Die ARD lädt im Juni zu einer Themenwoche des Glaubens ein. Vorab stellt sie dazu eine Seite mit Promi-Statements ins Netz. Wer hier nur auch nur ein bisschen herumklickt, erkennt: "Glaube" ist zu einem Begriff ohne Inhalt geworden.
Glaube, was war das noch mal? Im Prinzip könnte man sagen: Glaube ist die Anerkennung von Informationen, für die es keinen Beleg gibt. Wären sie belegbar, müssten sie ja nicht geglaubt werden. Etwa: "Es gibt ein Schicksal, dem wir unterworfen sind." - "Tausend Engel passen auf eine Nadelspitze." - "Wir kennen uns aus einem früheren Leben." - "Wenn ich morgen früh um Punkt 7.20 Uhr in meine Hertha-Unterhose schlüpfe, kommen wir in den Europapokal." Solche Fake News zu produzieren, ist schon immer eine der kuriosen Eigenheiten des Menschen gewesen. Alle anderen Tiere sind da klüger.
Zwischen Glaube und Aberglaube besteht dabei kein prinzipieller Unterschied. Glaube ist nur besser organisiert. Beide dienen sie dem Zweck, die profane Welt des Alltags fantasievoll zu erweitern. Glaube schenkt dem Menschen ein Leben nach dem Leben, er verschafft ihm Trost, wo es nichts mehr zu trösten gibt, er beschert ihm ein Gottesreich im Geiste, wo er in der echten Welt nichts zu beißen hat. "I want to believe" – Der Wille zu glauben, ist wohl in fast jedem Menschen verankert. Er hat Individuen gestärkt und leidensfähig gemacht, er hat Gruppen zusammengeschweißt. Er muss im Gang der Menschwerdung ein enormer Evolutionsvorteil gewesen sein.
Noch der Vernünftigste kann wohl die Kraft spüren, die von der inneren Sammlung eines Gebets ausgeht. Auch der Atheist kann erahnen, wie sehr all diese kindlichen Vorstellungen vom Behütetsein Einem Frieden und Kraft verleihen. Religion ist immer ein Deal mit zwei Gewinnern: Der Glaubende bekommt ein Stückchen Seelenfrieden, eine Gemeinde und ein paar schöne Geschichten. Der Glaubensverbreiter sichert sich seinen Lebensunterhalt und erringt einen sozialen Status, der ihn selbst in die Nähe des Göttlichen rückt.
Dass den Kirchen seit Jahrzehnten die Mitglieder weglaufen oder wegbeerdigt werden; dass Atheismus längst die stärkste Konfession in Deutschland ist, hat die ARD nicht davon abgehalten, für den Juni eine Themenwoche "Woran glaubst du?" auszurufen. "Wir wollen die Glaubensvielfalt 2017 in Deutschland aufzeigen, den Blick für unterschiedliche Spielarten des Glaubens öffnen und wir wollen die Rolle der Religion in der Gesellschaft beleuchten." Verkündet die ARD-Vorsitzende Karola Wille. Auf der Homepage der Themenwoche wird auf diverse Programmelemente verwiesen, die sich religiösen Themen widmen. Und dann ist da noch diese Prominentenseite. Dutzende Medienpersonen geben Antwort auf die Frage, woran sie glauben.
Schon nach kurzem Herumklicken wird klar, wie weit "Glaube" als Begriff bereits erodiert ist. Ein Promi nach dem anderen improvisiert hier mit offenkundiger Schwammigkeit herum, und alle danken sie vermutlich dem Filmchenformat, dass niemand jemals Nachfragen stellen wird. Einer nach dem Anderen stapeln sie Antworten übereinander, unter denen letztlich die Frage als solche zerstäubt: Woran glaubst du? "An das Gute", meint etwa die Jungautorin Ronja von Rönne. Was soll das heißen, in einer Welt, in der tagtäglich viel Böses passiert? Ist das Gute eine unsichtbare Macht? Wird es sich irgendwann, wie auch immer, durchsetzen? Muss man zu ihm beten, oder ist es halt einfach da – wozu dann dran glauben?
Wie Rönne geht es vielen der Befragten: Der Frage nach dem Geglaubten bringt sie nur in seltenen Ausnahmefällen dazu, auch nur den Ansatz einer religiösen Vorstellung zu postulieren. Sarah Wagenknecht und Jeanette Biedermann glauben an die Liebe. Kati Wilhelm glaubt an ihre Fähigkeiten im Schießstand. Der Schauspieler Jan-Gregor Kremp glaubt "an meine Gedanken und an meine Träume". Der Boxer Dominic Bösel glaubt sehr pietistisch, "dass man fleißig sein muss, und dann kann man auch was erreichen." Schauspielerin Jane Chirwa glaubt "im Endeffekt an Energie" - was immer das bedeuten mag. Sänger Nino de Angelo endet beim Denkversuch über den Glauben im Dada: "Ich glaube daran, dass der Glaube das Wichtigste im Leben ist."
Die ARD dokumentiert es: Ein Begriff ist hier im Zustand der völligen Erosion. Vielleicht, weil er nicht mehr gebraucht wird. Was ist denn hier noch übrig vom Wort "Glauben"... Energie? Man glaubt jetzt an Energie? Hieß "Glaube" nicht einmal, dass man die Vorgaben und Verkündigungen einer behaupteten Gottheit als hoch vertrauenswürdig erachtet und sich nach ihnen richtet?
Davon ist praktisch keine Spur mehr. Ein unsichtbares, übermächtiges Wesen, mit dem man sich ins Benehmen setzen und auf diese Weise persönliche Vorteile erreichen kann, scheint keine verwendbare Vorstellung mehr zu sein. "Glaube" meint manchmal ein Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten, manchmal die hohe Wertschätzung etwa von Familie. In seltenen Fällen wird noch "Gott" genannt, wobei der ungefähr so konkret erscheint wie Jane Chirwas "Energien".
Das Wort "Gott" hat eigentlich gar keinen Inhalt mehr. Ebenso könnte man an die Macht der Sterne glauben, an eine riesige Schlange, die den Kosmos umfängt, oder man könnte das "Schicksal" bemühen, also die vollkommen sinnlose Idee, dass das, was im Jetzt passiert, in der Vergangenheit, von wem auch immer, festgelegt wurde – eine unendlich traurige Vorstellung im Grunde. Marcel Reif "glaubt" an Freundschaft – was meint er damit? Dass es sie im realen Leben nicht gibt? Mitleidig schaut man auch zu, wie Bernhard Brink sich in einer wolkigen Gemengelage zwischen Glauben und Unglauben abmüht, seine eigenen, nie zu Ende gedachten Gedanken miteinander in Einklang zu bringen. Vielleicht ist das ja der Sinn von Religion: Die unerträgliche Absurdität des eigenen Glaubenwollens auszulagern in ein paar absurde, widersprüchliche Geschichten. Dann kann man weiter machen mit seinem Kram.
"Glaube" 2017 ist am ehesten ein Gefühl von Geborgenheit des Menschen in sich selbst. Ein innerer Quell der eigenen persönlichen Kräfte. Die Eine schöpft aus der Familie, der Nächste aus Freundschaften, die Übernächste möchte irgendwie spüren, dass sie zum Weltall gehört. Glaube ist längst nicht mehr "Glaube", ein von Priestern verordnetes, mit der Androhung von Himmel/Hölle durchzusetzendes Programm bizarrer Vorschriften, Abgaben und Rituale. Eine Erkenntnis also bringt die öffentlich-rechtlich finanzierte Themenwoche: Dass "Glaube" nicht mehr ernsthaft ein Thema sein kann. Und dass die Welt vielleicht ein paar drängendere Probleme hat. Oder, um es mit der kecken Moderatorin Sonya Kraus zu sagen: "Ich glaube an ein behutsames und respektvolles Miteinander, und gleichzeitig glaube ich an die Wissenschaft – so viel zum Thema Esoterik und Religion." Vielleicht sollte man sie die nächste ARD-Themenwoche gestalten lassen.
36 Kommentare
Kommentare
Konrad Schiemert am Permanenter Link
Jetzt weiß ich endlich, warum die Rundfunkgebühren in der Zukunft erhöht werden müssen.
Alwu am Permanenter Link
Religion ist immer ein Deal mit zwei Gewinnern: Der Glaubende bekommt ein Stückchen Seelenfrieden, eine Gemeinde und ein paar schöne Geschichten. Falsch, zumindest aus meiner Sicht gesehen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Schon die Frage ist eine Frechheit, weil sie die Prämisse impliziert, dass jede/r an etwas glauben würde.
Guido Vogt am Permanenter Link
Am besten ist aber eindeutig Rummelsnuff. Seine Aussage kann wirklich jeder unterschreiben.
Kay Krause am Permanenter Link
Meiner Meinung wird das sprachliche Problem hier nicht genügend beachtet:
Wenn ich dagegen von der Wissenschaft erfahre, dass die mittlere Entfernung des Mondes zur Erde 384.400 km beträgt, dann bleibt mir letztlich gar nichts anderes übrig, als das zu "glauben", denn ich habe es weder selbst gemessen noch überprüft.
Und so halte ich auch die hier gelobte Aussage der kecken Moderatorin Sonya Kraus für angreifbar, sie sagt: "......-soviel zum Thema Esotherik und Religion", während sie eine Aussage macht über ihren Glauben an die Wissenschaft sowie das respektvolle und behutsame Miteinander.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Ich gebe Ihnen, völlig überraschend, fast zur Gänze recht. Die Doppeldeutigkeit von "glauben" wird hier nicht ausreichend beachtet.
Zum Glauben an die "heilige katholische/christliche Kirche":
Für die Kirchenväter war die "Kirche" in erster Linie die Gegenwart Gottes in der Welt, oder, nach Pauus, der mystische Leib Christi. Somit wäre die Kirche durchaus ein Gegenstand des Glaubens - anders als die von ihnen genannten anderen, messbaren Deutungen von Kirche als Gebäude, Organisation oder Gemeinde.
Im Glaubensbekenntnis ist mit "Kirche" diese Gegenwart Gottes gemeint.
Aufgrund Ihres Beispiels der Erde-Mond-Entfernung könnte man übrigens die Bedeutungen von "glauben" noch genauer differenzieren: Zusätzlich zur reinen Vermutung und zum religiösen Glauben auch noch das Vertrauen: Wem kann ich glauben, und wem nicht?
Wolfgang am Permanenter Link
Der Glaube schwankt zwischen "Ich glaube, ich muss heute auf die Toilette gehen!" und
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Ein Artikel voller Irrtümer.
Der erste steht schon ganz am Anfang: "Glaube ist die Anerkennung von Informationen, für die es keinen Beleg gibt." Nein, das wäre eine Vermutung.
Gemeint war in diesem Beitrag der ARD mit "Glaube" aber ganz offensichtlich das, was die Briten unter "faith" verstehen. Also das, was dem eigenen Leben Halt und Sinn verleiht.
Im Deutschen wird landläufig mit "Glauben" tatsächlich auch reines Vermuten gemeint ("Glaubst du, dass es heute noch regnet?"). Manchmal aber ist eben das gemeint, was dem Leben Sinn und Halt verleiht ("Seit meiner zweiten Scheidung glaube ich nicht mehr an die Liebe.")
Diese beiden Bedeutungen des Wortes "Glaube" sollte man nicht verwechseln. Im ARD-Beitrag war ganz sicher die Bedeutung "Sinn und Halt" gemeint.
Zum Thema "Aberglauben": Eine recht brauchbare Unterscheidung wäre: Beim religiösen Glauben liegt der Schwerpunkt auf persönlicher Begegnung. Der Aberglauben kommt ohne persönliche Begegnung aus, der Schwerpunkt liegt darauf, auf übernatürliche Weise Informationen zu erhalten oder das eigene oder fremde Leben zu manipulieren.
Also: stilles meditatives Gebet: Glaube
auf Holz klopfen und "Toi Toi Toi" sagen: Aberglaube
einen Rosenkranz um gutes Wetter beten: Mischform
Dass der Atheismus die stärkste Konfession sei, ist Unsinn. Der Autor nimmt wahrscheinlich auf die deutsche Konfessionsstatistik Bezug. Atheismus ist aber so gesehen überhaupt keine Konfession, genauso wie "Christentum" nach deutschem Recht keine Konfession ist. Und dass alle Konfessionslosen (oder -freien) Atheisten seien, ist genauso eine leere Behauptung, wie dass alle formellen Katholiken gläubige Christen seien.
"die vollkommen sinnlose Idee, dass das, was im Jetzt passiert, in der Vergangenheit, von wem auch immer, festgelegt wurde – eine unendlich traurige Vorstellung im Grunde." - aber weitgehend die Vorstellung des Atheismus. In der makroskopischen Welt jedenfalls. Wenn man das Wort "wem" durch "was" ersetzt.
Wenn man sich dazu durchringt, unter "Glaube" nicht ein Lehrsystem unbewiesener Behauptungen zu verstehen, sondern - viel ursprünglicher - das, was der eigenen Existenz Halt und Sinn gibt, dann ist diese Untersuchung durchaus interessant. Und der Schluss, dass die großen Kirchen für den persönlichen Glauben der Deutschen nicht mehr sonderlich wichtig sind, könnte doch Herrn Ungerer sogar gefallen. Aber der Reflex "Glaube muss immer bekämpft werden" scheint gewonnen zu haben.
Achim Horn am Permanenter Link
Lieber Herr Schönecker,
nein, nicht der Artikel, sondern ihr Beitrag ist voller Irrtümer.
Sowohl im Glauben und als im Aberglauben hält der Gläubige etwas für existent (oder wirksam), das er und andere nicht beweisen können. Sowohl ein Glaube als auch ein Aberglaube, kann demjenigen, der sich darauf einlässt, Halt, Gewissheit und Kraft geben. Ein bekanntes Placebo-Phänomen eben. Auch da unterscheiden sich Glauben und Aberglauben nicht.
Und abergläubig sind immer die anderen!
Ich nehme an, in Ihren Augen sind die, die an Schamanen, Voodoo-Zauber, Mama Uqllu, Astrologie, Allah, den persönlichen Ritus vor einem Fußballspiel, Guru Rimpoche, Ganesha oder das Spagetti-Monster glauben selbstverständlich Abergläubige.
Aber Sie müssen zur Kenntnis nehmen, dass Anhänger der genannten Richtungen zumeist auch Ihren Glauben, Herr Schönecker, an einen Gott nämlich, der gleichzeitig Vater, Sohn und ein Geist ist, für Aberglauben halten.
Diese Zweifler kann man auch verstehen. Und wer im Glaubens-Glashaus sitzt, sollte nicht mit Legenden schmeißen.
In diesem Sinne: sowohl der Glaube als auch der Aberglaube sind die feste Zuversicht und Nichtzweifeln an etwas, was man nicht belegen kann. Es wird ganz simpel etwas für wahr oder existent gehalten, was man nicht beweisen, nicht erklären und nicht überprüfen kann. Das mag für Sie ein wunderbares Konzept für das Leben sein. Aber das Prinzip gilt eben für Glauben genauso wie für Aberglaube. Es ist immer nur die Sichtweise, die die eigenen Religion über den sogenannten Aberglauben erhebt.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Ich denke zwar, dass ich den Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube ausreichend beschrieben habe. Aber ich versuche es auch gerne noch einmal, anhand einiger Ihrer Beispiele. Also:
Wenn ein Hindu eine persönliche Beziehung zu Ganesha hat, dann rangiere ich das unter "Glaube". Wenn er aber meint, durch eine Spende an einen Tempel automatisch sein Karma verbessern zu können, dann ist das Aberglaube.
Wenn ein muslimlischer Derwisch im Tanz eine mystische Nähe Allahs spürt, dann ist das Glaube. Wenn ein Muslim seine Fasttage im Ramadan in himmlische Pluspunkte umrechnet, dann ist das Aberglaube.
Wenn ein Katholik beim Empfang der Kommunion überzeugt ist, den Leib Christi zu empfangen, dann ist das Glaube. Wenn er glaubt, dass eine sechstägige Wallfahrt doppelt soviel Ablass bringt wie eine dreitägige, dann ist das Aberglaube.
Ähnliches kann man auch über Schamanismus sagen.
Bei Astrologie wird eine persönliche Beziehung zum Transzendenten schwer bis unmöglich, hier würde ich immer von Aberglaube ausgehen.
Es geht also darum: Bringt mir mein Glaube eine persönliche Beziehung zu einem transzendenten Wesen? Dann ist es "Glaube", egal, in welcher Religion. Oder ist mein Glaube ausschließlich (!) dazu da, um mein Leben messbar zu verbessern? Dann ist es ein Aberglaube, auch egal, in welcher Religion.
Ob diese persönliche Beziehung beiderseitig stattfindet oder ob der transzendente Partner nur eingebildet ist, spielt für diese Unterscheidung zwischen "Glaube" und "Aberglaube" übrigens keine Rolle.
Ein ganz kurze Definition wäre noch: Aberglaube ist verzweckter Glaube. Er ist ausschließlich ein Mittel, um das eigene Leben zu verbessern.
Sie haben im letzten Absatz geschrieben: "Sowohl der Glaube als auch der Aberglaube sind die feste Zuversicht und Nichtzweifeln an etwas, was man nicht belegen kann." Ja, das stimmt schon. (Fast. Das Wort "Nichtzweifeln" würde ich sowohl für Glaube als auch Aberglaube streichen). Diesen Aspekt haben beide gemeinsam. Trotzdem sind sie nicht ident und man kann man sie unterscheiden.
Aus Ihrer Annahme, dass ich nur meine Religion für "Glaube" und alle anderen für "Aberglaube" halte, schließe ich übrigens, dass Sie den Hinweis auf das (katholische) Rosenkranzgebet in meinem ersten Kommentar irgendwie überlesen haben.
Insgesamt kann ich also festhalten: Ihre Annahme vom dritten Absatz ist falsch.
Achim Horn am Permanenter Link
Lieber Herr Schönecker,
ihre Erläuterungen sind verständlich, aber sachlich doch an den Haaren herbeigezogen. Sie schreiben:
Nun, da es keine transzendenten Wesens gibt (oder können Sie das beweisen?), kann man auch keine Beziehung dazu aufbauen. Logisch! Es kann somit allenfalls zu einer eingebildeten Beziehung kommen.
All ihre Sätze mit "Beziehung zu Gott" und "Beziehung zu einem transzendentem Wesen" müssten Sie also um das Wort "eingebildete" ergänzen.
Und wenn man den (nicht belegbaren) Versprechen der Mittler (Priester, Schamanen, Gurus, Lamas, ...) folgt, hat man allenfalls eine Beziehung zu dem Mittler. Der Rest ist - wie gesagt - Einbildung.
Sie bauen hier einen künstlichen Unterschied zwischen Glauben und Aberglauben auf, der vielleicht einer theologischen, somit aber keineswegs einer logischen Argumentation folgt und ausschließlich auf unbewiesenen Annahmen beruht.
Natürlich gestehe ich ihnen zu, dass die Einbildung helfen kann, Kraft zu schöpfen und eigene Probleme zu lösen. Sowohl nach Verrichtungen die Sie in Ihren Beispielen als Glauben oder als Aberglauben unterscheiden. Beides kann helfen!
Denn wieso bitteschön ist die Tatsache Jesus/Gott zu verspeisen - und sich durch die eingebildete Beziehung davon Besserung in diesem und im nächsten Leben zu erhoffen - besser als eine Pilgerwanderung, bei der sich der Betroffene das Gleiche erhofft? Bei der letzteren bewege er sich wenigsten an der frischen Luft - was auf jeden Fall gut für die Gesundheit ist. Und da sind für den Wanderer 6 Tage meist wirklich besser als 3.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Wenn man an keine transzendenten Wesen glaubt, dann kann man folgerichtig von einer eingebildeten Beziehung sprechen (oder sich das "eingebildet" zumindest dazudenken).
Für den Gläubigen aber ist das Gegenüber der Beziehung subjektiv wahr. Und da eine Beziehung ja teilweise eine sehr subjektive Sache ist, halte ich meine Unterscheidung von Glaube und Aberglaube für immer noch sinnvoll. Es ist ein Unterschied, ob ich von einer persönlichen oder einer rein geschäftlichen oder mechanischen Beziehung spreche. Sei sie eingebildet oder nicht.
Dass auch Astrologie (für mich ein Paradebeispiel von Aberglauben) helfen kann, das mag schon sein. Sie kann in einer immer unübersichtlicher werdenden Welt Orientierung geben. Oder zumindest kann sie Orientierung vortäuschen. Und selbst vorgetäuschte Orientierung kann dazu führen, dass man Entscheidungen trifft, statt in Lethargie zu versinken.
Genauso kann eine eingebildete Beziehung Hoffnung und Mut geben. Der "unsichtbare Freund" vieler Kinder ist ein gutes Beispiel dafür.
Somit können sowohl Glaube als auch Aberglaube einen Wert haben, unabhängig davon, ob die (Aber-)Glaubensinhalte wahr sind.
Im Allgemeinen aber schätze ich eine persönliche Beziehung kostbarer ein als eine reine Geschäftsbeziehung. Deshalb bringe ich auch einem Glauben mehr Respekt entgegen als einem Aberglauben. Einem eingebildeten Freund mehr Respekt als einem Glücksbringer. Einem persönlichen Gott mehr Respekt als einem Horoskop.
Martin Weidner am Permanenter Link
Es ist wohl noch komplizierter. Ein Muslim unterwirft sich Allah, ein Hindu empfängt Krishna (oder eine andere Gottheit) usw: Jede Religion hat ihr eigenes Verb, Glaube ist ein Spezifikum des Christentums.
Konrad Schiemert am Permanenter Link
"Beim religiösen Glauben liegt der Schwerpunkt auf persönlicher Begegnung".
Der erste Fall ist eher unwahrscheinlich, der zweite ist eher unwichtig.
So wäre kaum Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube.
Meine ganz vereinfachte Erklärung: Wenn eine Aberglaube viele Fans hat, wird sie als Glaube bezeichnet.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Herr Schiemert!
Ich meinte die persönliche Begegnung mit Gott, oder Göttern, oder sonstigen transzendenten Wesen. Es können auch die Geister der Ahnen sein.
Für diese von mir bevorzugte Unterscheidung zwischen Glaube und Aberglaube ist es unerheblich, ob das transzendente Gegenüber auch wirklich existiert. Selbst wenn die Beziehung völlig einseitig ist, ist sie doch da.
Ein gläubiger Schamane hat (aus seiner Sicht) eine Begegnung mit einem Geist. Wenn es in dieser Begegnung nicht nur um Jagdglück geht (wie bei einer reinen Geschäftsverhandlung), sondern um eine gute, tragende Beziehung mit dem Jenseits (wie bei einer Freundschaft), dann bezeichne ich das ein Glaube. Obwohl ich persönlich vermute, dass dieser "Geist" nicht existiert, sondern ein Produkt aus Autosuggestion, Trance und vielleicht Drogen ist.
Regeln wie "schwarze Katze von links, was Gutes bringts; kommt sie von rechts, bringt sie was Schlecht`s" hingegen sind rein mechanistisch, ohne jeden Beziehungsfaktor. Diese Art von "Glaube" bezeichne ich als Aberglaube.
Somit ist diese Definition unabhängig von der Zahl der Anhänger und sie erlaubt es, auch Menschen anderer Religionen als "Gläubige" zu bezeichnen. Das halte ich für Vorteile.
Konrad Schiemert am Permanenter Link
S.g. H. Schönecker,
Roland Fakler am Permanenter Link
Dass hier vor allem Schauspieler / innen zu Wort kommen ist ja schon ein Indiz dafür, dass die Meinung der Dichter und Denker nicht so gefragt ist. Alles ist Show, auch diese Umfrage!
Ulrike am Permanenter Link
Letztens wurde bei der Themenwoche auch dies verlinkt ( finde ich jetzt nicht mehr)
http://www.kinderfunkkolleg-trialog.de/themen/was-glauben-kinder-nicht-gott/
Uli am Permanenter Link
Es macht mich froh, in einem Land zu leben, in dem man öffentlich solche vielfältigen Antworten geben kann.
Thomas am Permanenter Link
Es gibt kein Glauben ohne ein geglaubtes Etwas, und dieses Etwas sind Aussagen. Natürlich kann man Aussagen nur dann glauben, wenn man sie weiß. Folglich ist Glauben nichts anderes als das für-wahr-Halten von Wissen.
Thomas Reutner am Permanenter Link
Die Leute glauben immer an Kraft und Energie. Warum nicht an Masse und Beschleunigung?
Manfred Theißen am Permanenter Link
Glaube ist zu einem Begriff ohne Inhalt geworden, weil viele Menschen die Inhalte nicht mehr kennen. Der Christliche Glaube verfügt über klare Inhalte!
Dieter Bauer am Permanenter Link
Herr M Th, "Der Christliche Glaube verfügt über klare Inhalte!"
..... dann benennen Sie diese auch, sofern es sich nicht nur um Fantasiekonstrukte handelt!!!!!!!
Jürgen Beetz am Permanenter Link
"Solche Fake News zu produzieren, ist schon immer eine der kuriosen Eigenheiten des Menschen gewesen. Alle anderen Tiere sind da klüger."
Thomas B. Reichert am Permanenter Link
Monogötter waren schon immer Personifikationen der Lichtenergie.
Arno Gebauer, ... am Permanenter Link
Moin,
der Glaube ist ein Wahn und eine die Lebensführung
behindernde Überzeugung, an der der Glaubende der
Unvereinbarkeit mit der objektiv nachprüfbaren Realität
unbeirrt festhält!
Der Glaube an eine Notwendigkeit von Religion steht in
umgekehrtem Verhältnis zur wissenschaftlichen Bildung.
Glauben heisst nicht wissen. Aber Religion heisst nichts
wissen wollen.(Erhard Blanck)
Glaube ist die Angewöhnung geistlicher Grundsätze ohne
Gründe ( F. Nietzsche )
Wer blinden Glauben (und echter Glaube ist immer blind)
erzeugen will, muss schon an die Kinder ran, egal ob es
eine politische oder religiöse "frohe Botschaft" ist.
Glaube gehört in den Kopf, nicht ins öffentliche Leben.
Gläubige müssen zwischen Schwachsinn und Heuchelei
wählen.
Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
Der Atheismus ist eine erste Form der Mißachtung der
Christen-Religion und seiner Organisation
(=Sinn des Atheismus).
Ich glaube und zahle nicht, aber ich denke!
Gruß
Arno Gebauer
Rüdiger von Gizycki am Permanenter Link
Ihr Zitat Herr Ungerer!
"Glaube, was war das noch mal? Im Prinzip könnte man sagen: Glaube ist die Anerkennung von Informationen, für die es keinen Beleg gibt. Wären sie belegbar, müssten sie ja nicht geglaubt werden."
Das stimmt so überhaupt nicht!
Glaube ist nicht unbedingt gleich religiöser Glaube und auch der religiöse Glaube muss keineswegs Ihrer Definition entsprechen.
Wenn ich über die Strasse gehe, dann gucke ich nach links und rechts. Ich tue das, damit ich moich sicher fühle, heil über die Strasse zu kommen. Das heißt nicht, das es auch anders kommen könnte, aber ich glaube daran, da dies mir die größte Sicherheit bietet. Ich habe ja einen Beleg dafür, das in der Mehzahl der Strassenüberquerungen dieser Glaube berechtigt ist. Ich habe die Hoffnung heil zu bleiben und vertraue dem Ritual nach links und rechts zu schauen. Da hat Glaube, Hoffnung und Vertrauen (in das eigene Handeln) eine vernünftige Grundlage.
Ähnliches kann auch für den religiösen Glauben gelten.
Beispiel:
Weil etwas ist (Welt und Universum), muss es geworden sein. Wenn es geworden ist, dann ist es geschaffen worden, was sich abewr unserer Kenntnis entzieht. Wenn das stimmt, dann muss aber zumindest eine schöpferische Kraft wirksam geworden sein, der ich mich letztlich auch selbst zu verdanken habe. Damit wiederum käme alles aus diesem Urgrund und wäre miteinander verwandt.
An dieser Stelle will ich jetzt nicht weitermachen, das führt zu weit, aber es erlaubt soweit zumindest die Behauptung, das für diesen Glauben auch Belege zu finden sind. Wir erleben ja ein Werden, Wandel, Sichentwickeln und Vergehen in uns und um uns herum, ja im ganzen Universum. Die Folgen solchen Glaubens ohne Gott sind im Weiterdenken erheblich bedeutsamer und wirksamer als christliche oder islamische Religion, die sich auf einen Gott beziehen.
Wenn man Glauben als Inhalt von Religion begreift und nicht miteinander verwechselt und ich tue es, dann rückt man doch alles in ein anderes Licht. Es gibt zwar keine allgemeine Definition von Religion. Aber es gibt eine sehr nahekommende Definition.
Und zwar ist das die von Gustav Mensching, die wohl am ehesten den Begriff erklärt.
„Religion ist erlebnishafte Begegnung mit dem Heiligen und antwortendes Handeln des vom Heiligen bestimmten Menschen“.
Da wäre aber noch zu klären, was heilig bedeutet:
Wikipedia:
Heilig bezeichnet etwas Besonderes, Verehrungswürdiges und stammt wortge-schichtlich von Heil ab, was sich abgeschwächt noch in heil („ganz“) wiederfindet. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist heilig ein im Zusammenhang mit Reli-gion gebrauchter Begriff mit der zugedachten Bedeutung „einer Sphäre des Göttlichen, Vollkommenen oder Absoluten angehörig“.
Heiligkeit muss aber keineswegs auf einen Gott oder irgendwelche Götter, Engel oder Dämonen bezogen sein, sondern es darf auch das Leben selbst sein, mit all seiner Vielfalt, welches als besonders verehrungswürdig erlebt und angesehen werden kann. Denn im Leben steckt eine schöpferische Kraft, die auch in uns und durch uns wirkt .
Thomas am Permanenter Link
"Weil etwas ist (Welt und Universum), muss es geworden sein."
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"Wenn es geworden ist, dann ist es geschaffen worden,"
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...wie sein Schöpfer und dessen Schöpfer und dessen Schöpfer und dessen Schöpfer etc.? Diesen Unsinn nennt man infiniten Regress.
-
"was sich abewr unserer Kenntnis entzieht."
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Aussagen über nicht-Erkennbares sind unprüfbar, weshalb ihr Wahrheitswert nicht ermittelt werden kann und ihr für-wahr Halten falsch ist (siehe auch meinen Beitrag vom 20.5.). Am besten, man trifft solche Aussagen gar nicht erst.
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"Wir erleben ja ein Werden, Wandel, Sichentwickeln und Vergehen in uns und um uns herum, ja im ganzen Universum."
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Richtig, aber es handelt sich eben um Vorgänge IM Universum, die schlicht deshalb gesetzmäßig ablaufen, weil jedes Ding ein ganz bestimmtes Selbst ist, also nur eine begrenzte Menge an Veränderungs- und Interaktionsmöglichkeiten besitzt. Da es logischerweise nicht mehr als Alles geben kann, gibt es auch kein raumzeitliches "Außerhalb" des Universums und infolgedessen auch nichts, das es erschaffen hat und/oder "von außen" darauf einwirkt.
Wie es scheint, sind Sie mit den Grundzügen analytischer Philosophie und den Prinzipien der Wissenschaft noch nicht vertraut. Ein guter Einstieg wäre "Atheism: The Case Against God" von George H. Smith oder - noch besser - "Über die Natur der Dinge" von Bunge und Mahner.
Rüdiger von Gizycki am Permanenter Link
" Immerhin vermeidet man mit dieser sparsameren Annahme die logischen und physikalischen Probleme einer creatio ex nihilo."
Das bestreite ich nicht dieses ex nihilo. Wie auch immer das Universum enstanden ist, es müsste einen Anstoß dafür gegeben haben, welcher auch immer. Ich nenne es schöpferische Kraft.
"...wie sein Schöpfer und dessen Schöpfer und dessen Schöpfer und dessen Schöpfer etc.? Diesen Unsinn nennt man infiniten Regress."
Ich bin kein Dummerchen und weiß das wohl, aber nach Aristoteles gibt es einen Unbewegten Beweger, der nach seiner Argumentation aus sich selbst heraus erschuf. Denn wenn es keinen letzten Grund gäbe (infiniter Regress) dann wäre auch nichts. Dann gäbe es auch hier nichts zu schreiben, logischerweise.
Zumindest könnte man ein Nichts als Nichtsein vermuten, ein Nichts aus dem aber etwas entstehen kann, also das Mögliche. Das absolute Nichts wäre zwar auch ein Nichts, aber daraus ensteht dann auch nichts, weil es absolut wäre, also das Unmögliche.
Es ist aber etwas!
Zweifelsfrei, selbst wenn wir nicht wissen, wie alles genau enstand. Selbst die Wissenschaft hat nur Vermutungen bzw Theorien.
"Richtig, aber es handelt sich eben um Vorgänge IM Universum, die schlicht deshalb gesetzmäßig ablaufen,..."
Das ist klar, aber ich denke , diese schöpferische Kraft des absoluten Anfangs ist mit der im Jetzt identisch. Vergangenheit ist nämlich vergangene Gegenwart und nicht existent und Zukunft ist ist eine projizierte Vergangenheit in kommende Gegenwart. Ist jetzt also auch nicht.
Es gibt nach meiner religionsphilosophischen Auffassung nur das Jetzt in der diese schöpferische Kraft (das Eine oder ES usw.) wirkt.
Anfang und Ende des Universums fielen somit in diesem Einen zusammen. Es gibt für mich nur das EINE oder ES, welches sich durch das was ist selbst verwirklicht.
Eines in Allem
Alles aus Einem
Jürgen Beetz am Permanenter Link
Alle diese Erklärungsversuche führen letztlich in eine Sackgasse. Warum nehmen wir nicht Occams Rasiermesser und schneiden sie alle ab, geben uns mit dem Unerklärbaren zufrieden: Wir existieren.
Rüdiger von Gizycki am Permanenter Link
Nachtrag für Thomas
Der unbewegte Beweger ist lediglich eine logische Annahme von Aristoteles und kein Schöpfer oder Geistwesen, welches das Universum erschuf. Mir leuchtet das ein.
Thomas am Permanenter Link
"Das bestreite ich nicht dieses ex nihilo."
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"Wie auch immer das Universum enstanden ist, es müsste einen Anstoß dafür gegeben haben, welcher auch immer."
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Das sind unprüfbare Aussagen, die man - wie Sie ja inzwischen wissen - nur fälschlicherweise für wahr halten kann. Das Universum existiert und ist (teilweise und approximativ) erkennbar - PUNKT! Viel mehr ontologische und erkenntnistheoretische Grundannahmen brauchen wir nicht, um unser Leben darin zu gestalten. Jedenfalls sollten wir uns nicht mit Fragen aufhalten, die einfach dämlich sind, weil wir eh keine vernünftigen Antworten darauf bekommen werden.
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"Zumindest könnte man ein Nichts als Nichtsein vermuten, ein Nichts aus dem
aber etwas entstehen kann, also das Mögliche. Das absolute Nichts wäre zwar
auch ein Nichts, aber daraus ensteht dann auch nichts, weil es absolut wäre, also das Unmögliche."
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Was faseln Sie da nur? Es gibt keine Existenz ohne existierende Objekte! Folglich gibt es nur Etwas oder Nichts. Tertium non datur.
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"Selbst die Wissenschaft hat nur Vermutungen bzw Theorien."
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Logisch konsistente, mit der Gesamtheit wohlbestätigten Wissens kompatible und mindestens formal prüfbare Vermutungen und Theorien, KEINE WILDEN SPEKULATIONEN!
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"Es gibt nach meiner religionsphilosophischen Auffassung nur das Jetzt in der diese schöpferische Kraft (das Eine oder ES usw.) wirkt."
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Dann weisen Sie die Existenz dieser "Kraft" nach, und lassen Sie sich schon mal einen Frack für die Nobelpreisverleihung anfertigen. Bis dahin allerdings muß Ihre "Auffassung" als gegenstandslos betrachtet werden. Eine "schöpferische Kraft" erklärt nämlich nichts, da sie ihrerseits erklärungsbedürftig ist. Das hat sie mit jedem "Gott" gemeinsam.
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"Der unbewegte Beweger ist lediglich eine logische Annahme von Aristoteles"
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Diese Annahme ist nicht "logisch", sondern absurd und überflüssig! Wenn das Universum (also !!!->ALLES<-!!!) eines Urhebers bedarf, dann natürlich auch dessen Urheber und dessen Urheber etc. etc.. Diesen unendlichen Regress, der an irgendeinem Punkt willkürlich und in Widerspruch zu der ihn auslösenden Behauptung abgebrochen werden müßte, kann man einfach vermeiden, indem man ein ewig existierendes Universum annimmt, statt beliebige Aussagen über "Götter", "schöpferische Kräfte" oder "Unbewegte Beweger" zu treffen, die mangels Prüfbarkeit zu unlösbaren Kontroversen führen. Gute Philosophie und gute Wissenschaft kommen ohne geistig korrumpierende Phantastereien aus, und daher möchte ich noch einmal auf die beiden empfohlenen Bücher verweisen.
Rüdiger von Gizycki am Permanenter Link
Ich versuche möglichst nicht so heftig emotional zu reagieren wie Sie.
Also:
"...das Universum sei nicht ewig, sondern "entstanden"."
Genau das behaupte ich, aber den Grund dessen (Urgrund), !!den halte ich für ewig!! Ewigkeit ist Zeit,- und Raumlosigkeit für mich.
Wir erleben ja, das etwas ist und dann ordnen wir dem einen Grund zu. Warum sollte das nicht für das Universum gelten? Auch Wissenschaftler tun dies.
Da vor dem Urknall weder Zeit noch Raum existierte, so meinen die Wissenschaftler und dem folge ich, müsste aber zumindest ein Potential zum Werden vorhanden gewesen sein. Gäbe es dieses Potential nicht, wäre auch nichts. Logischerweise!
Dieses Potential ist für mich die schöpferische Kraft. Das Göttliche als schöpferische Kraft (nicht als Person) ist für mich nicht direkt erlebbar, nur in seinen Folgen. Es ist ein Geheimnis.
Diese Kraft war und wird immer sein. Immerhin denken manche Wissenschaftler, das nach dem Ende des Universums ein neues entstehen könnte. Das würde meinen Gedankengang zumindest glaubwürdiger machen. Dieser Urgund wirkt für mich auch im Jetzt. Dieser gedachte Punkt liegt zwischen Vergangenheit und Zukunft und hat keine Dauer. Alles was Dauer hat ist nicht das Jetzt bzw. die Gegenwart, denn dieser gedachte Punkt ist zeitlich nicht messbar. Und das deswegen, weil die Zeitspanne ins Unendliche verkürzt werden kann (auch wenn wir keine Zahl dafür haben) und damit kein Ende in Sicht wäre. Dieser Urgrund und nur über den rede ich, wäre somit gleichzeitig der Anfang und das Ende, weil beides zusammenfällt.
Dieses Potential zum Werden (in der Zeit,- und Raumlosigkeit und als Ewiges), kann sich selbst, meiner Meinung nach, nur durch seine Verwirklichung hin zum Sein in Erscheinung treten. Dabei ist nicht das was ist dieses Göttliche (Potential zum Werden), sondern lediglich ein Zeiger hin auf diese Kraft, die darin steckt. Das Göttliche ist also NICHT GOTT (im herkömmlichen Sinne gedacht) und auch kein SCHÖPFER. Sein und Nichtsein sind aus diesen Überlegungen heraus daher für mich untrennbar. Da ja etwas ist, muss es entstanden, geworden sein. Wie soll das anders gehen.
Können sie meinem Gedankengang bis hierhin folgen?
Ich weiß nicht sonst darüber, aber Werden, Wandel, Sichentwickeln und Vergehen ist kein statischer Vorgang, sondern ein Prozess. Und ein Prozess kann als Bewegung aufgefasst werden und daraus schließe ich, das eine Kraft darin wirksam ist.
Alles aus Einem
Eines in Allem
Thomas am Permanenter Link
"Ich versuche möglichst nicht so heftig emotional zu reagieren wie Sie."
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"aber den Grund dessen (Urgrund), !!den halte ich für ewig!!"
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Das hatte ich auch so verstanden, aber es ist einfach eine Behauptung zu viel (-> Sparsamkeitsprinzip!!!). Wer analytisch-philosphisch und wissenschaftlich zu denken gelernt hat, unterläßt es, überflüssige Aussagen zu treffen, denn das würde einer Inflation an Beliebigkeiten Tür und Tor öffnen (wie Religioten und andere Irrationalisten überaus eindrucksvoll demonstrieren).
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"Wir erleben ja, das etwas ist und dann ordnen wir dem einen Grund zu"
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Jawohl, und all das spielt sich IM Universum ab! Nichts, was wir beobachten und erklären (können), befindet sich raumzeitlich "außerhalb" des Universums, denn ein solches Außerhalb kann es logischerweise (!!!) nicht geben, weil Alles nun mal Alles und das Universum per definitionem nun mal jenes System ist, das alle (!!!) übrigen Dinge als Teile enthält.
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"Warum sollte das nicht für das Universum gelten?"
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Weil das logisch Unmögliches implizieren würde, nämlich entweder, daß Alles nicht Alles wäre, oder daß der Urheber des Universums sich selbst erzeugt und daher existiert haben müßte, bevor er existiert. Einem rationalen Menschen bleibt also gar nichts anderes übrig, als von der ewigen Existenz des Universums auszugehen.
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"Auch Wissenschaftler tun dies."
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Nur die philosophisch desorientierten unter ihnen. Wie fast alle Menschen waren auch Wissenschaftler in Kindheit und Jugend dem verblödenden Einfluß irgendeiner Religion ausgesetzt, und wenn die dabei entstandenen Schäden nicht durch analytisch-philosophische Bildung behoben werden, reden eben auch Wissenschaftler dummes Zeug.
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"Da vor dem Urknall weder Zeit noch Raum existierte, so meinen die Wissenschaftler und dem folge ich, müsste aber zumindest ein Potential zum Werden vorhanden gewesen sein."
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Das ist doch WIEDER nur die unsinnige Behauptung, es gebe neben Etwas und Nichts noch ein Drittes. Was immer vor dem Urknall existierte (und es MUSS etwas existiert haben, weil aus Nichts nun mal nichts entstehen kann): es war das Universum! Leider können wir über seine Beschaffenheit vor dem Urknall keine prüfbaren Aussagen treffen, also halten wir am besten den Mund!
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"Immerhin denken manche Wissenschaftler, das nach dem Ende des Universums ein neues entstehen könnte."
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Auch das ist dummes Zeug, denn wie Alles nicht aus Nichts entstanden sein kann, wird es sich auch nicht in Nichts auflösen, bevor ein "neues" Alles entsteht. Das Universum mag dramatische Veränderungen durchmachen, aber es kann niemals ganz aufhören zu existieren.
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"Da ja etwas ist, muss es entstanden, geworden sein."
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Das gilt nur für die Bestandteile des Universums, die jeweils das Resultat von Veränderungen anderer seiner Bestandteile sind, NICHT jedoch für das Universum als Ganzes! Die logischen Gründe dafür habe ich ihnen mehrfach dargelegt, und nun ist es an Ihnen, sie zu erfassen. Besonders schockierend für mich ist die Erfahrung, daß jemand selbst nach klarstmöglichen Erläuterungen einfach nicht versteht, was die Begriffe "Alles" und "Universum" bedeuten und welche logischen Implikationen sich daraus ergeben.
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"ein Prozess kann als Bewegung aufgefasst werden und daraus schließe ich, das eine Kraft darin wirksam ist."
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Damit behaupten Sie, die Vier-Kräfte-Lehre der Physik sei grob unvollständig, was wiederum nur bedeuten kann, daß alle Physiker (im Gegensatz zu Ihnen) Trottel sind - eine Dreistigkeit, die Ihnen vermutlich nicht einmal bewußt ist. Dinge durchlaufen Prozesse, in denen sie sich und andere verändern, weil sie einen bestimmten nomologischen Zustandsraum besitzen, also ein jeweils ganz bestimmtes Etwas sind, das mit anderen ganz bestimmten Etwassen nur auf genz bestimmte Weise interagieren kann. Nicht nur braucht es keine "schöpferische Kraft", um zu erklären, warum sich Dinge verhalten, wie sie es tun, sie KANN auch gar nichts erklären, weil sie nicht erkennbar (oder mit Ihren Worten "ein Geheimnis") ist. Dazu eines meiner Lieblingszitate: "To explain the unknown by the known is a logical procedure; to explain the known by the unknown is a form of theological lunacy." - David Brooks
Rüdiger von Gizycki am Permanenter Link
"Wenn jenand nicht gründlich liest und durchdenkt, was ich unter sehr großem Aufwand an Sorgfalt schreibe, werte ich das als Affront.
Ich werde mich nicht auf diese Art des Diskussion einlassen. Ich bitte darum zu überdenken, ob ihr Ton der richtige ist. Ich jedenfalls und das geht aus meinem Text hervor, habe einen anderen. Wie Sie das werten ist Ihre Sache, jeder ist für seine Gefühle selbst verantwortlich aber abgrenzen in diesem Sinne, das tue ich und tut mir gut.
Adios!
Thomas am Permanenter Link
"Ich werde mich nicht auf diese Art des Diskussion einlassen. Ich bitte darum zu überdenken, ob ihr Ton der richtige ist."
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"Ich jedenfalls und das geht aus meinem Text hervor, habe einen anderen."
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Auch das ist typisch für Irrationalisten: sie reiten gern auf Stilfragen herum, um von ihrem Mangel an Argumentationsfähigkeit abzulenken. Außerdem scheint kaum einer von ihnen zu wissen, daß der "Ton" allein nicht ausschlaggebend dafür ist, ob man beleidigend rüberkommt oder nicht.
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"jeder ist für seine Gefühle selbst verantwortlich"
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Falsch und zynisch! Emotionen lassen sich nicht nach Belieben steuern. Es wäre auch in Ihrem Interesse, das möglichst rasch zu verinnerlichen (bevor Sie mal jemand vermöbelt und so die von Ihnen ausgelösten Emotionen gewissermaßen an Sie zurückgibt).
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"aber abgrenzen in diesem Sinne, das tue ich und tut mir gut."
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Das trifft sich hervorragend, denn auch ich hatte vor, die deprimierende Sisyphosarbeit mit Ihnen nach höchstens zwei weiteren Beiträgen einzustellen. Meine Zeit und Kraft sind zu kostbar, um sie zu vergeuden.