Greenpeace-Aufklärung vor "Lidl"-Filialen

Antibiotika im Billigfleisch

Greenpeace zeigt schädliche Folgen der Massentierhaltung auf. Die Methode dazu ist simpel: Untersuchungsgegenstand ist ein Schweinekotelett, das in einem grünen Kästchen liegt. Über das Mikroskop zeigen sich unter der zugeschalteten Schwarzlichtlampe Rückstände von Antibiotika, die sich in den Knochen des Tieres abgelagert haben.

Aufmerksamkeit zu erregen war schon immer ein Merkmal von Greenpeace. Auch bei dieser Aktion geht es über gedrucktes Informationsmaterial und grüne Greenpeace-Jacken hinaus. Der Untersuchungsgegenstand, das Kotelett vom Schwein, ist prominent geworden und steht nachgebaut und aufrecht in einer Größe von drei mal drei Metern vor Fenstern und Eingängen des Discounters Lidl. Die Handelskette wird aufgefordert, künftig "… nur noch Fleisch aus tiergerechter, umweltschonender Haltung anzubieten und auf den Produkten für klaren Kennzeichnungen für Transparenz bei Tierhaltung und Herkunft zu sorgen."

Warum die Aktion gerade Lidl kritisiert, erklärt Christiane Huxdorff, Umweltwissenschaftlerin und Greenpeace-Projektleiterin für nachhaltige Landwirtschaft mit einem Blick über die Grenze nach Dänemark.

Lidl Dänemark hat Vorbildwirkung, und das seit einigen Jahren. Dort bietet das Unternehmen in mehr als 100 Filialen Fleisch aus artgerechter Tierhaltung an, kennzeichnet die Produkte, die frei von Gen-Futter und Antibiotika entstanden sind.

Anders in Deutschland: Hierzulande steht beispielsweise eine Klage der EU wegen Verschmutzung des Grundwassers mit Gülle aus der Massentierhaltung vor den Europäischen Gerichtshof an. Bekannt und unwidersprochen ist auch, dass rund 800 Tonnen Antibiotika in deutschen Ställen pro Jahr eingesetzt werden. Als Folge davon bilden sich Keime, die wiederum gegen Antibiotika resistent sind. Die Weltgesundheitsorganisation spricht von einem "drängenden Problem".

Von der Lidl E-Commerce International GmbH Co. KG aus Neckarsulm kam bisher weder ein Kommentar noch ein Signal. Eine Rückfrage vom hpd wurde freundlich angenommen und eine Reaktion avisiert.(1) Auch zeigten sich die Angestellten der von Greenpeace besuchten Filialen des Discounters aufgeschlossen und freundlich-interessiert.

Verbraucher auf der Strasse nahmen die Aufklärung über nachweisbare Restbeständen von Antibiotika im angebotenen Fleisch ernst. Greenpeace dazu: "Wir kommen mit Verbrauchern bei dieser Mitmach-Aktion ins Gespräch und erhalten seit Beginn mehr als 200 Unterschriften pro Tag."

Nachtrag der Redaktion:

(1) Inzwischen hat Lidl auf die Anfrage des hpd reagiert. Die Antwort wirft allerdings weitere Fragen auf: 

"Als führendes Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland ist sich Lidl seiner Verantwortung gegenüber Mensch, Umwelt und Tier bewusst. Lidl setzt sich seit Jahren kontinuierlich u.a. für die Weiterentwicklung des Tierwohlstandards, für die Verbesserung der Fütterung sowie der Aufzucht- und Haltungsbedingungen ein.

Wir verpflichten unsere Lieferanten, mit den zuliefernden Landwirten Vereinbarungen zu treffen, die einen restriktiven Einsatz von Antibiotika in der Aufzucht von Tieren für die Lebensmittelgewinnung regeln. Darüber hinaus müssen die Lieferanten einen Maßnahmenplan auflegen, um Antibiotikaeinsätze langfristig zu reduzieren.

Wir bitten um Verständnis, dass wir uns grundsätzlich nicht zu einzelnen Aktionen Dritter äußern und nur Aussagen zu Lidl Deutschland treffen können."

Greenpeace-Aktion vor Lidl, Foto: @ Evelin Frerk
Greenpeace-Aktion vor Lidl, Foto: @ Evelin Frerk


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