Starb Orang-Utan-Baby im Zoo Leipzig an Covid-19?

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Eingang des Leipziger Zoos: Ist hier ein Orang Utan-Baby am Corona-Virus gestorben?
Eingang des Leipziger Zoos

Bundesweit sind die Zoos wieder geöffnet und die Besucher strömen wie in Vor-Corona-Zeiten. Gänzlich ignoriert wird dabei der Umstand, dass gerade Zoos mit ihren auf engstem Raume zusammengesperrten Wildtieren mögliche Brut- oder Übertragungsherde zoonotischer Erkrankungen sind.

Kürzlich wurde bekannt, dass Nerze in drei holländischen Pelztierfarmen mit Covid-19 infiziert sind, angesteckt vermutlich von einem selbst infizierten Angestellten. Ob sie das Virus auf Menschen rückübertragen können, ist noch ungewiss, aber möglich. Die holländischen Behörden raten insofern, eine Distanz von 400 Metern zu den Käfiganlagen einzuhalten, da Covid-19-Viren in Staubpartikeln gefunden wurden, die sich über größere Entfernungen rund um die Käfige verbreiten können.

Im Bronx-Zoo von New York hat ein Wärter acht Großkatzen mit Covid-19 angesteckt. Auch hier ist ungewiss, ob die Großkatzen das Virus auf Menschen rückübertragen können. Unwissentlich infizierte Zoowärter könnten auch in hiesigen Zoos die von ihnen betreuten Tiere anstecken. Besonders riskant wäre das mit Blick auf Menschenaffen, bei denen es als höchst wahrscheinlich gilt, dass sie von Menschen mit Covid-19 angesteckt werden können und ihrerseits Menschen mit Covid-19 infizieren können.

Schon Anfang April verstorben

Wie jetzt erst bekannt wurde, starb Anfang April dieses Jahres im Zoo Leipzig ein neun Monate altes Orang-Utan-Baby. Hätte sich einer der Wärter in der aktuellen Folge der TV-Serie "Elefant, Tiger & Co." vom 15. Mai (ab Minute 18:30) nicht verplappert, wäre der Todesfall wohl unter den Teppich gekehrt worden. Da der Zoo – corona-bedingt – seit Mitte März für den Besucherverkehr geschlossen war, hatte außerhalb des Zoos niemand den Tod des Babys mitbekommen. Laut besagtem Zootierwärter sei die Todesursache unbekannt.

Üblicherweise setzen Zoos die Öffentlichkeit vom Tod besonders publikumsattraktiver Tiere – vor allem von Menschenaffen – in Kenntnis. Dass dies bei Orang-Utan-Baby RIMA nicht geschah, ließ den Verdacht aufkommen, der Zoo habe etwas zu verheimlichen: Womöglich sei das Jungtier von einem Wärter mit Covid-19 infiziert worden und daran verstorben.

Eine Recherche der Tierrechtsorganisation PeTA ergab, dass der Zoo das Orang-Utan-Baby nicht hatte obduzieren lassen: vielmehr hatte man den toten Körper schnellstmöglich beseitigt. Der Umstand, dass ein aus ungeklärter Ursache verstorbenes Jungtier in einem Zoo nicht obduziert, sondern ohne jede Ursachenforschung klammheimlich "entsorgt" wird, nährte den Verdacht, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen war. Weshalb sollte ein nach wissenschaftlichen Standards (nicht zuletzt in Kooperation mit dem örtlichen Max-Planck-Institut) geführter Zoo, geleitet zudem von einem ausgebildeten Veterinärmediziner, nicht die Ursache des plötzlichen Todes eines Jungtieres herausfinden wollen? Alleine schon zum Schutz der anderen in "Obhut des Zoos" stehenden Tiere?

Auf Pressenachfrage erklärte eine Sprecherin des Zoos, das Orang-Utan-Baby sei in der Tat nicht untersucht worden und könne auch im Nachhinein nicht mehr untersucht werden. Man habe den Körper des bereits Anfang April verstorbenen Jungtieres "ordnungsgemäß entsorgt". Im Übrigen hätten im Leipziger Zoo bisher weder Mitarbeiter noch Tiere Corona-Symptome gezeigt.

Was ist da faul im Leipziger Zoo?

Tatsächlich wäre es für den Zoo Leipzig (und für das Zoowesen überhaupt) fatal, wenn bekannt würde – so es denn zutrifft –, dass ein Orang-Utan-Baby mit Covid-19 infiziert wurde und daran verstorben ist. Es steht zu vermuten, dass der Zoo ebendeshalb – wie gesagt: völlig unüblich bei einem ungeklärten Todesfall – auf eine Obduktion des Jungtieres verzichtet hat. Oder aber wurde das Tier obduziert und die Ergebnisse wurden und werden verheimlicht, um das eben wieder anlaufende Besuchergeschäft nicht zu gefährden? Auch schon in der Vergangenheit waren Zoos ausgesprochen zurückhaltend, infektiöse Erkrankungen in ihren Tierhäusern öffentlich zu machen. Zur Klärung dieser Frage wurde die Staatsanwaltschaft Leipzig aufgefordert, Ermittlungen aufzunehmen.

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