Notizen aus Polen

Frauenstreiks in ganz Polen

Am 8. März die Frauen in über 50 Ländern der Welt organisierten Internationalen Frauenstreik unter dem gemeinsamen Motto "Solidarität ist unsere Waffe". Die Idee dazu entstand im Herbst 2016, nachdem die polnischen Frauen am 3.10.2016 einen ersten Frauenstreik veranstalteten.

Am Mittwoch gingen in fast allen polnischen Städten Frauen auf die Straßen in zahlreichen Demonstrationen, Kundgebungen und andern Protestveranstaltungen. In der Grenzstadt Gryfino protestierten deutsche und polnische Frauen gemeinsam.

Allein in Warschau – nach den zahlreichen über den ganzen Tag verteilten Aktionen – versammelten sich ca. 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Plac Konstytucji (Verfassungsplatz) zur großen Abschlusskundgebung. Auf dem Wege zur Kundgebung trugen hunderte Frauen und einige Männer eine riesenlange blaue Fahne; die symbolische Blaue Linie (entsprechend des Namens der telefonischen Beratung für Frauen in Not).

Sowohl die Reden auf den Bühnen, die Anschriften auf den Bannern als auch die skandierten Parolen lassen sich in in eine von ihnen zusammenfassen: "Brav waren wir schon".

Es gab auch eine Botschaft an die Regierenden: "Wir kriegen euch!" Besonders stark waren die Forderungen nach dem säkularen Staat. Das ist besonders wichtig und neu, weil bisher solche Forderungen auf den massenhaften Protestveranstaltungen des Komitee zur Verteidigung der Demokratie (KOD) nicht zu sehen waren. Auch bei den ersten Schwarzen Protesten der Frauen waren sie fast nur auf den getragenen Tafeln, jedoch nicht in den Worten der Rednerinnen zu hören.

Und hier die Liste der offiziellen Forderungen des Frauenstreiks von 8. März 2017:

Wir beanspruchen

Völlige Reproduktionsrechte:

  • Beibehaltung der Standards der Betreuung bei der Entbindung
  • Zugang zu moderner kostenloser Empfängnisverhütung und Sterilisation
  • Zugang zu sicherer Abtreibung
  • Mitfinanzierung der in-vitro-Prozeduren
  • die neuesten pränatalen Untersuchungen.

Den Staat frei von Aberglauben:

  • ordentliche Sexualaufklärung
  • eine auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen gestützte Lehre in den Schulen
  • eine medizinische und nicht vatikanische Betreuung
  • Abschaffung der s.g. "Gewissenklausel"
  • Religionsunterricht in der Pfarre und auf Kosten der Kirche
  • unabhängiges Ausschuss für die Pädophilie in der Kirche
  • die schonungslose Bestrafung der Täter der Pädophilie in der Kirche und der Personen die sie schützen.

Einführung und Anwendung der Konvention gegen Gewalt:

  • Verschiebung der staatlicher Finanzierung der Kirche auf die Organisationen, die mit Gewalt gegen Frauen und gegen die häusliche Gewalt kämpfen
  • schonungslose Fahndung und Bestrafung der Täter der häuslichen Gewalt
  • schonungslose Strafverfolgung von Vergewaltigern und Einführung von Prozeduren, die erneuter Schikane verbeugen
  • Schutz der Opfer und Isolation der Täter
  • Zusammenarbeit der Regierung mit den NGO’s bei der Einführung der Konvention gegen Gewalt
  • Strafverfolgung von Hassreden als Ursache der Gewalt

Verbesserung der ökonomischer Situation der Frauen:

  • Absicherung des Ruhegeldes für die unentgeltlich arbeitenden Frauen
  • reale Sozialabsicherung der Familien der behinderten Personen
  • wirksames Inkasso seitens des Staates für Alimente und Bestrafung bei Nichtzahlung der Alimente
  • Erhöhung der Einkommensgrenze für das Recht an die Auszahlungen aus dem Alimentefonds auf die Höhe des durchschnittlichen Lohnes
  • gleiche Löhne unabhängig von dem Geschlecht.