KONSTANZ. (hpd) Der Autor war längere Zeit Mitglied in einer Friedensorganisation. Vor kurzem ist er ausgetreten. Nicht, weil er weniger am Frieden interessiert sei, sondern aufgrund der Vorgehensweise der pazifistischen Bewegung. Denn nicht erst seit Margot Käßmann diskutiert Deutschland darüber, wie weit Friedenspolitik gehen kann und darf. Im hpd kommentiert er seine Entscheidung.
Für mich persönlich war es aber nicht Käßmann mit ihren doch eigenwilligen Vorstellungen, die mich daran zweifeln ließ, ob der uneingeschränkte und bedingungslose Pazifismus tatsächlich so realisierbar ist, wie es sich manche Visionäre vorstellen. In der Organisation, der ich angehörte, war das Thema der Waffenexporte zum zentralen Aspekt vieler Kampagnen geworden. Dass Aktionen dabei mit nicht weniger kriegerischen Symbolen betrieben wurden als das Verhalten derjenigen war, gegen die man protestierte, war letztlich unerheblich. Hauptsache Provokation, Antimilitarismus ohne Wenn und Aber. Es waren wieder die Extreme, die man heute an so vielen Stellen als Geheimrezepte verkaufen will. Und doch sind sie schlussendlich nicht nur populistisch, sondern vor allem kaum praxistauglich. Denn sie schaffen wiederum neue Feindbilder – eigentlich das, was überhaupt nicht im Sinne derer sein darf, die sich für einen nachhaltigen Frieden einsetzen wollen.
Da wurden in der Mitgliederzeitschrift Verteidigungsminister in übelsten Kriegsposen dargestellt, deutsche Politiker für Verbrechen verantwortlich gemacht, für die sie allemal über viele Umwege hätten Schuld tragen können. Da wurde die Abschaffung der Armee gefordert, Bündnisse schienen in Frage gestellt, weil – es mutet schon nahezu verschwörungstheoretisch an – die Feinde generell im Westen sitzen. Weltfrieden sei möglich, unter dem Sinnbild der weißen Tauben.
Natürlich träume auch ich davon. Aber Utopist bin ich dennoch nicht. Und ich wusste nicht mehr, ob ich das wirklich ernst nehmen kann, was dort in der Friedeninitiative gefordert wurde. Denn selbstverständlich kann auch ich mir wünschen, dass der Selbstmordattentäter mir künftig die Hand gibt und wir uns zur Friedenspfeife verabreden. Ob er sich danach nicht doch in die Luft sprengt, weiß ich nicht. Immerhin will ich mich nicht derart naiv geben, sondern Friedenspolitik im Hier und Jetzt, in der absoluten Realität, betreiben. Und da helfen mir die Gebete der Margot Käßmann ebenso wenig wie ein blindes Vertrauen in mein Gegenüber.
Doch bin ich dadurch gleich inhuman, wenn ich nicht daran glaube, dass die "Peace"-Flagge an meinem Fenster eher eine ideelle Wunschvorstellung statt eines rationalen Beitrages zur Konfliktlösung ist? Was ich besonders vermisst habe in meiner Friedensorganisation, das war der Gegenentwurf. Alles, was mit Gewalt zu tun hatte, war schlecht. Ja, das ist es auch. Aber manches Mal ist es eben unvermeidbar. Das sehen Pazifisten zwar anders, aber sie können mir selten eine Antwort darauf geben, wie denn ihr "Wie" aussehen soll. Wie erreichen sie den Frieden, von dem sie derart schwärmen? Natürlich bin ich ein Anhänger der Diplomatie. Und sie hat für mich immer Vorrang. Ich bin auch jemand, der gar nichts davon hält, mit ferngesteuerten Drohnen Verbrecher auf dem Boden zu jagen. Das ist für mich unmenschlich. Und doch hadere ich mit der Gesinnung, wir könnten im Zweifel so lange verhandeln, bis das Problem aus der Welt geschafft ist. "Soziale Konfliktforschung" ist wichtig und gut. Mit ihr lassen sich gerade diejenigen Gewaltherde bekämpfen, bei denen es um handfeste Streitigkeiten geht.
Aber mit welchen Argumenten will ich einem fanatisierten Anhänger des IS begegnen, der in seiner Wahnhaftigkeit davon ausgeht, der Welt seinen "Glauben" aufzwingen zu müssen? Der gar kein Interesse daran hat, einen Kompromiss zu finden oder Frieden zu suchen – solange nicht das Ziel erreicht ist, was er sich in seiner Radikalisierung in den Kopf setzt? Humanismus bedeutet, dass wir Leben bewahren. Der Mensch steht im Mittelpunkt aller Bemühungen. Und damit einher geht die Verpflichtung, jede Existenz zu schützen. Und dem Grunde nach will ich daher auch nicht, dass der Attentäter stirbt – egal, ob durch einen Selbstmordanschlag, durch gezielte Schüsse eines Sondereinsatzkommandos oder eine Bombardierung aus der Luft. Ja, ich meinerseits möchte Frieden mit ihm. Doch wenn er nicht will? Kann dann dieser Pazifismus wirklich so weit gehen, dass ich mein eigenes Leben aufs Spiel setze – nur um des Ideals der Gewaltlosigkeit willen?
Wenn wir keine Scheuklappen tragen, wissen wir, dass unsere Welt komplex ist. Die rosarote Brille, die ich bei manch antimilitaristisch eingestelltem Kollegen erkenne, hilft bei pragmatischer Friedenspolitik nicht weiter. Wir Menschen sind evolutionär unterschiedlich geschaffen. Und deshalb bringen wir Reibungspunkte mit, ob in kultureller, religiöser, ethnischer Hinsicht. Und es wäre paradiesisch, wenn wir all diese Verschiedenheiten nebeneinander und miteinander ausleben könnten, ohne uns gegenseitig zu stören, uns etwas wegzunehmen oder uns Gemeinsames streitig zu machen. Doch es ist eben nicht so. Und die Zeit, darauf zu warten, dass die betörenden Duftkerzen in der Koje von Frau Käßmann Erfolg bringen mögen, haben wir nicht. Zumindest dann nicht, wenn wir verhindern wollen, dass noch größeres Unheil entsteht. Und das ist aus meiner Perspektive der humanistische Auftrag: Einerseits das Hinwirken auf Frieden als die Verpflichtung für jeden, ob im persönlichen Alltag – oder eben auf der großen politischen Bühne. Und andererseits auch zu wissen, dass Mitmenschlichkeit nicht zwingend bedeuten muss, auf diesen Zustand der Harmonie zu vertrauen, sondern für möglichst Viele Sicherheit zu erreichen.
Wie gesagt, es kann nicht Ziel sein, Menschen zu töten. Doch wenn es um die Frage geht, wie wir die Unversehrtheit einer Mehrheit gewährleisten können, scheint manches Mal der Einsatz von Gewalt notwendig. Und das gilt besonders dann, wenn wir auf Feindseligkeit treffen, bei der keine Aussicht auf Einsicht besteht. Militärische Intervention ist immer das letzte Mittel. Doch wenn ein Mensch bereit ist, für seine abstrusen Überzeugungen andere mit in den Tod zu reißen und erkennbar nicht bereit ist, verhandeln zu wollen, dann bleibt es einem humanistisch geprägten Pazifisten anheimgestellt, im schlimmsten Falle eben doch zur Waffe zu greifen. Krieg darf nicht zum Mittel des Zwecks werden, Gewalt ist nichts, womit man spielt. Humanismus bedeutet auch Verantwortung. Ein fahrlässiges Bombardieren und unüberlegtes Einmarschieren ist damit nicht vereinbar. Es geht um Menschen – besonders, wenn uns das nicht immer unmittelbar bewusst wird. Deshalb sind auch Rüstungsgüter keine üblichen Wirtschaftsgüter, ihr Handel braucht ethische Abwägungen. Verteidigungshaushalte ihre Grenzen. Und Soldatentätigkeit keine Pflicht.
Ich tue mich schwer mit der Frage, wo ich denn nun stehe. Ich weiß nur, dass ich es mir nicht ganz so einfach mache wie manch ein Freund aus der Friedensbewegung, der die einfachen Antworten liefert, die auf dem Papier ihre Tiefe entfalten, in der Praxis aber doch einigermaßen klangvoll scheitern. Ja, man kann Pazifist sein, ohne Ursula von der Leyen zynisch mit Helmen und Maschinengewehren abzubilden. Man kann aber auch Humanist sein, ohne sich mit Frau Käßmann in ein Zelt setzen zu müssen
20 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich kann den Gedanken gut folgen und teile sie im Wesentlichen.
Missbrauch entsteht durch ausgrenzende, dualistische Ideologien. Ein Rassist z.B. dürfte in einer wirklich friedlichen Gesellschaft seine Ideologie nicht ausleben. Auch sonstige trennende Elemente - wie z.B. politische Extreme und Religionen - müssten auf ein "Privatmaß" zurechtgestutzt werden.
Das würden Anhänger der einzelnen Ideologien ihrerseits als Unterdrückung wahrnehmen, weil sie ihre Ideologie als richtig empfinden und deren Ausleben als Pflicht. Wie geht man mit denen um?
Wir müssen gar nicht auf die ganz großen Konflikte in der Welt schauen. Bereits im Mikrokosmos einer idealen, friedlichen Gesellschaft gibt es Grenzen, die im Interesse eines wahrhaftigen - also freiheitlichen - Friedens eingehalten werden müssen. Aber was macht die "Grenzpolizei" an diesen Grenzen? Schießbefehl?
Mein Antwort ist: Aufklärung! Das ist jedoch auch nur ein Schlagwort, solange es nicht mir Leben erfüllt wird. Wann werden Bürger ideologisch? Erziehung und Bildung spielen bei diesem Prozess eine große Rolle. Die Medien spielen eine Rolle und die reale Politik im Land. Wie gehen Eltern, Lehrer, Journalisten und Politiker mit Freiheit und ausgrenzenden Ideologien um?
Kinder vertrauen ihren Eltern. Also übernehmen sie deren Verhaltensweisen. Erleben Kinder Gewalt als Mittel der Konfliktunterdrückung (und nicht Lösung), dann werden sie dies sicher öfters selbst so handhaben. Erlernen sie dazu die angeblichen Vorzüge ausgrenzender Ideologien, werden diese in ihrem Leben eher eine Grundlage bilden - gepaart mit Gewaltbereitschaft ein echter gesellschaftlicher Sprengstoff. Wenn die Bildung dies nicht mehr kompensieren kann und die Medien ebenfalls nicht mehr korrigieren können, dann reicht schlechte - das heißt dem Bürger nicht zugewandte - Politik, um das Fass zum Überlaufen zu bringen.
Im Umkehrschluss heißt das für mich: Eine friedliche Gesellschaft hält nicht deswegen Frieden, weil sich die Friedfertigen als wehrlos zeigen, sondern indem Menschen den größtmöglichen Freiheitsradius bekommen und gleichzeitig ideologie- und gewaltfrei erzogen sowie umfassend gebildet und informiert werden.
Wenn dann noch die Politik allen Bevölkerungsteilen gleichmäßig zugewandt ist (und entsprechend erzogene Bürger würden in einer Demokratie eher Parteien wählen, die das bewerkstelligen wollen), dann sollte die Utopie einer wirklich friedlichen Gesellschaft gelingen.
Wer die Realität kennt, weiß, wie weit wir davon noch entfernt sind. Und da sind wir noch nicht bei zwischenstaatlichen Konflikten oder gar terroristischen Gruppen angelangt.
Doch sollte die Idee eines humanistischen Umbaus der Gesellschaft nie aufgegeben werden. Damit dies überhaupt eine winzige Chance bekommt, müssen auch Humanisten bereit sein, ihre Werte zu verteidigen. Zur Not mit dem äußersten Mittel: Gewalt! Dies allerdings flankiert von einem nie endenden Angebot an alle Konfliktparteien, eine diplomatische Lösung zu erreichen. Das wird Hardliner nicht umstimmen können, aber es mag die Zahl ihrer Anhänger verringern.
Vor allem sollte man nicht müde werden darauf hinzuweisen, dass noch nie eine extreme Ideologie - ob politisch oder religiös - in der Geschichte der Menschheit dauerhaft existieren konnte. Kein erobertes Weltreich, keine Diktatur, kein Gottesstaat hat seinen Bürger ewiges Glück beschert. Im Gegenteil. Das Leben war/ist für die meisten reich an Entbehrung und arm an Freiheit. Und am Ende wurden die Unterstützer und Profiteure des Systems furchtbar behandelt.
Löbliche Ausnahme: Der Fall der DDR! Eventuell könnte auch der Kuba/USA-Konflikt nun friedlich gelöst werden. Aber man mag sich ausmalen, was passiert, wenn eines Tages das Regime in Nordkorea fällt oder das Königshaus in Saudi-Arabien. Der ganze Hass und die Wut der bis dahin Unterdrückten würden zu grauenhaften Pogromen führen.
Das muss vermittelt werden, wenn man die Menschen in diesen Diktaturen erreichen könnte. Diese schotten sich nicht von ungefähr ab, zensieren das Internet, um den eigenen Verfall zu verlangsamen.
Das sind Aufgaben für viele Generationen und ich mache mir keine Illusion, dass dies geräuschlos geschehen könnte. Der Mensch an sich mag schon seinen Frieden machen, er ist tendenziell viel phlegmatischer, als kriegerisch.
Also leben wir mit gutem Beispiel voran: friedlich-freiheitlich und deshalb mehr oder weniger wohlhabend. Dabei wehrhaft, aber maßvoll mit diplomatischem Geschick. Bilden wir uns und unsere Kinder, halten sie von jeglicher Ideologie fern, damit sie eines Tages die richtige Politik wählen.
Mehr, so fürchte ich, können wir nicht tun.
Olaf Sander am Permanenter Link
Vielleicht können wir doch mehr tun, lieber Herr Kammermeier.
Welche Fragen müssen sich Humanisten (und alle anderen auch) stellen? (Und macht es etwas, dass das Wort Humanist in beinahe jedem Kopf derer, die sich für einen halten, ein anderes Bild auslösen?)
Woher kommen die radikalisierten Attentäter, die uns nun auch in unseren Städten nach dem Leben trachten, die uns Angst machen wollen? Sicher, Radikale, Fundamentalisten und andere Brandstifter gab es schon immer. Aber was macht sie heute so erfolgreich wie noch nie?
Sie sprechen auch die Bildung an. Aber was ist das, Bildung? Lernen Kinder, Schüler und Studenten in unserem Schulsystem ihren Verstand zu benutzen? Oder lernen sie nicht eher doch durchzukommen, sich anzupassen und das Gelernte nach den Prüfungen unverstanden wieder zu vergessen?
Bekommen überforderte Eltern, die selbst als Kinder nicht geliebt, mies behandelt oder gar missbraucht wurden, Hilfe und Unterstützung? Und wenn ja, wie sieht die aus? Wie hoch ist der Etat der Helfenden, wie groß ihre Arbeitsbelastung und wie gut ihre Qualifikation? Und, na klar, wie mies ist ihre Bezahlung?
Womit wir bei der Politik wären, vor allem einer, die sich eben nicht allen Bevölkerungsteilen gleichmäßig zuwendet. Wie etabliert man eine Politik, die die demokratischen Werte hoch und die Regeln einhält?
Über die Wirtschaft brauchen wir gar nicht erst reden. Nie stand das Raubrittertum in so großer Blüte wie heute. Die ordnende Hand des Marktes ist im besten Fall nur ein Mythos, im schlechtesten, und wie ich denke wahrscheinlichen Fall, ein gelungener Propagandacoup eben dieser "modernen Raubritter" im Maßanzug.
Was uns - sozusagen den 99% - fehlt sind gemeinsame Ziele und Interessen. Nicht, dass es die nicht gäbe. Aber in einer Welt des divide et impera, in der der Zweitplatzierte der erste Verlierer ist und nur derjenige was gilt, der was hat und nicht derjenige, der was zu sagen hat, in so einer Welt, sind Revolutionen nicht zu machen.
Vielleicht braucht es doch eine Utopie? Was sonst als die Sehnsucht nach einer besseren Welt, dem einzigen wirklich gemeinsamer Nenner der 99%, könnte die Welt noch zum Guten verändern?
Was würde passieren, wenn ein Land wie Deutschland den Export von Waffen einstellte und die paar dann "freigesetzten" Mitarbeiter der Ex-Hersteller in zivilen Produktionen unterbringt - oder umschult?
Was geschähe, wenn statt Bulimie-Lernen und "funktionieren", Kreativität, Diskussionskultur und viel mehr Sport und Musik in den Schulen gelehrt würde? Okay. Dann gäbe es eine Revolution. Derart veredelter Nachwuchs würde nicht so leben wollen wie wir. Aber was darüber hinaus würde mit der Gesellschaft sonst noch passieren?
Welche Folgen hätte es, gäbe es eine politische Kultur, die, platt gesprochen, nach den besten Lösungen für alle sucht und auch bereit ist, Fehler anzuerkennen, umzudenken und umzulenken?
Sind das Utopien? In meiner Welt nicht. Weil all diese vielen Probleme der Menschheit, der Terrorismus, die Nichtbildung, "die Lobbykratur", der Raubtierkapitalismus usw. usf. von Menschen gemacht ist und deshalb auch von Menschen geändert werden kann.
Was also kann helfen, all die unterdrückenden Faktoren der Gesellschaft zu beseitigen und den Bürgern die maximal mögliche Freiheit - und damit einhergehende Verantwortung - zu ermöglichen?
Doch nur eine Utopie. Ein Gedankenspiel, wie unsere Welt aussehen könnte, wenn bspw. nur die hellen Seiten der vielen guten Technologien genutzt würden und die dunklen Seiten, quasi unter Strafe, verboten wären. Wenn Politik wirklich der Verpflichtung nach, dem ganzen Volke zu dienen, handeln würde. Und wenn das Handeln noch dazu transparent wäre.
Würden Amazon, Apple, Ebay und Co. aus Deutschland verschwinden, wenn man ihnen ihrer Steuerschlupflöcher nähme? Ich glaube nicht.
Würde die zunehmende Fremdenfeindlichkeit im Land wieder sinken, wenn "die Fremden" alle nur denkbare Unterstützung zur Integration (Sprache, Kultur, Ausbildung) bekämen? Ich glaube schon.
Das ist es, was fehlt. Die in eine Utopie gefasste Sehnsucht nach einer besseren Welt. Ein theoretisches Angehen der Probleme mit einer positiven Zielsetzung. Ein Konzeptentwurf für alle, die eine bessere Welt wollen.
Der Gedanke mag Ihnen jetzt wahrscheinlich ziemlich doof vorkommen, lieber Herr Kammermeier, aber ich glaube den Humanisten fehlt es an ihrer "Bibel".
Und was anderes könnte das sein, als eine Utopie?
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Lieber Herr Sander,
Sie sprechen mir aus meiner nicht vorhandenen Seele.
Sie beschreiben die "Details", die zum Ziel führen. Natürlich müssten wir die Welt, wie sie jetzt ist, total umkrempeln. Ich habe dazu jede Menge Notizen, die aber nur ein Ziel, nicht aber den Weg dahin dokumentieren.
Vielleicht werde ich das mal zusammenfassen in ein Konzept, in die von Ihnen geforderte "Bibel". In der Tat ist der Begriff nicht schlecht gewählt, weil die Bibel einst ein Regelwerk umfasste, das auf bronzezeitlichen Vorstellungen basierte.
Eine moderne Form mit einer "Präpräambel": "Dieses Buch darf nie kanonisiert werden!" Als evolutionäres Buch oder Gedankenwerk könnte dies hilfreich sein, die Welt so zu beschreiben, wie sie sein sollte - mit entsprechender Begründung.
Mein Leitfaden ist dabei stets die Frage: Wie viel Freiheit darf man Menschen geben? Wie viel Toleranz muss man gegenseitig aufbringen, damit diese Freiheit friedlich gelebt werden kann? Wie verhindern wir Entwicklungen, die Menschen dazu veranlassen, mehr Freiheit zu beanspruchen, als ihnen die Gesellschaft geben kann? Welche Erziehung/Bildung brauchen Menschen, um sich maximal möglich zu entfalten? - im Rahmen der individuellen Möglichkeiten. Welche Regierungsform ist diejenige, die ihrem Zweck, Diener des Staates (also aller Bürger) zu sein, am gerechtesten wird?
Dabei sollte man ganz oben ansetzen: Nicht den hypothetischen Zustand Deutschlands beschreiben, sondern den der gesamten Welt. Das klingt jetzt vielleicht lächerlich: Ich habe als kleiner Junge die deutsche TV-Serie "Raumpatrouille" gesehen. Sie wurde damals von einigen Intellektuellen - allen voran Günter Grass - als militaristisch abgelehnt. Dabei haben sich diese Leute offenbar nicht wirklich mit dem Inhalt befasst, wie die Figuren gesetzt wurden etc..
Ich will das hier nicht vertiefen, aber mich hatte damals ein Satz aus dem Vorspanntext beeindruckt: "Es gibt keine Nationalstaaten mehr, es gibt nur noch die Menschheit..."
Und so war die Serie inhaltlich aufgebaut: Allerlei (ehemalige) Nationalitäten (mangels Möglichkeiten durchweg von deutschen Schauspielern besetzt) arbeiteten zusammen, um Probleme zu lösen. Es gab in der gesamten Serie keinen einzigen ethnischen oder religiösen Konflikt. Das wurde nicht einmal thematisiert. Nur anhand der Namen konnte man die Rollen einzelnen Nationalitäten zuordnen, also eher, welches ihre Vorfahren waren.
Gewiss, das war eine utopische TV-Serie, doch ich fand das als kleiner Junge beeindruckend, dass Menschen - egal welcher Herkunft - zusammenarbeiten konnten, ohne auch nur anzuschneiden, woher der oder die Einzelne kam, oder Glaubensfragen zu erörtern.
Seitdem träume ich von einer monistischen Welt, weil ich das Trennende als so sinnlos und negativ erlebe, dass dieser Zustand so schnell es geht überwunden werden muss. Die "Raumpatrouille" sah sich selbst als Märchen von übermorgen. Wir müssen dafür arbeiten, dass zumindest einige Teilaspekte bereits heute Wirklichkeit werden...
Hans Trutnau am Permanenter Link
D'accord, Dennis, besonders mit mit dem letzten Absatz. Die Geister scheiden sich an Dilemmata (vgl. die Besprechung von Schirachs 'Terror' hier im hpd am 5.4.).
Gabriele Wruck am Permanenter Link
>> Vergleichsweise friedliche Beispiele (wie DDR oder Südafrika) sind die absolute Ausnahme, könnten aber Blaupause für eine Idee sein. <<
Für welche Idee?
Warum halten Sie die Auslöschung der DDR für friedlich? Kann eine feindliche Übernahme friedlich sein? Welchen Begriff haben Sie von „Frieden“?
Olaf Sander am Permanenter Link
Die "feindliche Übernahme" kam nach der friedlichen Revolution. Die dafür benutzten Werkzeuge waren Taschenrechner.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Für welche Idee?"
Für eine. Die ist hier (noch) unbenannt.
"Friedlich"?
Im Fall DDR ohne Schüsse auf Menschen.
Hoffe, jetzt kommt kein süffisantes 'wissen wir schon alles'...
Gabriele Wruck am Permanenter Link
Das „wissen wir schon alles“ war nicht süffisant gemeint. Stattdessen wiederholungsmüde.
Woher wissen Sie, dass beim „Beispiel DDR“ nicht auf Menschen geschossen wurde?
Sicher wurde nicht im Sinne einer militärischen Reaktion massenhaft auf Menschen geschossen.
Eine Zurückhaltung, die - nur um das nochmal festzuhalten – von den Organen des „menschenverachtenden Systems“ ausging.
Doch – und dies von der Gegenseite gedacht – wer schießt schon auf eine willig in die vermeintlich gewünschte Richtung galoppierende Herde oder Leute, die sich vor lauter Schockstarre gar nicht bewegen?
Das massenhafte Geballer ist auf der einen Seite wegen Aussichtslosigkeit, auf der anderen Seite wegen Überflüssigkeit ausgeblieben. Die psychologische, ökonomische und informative Kriegsführung hatten bereits obsiegt. Selbstverständlich ohne offizielle Schüsse auf Menschen.
Ich möchte nicht wissen, was allein die geheimdienstliche Spurenverwischung ab 1987 an Schüssen gelöst hat. Auch wer die Nase zu tief in treuhandnahe Geschehnisse steckt, lebt selbst verdammt gefährlich.
Inwieweit das alles noch von Ihrem Friedensbegriff gedeckt ist, können nur Sie beurteilen.
Ansonsten verweise ich gern auf meine zeitgleiche Antwort zu Olaf Sanders Reaktion auf meine Fragen an Sie.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"dass beim „Beispiel DDR“ nicht auf Menschen geschossen wurde"
Das weiß ich natürlich nicht endgültig; ich habe nur nichts davon gehört.
Im Vergleich zu gewalttätigen Revolutionen in Frankreich (18. Jhd.) oder Russland (20.) sind DDR oder Südafrika friedlich verlaufen. Und können eine Blaupause für eine Idee - sagen wir, für Deeskalation? - sein.
Statt einem Extrem positiver oder negativer Art hinterherzulaufen, wäre das mal ein gangbarer 3. Weg.
christian Walther am Permanenter Link
Danke für die ehrliche Betrachtung. In der Zeit der sog.
David am Permanenter Link
Si vis pacem para bellum. Diese Erkenntnis wird sich wohl nie ändern.
K.P.Kornblum am Permanenter Link
Die Erkenntnis braucht sich auch nicht ändern; Menschen schon.
Doch: “sich vorbereiten“ schließt Handel NICHT MIT EIN; eher ganz a u s !
Und EIN DRITTES >>
Menschen sind Wesen | des DAZWISCHEN | ..haben die WAHL..
mfg Kornblum
Wörthsee, BY
Gabriele Wruck am Permanenter Link
Die effektivste Gewaltvorbeugung sind die wirksame Verminderung von schwachsinniger Welterklärung, damit einhergehender ausufernder Vermehrung und permanenter Überbeanspruchung der Natur.
Wissen wir alles schon.
Ach, und für pazifistische Realitätsverweigerer noch ein Schwank aus meiner Jugend:
Ich verdanke vielleicht mein Leben, ganz sicher jedoch meine Gesundheit einer tatkräftigen ( nach pazifistischem Urteil: gewalttätigen! ) Frau, die damals nicht gezögert hat, einem ziemlich bulligen Arschloch, das mir auf meinem regelmäßigen Nachhauseweg vom Training mit zweifelsfreiem Vorhaben von hinten an die Gurgel gegangen war, ihre frisch erstandene Weinflasche auf den Schädel zu trümmern und ihm nachfolgend mehrere Tritte in den geöffneten Hosenstall zu verabreichen.
Wann immer ich das bisher einem ( meist verträumt vorgetragenen ) pazifistischen Ideal entgegengesetzt und auf die pazifistischen Antwort auf meine Frage wartete, was für meine Retterin denn damals die pazifistische Handlungsalternative gewesen wäre, erntete ich nur Schulterzucken.
Auch für Pazifisten gilt aber bei mir: Wer meckert, soll auch sagen, wie es anders gehen soll, und zwar ganz konkret.
Doch das Konkreteste, was ich bisher zu hören bekam, begann mit: „Äh, na ja, also man müsste halt irgendwie … „
Letztlich handelt es sich hier um Fluchtverhalten nach Art des Glaubens und nicht um eine verantwortlich einnehmbare Haltung.
Georg am Permanenter Link
Natürlich muss man sich davor hüten ideologisch zu werden oder in ein Extrem abzurutschen. Klar.
Aber es gibt mehrere Sachen zu bedenken, bei deinem "Anti"-Pazifistenbeitrag: zum einen ist die Frage, wie hoch die Gefahr nun nach den letzten Anschlägen in Europa (wohlgemerkt immer noch nicht in Deutschland) wurde? Ist sie gravierend gestiegen? Wohl kaum. Es ist wohl immer noch wahrscheinlicher auf andere Arten ums Leben zu kommen als von einem Terroristen per Selbstmordanschlag. Man muss sich also auch davor hüten in die "Angst-Falle" zu tappen (von anderen geschürt oder subjektiv selber so empfunden oder beides). Zum anderen ist es klar, dass man Leute, die es sich einmal in den Kopf gesetzt haben, andere mit in den Tod zu reissen, schwer friedlich daran zu hindern sind. Das ist klar. Aber vielleicht ja auch gar nicht unbedingt das Ziel. Das Ziel sollte ja schon viel früher erreicht sein, nämlich es gar nicht so weit kommen zu lassen, dass Menschen sich das in den Kopf setzen. Wenn man also die Gründe für Terrorismus anschaut und das, was man daran ändern kann (was auch immer genau das sein mag), dann gibt es folglich weniger Terroristen und folglich auch weniger Selbstmordattentäter die mit der Waffe gestoppt werden müssen.
Das finde ich eine realistische und nachhaltige Sichtweise.
pikweller am Permanenter Link
Wenn Politik ins Spiel kommt, wird es schwierig - wie die langen Kommentare zeigen.
Harald Stickl am Permanenter Link
Der Autor macht viele Worte um die Frage in der Überschrift zu verneinen. Deswegen muss ich hier entschieden protestieren.
Krieg ist niemals die ultima ratio sondern immer ein Verbrechen. Bombardieren ist immer fahrlässig und Einmarschieren immer unüberlegt. Es sind eben nicht die Pazifisten, die in der Praxis scheitern, sondern die Militärs, die immer wieder „Kolateralschäden“ erzeugen.
Allein in Afghanistan sind seit Beginn des deutschen „Einsatzes“ vor 14 Jahren über 1.000.000 Menschen getötet worden (Quelle: IPPNW Body Count), davon etwa 1000 Männer, Frauen und Kinder aufgrund der Einwirkung deutscher Soldaten. Für diesen Krieg werden pro Jahr 143 Mrd US-Dollar ausgegeben (Wikipedia), die Bundesregierung finanziert die Ausbildung afghanischer „Sicherheitskräfte“ mit jährlich 150 Mio EUR. Dieses Geld hätte man besser für zivile Projekte ausgegeben, z.B. für Biologieunterricht. Anstatt Soldaten auszubilden sollten wir besser Kurse geben für Streitschlichter.
So ist ja auch die Entwicklung in Deutschland. Die Bundeswehr hat Nachwuchsprobleme.
Für mich eine logische Folge der Pädagogik der letzten Jahrzehnte: statt Wehrertüchtigung steht nun Streitschlichten auf dem Lehrplan. Mit Freude sehe ich eine junge Generation heranwachsen, die nicht auf die Versprechungen der Militärs hereinfällt. Das macht mir Hoffnung!
Richtig,es gibt Menschen die anderen Menschen feindselig gesinnt sind. Aber niemand hat das Recht, einen Anderen daran zu hindern, seine Einstellung zu ändern. Aus Christian Emde wurde Abu Quatadah und aus Abu Quatadah kann auch wieder Christian Emde werden – wenn ihn nicht vorher eine Kugel trifft, womöglich abgefeuert von einem Soldaten der sich auf die Legitimation durch Dennis Riehle beruft.
Wir haben den Scharfrichter abgeschafft und den Henker, da können wir doch auch die Soldaten abschaffen. Die Zeit ist reif dafür!
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Bombardieren ist immer fahrlässig und Einmarschieren immer unüberlegt."
D'accord. Nichts anderes sagt m.E. D. Riehle; über Angriffskrieg.
Weil er (im 'Idealfall') Soldaten abgeschafft hat und sich willentlich unterwirft?
Das erscheint mir völlig illusorisch.
Es geht m.E. um Angriff vs. Verteidigung - genau das thematisiert Riehle.
Natürlich kann es schwer sein, das im Einzelfall abzugrenzen; aktuelle Konflikte zeigen das doch.
Schwarz-/Weiß-Denken ('draufhalten' oder 'andere Backe hinhalten') führen in solchen Situationen ziemlich sicher nicht weiter.
Harald Stickl am Permanenter Link
Ob Menschen im Angriffskrieg oder im Verteidigungskrieg verwundet, getötet oder traumatisiert werden macht doch keinen Unterschied. Ich will, daß Krieg geächtet wird, egal mit welcher Begründung er geführt wird.
Derzeit ist die Bundeswehr in 17 „Einzelfällen“ im „Einsatz“. Das heißt, wir schicken Frauen und Männer, die in Gewaltanwendung ausgebildet wurden in Konfliktgebiete. Das ist doch so was von gestern!
Wie es richtig geht zeigen mir meine afghanischen Freunde: sie kommen zu uns mit der Bitte, die deutschen Soldaten in ihre Heimat zurück zu holen. Sie haben nämlich genug vom Krieg. Sie fragen nach Aufklärungsliteratur, Comics oder Filme die sie mit Untertitel versehen, alles was irgendwie mit Antimilitarismus, Pazifismus oder Gewaltfreiheit zu tun hat wird gebraucht.
Sie sehen, wer nachts vom Frieden träumt kann tags dran arbeiten.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Sie sehen, wer nachts vom Frieden träumt kann tags dran arbeiten."
Da bin ich absolut dafür. Was ich mich jedoch im Fall Afghanistans frage, ist, warum diese Bildung - bevor die deutschen Soldaten kamen - nicht längst stattfand? Hätte man nicht Aufklärungsliteratur, Comics oder Filme im eigenen Land, den eigenen Bedürfnissen angepasst, ohne fremde Bevormundung produzieren können?
Ach, da gab es einige Afghanen, die was dagegen hatten? Die Mädchen jegliche Bildung und Frauen und Männern ein eigenständiges Leben verweigerten? Warum gibt es überhaupt Probleme in muslimischen Ländern? Warum schwelen seit Jahrhunderten Brandherde in vielen Teilen der Welt?
Und dies, lange bevor deutsche Soldaten oder Kolonisatoren in diese Länder kamen. Natürlich ist mir bewusst, dass die Großmächtige fürchterliche Fehler begingen, die ich hier im Einzelnen nicht aufzählen muss. Aber es gab immer wieder Phasen, in denen die betroffenen Länder ohne Einmischung von außen etwas für die Volksbildung hätten erreichen können.
Warum unterblieb dies viel zu oft? Warum nur neigen gewisse Länder dazu, stets nach Westen zu blicken? Einmal, um dort vorwurfsvoll die Verursacher ihres Elends zu sehen, aber gleichzeitig auch, um sich von dort Hilfe zu ersehnen. Diese doppelgesichtige Abhängigkeit mag eine Folge des Kolonialismus sein, doch diese können die betroffenen Personengruppen nur intern überwinden.
Ob bei diesem Prozess Soldaten helfen können, ist schwer zu beurteilen. Vermutlich eher nicht. Allerdings sind die Reformer in den Ländern oft so schwach aufgestellt, dass sie gerade z.B. gegen militant bewaffnete Taliban Schutz brauchen - militärischen Schutz.
Wie gesagt: Wäre das nicht so, dann wäre längst eine umfassende Volksbildung veranlasst worden und die Taliban wären von einer Abkehr von der mittelalterlichen Feudalherrschaft überzeugt worden. Gerade die deutschen Soldaten hatten anfangs überwiegend mit Aufbauprogrammen zu tun - wollten helfen, die Logistik aufzubauen.
Doch kaum verließen sie die Region, wurde alles wieder zerstört und der alte Zustand kehrte zurück - oft schlimmer, als zuvor.
Deutschland wurde selbst nach WKII ein Zeitlang unter die Kontrolle der Alliierten gestellt, nachdem die Bewohner dieses Landes den Karren tief in die Scheiße gefahren hatten. Das war keine lustige Zeit und sicher auch demütigend. Aber ich habe da kein Mitleid mit den Deutschen. Sie hatten ebenfalls viel Zeit, den Nationalsozialismus eigenständig zu überwinden, bzw. gar nicht erst an die Macht kommen zu lassen. Das wurde versäumt und heute sollten wir froh sein, dass es die Alliierten zum größten Teil gut mit uns meinten.
Der folgende kalte Krieg war allemal besser, als ein weiterer Weltkrieg. Diese Zeit war letztlich sogar so heilsam, dass die erstarrten Blöcke der Welt aufweichten und aufeinander zugingen.
Wir dürfen hier nicht nur auf die Fehler sehen, die gemacht wurden (Flächenbombardements in WKII, atomare Bewaffnung im Kalten Krieg, versteckter Kolonialismus, Ausbeutung etc.), sondern auch auf die zunehmende Ächtung von Waffengewalt. Bildung macht den Menschen friedlicher. Er verlagert seine Interessen.
Ohne die kriegerische Intervention der Alliierten - wie würde die Welt heute aussehen? Kontrolliert von polit-faschistischen Taliban? Sollten wir anderen Ländern, deren friedliche und reformbereite Bevölkerung es alleine nicht hinbekommt, nicht die gleiche Hilfe zugute kommen lassen, damit sie ihre religions-faschistischen Taliban loswerden?
Allein wie heute operiert wird - so schlimm es uns im Einzelfall erscheinen mag - ist so viel humaner im Vergleich zu den Flächenbombardements ganzer Städte in WKII, dass ich hierin wirklich ein Bemühen der invasiven Armeen erkenne - z.B. durch den Einsatz von Drohnen und präzisen Lenkwaffen -, die Kollateralschäden möglich gering zu halten. Die Taliban scheren sich nicht so sehr um Schadensbegrenzung bei ihren Attentaten oder Mordaktionen.
Dass ich hier nicht falsch verstanden werde: Ich bin absolut gegen jede militärische Operation, aber allein mit Appellen, Aufklärungsbüchern, Comics und Filmen wird man die Aggressoren, die bereits im eigenen Land leben, nicht überzeugen können. Und das ist die zentrale Aufgabe militärischer Intervention.
Der Wiederaufbau aller betroffenen Länder, die Bildung der Bevölkerung, das alles muss selbstverständlich von zivilen Kräften - auch mit tatkräftiger Unterstützung des reichen Auslands - vollbracht werden - nachdem die Gefahr für Leib und Leben beseitigt wurde.
Harald Stickl am Permanenter Link
Meine Freundin W. engagiert sich seit Jahren für die Verwirklichung der Frauenrechte in Afghanistan. Deshalb wurde sie mit dem Tod bedroht.