BERLIN. (hpd) Häufig hört und liest man nach einem Amoklauf, dass der Täter depressiv war. So jüngst auch nach München. Der Autor Dennis Riehle betreut unter anderem auch eine Selbsthilfegruppe für Depressionen und beschreibt die Pein, die es ihm und anderen Betroffenen bereitet, sich für ihre Erkrankung rechtfertigen zu müssen.
Nach jeder Bluttat zittere ich erneut. Zunächst einmal im Schock über die Grausamkeit, die wieder einmal angerichtet wurde. Nein, solche Eindrücke dürfen nicht zum Alltag werden. Sie ermahnen uns zum Innehalten. Und doch warte ich dann stets auf diesen einen Satz – und fürchte mich: "Der Täter war offenbar psychisch krank", immer öfter hören wir diese Aussage bei Katastrophen, bei einzelnen Amokläufern, ob nun damals in Winnenden, in der "Germanwings"-Maschine über den Alpen oder jetzt im Einkaufszentrum in München.
Warum mich diese Zuschreibung ängstigt – und gleichzeitig empört? Wenn man, wie ich, selbst seelisch erkrankt ist, wird man in den folgenden Tagen und Wochen nach solchen Ereignissen immer wieder gefragt, muss sich rechtfertigen, sein eigenes Leiden ausbreiten – und feststellen: "Nein, nicht jeder, der eine Depression hat, wird zum Massenmörder". Doch scheinbar vermitteln uns Politik und Medien ein anderes Bild. Aus den verkürzten Darstellungen, den Schlagzeilen und dem Sensationsinteresse von Presse und Konsumenten ergeben sich einfache Aneinanderreihungen. Psychisch labil bedeutet unberechenbar, potenziell gefährlich bedeutet Gewaltverbrecher.
Trotz langer Aufklärung ist es für Menschen mit psychischen Leiden bis heute eine große Herausforderung, sich gegen die Diskriminierungen in der Gesellschaft zu wehren. Noch immer kreisen die Vorstellungen von Irrenanstalten, Gummizellen und Zuchthäusern in den Köpfen, nicht selten werde auch ich gefragt, weshalb ich denn noch frei herumlaufen dürfe. "Verrücktsein" im Sinne der vollkommenen Abnormalität, diese Verknüpfung wird nicht nur auf Menschen mit schwersten psychiatrischen Erkrankungen angewandt. Schon derjenige, der im Betrieb wegen eines Burnouts fehlt, dürfte hinterher schräg beäugt werden. Nicht mehr zu funktionieren, und das aus Gründen, die das Gegenüber nicht sehen kann, das wirkt unbegreiflich. Was wir nicht fassen können, glauben wir nicht – und unterstellen gern einmal, dass der Betroffene nur simuliert oder im Zweifel eben vollkommen abgedreht ist.
Die Ausgrenzung ist ein Symptom für dieses herabwürdigende Verhalten. Als wenn es das einzige Persönlichkeitsmerkmal eines Menschen wäre, seine Depression, seine Psychose, seine Angst. Auf den Pressekonferenzen nach den Massakern wird solch eine Neuigkeit wie ein alles erklärender Lösungsansatz verkündet. Nach dem Motto "Ach, der war ja psychisch krank, dann passt das hier ins Bild". Die Akte ist geschlossen, weil man unter diesen Umständen ja nichts Anderes erwarten konnte. Minutiös wird dann daran gearbeitet, woher welche Waffe kam, wie der Täter von A nach B gelangte oder welche Kleidung er trug. Man mag nur hoffen, dass sich die Ermittler genauso umfangreich mit der offenkundigen Tragödie beschäftigen, die sich im Leben eines Attentäters vor seinem Angriff zugetragen hat. Denn mit einer pauschalen Etikettierung als "psychisch Kranker" sind wahrlich keine Hintergründe identifiziert, sondern lediglich Vorurteile bedient worden.
Wenn wir uns nun wieder damit beschäftigen, welche innenpolitischen Maßnahmen wir ergreifen können, um adäquat auf die Vorkommnisse der vergangenen Wochen zu reagieren, setzen wir an der falschen Stelle an. Noch ein paar Videokameras mehr, weitere Kontrollen flächendeckend und am besten Fingerabdrücke, Bilder und Daten von jedem. Schlussendlich bleibt im viel gepriesenen Verhältnis von Sicherheit und Freiheit von letzterer nicht mehr viel übrig. Wir reagieren nur, wir fragen viel zu wenig nach den Ursachen. In den vielen Kerzenmeeren, die zum Gedenken an die Opfer aufgestellt werden, findet sich immer wieder ein Schild mit dem "Warum?". Anscheinend ist es uns aber zu kompliziert, genau diese Frage beantworten zu wollen. Ursachenbekämpfung statt den Knüppel neuer Gesetze – sie würde nicht nur präventiv manche Wurzel ergreifen, sondern auch dabei helfen, Denkmuster zu verstehen und frühzeitiger zu intervenieren. Haben wir tatsächlich ausreichend Anlaufstellen, die niederschwellig unterstützen können, wenn Betroffene oder Angehörige nach Hilfe suchen? Blicken wir oft genug in Familien, die möglicherweise Schwierigkeiten haben? Bauen wir genügend Brücken, um psychisch Kranke in unsere Mitte zu integrieren?
"Baller-Spiele" sollen mit dafür verantwortlich gewesen sein, dass in der bayerischen Hauptstadt geschossen wurde. Verehrung für den Amokläufer in Winnenden – und für den Osloer Angreifer. Der Verlust über die Realität, nicht selten sind das Zurückziehen in die Welt der Gewalt und die Ohnmacht über die Trennung zwischen Fiktion und Wirklichkeit Ausdruck von dieser viel besagten Depression. Doch nein, dann hilft eben nicht der Stempel, denn er bringt psychisch leidende Menschen weiter in die Defensive. Sie gehen der Gesellschaft verloren und rutschen ab. Zwar entscheiden sich glücklicherweise nur die wenigsten von ihnen, auf diese Kränkung mit Aggression zu reagieren. Aber wir müssen uns bei jedem Einzelnen auch selbstkritisch befragen. Letztendlich trägt der Täter Verantwortung für sein Handeln, doch sind wir nicht indirekt auch ein Stück weit Schuld, indem wir die Augen verschließen und die zurücklassen, die beispielsweise in der Schule nicht mehr mitkommen, wie es beim Schützen in München der Fall gewesen sein soll? Erfolgs- und Leistungsdruck, Versagensängste, sozialer Abstieg und Ghettoisierung – ein Weltbild des Ignorierens macht sich breit, wenn der Nachbar, Freund, Bekannte erst einmal in diese Spirale gesogen wurde.
Nein, jetzt kann niemand mehr beantworten, ob das Blutbad zu verhindern gewesen wäre. Die Frage stellt sich nun auch nicht länger. Und dennoch ermahnt diese Tat: Gehen wir nicht einfach in den Alltag zurück, indem wir eine rasche Begründung für das Monströse gefunden haben, sondern nehmen wir die Aufforderung aus diesem Schreckensereignis mit. Machen wir es uns nicht zu leicht mit Problemen in unserer Gesellschaft, von denen diese Katastrophe einige zutage führte. Blicken wir genauer hin, wenn es um unsere Nächsten geht, ob als Zivilgesellschaft oder als Staat. Denn Brandmarken macht alles nur schlimmer, frühzeitiges Eingreifen kann dagegen Leben retten.
25 Kommentare
Kommentare
Agrippina am Permanenter Link
Danke für diesen Artikel. Das mußte mal gesagt werden. Es ist so wichtig, die Stigmatisierung von Depressionen aufzubrechen!
Wolfgang am Permanenter Link
Eigenartig, bei jedem Attentat kursiert "depressiv", das weiß man immer sofort! Diese sofort verbreitete Meinung zweifle ich an. Wenn es so viele Depressive gibt, muss es ja einem richtig Angst
Ich werde aber nicht depressiv, weil so viele Bekloppte um mich herum kreisen und unmenschlichen Blödsinn von sich geben.
Und im übrigen, die Bibel ist ja so ein depressives Buch, aber das wird verehrt und jeglicher Mist da drin wird erbarmungslos geglaubt. Also rette dich selbst, es gibt keinen Retter! Lebe!
hans schulze am Permanenter Link
Danke zunächst einmal an Dennis Riehle für den guten Artikel.
Und an Dennis Riehle etwas. Er schreibt: "Wenn man, wie ich, selbst seelisch erkrankt ist, wird man in den folgenden Tagen und Wochen nach solchen Ereignissen immer wieder gefragt, muss sich rechtfertigen, sein eigenes Leiden ausbreiten – und feststellen: "Nein, nicht jeder, der eine Depression hat, wird zum Massenmörder"." Ja Dennis Riehle hat recht, aber dasselbe gilt auch für alle Muslime und Musliminnen, wenn mal wieder ein Islamist eine Terroraktion verübt hat. Aber vielleicht sind Korangläubige weniger wert als (biodeutsche) Depressive -?
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Ich verwehre mich gegen den Begriff "Hetze". Wenn jede persönliche Meinung als Hetze deklariert wird, dann gute Nacht Deutschland.
Depression fest? Ach ich bin ja so depressiv, ich bringe jetzt Menschen um?! Also mal ein bisschen mehr nachdenken auch wenn es weh tut.
Petra Pausch am Permanenter Link
Hallo Wolfgang, es ist Ihnen sicher bekannt, dass die Depression eine der häufigsten Krankheiten ist, die in Deutschland anzutreffen ist?
Weshalb also tun Sie so, als wäre das nicht beachtenswert? Weshalb maßen Sie sich an, das mit einem Schulterzucken abzutun?
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An die Redaktion: weshalb geben Sie einen Kommentar frei, der diskrimiert, in dem er über "Bekloppte" schreibt, womit hier ganz offensichtlich Depressive gemeint sind?
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Zunächst einmal, nicht jeder Depressive ist "bekloppt". Es laufen aber leider so viele "Bekloppte" herum, die eine Diagnose bekommen, sie seien depressiv. Und das stört mich gewaltig. Jeder
Frank Nicolai am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Schäfer,
was sind denn "Bekloppte" für Sie? Ich empfinde schon allein die Wortwahl als inhuman.
Wie kommen Sie darauf, dass "jeder echte Depressive [...] so sehr mit sich selbst beschäftigt [ist], das[s] er gar nicht auf die Idee kommt, andere zu schädigen"?
Das ist eine Pauschalaussage, die nicht nur falsch, sondern sogar gefährlich diskriminierend ist.
Wolfgang am Permanenter Link
Leider bekommt jedes nicht verstandene Wort die Note "Inhuman" "Diskriminierend" oder ähnlich. Bekloppt ist bekloppt, krank ist aber krank.
"Die Welt ist nicht voll von Arschlöchern....aber irgendwie sind sie so platziert, das dir jeden Tag eins über den Weg läuft!!!"
Es ist nicht leicht, ein denkender Mensch zu sein. Aber es ist unheimlich leicht, beleidigt zu sein.
Frank Nicolai am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Wolfgang,
ich muss es Ihnen wohl noch deutlicher mitteilen: Ich bin - nach Ihrer Definition - dann ein "Bekloppter". Denn ich habe unter einer schweren Depression gelitten. Deshalb fühle ich mich tatsächlich von Ihnen beleidigt und kann Ihnen zudem versichern, dass Sie nicht die geringste Ahnung davon haben, was es bedeutet, eine Depression zu haben.
Um es noch deutlicher zu sagen: Sie sind arrogant und eine Schande für Ihren Beruf (wenn Sie denn tatsächlich Krankenpfleger sind, wie Sie behaupten).
EOT
Frank Nicolai
Wolfgang am Permanenter Link
Jeder ist bei einer anderen Meinung gleich beleidigt. Ich bezweifle nicht, das es echte Depressionen gibt.
Ich könnte z.B. , wie viele andere auch, durch das Christentum depressiv werden. Ich lasse es aber einfach nicht zu. Ich habe das Recht auf freie Meinungsäußerung, also das Recht, meine eigene
freie Meinung zu äußern, auch wenn es einigen nicht passt. Ich habe auch das Recht auf Religionsfreiheit, also frei von Religionen zu sein. Krankheiten sind nicht dazu da, krank zu bleiben, sondern sie selbst zu überwinden. Ich bin überheblich, über Krankheiten, Religionen und Obrigkeiten. Ein Weg, mein Weg.
Wolfgang am Permanenter Link
Zunächst, ich bin kein Krankenpfleger, ich habe lediglich eine Sani- täterausbildung. Außerdem war ich 45 Jahre im sozialen Beruf tätig und habe mich in dieser Zeit überwiegend mit Frauen beschäftigt.
Ich habe einen Herzinfakt und zwei Schlaganfälle hinter mir, ich konnte mich 3 Tage nicht bewegen, denn ich war halbseitig gelähmt.
Am dritten Tage bin ich aufgestanden. "Mit mir nicht" sagte ich, als am Zweiten Krankenhaus eine Pfarrerin an mein Bett trat und mit mir über Gott sprechen wollte. Ich verwies sie aus dem Zimmer.
Am nächsten Tag kam der Stationsarzt zu mir, blieb verdutzt an der
Tür stehen: "Was machen Sie denn da?" "Sehen Sie doch, ich tanze
Rumba!" Tja, so kann man auch Ärzte überraschen. Übrigens habe ich keine Zeit gehabt, über Depressionen nachzudenken, ich ließ sie
einfach nicht zu. Und wissen Sie, was mir über alles hinweggeholfen hat? Das Christentum, denn es gibt noch viel zu tun, der Dummheit den Kampf anzusagen. Darum halte ich auch mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg, auch wenn es einigen schmerzt. Worte wie Neger, Homo oder Christ regen Menschen auf, die keine eigene Meinung haben und nur mitplappern, was andere sagen.
"Wenn wir was schreiben, marschiert Deutschland!" sagte mir mal ein Reporter der Bildzeitung. Depression, nein danke. Christentum, nein Danke! Das waren Worte des "Sehr geehrter Herr Wolfgang."
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
little Louis am Permanenter Link
@ Petra Pausch und zu ihrer Äußerung:
Mag sein dass "Wolfgangs" Äußerungen über Depressionen bzw über Depressive ziemlich oberflächlich und klischeehaft waren. Es wird Ihnen sicher aber auch bekannt sein, dass in "der Psychologie" auf
"wissenschaftlichem " Niveau" schon lange Ähnliches diskutiert wird.
Dass der Kritisierte aber Depressive als Bekloppte bezeichnet habe oder bezeichnen wolle, konnte ICH seinem Text nicht entnehmen.
Somit formuliere ich halt jetzt mal so:
Warum gibt die Redaktion einen Kommentar frei, der andere Nutzer durch unbelegte Unterstellungen verleumdet?
Einer Pädagogin schreibe ich ins Stammbuch: Auch vermeintlich Böses bekämpft man nicht durch Böses bzw. unredliche Methoden.Denn sonst wird man eventuell irgendwann selber Teil eines (anderen)"Bösen."
Julie am Permanenter Link
Ich glaube sie haben die Aussage des Textes nicht verstanden.
Kay Krause am Permanenter Link
Lieber Wolfgang! Aufgrund vieler anderer Kommentare von Ihnen hätte ich anderes erwartet.
In gewissen Zeitabständen (oft liegen Monate dazwischen) bekommt sie einen manisch-depressiven Anfall, schlägt alles kurz und klein, was um sie herum ist. Wenn sie wieder bei Sinnen ist, versteht sie die Welt nicht mehr und kann nicht glauben, dass sie das angerichtet hat. Sie landet dann wieder fürein paar Wochen in der Geschlossenen und wird mit den bewährten Psychopharmaka gefüttert, mit den ebenfalls bewährten Nebenwirkungen. Die zuständigen Ärzte sitzen in der Cafeteria und erzählen sich ihre Wochenenderlebnisse. Da sie (die Freundin) zu allem Überfluss auch noch dem Staat auf der Tasche liegt, bekommt sie natürlich auch keine angemessene Therapie. Ich will nicht weiter in's Detail gehen, lieber Wolfgang, aber ich wiederhole gerne: Sie haben leider 0,00 (in Worten: keine) Ahnung!
Wolfgang am Permanenter Link
Ich weiß, was Depressionen sind und kenne auch die Flucht in sogenannte Depressionen, ähnlich der "Heute nicht Liebling, ich habe meine Migräne!"
Sanitäter und habe mein Leben lang im sozialen Bereich gearbeitet.
Es gibt leider viele "Bekloppte" und echt kranke. Dazwischen liegen
Welten. Es gibt ja auch die katholische Kirche und die evangelische Kirche. Sie können jetzt zwischen "bekloppt" und "krank" selber entscheiden. Ich habe mich bereits entschieden.
Petra Pausch am Permanenter Link
"Ich weiß, was Depressionen sind" - das bezweifel ich...
"... und kenne auch die Flucht in sogenannte Depressionen, ähnlich der 'Heute nicht Liebling, ich habe meine Migräne!'" - denn Sie tun so, als wäre eine Depression eine Entscheidung, die mensch frei treffen kann.
Sie ist in etwa so frei wie die Entscheidung, Schnupfen zu bekommen oder Demenz.
Ich hoffe, dass ich niemals auf Ihre Hilfe als Sanitäter angewiesen sein werde.
Kay Krause am Permanenter Link
Lieber (sehr geehrter) Wolfgang! Es geht in dem Artikel nicht um Pseudokranke! Mit Ihrer Art der Argumentation können Sie imgrunde jeden und alles in den Dreck ziehen!
Von mir erfolgt kein weiterer Kommentar dazu.
David am Permanenter Link
psychische Erkrankungen haben viel mit Gefühl Phantasie Freiheit und Lebenswillen zu tun.
little Louis am Permanenter Link
Merkwürdig auch, dass niemand die Frage nach ener eventuellen Medikation der Täter zum Zeitpunkt der Tat stellt, insbesondere, da inzwischen trotz Vertuschungsversuche von Big Pharma bekannt ist, dass viele Antidepre
Merkwürdig auch, dass kaum jemand darauf hinweist, dass ein nicht unerheblicher Teil der in psychologisch/psychiartrischer Behandlung befindlichen Flüchtlinge sich auch dorthin begeben haben könnten (!),
weil das eine der wirksamsten Maßnahmen zur Verhinderung einer drohenden Abschiebung ist oder weil eine ärzlich bekundete Traumatisierung selbst diffuser Art ein Grund für Anerkennung sein könnte?
Und in meiner Heimatzeitung wird heute ganz offen- naiv und Ironiefrei die These vorgebracht, dass durch Bombardierung (z. B. in Aleppo) traumatisierte Flüchtlinge aufgrund dieses Traumas vielleicht hier Bombenattentate verüben! (?)
Ist so etwas psychologisch glaubhaft bzw. nachvollziehbar?
Paul am Permanenter Link
Wenn unsere Soziopathen in den Schulen andere mobben, nur weil sie eben anders sind, nicht der "Norm" entsprechen und dies über Jahre der Fall ist, muss sich die Gesellschaft nicht wundern, wenn ein Foxterri
little Louis am Permanenter Link
Teilweise liegt das Problem auch bei den Lehrkräften. Nicht wenige trauen sich nicht, gegen Schülergruppen, die einzene Mitschüler in den Klassen psychisch oder im Geheimen auch körperlich terrorisieren,vorzugehen.
Trotz allem psycho-pädagogischen Blabla wird in der Realität die "Qualität" eines Lehrers besonders im Haupt/Gemeinschaftsschulbereich nämlich (trotz andersgearteter offizieller Pädagogenrhetorik) vor allem danach beurteilt, ob er seine Klasse "im Griff" hat. Und das besonders auch deswegen, weil durch Schulleitungen hinter den Kulissen vor allem honoriert wird, dass es "keine Probleme " gibt, vor allem nicht mit Eltern (-Vertretungen). Auch die höhere Schulaufsicht schätzt natürlich die Problemfreiheit, insbesondere wenn Eltern die freie Schulwahl für ihre Sprösslinge haben und aus Mangel an Klienten die Schließung eines Schulstandorts bzw. einer Schule drohen könnte.
Das könnte einer der Gründe für die unterschwellige Anarchie in vielen Klassen/Schulen vor allem in Haupt/Realschulen oder auch in Berufsschulen sein.
Ich kann das etwas beurteilen. Ich war dabei.
Mathias Hüfner am Permanenter Link
Ich glaube nicht, dass Depression mit Aggression gleichgesetzt werden kann. Normalerweise hat jeder Mensch vor dem Töten eine Hemmschwelle.
little Louis am Permanenter Link
@ M. Hüfner
Ich stimme dem zu. In den (relativ "weichen") Psycho- Wissenschaften wird solches ja auch diskutiert.
Atheist Steinbrenner am Permanenter Link
In München wurden 9 Menschen getötet. 7 davon waren Muslime, schreibt sogar katholisch.de
http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/gedenken-an-die-opfer-des-munchner-amoklaufs
Und dennoch ist der offizielle Trauerakt mit Teilnahme des Bundespräsidenten ein ökumenischer Gottesdienst bei dem man ob der vielen muslimischen Opfer auch eine Muslima ein Gebet sprechen lies.
Ich fand es schon bisher bei Unglücken mit vielen Toten zu denen es ähnliche Gedenkfeiern gab ekelhaft, dass die christlichen Kirchen die offizielle Gedenkfeier ausrichteten, und damit die konfessionsfreien unter den Opfern für eine christliche PR Aktion instrumentalisierten.
Diesmal ist die Missachtung der Weltanschauung der Mehrheit der Opfer offensichtlich. Ich halte es für eine unverschämte Anmaßung die offizielle Gedenkfeier seitens der christlichen Kirchen auszurichten, wenn bestensfalls 2 Opfer möglicherweise christlich waren. Möglicherweise deshalb, da in München über 50 Prozent der Menschen konfessionsfrei sind, die Jüngeren noch mehr als die Älteren. Möglicherweise war also unter den getöteten gar kein Christ. (Ob die Muslime Muslime waren oder nur aufgrund ihrer Herkunft oder Abstammung so klassifiziert wurden soll hier nicht das Problem sein, wäre aber bei genauer Recherche auch noch zu klären.)
Letztlich ist dies auch ein Armutszeugnis für die Stadt München, wenn Sie die Weltanschauung der getöteten Menschen so missachtet. Selbst wenn man das Kirchengebäude als Veranstaltungsort gewählt hätte, ist ein GOTTESDIENST wohl für einen staatlichen Trauerakt, in einem Staat der formal eine Trennung von Staat und Kirche hat, skandalös.
Es widert mich darüber hinaus auch an, dass die getöteten Menschen instrumentalisiert werden,
* um die kaum haltbare Hypothese, dass Egoshooter Menschen zu Amokläufern machen wieder hevorzukramen und als wahr zu behaupten
* um absichtlich oder billigend in Kauf nehmend depressive Menschen durch die Berichterstattung zu diffamieren, indem man Depression in die Nähe von Amoklauf rückt
* um den Überwachungs- und Polizeistaat weiter voran zu Treiben, auch in Richtung Precrime (nennt man dann wohl Prävention), also der Verfolgung von Menschen die nur in ein Raster passen aber nichts strafbares getan haben
Wolfgang am Permanenter Link
Sehr schöner Kommentar, stimme voll zu. Mich stört auch nach jeder Katastrophe oder Attentat zum "Gottesdienst" geblasen wird.
Gottesdienst, nein danke! Unschuldige Tote, noch nicht einmal Gläubige, im Schoss der Kirche? Soviel Verlogenheit und Scheinheiligkeit lässt mich Kotzen. Beten, für wen? Verzeihung, ist doch wahr!