In einer bahnbrechenden Entscheidung erklärte die argentinische Richterin María Alejandra Mauricio, eine im Zoo der Provinzhauptstadt Mendoza lebende Schimpansin namens "Cecilia" sei keine Sache, die der Zoo besitzen könne, sondern Rechtssubjekt, sprich: eine nicht-menschliche Person, die ebendeshalb umgehend aus der Gefangenhaltung zu entlassen sei.
Hintergrund der höchstrichterlichen Entscheidung ist eine Habeas-Corpus-Klage, die vor zwei Jahren durch die argentinische Tierrechtsorganisation Association of Officials and Lawyers for Animal Rights (AFADA) eingereicht wurde, die, in Zusammenwirken mit dem internationalen Great Ape Project, argumentierte, die Umstände der Haltung Cecilias im Zoo – die etwa 35jährige Schimpansin lebt seit dem Tod ihrer beiden Artgenossen Charlie und Xuxa alleine – seien nicht nur gesetzeswidrig, sondern auch Ursache ihres sich rapide verschlechternden Gesundheitszustandes.
AFADA hatte bereits Ende 2015 Grundrechte für die im Zoo von Buenos Aires einsitzende Orang Utan-Dame Sandra erstritten. Die aktuelle Entscheidung in Sachen Cecilia reicht noch weit darüber hinaus: Richterin Mauricio betonte, auch nicht-menschliche Tiere besäßen abgestufte Rechte: "Wir sprechen dabei nicht über Bürgerrechte, wie sie im Bürgerlichen Gesetzbuch niedergelegt sind, sondern über die der jeweiligen Spezies zukommenden Rechte auf Selbstentfaltung und auf Leben in ihrem natürlichen Lebensumfeld." Sie verfügte die sofortige Freilassung der Schimpansin, die, in Absprache mit den zuständigen Umweltministerien, bis Ende Dezember 2016 in das Menschenaffenrefugium des Great Ape Project im brasilianischen Sorocaba umziehen soll.
Die Umzugskosten in das drei Flugstunden von Mendoza entfernte Refugium in Brasilien trägt die spanische Sektion des Great Ape Project. Deren Direktor Pedro Terrados Pozas, der mit großem persönlichem Engagement an der Freilassung Cecilias mitgewirkt hatte, gab der Hoffnung Ausdruck, die historische Entscheidung der Richterin Mauricios möge ein erster Schritt sein hin zu einem ganz allgemein anständigeren Umgang mit nicht-menschlichen Lebewesen.
Interessanterweise umfasste das Urteil auch eine Aufforderung an die Behörden der Provinzhauptstadt Mendoza, notwendige Maßnahmen zu ergreifen, die Lebensbedingungen all jener Tiere nachhaltig zu verbessern, die nach dem Wegzug Cecilias im örtlichen Zoo verbleiben müssten. Im Schlusswort ihres Urteils zitierte Richterin Mauricio den deutschen Philosophen Immanuel Kant: "Wir können das Herz eines Menschen danach beurteilen, wie er Tiere behandelt."
19 Kommentare
Kommentare
David am Permanenter Link
eine gute Nachricht. die Richterin hätte auch jedes Kind zitieren können, die wissen auch das Tiere keine Objekte sind.
Haba am Permanenter Link
... das ist leider längst nicht jedem Kind bewusst.
Harald Freunbichler am Permanenter Link
Ein Lichtblick in der Geschichte der Menschheit (und deren Rechtssprechung).
Martin Weidner am Permanenter Link
Zum Kant-Zitat der Richterin: Für Kant gehört es zu den Pflichten gegenüber sich selbst und der eigenen Moralität, sich von Naturzerstörung, Tierquälerei und Gotteslästerung zu enthalten.
pavlovic am Permanenter Link
Leider wird das Great Ape Projekt keine Erfolge feiern im Sinne der Arterhaltung der großen Menschenaffen. Denn die Lebensräume sind gefährdet.
Silvia Arnold am Permanenter Link
Ich bin so glücklich über das Urteil.
Es ist zwar nur ein Tropfen auf dem heißen Stein aber vielleicht wird daraus bald ein See. Man ist jetzt zumindest bereit den Tieren Gefühle zu zugestehen.
Konni Scheller am Permanenter Link
Sicher, Gefühle sind elementar und ich würde sogar Pflanzen Gefühle zugestehen. Aber daraus kann man keine Rechte ableiten.
Konni Scheller am Permanenter Link
Na, so richtig frei ist die Schimpansin ja nun auch nicht. Statt in Freiheit wird sie in eine Art Reservat gesteckt, wie man es früher in Nordamerika mit den Indianern gemacht hat.
Im Gegensatz zu diesen dürfte es für die Schimpansin sogar besser sein - weil "Freiheit" eben auch Verantwortung bedeutet und ich halte es für sehr zweifelhaft, dass ein Schimpanse dieser gerecht werden kann.
Elke am Permanenter Link
@Konni: Was genau willste mit diesem post eigentlich sagen? Die Schimpansin im Zoo belassen, oder was? Dass sie nur in die relative Freiheit eines geschützten Refugiums kommt und kommen kann - wohin denn sonst?
Konni Scheller am Permanenter Link
Was bitte ist denn daran Polemik?
Mir geht es darum, dass die Schimpansin ihre "Rechte" gar nicht wahrnehmen kann. Sie versteht das Konzept von Rechten (und Pflichten) überhaupt nicht. Sie *kann* das gar nicht verstehen.
Elke am Permanenter Link
Willste damit auch Kleinkindern und Demenzkranken ihre Rechte absprechen, weil sie das "Konzept von Rechten (und Pflichten) überhaupt nicht" verstehen können?
[Persönlicher Angriff auf den Kommentator von der Redaktion gelöscht.]
Konni Scheller am Permanenter Link
Ja, einige Rechte muss man ihnen deswegen auch absprechen. Z.B. das der Freiheit. Bestes Beispiel ist mein eigener Vater. Er wurde dement und war aggressiv.
Ich sehe keinen Sinn darin, vorbehaltlos Menschenrechte auf Tiere auszudehnen. Wenn man einmal genau darüber nachdenkt, dann führt das zu unhaltbaren Situationen. Das haben schon klügere Menschen als ich gemacht und auch keine Lösung gefunden.
Ich mag Colin Goldner, aber wir sind in diesem Punkt einfach anderer Meinung.
Disclaimer: ich weiß, dass das ein sehr emotionales Thema ist. Aber trotzdem sollten wir frei darüber diskutieren können, wie wir auch über Religion / Atheismus frei diskutieren.
Claudia am Permanenter Link
"Ich sehe keinen Sinn darin, vorbehaltlos Menschenrechte auf Tiere auszudehnen."
Das will doch auch niemand. Oder hat jemand das Recht für Schimpansen auf freie Religionsausübung oder auf die Gründung von Gewerkschaften gefordert?
Deinem dementen Vater blieben, zurecht und rechtlich verbrieft, zumindest jene Grundrechte erhalten, die wir für nicht-menschliche Primaten auch fordern.
käthie am Permanenter Link
Frei ist man nur im Urwald wo sie unter gleichgenoseen leben dürfen keiner hat das recht ein Lebewesen einzusperren!!!
Konni Scheller am Permanenter Link
Diese Meinung ist natürlich zulässig. Aber ob es für das Tier das beste ist, wird sich erst noch herausstellen.
B. Dall'Asta am Permanenter Link
Das ist wieder so typisch.
Man man man Leute. Ein Schritt nach dem anderen.
Sicher kann man das Tier nicht einfach Auswildern, aber da wo sie jetzt hin kommt ist es doch 1000 mal besser als der einsame Käfig.
Mecker, mecker, mecker. Ich freue mich sehr.... sollte so mancher hier vielleicht auch tun und nicht immer nur das Haar in der Suppe suchen.
Konni Scheller am Permanenter Link
Ich freu mich ja auch, keine Sorge. Aber wir sollten nicht unsere Wunschvorstellungen in die Tiere hineinprojizieren. Tiere haben möglicherweise gar nicht den WUNSCH, in den Urwald zu gehen.
Bettina am Permanenter Link
Was heißt denn man weiß gar nicht ob sie wieder in den Jungle will.
Darum geht es doch gar nicht!
Ein Schimpanse der zufrieden ist, verhält sich nicht wie Cecilia. Sie sitzt nur mit hängender Mine rum und man muß nicht Gott sein um zu sehen, daß es ihr nicht gut geht.
Sie einfach in den Jungle zu bringen wäre garantiert nicht das richtige, denn sie würde sich dort vielleicht gar nicht zurecht finden.
Man muß auch nicht Gott sein um zu wissen das es kein gutes Leben sein kann, alleine und ohne Artgenossen eingesperrt zu sein.
Die Auswilderung ist für ein älteres Tier, daß so lange im Zoo gelebt hat bestimmt nicht optimal.
Da wo sie hinkommen soll ist es doch 100%ig besser für sie, weil sie nicht mehr alleine ist. Das hat mit Wunschdenken absolut nichts zu tun.
Das ist ja auch nicht das erste mal, daß ein Schimpanse wieder in eine Gruppe integriert wird. Tatsache ist auch, daß die wieder integrierten Affen sich wieder wie Affen benommen haben und eben nicht mehr einfach nur herum gesessen und ins leere gestarrt haben.
Das was in dem Zoo falsch gelaufen ist, kann man nicht wieder gut machen, aber man kann ihr ein besseres Leben bieten, als daß welches sie jetzt lebt. Nur das soll mit dieser Aktion erreicht werden und daran kann nichts falsch sein!
Konni Scheller am Permanenter Link
Schöner hätten Sie gar nicht zeigen können, dass die Tiere eben nicht für sich selber sprechen können. Sie wissen also besser, was gut für die Tiere ist.
Im Übrigen sollte mein Standpunkt jetzt auch klar sein und ich möchte mich nicht wiederholen.