Das Internet ist – wie schon der Name sagt – international. In fast allen Sprache der Erde wird über das Netz kommuniziert. Dem will Baden-Württembergs Verbraucherschutzminister Peter Hauk (CDU) jetzt einen Riegel vorschieben: Wer in Deutschland das Netz nutzt, soll Deutsch schreiben.
Politiker unterscheiden sich nicht sonderlich von anderen Menschen: Auch wer sich nicht oder nur wenig mit Dingen auskennen, hat eine Meinung dazu. Das wäre nicht schlimm, wenn sie sie nicht auch noch öffentlich herausposaunen würden.
Baden-Württembergs Verbraucherschutzminister Hauk forderte jüngst, dass Menschen in sozialen Netzwerken auf Deutsch kommunizieren. "Wer in unserem Land lebt, sollte in der Landessprache kommunizieren. Das gilt auch für soziale Medien" so der Minister.
Seine Forderung ist nicht nur unsinnig, sie ist auch diskriminierend. Denn die deutsche Sprache fordert er offenbar allein von türkischstämmigen Migranten. Zur Begründung sagte Hauck: "Muslimische Bürger bewegen sich im Internet häufig nur innerhalb der türkischen Community." Und damit die innertürkischen Auseinandersetzungen nicht nach Deutschland schwappen, sollen alle deutsch reden? Bei allem Verständnis für den vermutet guten Willen des Ministers bemerkt dieser nicht, dass auch die Konflikte anderer Nationalitäten sich in unserem Land zeigen. Erinnert sei an den Riß, der durch die iranische Community geht. Doch an eine Forderung, dass Iraner nicht mehr in Farsi kommunizieren erinnere ich mich nicht. Und im Übrigen ist nicht jeder Türke auch Moslem.
Wenn man die Forderung des Ministers ernst nehmen würde, dürften Wissenschaftler nicht mehr in Englisch kommunizieren, wenn sie an einem Rechner sitzen, der zufällig auf deutschen Territorium steht und Hamed Abdel-Samad nicht mehr auf Arabisch bei Facebook posten. Doch wenn er nur die türkischen Migranten meint, dann ist das gefährlich ausgrenzend – einmal abgesehen davon, dass solch eine Forderung schlicht nicht umsetzbar ist.
Minister Hauck möchte, dass zum Beispiel Schulen Kurse zur "Medienerziehung für Eltern" anbieten. Für den Minister gehört es zum Erziehungsauftrag der Eltern, darauf zu achten, was Kinder online und in sozialen Netzwerken machten. Das ist ganz sicher korrekt und wäre wünschenswert. Doch er ergänzt: "Integration ist sehr wichtig, deshalb brauchen wir gerade bei türkischstämmigen Eltern eine intensive Medienbildung." Weshalb nur bei türkischstämmigen Eltern? Weshalb nicht auch bei sudanisischstämmigen oder den Eltern aus Chile? Und wieso nicht auch für Eltern, deren Söhne sich Glatzen geschoren haben oder die mit langem Haar im Netz gegen Flüchtlinge hetzen?
Ganz konkret: Was Baden-Württembergs Verbraucherschutzminister Hauk hier fordert ist ebenso populistisch wie unsinnig. Er hofft auf Beifall aus der rechten Ecke und auf Wähler von dort.
Mehr ist dazu nicht zu sagen.
23 Kommentare
Kommentare
David am Permanenter Link
man muss auch nicht jedes Wort von einem Politiker auf die Goldwaage legen. das hat er halt so flapsig mal gesagt, vielleicht so als Brainstorming.
Johannes Fischer am Permanenter Link
Er ist Politiker. Er redet öffentlich. Er sollte denken, ehe er redet.
Kay Krause am Permanenter Link
Das sagt sich so leicht. Wie Frank Nicolai im 2.
omnibus56 am Permanenter Link
Ich weiß nicht, wie man diese Forderung in Bezug auf die sie aufstellende Person klassifizieren soll, ohne ganz nah an den Straftatbestand der Beleidigung zu kommen.
struppi am Permanenter Link
Naja, er hat laut verlinkten Artikel gesagt "Wer in unserem Land lebt, sollte in der Landessprache kommunizieren.", das gälte auch für soziale Medien.
Wobei ich es erstaunlich finde, dass auf einer Seite deren Grundprinzip eine philosophische Aufklärerische ist, so stumpfe Meldungen zu finden.
Stattdessen hätte ich eine intellektuelle Auseinandersetzung, ob Menschen wirklich die Sprache des Landes sprechen sollen in dem sie leben oder ob wir heute nicht alle englisch, türkisch oder russisch lernen sollten, um uns mit unseren Nachbarn unterhalten zu können?
Das ist ja die Fragstellung, die hinter dieser Aussage steht.
Ob und wo er damit auf seine oder wie auch immer geartete Wählerschaft eingeht sollte dem "humanistischen Pressedienst" doch egal sein - oder müssen wir uns in Zukunft auf Wahlwerbung für [...] einstellen?
omnibus56 am Permanenter Link
Meine Bemerkung bezog sich rein auf das technische. Die sozialen Netze verbinden Menschen über Landes- also auch Sprachgrenzen hinweg (okay, nicht jeden Teilnehmer, aber viele).
Wer Integration und Sprachkenntnisse wirklich anstrebt, der sorgt auch dafür, dass es ausreichend viele und (nicht nur) personell ausreichend ausgestattete Sprachkurse gibt. Nur Forderungen aufstellen, wie es Herr Hauk tut, reicht nicht!
BTW:
Ich kenne eine Reihe Deutsche im Ausland, die untereinander auch nicht die Landessprache sondern Deutsch verwenden, auch im Internet und sozialen Netzen. Das nennt man dann im Politikerdeutsch wohlwollend aber "Pflege des Deutschtums im Ausland". Den Politiker möchte ich sehen, der das als mangelnden Integrationswillen geißelte...
Tatsächlich wäre es mir übrigens egal, wenn irgendeine der Welthauptsprachen oder meinetwegen auch Esperanto, Klingonisch oder Elbisch überall zur Welt-Kommunikationssprache ernannt würde, statt dass jeder auf seiner Landessprache als allein-selig-machend besteht. Aber dazu wird es wohl nie kommen.
struppi am Permanenter Link
Absolut ungenommen, ich würde auch nie irgendetwas anderes sagen. Aber der Artikel "Minister fisch am rechten Rand" sagt etwas ganz anderes.
Es wird einem Politiker, der wohl die mangelhafte Sprachbildung mancher Immigranten im Kopf hatte, unterstellt er würde eine Art Sprachpflicht fordern, wenn er VORSCHLÄGT die Menschen SOLLTEN sich doch auch in der Landessprache unterhalten.
Auch dieses "nur" von dir, ist für mich nicht aus dem Kontext erkennbar - das fügt sich aber im Kopf dazu, wenn man die Debatte einfach abwürgen will und/oder einen Poltiker diskredieren, als Wahlwerbung machen möchte.
Und das darüber hinaus die Nationalisierung gerade der Türken in den letzten Jahren durchaus ein Thema ist, scheint dem Autor auch entgangen zu sein. Du findest mittlerweile nahezu auf jeder Demo der tükischen Kommunity den Wolfsgruß und andere Symbole der grauen Wölfe, einer radikalen Rechtsnationalen Gruppierungen aus der Türkei.
Insofern ist jeder Vorschlag, wie einer Nationalisierung von Türken entgegen gewirkt werden kann, ein guter Vorschlasg. Es sei denn du bist selbst ein Anhänger der grauen Wölfe. Was ich aber nicht hoffe. Könnte man aber z.b. aus dem Artikel rauslesen wenn man böse wäre, wie der Autor.
Frank Nicolai am Permanenter Link
Hier ist der böse Autor: Wie kommen Sie auf die Idee, dass mir das Erstarken der "Grauen Wölfe" entgangen ist? Steht das da irgendwo? Nein. Denn das ist nicht das Thema des Artikels.
Wenn ein Minister erwartet, dass türkischstämmige Migranten in den soz. Netzwerken in der Landessprache kommunizieren sollten, dann ist das - und das ist das Thema des Artikels - ausgrenzend.
Es ist mir nicht klar, wie Sie daraus schließen können, dass ich "böse" bin. Vielleicht mögen Sie mir das erklären.
struppi am Permanenter Link
Naja, beim lesen des Artikels gewinnt man den Eindruck, dass nicht bekannt ist, dass es in der Türkischen Community Nationalistische Tendenzen gibt.
Denn er hat es ja, wie schon geschrieben, nicht "gefordert" sondern vorgeschlagen, dass Türken die in D leben deutsch kommunizieren. Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es darum diesen Vorschlag im Schulunterricht zu kommunizieren. Was soll daran falsch sein?
Wenn jeder Vorschlag der Integration unterstützt als "rechts" bezeichnet wird, dann verlieren auch dieses Stigma langsam ihre Bedeutung. Rechts ist für mich jemand, der andere ausgrenzt und aufgrund des Aussehens oder Herkunft herabwürdigt, ich kann das bei dieser Politikeraussage nicht erkennen. Im gegenteil, er möchte Menschen integrieren, hat dabei aber anscheinend andere Vorstellung als Sie (oder auch ich). Aber das kann doch nicht der Grund sein, jemanden als Rechts zu bezeichnen?
(Das scheint aber eine Tendenz auf HPD geworden zu sein. Alles mögliche als "Rechts" zu bezeichnen oder alles was im 3. Reich entstanden ist irgendwie zu brandmarken - wie bei dem Bericht über den Zoo in Osnabrück.
Ich kenne nicht die theoretischen Grundlagen des Verbands. Für mich stand bisher vor allem die religionskritische Seite im HPD im Vordergrund. Als ein Arm der Antifa habe ich den Verband bisher nicht wahrgenommen. Die Argumentationen gehen aber in die Richtung)
Frank Nicolai am Permanenter Link
Bitte unterscheiden Sie zwischen hpd und HVD. Während der 2. tatsächlich ein Verband ist, ist der hpd das nicht!
Inhaltlich möchte ich auf Ihren Kommentar nicht noch einmal eingehen, ich habe in meinem Artikel erklärt, weshalb ich der Auffassung bin (und noch einmal: das ist meine Auffassung; nicht die des HVD oder der gesamten Redaktion!), dass der Minister auf Beifall aus der falschen Ecke aus ist.
omnibus56 am Permanenter Link
"Soll" ist für mich ein Imperativ. Wenn Hr. Hauk es als "Vorschlag" gemeint hätte, hätte er es deutlich(er) sagen können.
Dass sich viele türkisch-stämmige Mitbürger immer noch oder sogar wieder verstärkt türkisch fühlen, halte ich auch für ein Problem. Ich mache das aber nicht so stark an der verwendeten Sprache sondern an der politischen Haltung fest. Natürlich ist die Sprache der täglichen Kommunikation ein Indiz für die gefühlte Identität, aber nicht das alles andere verdrängende.
Wie Du auf die Idee kommst, ich könnte ein grauer Wolf sein oder denen auch nur nahestehen, ist für mich unerklärlich. Entschuldige bitte, wenn ich diese Unterstellung auch in dieser abgeschwächten Form als "fast bösartig" einstufe. Meine Haltung zum Nationalstolz (für *jede* Nation) beschreibt Arthur Schopenhauer zu dem Begriff sehr präzise:
»Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein. Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen.«
struppi am Permanenter Link
Ich komme auf die Idee, weil der Artikel so formuliert ist, als ob du nur die eine Seite siehst und dabei verschweigst das auch die Andere existiert und verstärkt aktiv ist.
Natürlich war diese Aussage von mir polemisch gemeint.
So wie im Artikel von dir aus Aussagen von Hauk Schlußfolgerungen ziehst, die er nicht gesagt hast und jetzt behauptest er hätte es nicht deutlich genug gesagt.
Daraus aber diese Schlußfolgerung wie die in der Überschrift zu ziehen, ist einfach Propaganda.
omnibus56 am Permanenter Link
1. Wo verwundert es mich, dass "ausgerechnet Türken" genannt werden? Im Gegenteil habe ich deutlich die Nationalisierung weiter Teile der türkisch-stämmigen Bevölkerung als Problem charakterisiert.
[Das ist mein letzter Post zu dem Thema.]
struppi am Permanenter Link
Argh.
Jetzt bin ich durcheinander gekommen, da sich der Autor in diesen Thread eingemischt hat und ich nicht gesehen habe, dass ich hier mit zwei verschiedene Menschen kommunizieren.
Insofern sind meine Vorwürfe zu den Aussagen im Artikel nicht an dich gerichtet gewesen. Tut mir leid.
Zu der Formulierung. Das hat Hauk gesagt:
[quote]
"Laut Hauk gibt es vor allem bei Eltern mit türkischem Migrationshintergrund noch großen Nachholbedarf. „Integration ist sehr wichtig, deshalb brauchen wir gerade bei türkischstämmigen Eltern eine intensive Medienbildung.“ Darauf zu achten, was Kinder online und in sozialen Netzwerken machen, gehöre zum Erziehungsauftrag der Eltern. „Manche Eltern nehmen das leider noch nicht ernst genug“, sagte Hauk.
Deswegen setzt er sich dafür ein, dass „Schulen Kurse anbieten, in denen Eltern Medienerziehung erlernen“. Wichtig sei es, dass die Gesellschaft „bei den Aktivitäten Jüngerer im Internet eine Kultur des Hinschauens“ bekomme. „Bisher haben wir eher eine Kultur des Wegschauens.“ "
[/quote]
Ich finde das klingt nicht viel anders, als deine Formulierung und ist vermutlich auch zusammengefasst aus einem Interview. Für mich kliongt das nicht so alarmistisch wie es hier dargestellt wird und ist eine aussage die in einer notwendigen Debatte über das was wir Einwanderer anbieten sollten notwendig.
Rene Goeckel am Permanenter Link
Und als nächstes nur noch deutsche Schlager im Radio? Im Ernst, wegen solchen Leuten wende ich mich immer mehr von der Politik ab.
Peter E. am Permanenter Link
Ich weiß nicht, ob und wo Herr Hauk studiert hat. Ich weiß aber, dass viele Wissenschaftler an deutschen Universitäten mit anderen in englischer Sprache kommunizieren.
fherb am Permanenter Link
Wer nichts wird, wird heute nicht mal mehr Wirt, sondern Politiker. Wie viel Schwachbildung zu solchen Äußerungen führt ist bemerkenswert. Und ich dachte, es gibt eine Schulpflicht.
little Louis am Permanenter Link
Ich kann unserem Herrn Minister (fast) aus dem Odinwalde nur aus ganzem Herzen zustimmen.
Doch eigentlich geht er mir noch nicht weit genug:
Doch ist das das reine "Stuegedda - Schwäbisch!!
Und das selbst dann, wenn ihm im Falle einer populistisch- sturen Verweigerung der Landessprache und weiteren Bestehens auf dem angestammten heimatlich - nordöstlichen Idiom des Volkes Beifall aus gerade dieser Ecke so gut wie sicher könnte sein.
Also nochmal:
Das echte Schwäbisch muss es sein! Das macht den Populismus erst ganz fein!
Doch gerade diesbezüglich glaube ich, beim Herrn Minister nun doch noch Defizite zu erkennen. Denn ich meinte, zumindest gelegentlich, einen doch schon etwas provinziellen Zungenschlag aus seiner madonnenländischen Heimat heraushören zu können. Und bin besorgt.
Denn könnten Defizite in dieser Richtung nicht gar die bis jetzt perfekte Kommunikation in den unlängst erst neu gesponnen- grünschwarzen Netzen ernsthaft gar gefährden?
Deshalb und wie er selbst ja richtig hat erkannt: Wer im Ländle lebt, der sollte in der wahren Landessprache kommunizieren. Und nicht mit einem Zungenschlag aus dessen weit östlich abgelegenen Randgebieten.
Aber jetzt mal Satire aus: Wenn er (nur)gemeint haben sollte, dass es für Immigranten praktischer ist, hier Deutsch zu können, gebe ich ihm sogar recht.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Und was haben Deutschkenntnisse mit Kommunikation in sozialen Netzwerken auf Deutsch zu tun?
Ich fürchte, Herrn Hauk geht es wie vielen Politikern:
Das kann zuweilen daneben gehen!
Sigmar Salzburg am Permanenter Link
Ein Kollege unterhielt sich auf dem Balkon mit seiner Frau immer auf schwedisch. Bald beschwerten sich die Balkonnachbarn, sie könnten nichts verstehen. Gehörten die nun zum „rechten Rand“?
Wolfgang am Permanenter Link
Zwischen politischem Denken und normal menschlichem Denken stehen Welten, die nicht erklärbar sind.
Wolfgang am Permanenter Link
Reden ist Silber, schweigen ist Gold! Sollten alle Politiker wissen und kennen!
little Louis am Permanenter Link
In de Achtziger jahren war in einer Volksschulklasse in des Ministers ländlichem Randgebiet ein türkisch Mädel bei den besten Deutschkönnern.
Auch Religion kein Thema ist gewesen, da dies als Privates gelten musst auch in der Eltern Heimat, der Türkei.
Zehn jahr danach die Sache ändert sich. Der Grund warn Schüsseln auf dem Dach mit heimatlichem Bild und Ton. Und saudisch Geld erschuf das Minarett auch tief hinten im Madonnenland alsbald.
Und so befreit erscheint zur Zeit das neumuslimisch Weib vermehrt im verhüllend züchtig Hosenkleid.