Während sich in Deutschland die Straßenwerbung mit religiösem Inhalt meist auf bezahlte Anzeigen eines TV-Senders und mit Kreide auf Seitenstraßen geschmierte "Jesus lebt"-Slogans beschränkt, sieht das in den USA anders aus. Bibelzitate und ungebetene Auskünfte zum Aufenthalt Jesu sowie Anweisungen zum Umgang mit ihm zieren ganze Schilder und Banner, die illegal an Straßen angebracht werden. Die "Atheist Street Pirates" sammeln die Orte und leiten die Entfernung unrechtmäßig angebrachter Schilder ein.
Sie gehören zur US-amerikanischen Vereinigung Atheists United und haben sich zum Ziel gesetzt, illegale religöse Werbung aus dem Verkehr zu ziehen: Die "Atheist Street Pirates", was so viel wie "Atheistische Straßenpiraten" bedeutet. Aktiv ist die Gruppe vor allem in und um Los Angeles in Kalifornien. Auf einer Google-Karte sammeln sie Meldungen zu illegalen religiösen Werbungen mit Foto, Inhalt und Datum der Aufnahme sowie weiterem Vorgehen beziehungsweise abgeschlossener Handlung.
Anfang März dieses Jahres wurde an der Interstate 605 beispielsweise die Nachricht "You need Jesus" (Du brauchst Jesus) gemeldet und noch nicht entfernt. "Repent or Hell" (Bereue oder komm' in die Hölle) dagegen wurde bereits im August 2021 an der Interstate 10 vermerkt und von den Atheist Street Pirates abgenommen. Schwieriger sind Fälle, bei denen die Gruppe nicht selbst die Schilder oder Banner entfernen kann, sondern Behörden einschalten muss.
Generell ist religiöse Werbung an kalifornischen Autobahnen, Brücken, Pfeilern und Pfosten verboten, um die Fahrenden nicht abzulenken. Die Behörden stufen sie ähnlich ein wie Vandalismus und Graffiti.
Das bedeutet jedoch nicht, dass die informierten Ämter so rasch agieren können wie die Pirat*innen selbst. Zumal manche Beschilderungen gar von Kirchen selbst stammen, sodass Berechtigungen geprüft und die Entfernung vielleicht der Gemeinde überlassen werden muss. Allein in Pasadena verwenden zahlreiche Kirchen nach Angaben der Google-Karten-Einträge einfach Laternenmasten oder Straßenbeschilderungen, um auf ihre Standorte und Messezeiten hinzuweisen.
Für die atheistischen Pirat*innen geht es bei ihrem Einsatz gegen illegale religiöse Propaganda nicht um ein Wettrennen – in diesem Fall könnten sie schließlich auch illegal plakatieren – sondern um eine Unterstützung des Säkularismus. Zudem sollten sich Menschen aller Religionen in der Region wohlfühlen und nicht ständig unter dem Druck stehen, an Jesus glauben oder in der Hölle schmoren zu müssen. Gegen von Kirchen bezahlte Plakatwände und religiöse Werbung auf Kirchengrund spricht für die Gruppe nichts. Besonders da diese Werbung kaum zu fruchten scheint – sind doch mittlerweile drei von zehn US-Amerikaner*innen religiös ungebunden.
1 Kommentar
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Derartig aufdringliche Werbung für ein Unterdrückungsunternehmen wurde illegal angebracht und muss legal entfernt werden, so einfach ist das.