Der Politologe und Islamexperte Hamed Abdel-Samad hat ein neues Buch veröffentlicht. In "Der Koran: Botschaft der Liebe. Botschaft des Hasses" zeigt er, warum sich friedliebende Muslime ebenso auf den Wortlaut des Korans stützen können, wie dies gewalttätige Islamisten tun, und welche Konflikte daraus erwachsen. Ein Gespräch mit dem Autor.
hpd: Es gibt bereits viele Bücher über den Koran. Was hat Sie dazu motiviert, ein weiteres zu schreiben?
Abdel-Samad: Schon länger versuche ich die Zwiebel der islamischen Identität freizulegen. Die politischen Dimensionen des Islam wurden in den zwei Büchern "Der Untergang der islamischen Welt" und "Der islamische Faschismus" behandelt. In "Mohamed – Eine Abrechnung" ging es um eine Vermenschlichung des Propheten. Mein neues Buch widmet sich nun dem Herzstück des Islam. Denn der Koran ist das mächtigste Buch der Welt, das als das letzte Wort Gottes gilt. Es beinhaltet eine Gesellschafts- und Rechtsordnung, die für viele Muslime bindend ist und das weltpolitische Geschehen der Gegenwart nach wie vor beeinflusst.
Viele Veröffentlichungen in der Koranforschung sind sehr spezifisch und behandeln eine bestimmte Stelle. Es gab bisher aber keine Veröffentlichung, die die relevanten Passagen sammelt und sie historisch-kritisch beleuchtet und einordnet. Deswegen wollte ich ein solches Buch in einfacher Sprache schreiben. Es soll normalen Lesern, die kein islamwissenschaftliches Seminar besucht haben, erklären können, welche Themen und Botschaften der Koran beinhaltet. Das war meine Motivation.
Sie haben als Kind den Koran auswendig lernen müssen. Wie hat sich Ihr Verhältnis zur Schrift entwickelt und wie kam es zur kritischen Distanzierung?
Da ich in einem religiösen Haushalt aufgewachsen bin, habe ich den Koran buchstäblich mit der Muttermilch eingesaugt. Die Beschäftigung mit dem Koran hat eine lange Familientradition. Mein Vater, Großvater und Ur-Großvater waren Imame. Meinen ersten Kontakt mit dem Koran hatte ich daher schon im Alter von drei Jahren, als ich damit begann Koransuren auswendig zu lernen. Ich habe viel nachgeplappert, ohne auch nur ein einziges Wort wirklich zu verstehen. So lernte mein Gehirn den Wortlaut und die Melodie des Korans, ohne überhaupt die Bedeutung dahinter zu begreifen.
Je älter ich wurde, desto mehr interessierte ich mich jedoch für die Bedeutung der Suren. Schon im frühen Alter, mit acht Jahren, habe ich angefangen kritische Fragen zu stellen. Warum gibt es überhaupt die Hölle? Warum hat Gott uns erschaffen, wenn er weiß, dass viele von uns in der Hölle landen? Das empfand ich schon damals als brutal und ungerecht und begann zu zweifeln.
Mit vierzehn habe ich dann eine Frage gestellt, die meinen Vater sehr gestört hat: Woher wissen wir, dass all das von Gott offenbart wurde, wenn niemand von uns dabei war? Mein Vater war empört und wollte wissen, mit wem ich mich treffe und wer mich auf solche Ideen bringt. Ich erklärte ihm, dass ich mir selbst diese Fragen stelle.
Das war bestimmt nicht einfach für ihn zu akzeptieren.
In der Tat hatte es mein Vater nicht leicht mit mir. Ich erinnere mich, dass er mir immer gesagt hat: "Du denkst zu viel und das ist dein Problem." Und er hatte recht. (lacht) Ich denke zu viel und das ist mein Problem...
Wie ging es dann weiter mit dem kritischen Denken?
Das kritische Nachfragen hat eine kurze Pause, als ich später bei den Muslimbrüdern war. Dort gab es keinen Raum für Zweifel über den Glauben. Dann kam ich aber nach Deutschland und lernte, wie man systematisch mit einem Thema umgeht. Ich erfuhr, dass es Philosophen wie Descartes gab, für die der Zweifel groß geschrieben war. Die Methode des Verifizierens und Falsifizierens, das Beobachten und das Infrage stellen – all das hatte sich zunehmend ausgeprägt.
Schließlich kam die wissenschaftliche Phase. In Erfurt habe ich vier Jahre lang am Lehrstuhl für Islamwissenschaft die Frühgeschichte des Islam an der Universität unterrichtet. Und ich musste mich dann aus einer ganz anderen Perspektive mit dem Koran beschäftigen, nämlich mit seiner Entstehungsgeschichte und mit seinen Quellen. Das war der Zeitpunkt, wo ich gemerkt habe: Das Buch ist nicht vom Himmel gefallen.
Kann man die Entstehungsgeschichte des Korans überhaupt noch zurückverfolgen?
Wir können praktisch alles zurückverfolgen, was in diesem Buch steht. All seine Erzählungen und woher sie kommen. Das Agieren und Reagieren von Mohamed und seiner Gemeinschaft sowie die Antworten, die auf die Bedürfnisse dieser Gemeinschaft zugeschnitten sind, können wir nachvollziehen. Alles ist menschlich und pragmatisch.
Der Koran ändert seine Position je nach Situation. Daher stellt sich folgende Frage: Wenn der Koran innerhalb von 23 Jahren seine Haltung mehrfach verändert hatte, wie kann er dann nach 1400 Jahren noch heute in einer vollkommen anderen Gesellschaft mit anderen Bedürfnissen und anderen Herausforderungen gültig sein? Das war für mich der Punkt, wo ich gemerkt habe, dass der Koran definitiv kein Gotteswort sein kann.
In Ihrem neuen Buch vergleichen Sie den Koran mit einem Supermarkt. Können Sie kurz erklären wieso?
Der Koran ist ein Supermarkt mit vielen Produkten und jeder kann sich darin bedienen, wie er möchte. Auch im Koran findet man alles. Allerdings sind dort die Beschriftungen, die Zutaten und das Verfallsdatum nicht klar gekennzeichnet und die Regale sind durcheinander.
Die friedlichen Muslime suchen im Koran die friedlichen Passagen und finden sie. Die gewaltbereiten Muslime suchen die gewaltbejahenden Passagen und finden sie auch. Und das mit der gleichen Legitimation, denn es ist ja das vermeintliche Wort Gottes.
Wie kam es dazu, dass im Koran sowohl friedliche als auch gewaltbejahende Passagen zu finden sind?
Der Koran ist über einen längeren Zeitraum entstanden und folgt der Entwicklung der Gemeinschaft von Mohamed. Zuerst war diese Gemeinschaft schwach und unterdrückt. Deshalb rufen die mekkanischen Verse im Koran eher zum Gewaltverzicht auf. Denn es fällt einer schwachen Gemeinschaft leichter zur Toleranz aufzurufen, wenn sie selbst auf die Toleranz anderer angewiesen ist.
Erst später hatte sich diese Gemeinschaft in Medina etabliert und eine große Armee gründen können. Sie begann Kriege aus unterschiedlichen Gründen zu führen. Anfangs wurde der Krieg nur als Verteidigungsmittel legitimiert. Danach folgte bereits eine Verherrlichung des Krieges als Ausbreitungsstrategie, die jedoch mit einer bestimmten Kriegsethik verbunden war. Man sollte beispielsweise Nahrung mit Gefangenen teilen, keine Kinder töten und nicht bei Nacht angreifen. All das wandelte sich in eine Kriegslogik und -Ökonomie. Die Gemeinschaft um Mohamed lebte in dieser Phase ausschließlich von Kriegsbeute, dem Verkauf von Gefangenen und von der Kopfsteuer auf Juden und Christen. Damit war der Frieden natürlich keine langfristige Option.
Man muss sich bewusst machen: Nicht nur die Gewaltpassagen sind im Kontext ihrer Zeit zu verstehen, sondern auch die friedlichen Passagen. Es gibt daher keine allgemein gültigen Appelle oder Aufrufe zum Frieden oder Krieg.
Der Untertitel Ihres neuen Buches, "Botschaft der Liebe. Botschaft des Hasses", bringt diese Ambivalenz deutlich zum Ausdruck. Können Sie sagen, welche Botschaft im Koran dominiert?
Wie gesagt, es gibt beides. Wenn wir das ganze vermenschlichen und die Geschichte mit Gottes Offenbarung beiseite legen, dann können wir sagen, dass das Buch insgesamt eine menschliche Erfahrung beschreibt und die Entwicklung einer Gemeinschaft innerhalb von 23 Jahren protokolliert. Dazu gehören auch Emotionen, Prinzipien und Verfehlungen. Deshalb ist es relativ ausgeglichen.
Es geht aber nicht darum zu zeigen, ob die Liebe oder der Hass im Koran überwiegt. Die Frage ist, was vom Koran für die Gegenwart übrig bleibt. Ich meine, dass die politischen und juristischen Teile gefährlich sind und dass wir sie in ihrem historischen Kontext begraben sollten. Denn nicht die zeitgemäße Interpretation des Korans ist die Lösung, sondern eine Emanzipation von der unantastbaren Göttlichkeit des Textes.
Also ist eine Reformation des Islam keine Lösung?
Nein, denn eine göttliche Botschaft kann man nicht reformieren. Man kann das Denken der Menschen und ihre Haltung zu sogenannten heiligen Büchern reformieren. Die Texte können natürlich kritisch betrachtet und analysiert werden, um das Brauchbare vom Gefährlichen zu trennen. Ich selbst biete eine solche Version an, denke aber, dass sie für die meisten Gläubigen zu hart ist.
Wieso wählen Sie dann diese Form der Kritik?
Ein Schriftsteller sollte sich nicht von irgendwelchen Emotionen oder Erwartungshaltungen seiner Leser verleiten lassen. Ich schreibe, was ich denke. Die Theologen müssen dann schauen, was sie daraus ziehen und welche Versionen sie wiederum anbieten können.
Der Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide hat beispielsweise eine nette Formel gefunden. Für ihn sind die Formulierungen des Korans Gottes Menschenwort. Das heißt, dass Gott auch eine menschliche Dimension besitzt, die man analysieren, kritisieren und gegebenenfalls auch neutralisieren kann. Dies ist natürlich eine elegante Lösung, wenn er damit die Gläubigen erreicht. Und er glaubt das wirklich. Das sehe ich positiv.
Das ist dann wohl intellektuell unredlich aber politisch und menschlich recht klug.
Ja, genau. Würde ich so etwas sagen, würde ich mir aber nicht treu bleiben. Denn ich würde meine Meinung und meine Geisteshaltung ändern, um anderen zu gefallen. Deswegen bin ich froh, dass ich weder Politiker noch Theologe bin. Ich kann als Schriftsteller alles sagen, was ich wirklich denke. Es gibt nicht viele, die das von sich behaupten können...
Der Koran: Botschaft der Liebe. Botschaft des Hasses
Droemer Knaur Verlag, München 2016
ISBN 9783426277010
Gebunden, 240 Seiten, 19,99 EURDas Interview führte Florian Chefai für den hpd
22 Kommentare
Kommentare
David am Permanenter Link
"Denn nicht die zeitgemäße Interpretation des Korans ist die Lösung, sondern eine Emanzipation von der unantastbaren Göttlichkeit des Textes."
So wahr wie schwierig.
Roland am Permanenter Link
Ziel muß sein, den Koran - wie auch die Bibel - nurmehr als geistesgeschichtliche Dokumente anzusehen, die keinerlei Bedeutung für eine moderne Gesellschaft haben dürfen.
Martin Weidner am Permanenter Link
Aus Fakten ergibt sich keine Weltanschauung, dazwischen steht dann noch eine bestimmte Philosophie.
David am Permanenter Link
"Aus Fakten ergibt sich keine Weltanschauung, dazwischen steht dann noch eine bestimmte Philosophie. "
Selbstverständlich können Fakten eine Weltanschauung formen. Und wenn es nur die natūrlichste aller Weltanschauungen ist: Die des Nicht-Wissens.
"... und meint, man hätte eine wissenschaftliche Weltanschauung, muss man zwangsläufig da landen, wo der Marxismus gelangt ist. Denn man hat dann eine Philosophie als Basis, die sich gegen jede Kritik immunisiert, weil sie ja wissenschaftlich ist,"
Da Kritik elementarer Bestandteil der Wissenschaft ist, ist Ihre Aussage komplett sinnfrei.
"Dann doch lieber Menschen, die sich zurückgebunden re-ligio wissen in eine Beziehung, die gegen Ideologien kritisch macht"
Ideologien waren schon immer kritisch gegenūber anderen ideologien. Oft genug sogar feindselig.
"Insbesondere macht mir Ihre Denkverbote Angst, die alles ausschließen, was gegen gesicherte Erkenntnisse angeht."
Wo verlange ich ein Denkverbot? Im Gegenteil, ich fordere auf zu denken!
"Wer definiert das? "
Vernunft, ratio und Logik.
"Hat Einstein nicht gegen gesicherte Erkenntnisse der klassischen Physik und der ewigen Weisheiten von I. Kant verstoßen? "
Und weiter? Ist deshalb etwa die Behauptung wahr oder auch nur ansatzweise akzeptabel, dass in unseren Wäldern grūne Feen und grollende Trolle leben?
"Und verstößt alles, was Hoffnung begründet nicht gegen gesicherte Erkenntnisse? "
Nein. Davon abgesehen wird etwas nicht deshalb wahr, nur weil es Hoffnung bringt.
"In Ihrer Welt dürfen vermutlich nur noch Roboter herumlaufen und keine Menschen mit ihren Widersprüchen."
Ich weiss ja nicht wie es Ihnen geht, aber ich denke, die meisten Menschen möchten soviel wahres und sowenig unwahres wie möglich glauben. Und sie wūrden sich infolgedessen auch lieber in so wenig Widersprūchen wie möglich wiederfinden. Warum Sie widersprūchliches Verhalten offensichtlich gut finden ist mir schleierhaft.
little Louis am Permanenter Link
Zu David und:
"..Ist deshalb etwa die Behauptung wahr oder auch nur ansatzweise akzeptabel, dass in unseren Wäldern grūne Feen und grollende Trolle leben?" (Zitatende)
Man sollte es sich damit nicht zu einfach machen.
Es macht (in rein erkenntnistheoretischer Hinsicht) keinen Sinn, gegen grüne Feen und Trolle in Wäldern zu polemisieren. (Der "Schwarze Schwan")
Bei fundamentalen Widersprüchen in "großen Theorien" oder lang anhaltender Erkenntnisstagnation ist vermutlich selbst frei flottierende Hypothesenspinnerei von Nutzen. Das eventuell einzig sinnvolle Hypothesen-Selektionsinstrument ist die prinzipielle (!) Möglichkeit zur Falsifikation.
Wie man bei "scobel" gestern beobachten konnte, gibt es bezüglich dieser Fragen selbst bei der jüngeren Physiker bzw. Astronomengeneration immer noch oder schon wieder erhebliches Herumgeeiere:
Von einer kritischen Nachfrage ins Schleudern gebracht, bestreitet man einfach die bisher zugegebene (offensichtliche) Unmöglichkeit , dass man die rein mathematischen Theoriekonstrukte der Theoretischen Physik bzw der (theoretischen) Kosmologie jemals wird falsifikieren, geschweige denn verifizieren können. Und verweist auf eine (genauso "herbeigetrollte") Hoffnung auf spätere Möglichkeiten durch (technisch)bessere "Beobachtungsmöglichkeiten".
Merke: Auch wenn man Waldtrolle mit Hilfe komplexer Mathematik auf die Leinwand zeichnet, bleiben es eben immer noch (hypothetische) Trolle.
Und selbstreferentielle Mathematik beweist oder widerlegt noch gar nichts bezüglich der Realität. Selbst dann nicht, wenn sie perfekt zu anderen Feeenbidern passt. Und Ockhams Rasiermesser nützt vermurlich erst dann etwas , wenn zu entscheiden ist, welche " Trolle und Feeen" am besten mit realen Messergebnissen /Beobachtungen aus der realen Welt zu vereinbaren sind.
Aber dazu muss man eben schon vorher "Trolle" bzw. Hypothesen "phantasiert" haben.
Martin Weidner am Permanenter Link
>>Selbstverständlich können Fakten eine Weltanschauung formen. Und wenn es nur die natūrlichste aller Weltanschauungen ist: Die des Nicht-Wissens.<<
>>Da Kritik elementarer Bestandteil der Wissenschaft ist, ist Ihre Aussage komplett sinnfrei.<<
Eine Wissenschaft ist in ihrer kritischen Methode auf ihren Gegenstand beschränkt, Die Übersetzung der Wissenschaft in die Alltagswelt gehört nicht dazu. Wer Wissenschaften mit Weltanschauung verwechselt, der leugnet den philosophischen Unterbau seiner Weltanschauung, die gar nicht in den Fokus kommt und deshalb unbekannt und unkritisch ihr Unwesen treibt.
Ideologien sind blind gegenüber den eigenen Voraussetzungen, Gläubige benennen sie.
>>Wo verlange ich ein Denkverbot?<< hier: >>dürfen keine Aussagen darin auftauchen,<<
Wahrscheinlich sind wir in der Sache nicht weit auseinander. Es gibt genug Willkürliches und Unsinn, was wir alle nicht wollen. Aber Sie schießen in dieser generellen Form über das Ziel hinaus. Aussagen können auf sehr unterschiedlichen Ebenen gemacht werden. So machen Mythen Wahrheitsaussagen, die von den Wissenschaften nicht eingefangen werden, weil unsere Lebenswirklichkeit viel mehr ist als die Summe aller Wissenschaften (die es nicht gibt, da immer neue Wissenschaftszweige dazukommen) es nicht einfangen können.
>>"Wer definiert das? "
Vernunft, ratio und Logik.<<
Sie scheinen an eine allgemeine, zeitunabhängige Vernunft zu glauben. Dies widerspricht aber aller gesicherten Erkenntnis, denn die Vernunft von Kant ist nicht die von Hegel, geschweige denn der Rest der Philosophen. Mein Lieblingsphilosoph Aristoteles würde sich mit seiner Logik heute nicht zurecht finden. Außerdem basiert nur ein unwichtiger Bruchteil des Lebens auf Vernunft und Logik: Vertrauen, Liebe, Hoffnung, Geborgenheit, Akzeptanz und und und beruht noch auf ganz anderen Dingen. Und diese Dinge spielen gewaltig mit hinein, wenn es um einen Weltanschauung geht. Ihr #Weltbild ist mir zu kalt und zu unmenschlich.
Ich glaube auch nicht, dass in Wäldern Trolle leben, aber wenn Sie hier mit Hilfe einer Technik, die die Welt zerstört posten, dass alles eine Sache der Logik ist, dann kann man das wohl nur mit einem Troll oder mit Sauron beschreiben. Goethes Mephisto hat da was Passendes zu gesagt.
Und zur Hoffnung: Die hat einen anderen „Wahrheits-Modus“. Wenn die Menschen sich nur nach gesicherten Erkenntnissen gerichtet hätten, dann wäre in einer hoffnungsarmen Welt viel Gutes nicht passiert – das ist auch eine Wahrheit!
>> Warum Sie widersprūchliches Verhalten offensichtlich gut finden ist mir schleierhaft.<<
Nein, ich finde es nicht gut, dass wir beide hier eine weltzerstörerische Technik benutzen. Mit dem, was Sie besitzen, benutzen und verbrauchen, haben Sie einen gewaltigen ökologischen Fußabdruck, mit dem Sie auf diesem Planeten herumtrampeln. Sie halten rechnerisch eine Menge von Sklaven, darunter Kinder und berauben etlichen Menschen die Lebensgrundlage. Dabei wollen Sie doch nur das Gute: Das sind Widersprüche, in denen wir uns vorfinden. Eine Weltanschauung, die das ausblendet, taugt nichts. Die Aufklärung ist mit der Verabsolutierung der Ratio gar nicht mehr in der Lage gewesen, den Menschen in seiner Widersprüchlichkeit wahr zu nehmen. Dieses falsche Menschenbild hinterließ ein ‚Vakuum, das dann im 19. Jahrhundert mit neuen Mythen gefüllt wurde: Romantik, Nationalismus … Wer nur auf Logik setzt, der weckt Trolle, die er nicht mehr bändigen kann. Lernen wir nichts aus der Geschichte?
David am Permanenter Link
" Die Anzahl der Fakten, auf die sich das nicht-Wissen gründet ist Null. Das war ein schlechtes Beispiel."
Dass wir nicht alles wissen, ist ein Fakt. Da sind wir uns hoffentlich nicht uneinig. Also basiert diese Erkenntis auf dem Wissen über das Unwissen.
"Eine Wissenschaft ist in ihrer kritischen Methode auf ihren Gegenstand beschränkt, Die Übersetzung der Wissenschaft in die Alltagswelt gehört nicht dazu."
Ganz und gar nicht. Die wissenschaftlich-kritische Methode benutzen die Menschen alle Nase lang in vielen Belangen. Ich benutze sie im Gegensatz zum Gläubigen nur in einem einzigen Thema mehr.
"Wer Wissenschaften mit Weltanschauung verwechselt, der leugnet den philosophischen Unterbau seiner Weltanschauung, die gar nicht in den Fokus kommt und deshalb unbekannt und unkritisch ihr Unwesen treibt."
Sie haben den Kontext Wissenschaft und Weltanschauung hergestellt, nicht ich. Dogmatisches Wunschdenken ist auf jeden Fall in jeder Weltanschauung toxisch.
"Ideologien sind blind gegenüber den eigenen Voraussetzungen, Gläubige benennen sie."
Jede Ideologie benennt ihre Voraussetzung, nicht nur die Religionen. Hier gibt es keinen Unterschied.
" >>Wo verlange ich ein Denkverbot?<< hier: >>dürfen keine Aussagen darin auftauchen,<<"
Das genannte Zitat stammt nicht von mir.
"Wahrscheinlich sind wir in der Sache nicht weit auseinander. Es gibt genug Willkürliches und Unsinn, was wir alle nicht wollen. Aber Sie schießen in dieser generellen Form über das Ziel hinaus. Aussagen können auf sehr unterschiedlichen Ebenen gemacht werden."
Das stimmt. Ich verwahre mich allerdings gegen Aussagen, die behaupten, wahr zu sein, obwohl sie es objektiv, rational und vernünftig betrachtet nicht sein können.
"So machen Mythen Wahrheitsaussagen, die von den Wissenschaften nicht eingefangen werden, weil unsere Lebenswirklichkeit viel mehr ist als die Summe aller Wissenschaften (die es nicht gibt, da immer neue Wissenschaftszweige dazukommen) es nicht einfangen können."
Richtig. Genau so wie:
- Jungfrauengeburt
- Über's Wasser laufen
- Auf einem fliegenden Pferd reiten
- gottes/allahs Stimme zu hören
- von den Toten wiederauferstehen
usw. usw.
Mit der Position des Deismus habe ich kein Problem. Dann sollten diese Menschen aber bitte auch so ehrlich sein und sich nicht als "Christen" oder "Muslime" oder sonst irgendwie einem der zahlreichen Märchenclubs zugehörig betrachten.
"Sie scheinen an eine allgemeine, zeitunabhängige Vernunft zu glauben."
Nein, überhaupt nicht. Es wäre aber ein intellektueller Trugschluss, das Fehlen einer "zeitunabhängigen Vernunft" mit willkürlichem Wunschdenken gleichzusetzen.
"Außerdem basiert nur ein unwichtiger Bruchteil des Lebens auf Vernunft und Logik: Vertrauen, Liebe, Hoffnung, Geborgenheit, Akzeptanz und und und beruht noch auf ganz anderen Dingen."
Das stimmt nicht. Die Logik spielt auch hier selbstverständlich eine Rolle. Die Logik sagt uns:
- Wenn du einem Menschen vertraust, der dich hasst, bekommst du mit höchster Wahrscheinlchkeit Probleme.
- Wenn du einen Menschen liebst, der dich nicht liebst, forderst du Probleme heraus.
- Wenn du hoffst, die Prüfung durch Beten zu bestehen anstatt durch Lernen, stehen die Chancen verdammt gut, dass du verlierst.
usw.
" Ihr #Weltbild ist mir zu kalt und zu unmenschlich."
Ihnen geht es also nicht um wahr oder unwahr sondern um heimelig fühlen oder nicht heimelig fühlen. Klar, kann man so sehen. Im Traumland leben und so. Ich garantiere Ihnen aber, und das zeigen uns alle Erfahrungen der Menscheitsgeschichte, dass Wunschdenken, abgesehen vom Zufall, mittel- und langfristig niemals zu etwas Positivem führen kann und sich damit das heimelig fühlen sehr schnell in Luft auflöst bzw sogar ins Gegenteil wandelt.
"Ich glaube auch nicht, dass in Wäldern Trolle leben, ..."
Ich weiss. Das ist ja grade der Widerspruch, auf den ich hinweisen wollte.
"aber wenn Sie hier mit Hilfe einer Technik, die die Welt zerstört posten, dass alles eine Sache der Logik ist, dann kann man das wohl nur mit einem Troll oder mit Sauron beschreiben. "
Logischer Trugschluss. Denn Sie posten ja schiesslich auch hier. Sehen Sie, wie wichtig Logik ist?
"Und zur Hoffnung: Die hat einen anderen „Wahrheits-Modus“. Wenn die Menschen sich nur nach gesicherten Erkenntnissen gerichtet hätten, dann wäre in einer hoffnungsarmen Welt viel Gutes nicht passiert – das ist auch eine Wahrheit!"
Wie bitte? Die Welt ist nicht besser geworden, weil "gehofft" wurde, sondern weil sich die Menschen nach und nach und immer mehr der Realität klar wurden.
"Nein, ich finde es nicht gut, dass wir beide hier eine weltzerstörerische Technik benutzen. Mit dem, was Sie besitzen, benutzen und verbrauchen, haben Sie einen gewaltigen ökologischen Fußabdruck, mit dem Sie auf diesem Planeten herumtrampeln. Sie halten rechnerisch eine Menge von Sklaven, darunter Kinder und berauben etlichen Menschen die Lebensgrundlage. "
Nein.
"Dabei wollen Sie doch nur das Gute: Das sind Widersprüche, in denen wir uns vorfinden."
Nein. Der Widerspruch besteht darin, dass SIE sich darin wiederfinden und dennoch fröhlich Teil davon bleiben, vermutlich in einer gemütlichen, warmen 4-Zimmer Wohnung mit Internetanschluss.
"Wer nur auf Logik setzt, ..."
Und schon wieder ein logischer Trugschluss. Logik muss nicht alleine stehen. Und sie muss auch nicht zwangsläufig "Nationalismus" oder "Romantik" fördern. Sie behaupten also, Unvernunft bzw Unlogik sei besser als Vernunft bzw Logik. Und damit würden wir aus der Geschichte lernen. Tja, was soll man da noch sagen. Lassen wir das als Essenz mal am Schluss so stehen.
Martin Weidner am Permanenter Link
>>Dass wir nicht alles wissen, ist ein Fakt.<< (Danke für Ihre Erläuterung, was Sie mit der Weltranschauung des Nicht-Wissens meinen.)
>>Die wissenschaftlich-kritische Methode<<
Darum ging es nicht. Sie wollten doch auf Fakten, nicht auf Methoden etwas aufbauen.
>>Sie haben den Kontext Wissenschaft und Weltanschauung hergestellt<<
Nein, Sie haben behauptet, dass wissenschaftliche Fakten eine Weltanschauung ergeben können. Dagegen habe ich protestiert. Sie sind blind gegenüber den Grundannahmen, die Sie stillschweigend machen, darüber habe ich versucht, Sie aufzuklären. Sie sind damit ein gutes Beispiel für den Satz: >> Ideologien sind blind gegenüber den eigenen Voraussetzungen<<. Jetzt leugnen Sie auch das.
>> Das genannte Zitat stammt nicht von mir.<<
Stimmt, aber mein Satz mit den Denkverboten war auch nicht an Sie gerichtet, Sie haben sich aber diesen Schuh angezogen, das hat mich durcheinander gebracht, tut mir leid!
[Martin Weidner:] >> beruht noch auf ganz anderen Dingen.<<
[David:] >>Das stimmt nicht. Die Logik spielt auch hier selbstverständlich eine Rolle.<<
Überlegen Sie mal das logische Verhältnis dieser beiden Sätze.
Dass ich Ihr Menschenbild kritisiere, weil es dem Menschen nicht gerecht wird und damit unmenschlich, leben Sie so aus, als ob ich in einem Traumland lebe. Wie abgedreht ist das denn? Merken Sie nicht, dass Sie völlig an dem vorbei antworten, was ich gepostet habe?
>> Logischer Trugschluss. Denn Sie posten ja schiesslich auch hier.<<
Es wäre dann ein Trugschluss, wenn ich mich selbst aus den Widersprüchen heraus definieren würde, was nicht der Fall ist, was in meinem Post auch ausdrücklich stand.
>>Wie bitte? Die Welt ist nicht besser geworden, weil "gehofft" wurde, sondern weil sich die Menschen nach und nach und immer mehr der Realität klar wurden.<<
Ich sprach nur von Gutem, das geschieht oder auch nicht, Sie erzählen aber den Mythos, das die Welt fortwährend besser wird. Noch nie gab es so viele Hungernde, so viele Kriege, so viel Umweltzerstörung, so eine große Diskrepanz zwischen Arm und reich, dazu Sklaverei und viele andere schlimme Dinge, aber Sie blenden das aus und lassen sich von Ihrem Mythos einlullen. Ich erzähle nicht den Gegen-Mythos, dass alles schlechter ist, ich weiß sehr die moderne Medizin und eine Technik zu schätzen – nicht zuletzt die Waschmaschine, die Hausarbeit sehr erleichtert. Aber wer kann sich anmaßen, die Summe alles Guten und Bösen zu errechnen? Das ist jenseits des Faktenwissens, es ist ein mythologisches Weltbild. Daneben noch der zweite Mythos, dass >> sich die Menschen nach und nach und immer mehr der Realität klar wurden.<< Dann müssten alle Philosophien nach Sokrates mehr Realitätssinn haben als die Vorsokratiker. Fragen Sie das mal einen Philosophie-Professor, der wird Ihnen viele Gegenbeispiele liefern. Dieser Mythos ist doch ein Produkt des 19. Jahrhunderts und hat sich damit selbst als realitätsfern geoutet. Der Neanderthaler hat viel über die Pflanzen und Tiere seiner Umgebung gewusst, er war sehr realitätsnah. Wollen Sie ihm das absprechen, weil er nichts in wikipedia nachschlagen konnte? Die Kategorie „sich der Realität klar werden“ ist objektiv doch gar nicht messbar, es ist eine willkürliche Einteilung. Wieso huldigen Sie so naiv und kritiklos den modernen Mythen?
Und dann haben Sie die Chuzpe, Ihren ökologischen Fußabdruck zu leugnen.
>> Sie behaupten also, Unvernunft bzw Unlogik sei besser als Vernunft bzw Logik.<<
Habe ich nie auch nur im Ansatz behauptet, ich habe nur Verengungen kritisiert, die dem Menschen nicht gerecht werden,
>>Und sie muss auch nicht zwangsläufig "Nationalismus" oder "Romantik" fördern<<
Ich sprach nicht von Zwangsläufigkeiten, sondern von geschichtlichen Zusammenhängen.
Aus allem ergibt sich, dass Sie in Ihrer Mythoskritik nicht glaubwürdig sind, weil Sie selber welche erzählen.
Deshalb erspare ich mir, Ihnen zu erklären, wozu ein Mythos da ist, welche Art von Wahrheit er enthält. Nur das Eine, warum man ihn u. a. braucht: Um Menschen, die blind sind für ihre eigenen Widersprüche die Augen zu öffnen für die Realität ihrer Existenz.
David Z am Permanenter Link
"Ein Fakt, keine Weltanschauung."
Aber aber um Himmels willen: Warum sollte sich eine Weltanschauung, und das sagt das Wort ja eigentlich bereits, nicht an dem orientieren was wir wissen, also den Fakten?
"Darum ging es nicht. Sie wollten doch auf Fakten, nicht auf Methoden etwas aufbauen."
Doch, genau darum ging es. Sie hatten behauptet, die wissenschaftlich-kritische Methode würde nicht in die Alltagswelt übersetzt werden. Diese Behauptung ist falsch, wie ich am Beispiel der Waldtrolle bereits angedeutet hatte.
"Nein, Sie haben behauptet, dass wissenschaftliche Fakten eine Weltanschauung ergeben können. "
Ich sagte "formen". Wollen Sie tatsächlich die simple Erkenntnis leugnen, dass wissenschafltiche Fakten unser Weltbild, bewusst oder unbewusst, prägen?
"Dagegen habe ich protestiert."
Nein. Wie jeder oben nachlesen kann, begannen SIE mit der Behauptung: "Aus Fakten ergibt sich keine Weltanschauung", worauf ICH Einspruch erhob. Sie können nicht einfach die Fakten verdrehen wie es Ihnen grade beliebt. Aber das scheint ja zu Ihrer "Weltanschauung" ganz gut zu passen, nicht wahr?
"Sie sind blind gegenüber den Grundannahmen, die Sie stillschweigend machen, darüber habe ich versucht, Sie aufzuklären"
Was für eine Grundannahme könnte Sie wissen, die ich nicht weiss? Gott?
"Ideologien sind blind gegenüber den eigenen Voraussetzungen<<. Jetzt leugnen Sie auch das"
Nicht im geringsten. Wie man oben leicht nachlesen kann, hatte ich bereits festgestellt, dass dogmatische Ideologien und Religionen "blind" sind. Prima, dass Sie das einsehen.
"Stimmt, aber mein Satz mit den Denkverboten war auch nicht an Sie gerichtet, Sie haben sich aber diesen Schuh angezogen, "
Ist doch klar, dass ich mir den Schuh anziehe, wenn Sie in direkter Weise auf mein Posting antworten. An wen sonst hätte ich den Satz gerichtet wissen sollen? Entschuldigung angenommen.
"Überlegen Sie mal das logische Verhältnis dieser beiden Sätze.
Dass ich Ihr Menschenbild kritisiere, weil es dem Menschen nicht gerecht wird und damit unmenschlich, leben Sie so aus, als ob ich in einem Traumland lebe. Wie abgedreht ist das denn? Merken Sie nicht, dass Sie völlig an dem vorbei antworten, was ich gepostet habe?"
Sie zitieren nicht redlich. Ihre Behauptung war: "Außerdem basiert nur ein unwichtiger Bruchteil des Lebens auf Vernunft und Logik" gefolgt von einer Aufzählung an Beispielen. Mein Widerspruch war klar und stringent auf diese Behauptung ausgerichtet.
"Es wäre dann ein Trugschluss, wenn ich mich selbst aus den Widersprüchen heraus definieren würde, was nicht der Fall ist, was in meinem Post auch ausdrücklich stand."
Wie bitte?? Das Internet zu kritisieren und es dennoch gleichzeitig zu benutzen ist für Sie kein Widerspruch? Und nein, in Ihren Worten ist leider überhaupt nichts "ausdrücklich".
"Ich sprach nur von Gutem, das geschieht oder auch nicht, Sie erzählen aber den Mythos, das die Welt fortwährend besser wird."
Das ist kein Mythos sondern wissenschaftlicher Fakt. Sehen Sie, wie wichtig Fakten sind und wie schädlich Unwissen für eine Weltanschauung ist?
"Aber wer kann sich anmaßen, die Summe alles Guten und Bösen zu errechnen?"
Wissen, Logik und Vernunft.
"Dann müssten alle Philosophien nach Sokrates mehr Realitätssinn haben als die Vorsokratiker"
Selbstverständlich ist das so. Bei ansonsten gleichen Parametern hat jede Person, die mehr über die Realität weiss logischerweise auch gleichzeitig mehr Realitätssinn als die Vergleichsperson.
"Dann müssten alle Philosophien nach Sokrates mehr Realitätssinn haben als die Vorsokratiker... Dieser Mythos ist doch ein Produkt des 19. Jahrhunderts und hat sich damit selbst als realitätsfern geoutet. "
Sie argumentieren schon wieder völlig unlogisch. Etwas ist nicht deshalb realitätsfern, nur weil es aus dem 19. Jhd stammt. Lustigerweise machen Sie sich dieses Kriterium bei den Vorsokratikern nicht zueigen.
"Der Neanderthaler hat viel über die Pflanzen und Tiere seiner Umgebung gewusst, er war sehr realitätsnah. Die Kategorie „sich der Realität klar werden“ ist objektiv doch gar nicht messbar, es ist eine willkürliche Einteilung. Wieso huldigen Sie so naiv und kritiklos den modernen Mythen?
Sie werden albern. Praktisches Basiswissen über Pflanzen und Tiere kennzeichnet logischerweise keinen ähnlich realitätsnahen Kenntnisstand wie dem unsrigen. Selbstverständlich ist es objektiv messbar, dass die Menscheit über die Jahrhunderte ihren Kenntnisstand bezüglich der Realität erweitert hat. Zu wissen wie Feuer entsteht, oder ein Virus oder ein Vulkan funktioniert, oder Tsunamis, oder Erdbeben etc sind absolut objektive Kriterien.
"Und dann haben Sie die Chuzpe, Ihren ökologischen Fußabdruck zu leugnen."
Nö. Immer wenn ich am Strand spazieren gehe, sehe ich doch meinen Fussabdruck, wie könnte ich den leugnen? Für den Weltuntergang bin ich aber nicht verantwortlich. Das wird die Sonne sein. Wissenschaft und so, Sie verstehen?
"Ich sprach nicht von Zwangsläufigkeiten, sondern von geschichtlichen Zusammenhängen."
Es gibt keinen kausalen Zusammenhang zwischen Logik und "Nationalismus" und "Romantik". Im Gegenteil: Eigentlich liegt hier ein Gegensatz vor. Davon abgesehen ist mir ein Abdriften in die Romantik alle mal lieber (weil objektiv angenehmer) als das aggressive Abdriften, wie wir es bei Religionen mit ihrem blutigem Fanatismus kennen.
"Aus allem ergibt sich, dass Sie in Ihrer Mythoskritik nicht glaubwürdig sind, weil Sie selber welche erzählen."
Sie sind ja ein lustiger Vogel. Jeder, der hier mitliest, erkennt, wer Belege liefert und wer nur wirre Behauptungen aufstellt.
"Deshalb erspare ich mir, Ihnen zu erklären, wozu ein Mythos da ist, welche Art von Wahrheit er enthält. Nur das Eine, warum man ihn u. a. braucht: Um Menschen, die blind sind für ihre eigenen Widersprüche die Augen zu öffnen für die Realität ihrer Existenz"
Unser Rechtssystem wäre ganz schön aufgeschmissen, wenn man Mythen benötigte, um Widersprüche bzw. die Realität aufzuklären.
Ich denke, wir sollten hier abbrechen. Sie leben tatsächlich in Ihrer eigenen ganz speziellen Realität. Da kommt Logik und Vernuft nicht gegen an.
Martin Weidner am Permanenter Link
Vorweg: Viele von Ihren Behauptungen, wer was gepostet hat, stimmen so nicht. Ich nehme nur zwei Beispiele, je eins für inhaltliche und formale Argumentation:
Mein Posting mit den „Denkverboten“ antwortete Roland, nicht Ihnen.
Dieses Herumgehacke ist mir aber zuwider. Das Eingehen auf atomisierte Sätze des Andern bringt auf die Dauer nichts. Ich will mal zusammenhängend darstellen, was ich meine.
Ich unterschiede zwischen Wissenschaften und Alltagswelt. Zur letzteren gehören Weltanschauungen. Es gehört Philosophie dazu, aus den Fakten der Wissenschaften eine Weltanschauung zu formen. (Da war ich mit Roland sogar in gewisser Weise einig).
Unsere Welterkenntnis speist sich zu einem Teil aus den Wissenschaften, zum anderen Teil aus dem, was uns in der Alltagswelt wichtig ist. Weder können die Wissenschaften über das absolut bestimmen, was in der Alltagswelt gilt, noch umgekehrt.
Beide Säulen unserer Welterkenntnis müssen aufeinander bezogen werden, aber sie sind deutlich zu unterscheiden. Es tut nicht gut, sie zu verwechseln. So sind Materie und universelles Kausalitätsprinzip keine physikalisch definierte Begriffe, sie entstammen der Alltagswelt. Das wird oft übersehen und so Wissenschaften mit Weltanschauung verwechselt. Weil es in der Alltagswelt aber keine weltweit einheitlichen Vorstellungen gibt (und m.E. auch nicht geben sollte), kann es deshalb auch nicht die eine Weltanschauung geben, die auf Wissenschaften beruht.
Das Verhältnis von Wissenschaften und Alltagswelt gehört zu den philosophischen Grundannahmen, über die man sich klar werden muss. Das ist keineswegs selbstverständlich, so können Neurowissenschaftler über die Frage sprechen, ob es Freiheit gibt, aber diese Frage ist jenseits ihrer Wissenschaft. Solche Kategorienfehler bestimmen leider öfter aktuelle Diskussionen. Wer behauptet, die Existenz von Freiheit, einem „Ich“ und Geist widerspreche Naturwissenschaften, begeht Kategorienfehler, er ist sich seiner philosophischen Basis nicht bewusst. Auch viele Behauptungen, was Widersprüche von Religiösen Ansichten und Wissenschaften angeht, begehen Kategorienfehler. Gleichwohl haben sich Religionen und Wissenschaften viel zu sagen, das Verhältnis ist komplexer als das eines einseitigen Diktats.
Die Frage ist, ob sich Weltanschauung und Wissenschaften widersprechen, kann letztlich nur auf der Ebene der Weltanschauung gefällt werden. Oft sieht von außen betrachtet etwas unvereinbar mit Wissenschaften aus, was es aus der Innenperspektive aber nicht ist.
So können Mythen die Widersprüche der Menschen beschreiben, und eine Basis geben, damit konstruktiv zu leben. Diese Art von Wahrheit braucht es (nicht direkt für das Rechtssystem, das stimmt), die kann aber nicht auf der Basis von Naturwissenschaften allein entstehen. Mythen deshalb zu entsorgen, weil sie unwissenschaftlich sind, ist deshalb Unsinn.
(Übrigens habe ich die Widersprüche auch auf mich bezogen: >> Nein, ich finde es nicht gut, dass wir beide hier eine weltzerstörerische Technik benutzen.<<)
Nun zu Ihren Mythen: Dass die Summe des Wissens sich vergrößert hat, ist keine Frage. Schlauer sind wir alle mehr als die Menschen in früheren Zeiten.
Aber sind wir deshalb auch realitätsnäher? Wir Menschen heute sind doch in den Metakosmos der technischen Welt so gefangen, dass sie sich von ihrer Umwelt entfremdet haben – mehr als der Neanderthaler. Viel Wissen im Gehirn und auf dem Mobile hilft da nicht unbedingt. Die Kategorie „realitätsnah“ ist doch gar nicht genau definiert. Ihre Gleichsetzung mit „Summe von Wissen“ leuchtet mir nicht ein. Ich kann in unserem modernen Leben weit über unsere Verhältnisse (was für uns in den Industreinationen objektiv der Fall ist) keine Realitätsnähe erkennen.
Wenn dieser Mythos des 19. Jahrhunderts wahr wäre, dann müsste man ihn auf ihn selbst anwenden und er wäre im 21. Jahrhundert als realitätsfern zu beurteilen: Das war der Witz, den ich machen wollte.
Noch schwieriger ist es mit der Kategorie, ob die Welt besser geworden ist. Sicher kann man viele Verbesserungen aufzählen, aber auch vieles, was sich verschlimmert hat. Die Massenmedien (einschließlich Internet) haben zB viel Gutes gebracht, aber ohne sie gäbe es keinen internationalen Terrorismus. Das aufzurechnen kann keine Wissenschaft leisten, es wäre auch zynisch. Sagen Sie doch mal den Opfern, dass ihr Leid nicht so schlimm ist wie der Vorteil, den die Welt hat. Gut und Böse sind überhaupt keine naturwissenschaftlichen Kategorien. Dass es wissenschaftlicher Fakt sein soll, dass die Welt immer besser wird, ist eine sinnfreie Behauptung.
Sie gehen sehr verschwenderisch mit den Vokabeln Logik, Wissen und Vernunft um und merken nicht, wieviel Unsinn Sie hier posten. In dieser Einschätzung des Anderen gleichen wir uns und es zeigt, dass wir uns in sehr unterschiedlichen Denksystemen bewegen – auch in dieser Einschätzung stimmen wir überein. Vieles beruht aber auch auf Missverständnissen, die wollte ich hier etwas klären.
Noch zu Aufklärung und Romantik / Nationalismus: Nein, Logik führt nicht zu Nationalismus. Aber die Aufklärung als Epoche / geistige Bewegung ist ja keine reine Logik, sondern wie alle anderen auch mit schweren Fehlern behaftet. Ein Fehler ist, die Vernunft des Menschen so zu isolieren, ja zu verabsolutieren. Der Gipfel ist das Reden von einer „reinen Vernunft“: Etwas, was es gar nicht gibt. Diese falsche Anthropologie führte dann im 19. Jahrhundert zu Problemen. Gucken sie sich doch Schelling, Fichte, Schleiermacher, Hegel bis hin zu Nietzsche an: Jeder setzt auf eine andere anthropologische Größe, der Mensch in seiner Ganzheit zerfällt, die Suche nach der Einheit des Menschen wird damit virulent. Dies ist der Nährboden für Romantik und Nationalismus gewesen. Das sind geschichtliche Zusammenhänge, wobei Geschichte nie monokausal verläuft, es sind keine Notwendigkeiten. Geschichte vollzieht sich nicht logisch (nur Hegel hat sie seiner Dreiecks-Logik unterworfen).
Güli Dogan am Permanenter Link
Viel wichtiger ist die Frage, ob die Menschheit überhaupt solche Bücher wie der Koran oder die Bibel etc. nötig hat, um ein Leben in Freiheit Achtung und Würde zu leben.
Martin Weidner am Permanenter Link
Alle Eltern vermitteln ihren Kindern in gewisser weise ihre Überzeugungen. Werteerziehung kann man nicht Gehirnwäsche nennen.
Gueli Dogan am Permanenter Link
Natürlich werden die Gehirne der Kinder je nach Religion, Nation oder Kultur konditioniert.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag .
Martin Weidner am Permanenter Link
Die Utopie nach einer gleichgeschalteten Menschheit ist uralt, aber wo versucht wurde, es umzusetzen, gab es größtes Leid. Wollen Sie das wirklich? Und welche Kultur soll sich durchsetzen?
Gutes Leben kann man nur in der lebendigen Tradition von Sitte gestalten. Dabei haben Eltern eine wichtige Funktion. Wer Babys nicht prägen will, wird an ihren schuldig.
little Louis am Permanenter Link
Zu:
"..Das ist dann wohl intellektuell unredlich aber politisch und menschlich recht klug. "
(Zitatende)
Ich halte diese Aussage für missglückt, wenn nicht gar in einem humanistisch-ethischen Sinn für gefährlich, weil etwas missverständlich. Etwas enttäuschen ist auch, dass Samad obiger Aussage nur etwas halbherzig-verschwurbelt widerspricht. (Unterliegt er da eventuell irgendwelchen Zwängen?
Denn weder Politik noch "Menschlichkeit" bzw. Humanität sollten mit intellektuell unredlichen Mitteln agieren. iIntellektuell unredlich argumentieren in der Regel fast nur Propagandisten, die rationalen Argumenten ausweichen wollen. Das trifft auch auf einen großen Teil der historischen als auch der zeitgenössischen Theologie zu. Von einer "Islamwissenschaft" im Bekenntnissinn ganz zu schweigen.
Und ich möchte keinesfalls, dass sich auch Humanisten socher Methoden bedienen. Dann nämlich hätten die Kritiker recht, die sagen: Der Nichtglauben ist doch auch nichts anderes als der traditionelle Glauben.
Denn er bedient sich derselben Denk- und Propagandamethoden.
Anderer Max am Permanenter Link
Die allgemeinen Passagen passen natürlich auch 1:1 auf Bibel und andere religiöse Leitschriften.
Die Message liegt im Auge des Betrachters ...
Religiöse Schriften lassen sich hervorragend instrumentalisieren ...
Glauben basiert auf Nichtwissen ...
Irgendwie auch keine großartig neue Erkenntnisse, oder?
little Louis am Permanenter Link
Zum anderen Max und:
"..Die allgemeinen Passagen passen natürlich auch 1:1 auf Bibel und andere religiöse Leitschriften.."
Es könnte der Verdacht entstehen, dass er andere Monotheismen schonen oder aus dem Fokus nehmen will.
Renaux am Permanenter Link
Gauben ist eine Phantasie, eine jeweilige Vorstellung von den Tatsachen, die der Gläubige mit seinem Verstand nicht zu erfassen vermag.
Paul Koop am Permanenter Link
Die historisch kritische Methode wird längst auf Thora, Altes Testament und Neues Testament angewendet. In Europa gab es Reformation und Aufklärung.
little Louis am Permanenter Link
@ Paul Kopp gestern um 2:55
Das wissen auch die Salafisten.
Martin Weidner am Permanenter Link
Schärfer formuliert: Wer an dem Wortlaut einer heiligen Schrift klebt, der verbreitet Tod. Dagegen ist es entscheidend, von welchem Geist man geleitet wird und dass es ein Geist ist, der dem Leben dient.
Auch Samads Satz mit Gotteswort und Menschenwort ist im christlichen Kontext selbstverständlich, da muss sich keiner verbiegen. Solche Unterschiede muss man schon beachten.
Tom am Permanenter Link
Eine selbstkritische und sachliche Auseinandersetzung mit dem Koran. Gefällt mir! Nur in der Reihe der abrahamitischen Religionen ist der Koran nicht die letzte Gottesoffenbarung. Da hatte sich vor ca.
Mir fehlen hier in Interview gewisse gesellschaftsplotischen Konsequenzen. Viele Koranschulen und Moscheen in Europa werden von Imamen geleitet, die aus arabischen Ländern entsandt sind. Wenn der Koran auch diese totalitäre Ideologie enthält, ist es nicht akzeptabel den Dingen freien Lauf zu lassen. Es ist eines Erachtens notwendig, dass diese durch hier ausgebildete Theologen zu ersetzt werden.