Bildung

Luxemburg verabschiedet sich vom Religionsunterricht

Bereits im September letzten Jahres wurde der konfessionell gebundene Religionsunterricht an Gymnasien in Luxemburg abgeschafft. Nun wird der Kurs auch an Grundschulen fortgesetzt.

Mit einer Reformmaßnahme im letzten Jahr wurde der Religionsunterricht an Gymnasien in Luxemburg durch einen verpflichtenden Werteunterricht ersetzt. Etwa 40.000 Schülerinnen und Schüler fanden damit das neue Fach "Leben und Gesellschaft" in ihrem Stundenplan vor. 

Die Ankündigung der Schulreform im Jahr 2014 hatte für Kontroversen gesorgt. Die Bürgerinitiative "Fir de Choix" ("Für die Wahl") befürchtete eine Bevormundung durch den Staat und trat damals für eine Wahlmöglichkeit zwischen Religions- und Werteunterricht ein. Und auch die Kirchen kritisierten die Pläne. So bezeichnete der luxemburgische Erzbischof Jean-Claude Hollerich die Reform als "Missachtung der Demokratie".

Trotz Widerstand hielt Bildungsminister Claude Meisch (DP - Demokratische Partei) jedoch an den Plänen der Regierungskoalition der Liberalen, Sozialdemokraten und Grünen unter Ministerpräsident Xavier Bettel fest. Die Einführung des Werteunterrichts an Gymnasien sei ein "Meilenstein in der Geschichte von Luxemburgs Schulsystem", erklärte Meisch. 

Zustimmung fand die Reform bei der "Allianz für Humanisten, Atheisten und Agnostiker" (AHA). Das Ende der religiösen Indoktrination bewertete sie als "gesellschaftspolitischen Fortschritt". Zugleich müsse jedoch sichergestellt werden, dass der Werteunterricht auch von Lehrern, die früher im Religionsunterricht tätig waren, konfessionsneutral umgesetzt wird. Dies müsse vom Bildungsministerium kontrolliert werden, forderte die AHA.

Säkularer Kurs wird an Grundschulen fortgesetzt

Schon im letzten Jahr wurde angekündigt, dass es ab 2017 zu einer weiteren Reform an Grundschulen kommen soll. Ein entsprechendes Gesetz wurde nun mehrheitlich mit den Stimmen der Regierungsparteien im Parlament angenommen. Damit gehört damnächst der Religionsunterricht auch in den Klassenzimmern der Grundschulen der Vergangenheit an und wird durch einen neutralen Werteunterricht ersetzt. Die luxemburgische Regierung setzt damit einen weiteren Schritt in Richtung Trennung von Kirche und Staat.