sich um den Gegensatz zwischen Gut und Böse, verbotene oder zumindest unerwünschte Liebschaften sowie eindeutige Sexszenen. Obwohl ein verkaufstüchtiger Internetgigant die Bücher bereits marktschreierisch als Werke der Lebensgefährtin Novells anpreist, scheinen sie doch nicht alle zu überzeugen. Eine Leserin bewertet die Geschichten der "Amnesie-Trilogie", die sich um Passion und Wahnsinn drehen sollen, als flach, wenig kreativ und voll schlechten Sexes.

Neben den erotischen Romanen, denen auch ein Hang zum Satanismus nachgesagt wird, sorgt die geschiedene Ehe der Autorin für Aufregung. Während der frühere Geistliche vor seiner Bekanntschaft mit Caballol noch kurze Röcke, Verhütungsmittel, Sex vor der Ehe und jenseits von Fortpflanzungszwecken in der Ehe ablehnte, soll er beim Ehenichtigkeitsverfahren Caballols mit ihrem Ex-Mann mitgewirkt haben.

In Spanien hat der Fall Novell die Frage, ob der Zölibat noch zeitgemäß sei, wieder aufs Tapet gebracht. Zudem wurden Fragen zu Exorzismen aufgeworfen. Schließlich stand die Annahme im Raum, dass der rührige Exorzist Xavier Novell selbst einer Besessenheit zum Opfer ge- und nur darum Silvia Caballol verfallen sei. Kirchliche Quellen geben an, dass Papst Franziskus den ehemaligen Priester persönlich bei zwei Gelegenheiten gebeten habe, sich Exorzismen zu unterziehen.

Auch Miguel Pastor von den spanischen Satanist*innen Satanistas de España unterstützt den Exorzismus Novells. Allerdings liegt Pastor weniger an katholischen Ritualen zur Vertreibung vermeintlicher Dämonen. Für ihn, dessen Organisation sich für Menschenrechte stark macht, hat Silvia Caballol erfolgreich einen Exorzismus an Xavier Novell durchgeführt. Für Miguel Pastor ist der Trubel um den Ex-Bischof, seine verbotene Liebe, Sexgeschichten und Satanismus die Möglichkeit, über seine Organisation aufzuklären: Statt Ziegen zu opfern lebten viele von ihnen vegan. Statt Böses auszuhecken, setzten sie sich für die Rechte von Frauen und der LGBTQIA*-Community ein.

Novell und Caballol äußern sich nicht öffentlich zu ihrer Beziehung. Jedoch hat Xavier Novell Gomà angekündigt, sich nun einen Job als Agraringenieur zu suchen.

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