BERLIN. (hpd) Gorillas summen, ja, man könnte es als Singen bezeichnen. Warum, darüber gibt es laut Eva Luef, Thomas Breuer und Simone Pika vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen, die das Verhalten der Tiefland-Gorillas im Dzanga-Ndoki Nationalpark und im Noubalé-Ndoki Nationalpark im Kongo beobachteten, verschiedene Hypothesen.
Sie tun es immer, wenn sie fressen. Aber nicht alle tun es, sondern vorwiegend die Ranghöheren, die Silberrücken, weniger häufig die älteren Weibchen, ganz selten die Kinder. Mutter und Kinder wechseln sich mitunter ab. Wie zur Übung.
Gorillas summen mit melodischer Stimme, so dass man fast von einem Singsang sprechen könnte, denn es gibt eine Variante, bei der mehrere Tonhöhen hintereinander gesummt werden. Sie tun es, während alle zufrieden nicht weit voneinander entfernt fressen. Meist nur einer, manchmal auch zwei, ganz selten drei zur gleichen Zeit. Was dabei gefressen wird, spielt eine Rolle, aber vielleicht nicht die entscheidende. Am meisten wird gesummt, wenn Wasserpflanzen verspeist werden. Bei Früchten aller Art und Blättern konnte von dem Forscher-Team nur wenige Unterschiede ausgemacht werden. Am seltensten wurde von den sanften Riesen gesummt, wenn Ameisen auf dem Speiseplan standen, die von der Gorillagruppe aus dem Boden gegraben werden.
Offensichtlich geht es bei dieser Art von Kommunikation also weniger um den Gegenstand der Beschäftigung. Vielleicht drückt die Lautäußerung nur ein gewisses Wohlbefinden aus, ähnlich dem Schnurren der Katzen oder wenn wir Menschen einen eben verspeisten Leckerbissen mit einem "hmm" quittieren. Doch geht die Deutung der Forscher in die Richtung, dass dort im Regenwald mit wohlklingender Stimme eine gruppendynamische Situation geklärt werden soll. Weil die Ranghöheren bestimmen, was getan wird, könnte das Summen aussagen, dass jetzt eben bis auf weiteres die Nahrungsaufnahme angesagt ist. Sie könnte, weil die Laute nur in geringer Distanz zu vernehmen sind, aber auch bedeuten, in der Nähe zu bleiben oder nicht zu nahe zu kommen oder beides.
Solchen Singsang hat man bislang im Zoo auch bei gemeinsamen Dösen oder Ausruhen vernommen. In freier Wildbahn nun, so viel steht fest, konnte in solchen Situationen nie ein derartiges Benehmen beobachtet werden. Das Verhalten von Hochland-Gorillas, bei denen George Schaller bereits gelegentlich ähnliche Töne vernommen hat, und Flachland-Gorillas unterscheidet sich dagegen nicht.
Dafür hat jedes Individuum sein eigenes Lied. "Sie singen nicht immer wieder dasselbe Lied, es scheint, dass die haarigen Sänger jeweils ihre eigenen Lieder komponieren", weiß Eva Luef zu berichten.
Die wissenschaftliche Veröffentlichung zum Thema ist nachzulesen unter: http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0144197
O-Töne sind am Ende des Beitrags abrufbar. Ein populärwissenschaftlicher Artikel ist: https://www.newscientist.com/article/2078781-wild-gorillas-compose-happy-songs-that-they-hum-during-meals/
2 Kommentare
Kommentare
pavlovic am Permanenter Link
es ist wirklich schade, dass Kapitalismus und Naturschutz sich in ihren Interessen gegenüberstehen. Den Rest erledigt die Armut in den Regionen, Brandrodung und der Raubbau an Holz.
Stefan Dewald am Permanenter Link
Am 8. Mai 2016 feierte Sir David Attenborough seinen 90. Geburtstag. Im Rahmen dessen wurde auch diese Begegnung wieder im Fernsehen gezeigt: http://www.bbc.co.uk/programmes/p03t4j6w