Setzt sich jetzt die Vernunft durch?

Heilpraktikern drohen schwere Zeiten

Der "Münsteraner Kreis" hat vorgeschlagen, für Heilpraktiker eine verbindliche Berufsordnung einzuführen. Oder den Beruf gänzlich zu verbieten. Bisher hängt eine Zulassung lediglich von einer amtlichen Überprüfung ab, die klären soll, ob von der Arbeit "eine Gefahr für die Volksgesundheit" ausgeht.

Das "Münsteraner Memorandum Heilpraktiker" (siehe Anlage) skizziert zwei Lösungsansätze: Zum einen die Abschaffung des Heilpraktikerberufs oder aber mindestens dessen Ablösung durch eine Einführung spezialisierter "Fach-Heilpraktiker" als Zusatzqualifikation für bestehende Gesundheitsfachberufe. Damit soll vermieden werden, dass sich weiterhin jeder Laie als medizinkundig darstellen darf, der den Wunsch verspürt, als Heilpraktiker zu arbeiten.

Die Professorin für Medizinethik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), Bettina Schöne-Seifert sagte zur Gründung des Münsteraner Kreises: "Im Lauf der Jahre ist bei meinen Mitarbeitern und mir das dringende Bedürfnis entstanden, der Problematik von 'Alternativmedizin' auf den Grund zu gehen." Dem "Münsteraner Kreis" gehören Experten aus verschiedenen Fachrichtungen an; darunter Ärzte, Medizinethiker, Juristen, Historiker und Pflegeexperten.

Die Bundesregierung hatte bereits vor gut einem Jahr erklärt, die Zulassungsregeln für Heilpraktiker überprüfen zu wollen. Anlass dafür waren mehrere Todesfälle bei Patienten eines "alternativen" Krebszentrums, wo ein Heilpraktiker mit einem nicht als Medikament zugelassenen Stoff behandelt hatte. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern nach wie vor an.

Auf diesen Fall beruft sich auch der "Münsteraner Kreis", der in seinem Memorandum gleich eingangs schreibt: "Falsche Behandlungen von Patienten sind ein vielschichtiges Problem, dem nicht zuletzt die Gesundheitspolitik durch Maßnahmen der Qualitätssicherung begegnen muss. Zwei spezifische, aber nicht trennbare Teilaspekte dieses Problems sind Fehlbehandlungen durch Heilpraktiker, die ihre Patienten überwiegend mit Interventionen aus dem Bereich der Komplementären und Alternativen Medizin (KAM) behandeln." Demgegenüber will der "Münsteraner Kreis" "die genannte Problematik aus einer dezidiert wissenschaftsorientierten und zugleich am Selbstbestimmungsrecht der Patienten ausgerichteten Perspektive (…) beurteilen."