BERLIN. (hpd) Vor dem Hintergrund der Kritik an der Einrichtung “Zoo”, wie sie in letzter Zeit laut geworden ist, hat die Bundestagsfraktion der Partei DIE LINKE eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung gestellt, in der sie Antworten auf eine Reihe an Fragen zu den “Haltungsbedingungen in Zoos” einforderte.
Die von den Abgeordneten Hubertus Zdebel, Eva Bulling-Schröter, Inge Höger, Pia Zimmermann eingebrachte Anfrage wurde mit Schreiben vom 19.1.2015 von der Parlamentarischen Staatsekretärin Maria Flachsbarth aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft beantwortet (Drucksache 18/3683). Während die Bundesregierung auf eine Reihe an Fragen jede Antwort schuldig blieb (“Der Bundesregierung liegen dazu keine Erkenntnisse vor”), verweisen mehrere der Antworten auf skandalöse, gleichwohl behördlich nicht oder nicht ausreichend verfolgte Missstände in den Zoos hin.
1. Auf die Frage, ob nach Einschätzung der Bundesregierung der regelmäßige bzw. dauerhafte Psychopharmakaeinsatz bei Zootieren mit dem Tierschutzgesetz und der EU-Zoo-Richtlinie vereinbar sei, antwortete die Bundesregierung: “Ein dauerhafter und routinemäßiger Einsatz von ‘Psychopharmaka’ – etwa Beruhigungsmittel – zur Kompensation ungeeigneter Haltungsbedingungen verstößt nach Auffassung der Bundesregierung gegen die Vorgaben des Tierschutzgesetzes.”
2. Zur Frage, wie viele Vögel aus welchen Arten jedes Jahr in deutschen Zoos flugunfähig gemacht werden, konnte die Bundesregierung mangels vorliegender Erkenntnis keine Angaben machen. Die daran anschließenden Fragen hingegen, ob die Bundesregierung die Herbeiführung der Flugunfähigkeit bei in Gefangenschaft gehaltenen Vögeln mit den geltenden Tierschutzregelungen für vereinbar hält, und was sie gegen die in einigen Zoos gängige Praxis des Flugunfähigmachens zu unternehmen gedenke, beschied die Bundesregierung, es sei “gemäß § 6 des Tierschutzgesetzes das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen (…) eines Wirbeltieres verboten”. Zwar seien im Gesetz verschiedene Ausnahmetatbestände vorgesehen, das “Flugunfähigmachen von Vögeln gehört jedoch nicht dazu”. Und weiter: “Beim routinemäßigen Flugunfähigmachen von Vögeln handelt es sich um eine zootechnische Maßnahme und nicht um eine ‘tierärztliche Indikation im Einzelfall’. Insofern verstößt eine solche Praxis gegen das Tierschutzgesetz.”
3. Die Frage nach Erkenntnissen der Bundesregierung darüber, wie viele Nachzuchten bedrohter Arten (Washingtoner Artenschutz-Abkommen CITES, Anhang 1 und 2) aus deutschen Zoos von 2010 bis heute für Auswilderungszwecke exportiert wurden, beantwortete die Bundesregierung wie folgt: “Im Zeitraum 2010 bis heute wurden von deutschen Zoos Nachzuchten von durch CITES geschützten Arten aus Deutschland in Drittstaaten für Auswilderungszwecke ausgeführt. Es handelte sich um 20 Exemplare der Art Balistar (Leucopsar rothschild), Anhang 1, die im Jahr 2011 nach Indonesien ausgeführt wurden, um als Zuchtstock das Programm zur Erhaltung der Population in Bali zu unterstützen.” Die Frage, wie viele und welche in deutschen Zoos gezüchteten Tiere seit 2000 erfolgreich ausgewildert wurden, konnte die Bundesregierung hingegen ebensowenig beantworten wie die Frage, wie viel Geld jährlich von deutschen Zoos für in situ Artenschutz zu Verfügung gestellt wird; auch zur Frage, wie häufig überschüssige oder unerwünschte Zootiere getötet werden, konnte die Bundesregierung keine Angaben machen.
Die Kleine Anfrage der Partei DIE LINKE dürfte eine Flut an Klagen von Tierschützern und Tierrechtlern gegen deutsche Zoos nach sich ziehen, in denen vorgehaltene Tiere - bei Delfinen und Großen Menschenaffen liegen entsprechende Erkenntnisse vor - zur Kompensation ungeeigneter Haltungsbedingungen routinemäßig mit Psychopharmaka behandelt werden; und in denen vorgehaltene Vögel – bei Flamingos, Pelikanen etc. ist dies gängige Praxis – durch Beschneidung der Flügel flugunfähig gemacht werden.
Im Übrigen löst sich durch die Anfrage der Partei DIE LINKE das Argument der Zoos, sie trügen durch Auswilderung nachgezüchteter Tiere bedrohter Arten zum Erhalt der Artenvielfalt bei - es ist ebendieses Argument wesentlicher Bestandteil der Existenzrechtfertigung der Zoos – in Luft auf.
24 Kommentare
Kommentare
Lutz Horn am Permanenter Link
Das ist verdientsvolle Opositionsarbeit. Schade, dass die zumindest der Farbe nach zuständige Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sich nicht um dieses wichtige Thema zu kümmern scheint.
Manfred am Permanenter Link
“Ein dauerhafter und routinemäßiger Einsatz von ‘Psychopharmaka’ – etwa Beruhigungsmittel – zur Kompensation ungeeigneter Haltungsbedingungen verstößt nach Auffassung der Bundesregierung gegen die Vorgaben des Tiersch
Diese Aussage ist sicherlich richtig, aber wo und wann werden denn Pyschopharmaka zur Kompensation ungeeigneter Haltungsbedingungen eingesetzt???? Und wer beurteilt ob eine Haltungsbedingung ungeeignet ist???? Was ist eigentlich dauerhaft und was ist regelmäßig??
Hier gehen die Meinungen doch wohl weit auseinander. Auf der einen Seite Tierrechtler, die gar keine Tiere in Menschenhand sind und auf der anderen Seite Halter von Tieren.
Medikamente werden auch in Zoos sicherlich nach medizinischer Indikation von Tiermedizinern verabreicht. Dies ist auch die Voraussetzung für die Vergabe. Alle Medikamentationen werden nachgewiesen und von behördlicher Seite kontrolliert. Am Beispiel Duisburg hat erst letztes Jahr das grüne Umweltministerium bescheinigt, dass bei der Medikamentenvergabe alles richtig gelaufen ist. Selbst die verabreichten Pschopharmaka an Delfinen in Nürnberg bewegen sich im tierärztlichen Normbereich wenn man es mit den Empfehlungen des Institut für Veterinärpharmakologie und -toxikologie, Winterthurerstrasse 260, 8057 Zürich, Schweiz vergleicht.
Ich möchte noch darauf hinweisen das die Antwort der Regierung im Punkt Flugunfähig machen sich auf Amputationen bezieht. Nicht auf das Kürzen von Flugfedern. Sollte es so sein,dann wäre das Haare schneiden beim Menschen auch strafbar, da Körperverletzung.
Rüdiger Hengl am Permanenter Link
Ich kenne keinen Zoo, in dem zur Kompensation ungeeigneter Haltungsbedingungen ‘Psychopharmaka’ eingesetzt würden.
In der angewandten Dosierung (0,xx mg/Tag) sind "Psychopharmaka" allenfalls Appetit-Anreger. Man sollte sich vorher einfach etwas informieren, bevor man derartiges schreibt.
Mir scheint das geradezu so, wie wenn jemand schreibt, im Wohnzimmer herrschten "lebensfeindliche Temperaturen" nur weil dort irgendwo eine Kerze steht, in deren Kern tatsächlich Temperaturen um 1000°C vorkommen können.
Klar ist die Kerze im Wohnzimmer und klar herrschen IN der Kerze lebensfeindliche Temperaturen, aber daraus abzuleiten "Im Wohnzimmer herrschen lebensfeindliche Temperaturen", das zeigt deutlich, wie verquer jemand denken muss, um darauf zu kommen.
Claudia am Permanenter Link
Wer prüft eigentlich, ob die Medikamentenbücher in den Zoos korrekt geführt werden? Sprich: ob da alles eingetragen wird, was verabfolgt wird?
Die wenigsten Zoos in Deutschland haben eigene Zootierärzte, bei den meisten schaut ein externer Tierarzt einmal pro Woche oder bei akuten Notfällen vorbei. Den Rest der Woche decken die Tierpfleger ab, auch mit Blick auf die Verabfolgung von Schmerz-, Beruhigungs- und Betäubungsmitteln, die in den einzelnen Revieren gelagert werden. Tierärztliche Einzelfallverordnung im Zoo? Allein die Idee ist grotesk bei der Vielzahl an vorgehaltenen Tieren (im Durchschnitt halten deutsche Zoos knapp 2500 Tiere aus 250 Arten vor).
Im Übrigen kommt es nicht selten vor, dass der extern beauftragte Zootierarzt zugleich Amtstierarzt ist, erster sich als letzterer also selbst kontrolliert.
Es wird höchste Zeit, dass da Licht ins Dunkel kommt. Zootierpfleger sind weder qualifiziert noch befugt zur Verabfolgung verschreibungspflichtiger Medikamente.
jonas am Permanenter Link
"Vor allem in jenen Zoos, die keine eigenen Tierärzte vorhalten, sondern von örtlich niedergelassenen freien Tierärzten "nebenher" mitversorgt werden?
Kommt darauf an, was Sie mit "Zoos" meinen. Wenn Sie die großen öffentlichen Zoos meinen, dann stimmt das nicht. Bei kleineren Parks kann das sicherlich der Fall sein, dafür werden dort auch keine komplizierten Tiere wie in großen gehalten. Zu den Tierpflegern habe auch ich mich schon häufig genug geäußert, dass das ein Märchen ist.
"Allein die Idee ist grotesk bei der Vielzahl an vorgehaltenen Tieren (im Durchschnitt halten deutsche Zoos knapp 2500 Tiere aus 250 Arten vor)."
Was für eine Rechnung! Sie glauben doch nicht im Ersnt, dass die medizinische Behandlung eines Skorpiones oder eines Fisches mit der eines Elefanten vergleichbar ist! Erstere (also Wirbellose, Fische, Amphibien, Reptilien) machen nämlich den Großteil eines Bestandes in öffentlichen Zoos aus...
Elke Petermann am Permanenter Link
Soso, und wie ist das beispielshalber mit dem kommunalen Zoo Straubing, Mitglied von WAZA, EAZA und VdZ, in dem Großkatzen, Bären oder auch Schimpansen gehalten werden. Insgesamt rund 1700 Tiere aus rund 200 Arten.
jonas am Permanenter Link
"Es gibt keinen festangestellten Tierarzt, vielmehr schaut ein externer Tierarzt, der zugleich Leiter des städtischen Veterinäramtes ist und als solcher zuständig mithin für den örtlichen Schlachthofbetrieb, einm
Beweise?
"Und das ist beileibe keine Ausnahme: nur die wenigsten Zoos, egal welche Tierarten sie im Bestand haben, leisten sich einen eigenen Zootierarzt und/oder halten eine veterinärmedizinische Einrichtung vor."
Haben Sie konkrete Zahlen?
Hier die Zoos, die ganz sicher eigene Tierärzte haben (von diesen konnte ich auf die Schnelle Infos finden): Zoo Berlin (http://www.tagesspiegel.de/berlin/ein-tiernarr-namens-ochs/791052.html-->Dr. Ochs, den anderen, Dr. Schüle, durfte ich schon persönlich kennenlernen), Tierpark Berlin (etwas älter, aber bei den Tierärzten noch aktuell: http://www.quantum-verzeichnis.org/SITES/BERLINTIER.html), Zoo Leipzig (http://www.zoo-leipzig.de/aktuelles/news-artikel/datum/2014/04/14/ueber-die-schulter-geschaut/), Zoo Magdeburg (auch etwas älter: http://www.quantum-verzeichnis.org/SITES/MAGDEBURG.html), Zoo Duisburg (auf jeden Fall Frau Dr. Ternes, sollten Sie kennen), Tierpark Hagenbeck (http://www.bild.de/regional/hamburg/dem-die-tiere-in-hagenbecks-tierpark-vertrauen-5751024.bild.html), Zoo Heidelberg (http://www.zoo-heidelberg.de/tiermedizin-im-zoo), Tierpark Hellabrunn (besitzt eine eigene Praxis, steht in den Geschäftsberichten), Wilhelma Stuttgart (http://www.wilhelma.de/de/unternehmen-wilhelma/teamansprechpartner/zoologie.html), ...
Wie gesagt, aus Zeitgründen konnte ich das noch nicht zu jedem Zoo recherchiren. Mir ist aufgefallen, dass manche Zootierärzte auch eine eigene Praxis besitzen, das heißt aber noch lange nicht, dass sie die Zootiere vernachlässigen, zumal es ja auch mehrere Tierärzte gibt. Und auch nur weil ein Tierarzt nicht festangestellt ist, heißt das nicht, dass sie keine Qualifikation haben Auf der Website des Heidelberger Zoos steht das gut beschrieben, dass vor allem für größere Eingriffe externe Experten herangezogen werden. Außerdem Tierpfleger können ja erkennen, wenn es einem Tier schlecht geht (und das kommt nicht so häufig vor, dass sie selber Medikamente geben müssten) und dann wird der Tierarzt gerufen, der dann das Tier behandelt.
jonas am Permanenter Link
Also, um das zu verdeutlichen:
Die Tiere werden erst behandelt, wenn es nötig ist. Es ist auch so, dass bestimmte Beschwerden auch ohne Medikamente gelöst werden können. Während meines Praktikums bspw. fraß ein Zwergflusspferd schlecht bzw. hatte Verdauungsprobleme. Statt dieses mit Medikamenten zu behandeln, wurde entschieden, das Futter leicht umzustellen, sodass in diesem Fall weniger wässrige Nahrung wie Obst oder Gemüse gefüttert wurde und dafür der Anteil an gekochtem Reis erhöht wurde.
Gert Gerner am Permanenter Link
Ich sehe hier keinen logischen Zusammenhang.
Elke Petermann am Permanenter Link
Moment, die Bundesregierung hat doch Daten, ziemlich exakte sogar.
Gert Gerner am Permanenter Link
Nur ein paar Fakten als Antwort:
- Nicht jede bedrohte Art ist auch in Cites. Cites ist ein Handelsabkommen(!), kein Artenschutz-Rotbuch wie von der IUCN.
- Es wird nur gezählt, was direkt in ein "Drittweltland" exportiert wurde, nicht was erst in andere EU-Länder geht
- Auch die Erhaltungszucht zur späteren Wiederauswilderung ist schon Artenschutz. Viele Arten darf man derzeit noch nicht auswildern, weil der Grund für deren Bedrohung wie Wilderei oder Lebensraumverlust noch nicht beseitigt wurde.
Aber: Es sind beispielsweise Dutzende Huftiere aus deutschen Zoos wieder ausgewildert worden, nur eben über dem Umweg über Semireservate in Ungarn oser Spanien, um die Tiere vorzubereiten. Dann fasst die Statistik nicht. Zwei ganz einfache Beispiele, Przewalski-Pferd und Addax-Antilope. Einfach mal bei Wiki oder sonstwo nachschlagen! Tolle Auswilderungsprojekte mit deutschen Zootieren in der Mongolei und Nordafrika.
Elke Petermann am Permanenter Link
Da brauche ich kein Wikipedia.
Abgesehen davon gelten im Durchschnitt nur acht Prozent der in Zoos jeweils vorgehaltenen Arten als bedroht (nach CITES 1 bzw. IUCN-Kriterien) und werden damit gegebenenfalls Teil eines Erhaltungszuchtprogrammes, für allen anderen, sprich: für zweiundneunzig Prozent (!) der gezeigten Arten kann das „Artenschutzargument" nicht herangezogen werden, dennoch werden die jeweiligen Tiere unter diesem Vorzeichen präsentiert bzw. wird ihre Gefangenhaltung damit legitimiert.
jonas am Permanenter Link
Zitat: "Da brauche ich kein Wikipedia.
Auswilderungs- oder Wiederansiedelungsprojekte gibt es aus Zoos heraus nur für eine kleine Handvoll nachgezüchteter Arten"
Falsch, Frau Petermann! Es sind weitaus mehr als 100 Tierarten, die schon ausgewildert wurden! Einige von ihnen sind nicht direkt bedroht, sind aber lokal gefährdet oder waren lokal ausgerottet (z.B. Europäischer Luchs, Europäische Wildkatze, Kolkrabe etc.): http://www.sthco.de/Phylogenetik/auswilderungen.htm
Man sieht: Auch viele Arten, die wenig Aufmerksamkeit bekommen, wurden schon erfolgreich ausgewildert, sei es die Erdkröte oder die Rotbauchunke oder eben der Balistar.
Allerdings, und jetzt wird es wichtig, sind Auswilderungen nur ein kleiner Teil des Artenschutzes durch Zoos. Die Zoos haben es sich leider selbst zu verschulden, dass eine unerfüllbare Erwartungshaltung entsteht, dass alle möglichen Tiere irgendwann ausgewildert werden können. Der primäre Sinn der Erhaltungszuchten ist aber erstmal, Reservepopulationen aufzubauen. Viel wichtiger ist der Schutz in Freiland, und der profitiert von Zoos ganz stark: Zum einen können nur in Zoos bestimmte Erkenntnisse gewonnen werden, seien sie ernährungs- oder fortpflanzungsphysiologsicher Hinsicht, die dann den Artenschützern vor Ort zur Verfügung gestellt werden.
Zum anderen werden zumeist kleinere Naturschutzprojekte (die aber genauso wichtig sind wie große) unterstützt, die normalerweise keine ausreichenden Spendensammelmöglichkeiten haben. Das geht zum einen über finanzielle Spenden - jährlich sammeln die zoologischen Gärten weltweit ca. 350 Mio. US-Dollar - zum anderen über personelle Hilfe, bspw. zur Ausbildung von Tierpflegern in Auffangstationen. Über populäre Arten wie z.B. Tiger, Panda oder Elefant lassen sich relativ einfach Spenden sammeln, die dann auch unpopulären Tieren zugute kommen. Denn kaum einer würde wohl für die Hilfe der Nasenfrösche in Chile durch den Zoo Leipzig oder für die Hilfe der Harlekinkröten durch den Zoo Zürich spenden. Dennoch ist diesen Tieren damit geholfen. Auch das von EndZOO verhöhnte Projekt des Zoo Augsburg zum Aufbau einer weiteren wildlebenden Population von Breitmaulnashörnern ist äußerst sinnvoll, da man so eine freilebende Ersatzpopulation heranzüchten kann, die die genetische Variabilität des Bestandes erhöht. EndZOO kann sich gerne über "nur" 155.000 Euro lustig machen (oder Sie über "nur" 5 Cent pro Eintrittskarte), aber für dieses Projekt ist diese Summe sehr wichtig.
Als letzter Punkt wäre noch die Informationen über Arten- und Naturschutz zu nennen, nämlich im Rahmen der Tierpräsentation auf Schutzprojekte, Bedrohung und Möglichkeiten konkreter Eigenaktivität aufmerksam zu machen, wenn es um die Herkunft von Lebensmitteln oder Komsumgütern geht (bspw. Papier oder Palmöl). Natürlich geht das auch über kommentierte Fütterungen und ähnlichem. Klar, Nachholbedarf gibt es beim letzten Punkt durchaus, da müssen die Zoos dran bleiben und weiter verbessern.
Zitat: "Abgesehen davon gelten im Durchschnitt nur acht Prozent der in Zoos jeweils vorgehaltenen Arten als bedroht (nach CITES 1 bzw. IUCN-Kriterien) und werden damit gegebenenfalls Teil eines Erhaltungszuchtprogrammes, für allen anderen, sprich: für zweiundneunzig Prozent (!) der gezeigten Arten kann das „Artenschutzargument" nicht herangezogen werden, dennoch werden die jeweiligen Tiere unter diesem Vorzeichen präsentiert bzw. wird ihre Gefangenhaltung damit legitimiert."
Nur 8 Prozent? Es gibt mindestens zu mehreren hundert Tierarten koordinierte Zuchtprogramme, laut Zoo Leipzig sogar von 1000! Und wenn ich mir dann vorstelle, dass 92 Prozent nicht gefährdet sein sollen, dann kommt da ja eine unglaubliche Artenanzahl zusammen, für die es gar keine Kapazitäten geben würde. Über Quellenangaben wäre ich sehr dankbar...
Gert Gerner am Permanenter Link
Nur ein paar Fakten als Antwort:
- Nicht jede bedrohte Art ist auch in Cites. Cites ist ein Handelsabkommen(!), kein Artenschutz-Rotbuch wie von der IUCN.
- Es wird nur gezählt, was direkt in ein "Drittweltland" exportiert wurde, nicht was erst in andere EU-Länder geht
- Auch die Erhaltungszucht zur späteren Wiederauswilderung ist schon Artenschutz. Viele Arten darf man derzeit noch nicht auswildern, weil der Grund für deren Bedrohung wie Wilderei oder Lebensraumverlust noch nicht beseitigt wurde.
Aber: Es sind beispielsweise Dutzende Huftiere aus deutschen Zoos wieder ausgewildert worden, nur eben über dem Umweg über Semireservate in Ungarn oser Spanien, um die Tiere vorzubereiten. Dann fasst die Statistik nicht. Zwei ganz einfache Beispiele, Przewalski-Pferd und Addax-Antilope. Einfach mal bei Wiki oder sonstwo nachschlagen! Tolle Auswilderungsprojekte mit deutschen Zootieren in der Mongolei und Nordafrika.
Panisco am Permanenter Link
Routinemäßige Gaben von Psychopharmaka, um Tiere Ruhig zu stellen ist ein großes Lügenmärchen! Zoos und Tierärzte werden streng von Veterinär Ämtern überprüft, auch unangekündigte Kontrollen der Zoos sind die Regel!
Elke Petermann am Permanenter Link
Ich kenne Zoos, die in 30 Betriebsjahren NOCH NIE veterinäramtlich kontrolliert wurden.
Gert Gerner am Permanenter Link
Was ist das denn für eine Argumentation?
Erstens glaube ich nicht, das Sie von mehreren Zoos wissen können, die noch nie kontrolliert wurden. Es sei denn, Sie sind selbst Kontrolleur mit Zoos in ihrem Zuständigkeitsbereich. Fakten bitte!
Zweitens, nur weil Sie meinen, ein Veterinär könne das nicht und zudem noch unterstellen, alle Medikamentenbücher seien gefälscht, kann man daraus wohl kaum im Umkehrschluß folgern, Zootiere würden pharmazeutisch ruhiggestellt. Logikfehler.
Aber, wenn ich auch eine Unterstellung äußern darf: Ihre Wortwahl ("Zoos halten Tiere vor") klingt sehr verdächtig nach Colin Goldner, der diese Formulierung in seinem Buch durchgehend verwendet. Wie viele Alias hat er denn, mir denen man hier diskutiert?
Elke Petermann am Permanenter Link
Mit keinem Wort habe ich unterstellt, die Medikamentenbücher in ALLEN Zoos seien gefälscht. Geht auch gar nicht, da in vielen Zoos überhaupt keine geführt werden; zumindest keine, die diese Bezeichnung verdienen.
jonas am Permanenter Link
Hoppla! In vielen Zoos werden gar keine Medikamentenbücher geführt? Auf die Beweise bin ich gespannt und auch auf die, die Fälschungen beweisen.
Manfred am Permanenter Link
Alle Achtung. Das ist eine Aussage. Noch nie veterinäramtlich untersucht in 30 Jahren? Das bei mehreren Zoos? Da würde ich doch schon die Namen der Zoos wissen um die Ämter anzuschreiben.
Wenn Sie die Arbeit der Tiermediziner, egal ob im Amt oder im Tierpark in so in Abrede stellen, dann kann man eigentlich nicht mit Ihnen diskutieren. Im Falle Epulu in Wuppertal hat sich ja schon erwiesen, dass die Aussage des Tierpflegers so nicht gefallen ist. Im Falle Duisburg werden geringe Gaben von Valium gegeben und im Falle Nürnberg ist die Gabe pro Tag und Kilo des Tieres minimal. Das solche Fälle von Tierrechtlern, zu denen ich Sie auch zähle, so medial aufgebauscht werden, bringt die Tiermediziner in Misskredit, aber das wollen Sie ja. Keiner, der hier dies aufbauscht ist ein Tiermediziner und war bei der Behandlung vor Ort, weder Herr Albrecht, Herr Goldner und auch nicht Herr Ortmüller. Naja, bei Herr Goldner ist das ja auch nicht nötig. Er erkennt ja die Art und Menge der verabreichten Medikamente an den Augen der Menschenaffen. Wahrscheinlich ist er der einzige Mensch auf der Welt, der das kann.
Claudia am Permanenter Link
@Manfred: Sie behaupten, Colin Goldner behaupte, er erkenne "die Art und Menge der verabreichten Medikamente an den Augen der Menschenaffen". Die "Art und Menge der Medikamente"???
Manfred am Permanenter Link
Ach Claudia. Sie erkennen Ironie noch nicht mal, wenn Sie dagegen stoßen. Und natürlich beziehe ich mich auf des WamS- Interview. Ist Ihnen die Springerpresse nicht seriös genug?
Nichts für ungut Claudia.
Manfred am Permanenter Link
Schade das von Elke Petermann keine Namen von Zoos kommen, wahrscheinlich weiß sie die selber nicht.
jonas am Permanenter Link
Exakt die gleiche Beobachtung wie von mir. Auch wenn ich nur Praktikant in einem Zoo war, mit Medikamenten hatte nie irgendein Pfleger zu tun (geschweige denn ich).
Aber seien Sie vorsichtig, Leuten wie Ihnen wird dann unterstellt, man wolle nur sein Arbeitgeber verteidigen...