ZDF-Spendenaufruf

Wie man aus Versehen an die Diakonie spenden kann

Der Erhalt einer Spendenquittung vom evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung machten einen Spender stutzig. Hatte er doch über das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) eine Geldspende an das Aktionsbündnis "Deutschland hilft" zur Unterstützung des Wiederaufbaus und Unterstützungsmaßnahmen für die Betroffenen nach dem verheerenden Erdbeben auf Haiti gesandt.

Dem Spender war nicht bekannt, dass er damit eine kirchliche Einrichtung unterstützt. Erst bei Erhalt der Spendenquittung wurde ihm das deutlich. Dem hpd gegenüber sagte er, dass er nie an dieses Aktionsbündnis gespendet hätte, wenn klar gewesen wäre, dass die Diakonie seine Spende erhält.

Es irritiert ihn, dass im öffentlich-rechtlichen Fernsehen die Verstrickung mit kirchlichen Einrichtungen derart versteckt wird, dass man, selbst wenn man es nicht will, der christlichen Kirche spendet.

"Seit 2001 leistet Aktion Deutschland Hilft als Bündnis renommierter Hilfsorganisationen schnelle und effektive Hilfe nach Katastrophen. So werden die Stärken und Erfahrungen der Bündnismitglieder gebündelt, Synergien genutzt und Überschneidungen sowie Versorgungslücken vermieden, um den Menschen vor Ort zu helfen", heißt es auf der Webseite des Aktionsbündnisses. Auch wenn der Öffentlichkeit damit ein wichtiges Signal im Hinblick auf die dringend benötigte Hilfe für Katastrophen- und Krisengebiete häufig in ärmeren Ländern demonstriert wird, bleibt bei christlichen Organisationen immer ein "Geschmäckle", wie man im Schwäbischen sagen würde. So wichtig und auch hervorragend die soziale Entwicklungshilfe und -arbeit ist, die geleistet wird, machen diese Organisationen diese Aktionen fast nie ohne einen dezidiert christlich-missionarischen Zweck zu verfolgen.

Aktionsbündnis "Deutschland hilft"

Folgendem primärem Ziel hat sich das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe verpflichtet:

"Der humanitäre Auftrag, dem sich Caritas international, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie Katastrophenhilfe und UNICEF Deutschland verpflichtet haben, ist die Leitlinie ihres Handelns. Sie sind politisch neutral und helfen Menschen ohne Unterscheidung nach Herkunft, Geschlecht, Religion oder ethnischer Zugehörigkeit."

Da fragt sich nicht nur der verwunderte Spender, wie es da zusammenpasst, dass für eine Spende an das ZDF die Spendenquittung dafür vom evangelischen "Werk für Diakonie und Entwicklung" zugesandt wird und damit die Neutralität in punkto Religiosität nicht mehr gewahrt ist.

Im Hinblick auf das Buch "Kirchenrepublik Deutschland" von Carsten Frerk über die erhebliche, personelle Eingebundenheit von Kirchenvertretern in den Leitungsabteilungen der öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Rundfunkanstalten rückt das den Umgang mit Spenden in ein möglicherweise fragwürdiges Licht.

Ist es mit der Neutralität des Aktionsbündnisses also doch nicht so weit her? Wird mit dem Aufruf also, neben der tatsächlich positiven Aufbau- und Krisenbewältigungshilfe, der öffentlich ausgeschlossene Missionierungsgrundsatz diskret verfolgt und den heimischen Spendern subtil die angeblich und ursächlich "christliche Wertemoral, Fürsorge und Nächstenliebe" indoktriniert?