Der ehemalige Bundestagsabgeordnete Volker Beck hat den iranischen Ayatollah Mahmud Haschemi Schahrudi wegen Mordes sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit angezeigt. Schahrudi befindet sich derzeit für eine medizinische Behandlung in Deutschland.
Mahmud Haschemi Schahrudi gilt als einer der engsten Vertrauten und als möglicher Nachfolger von Staatsoberhaupt Ali Chamenei. Er war von 1999 bis 2009 Oberster Richter und damit Vorsitzender der Justiz des Iran. In dieser Funktion erregte er internationale Aufmerksamkeit, da unter seiner Führung rund 2.000 Menschen hingerichtet wurden, darunter auch viele Minderjährige.
Während derzeit tausende Iraner gegen das islamische Regime protestieren, wird der 69-jährige Ayatollah wegen einem Hirntumor in einer Privatklinik für Neurologie in Hannover medizinisch behandelt. In den sozialen Netzwerken kursiert ein Foto, dass Schahrudi im Krankenbett zeigen soll.
Shahroudi is found!
Hashemi #Shahroudi, top regime official & a favorite to succeed #Khamenei as supreme leader, is undergoing treatment at hospital INI Hannover in Germany. Pictured with him are Reza Ramezani, director of the Islamic Centre Hamburg and neurosurgeon Majid Samii. pic.twitter.com/SJQ4lB8Dv2— Tavaana توانا (@Tavaana) 6. Januar 2018
Etwa 200 Iraner haben sich am Sonntag vor der Klinik versammelt, um gegen Schahrudi als Vertreter des iranischen Unrechtsregimes zu demonstrieren. "Er soll seine medizinische Behandlung erhalten", erklärte der Demonstrant Asghar Eslami laut der HAZ, "aber seine Verbrechen müssen aufgeklärt werden."
Strafanzeige gegen Schahrudi
Indessen stellte der ehemalige Bundestagsabgeordnete Volker Beck Strafanzeige und Strafantrag wegen Mordes sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit. "Wir dürfen kein Sanatorium für Menschenrechtsverbrecher sein, sondern müssen sie zur Verantwortung ziehen", begründete Beck seine Anzeige gegenüber der Bild. Es sei zudem ein großer Fehler, "wenn die Bundesregierung hier dem Organisator der massenhaften Ermordung durch die iranische Justiz diplomatische Immunität gewährt hätte", so Beck.
18 Kommentare
Kommentare
Jürgen Roth am Permanenter Link
Volker Beck verdient für seine Aktion volle Unterstützung.
angelika richter am Permanenter Link
"Indessen stellte der ehemalige Bundestagsabgeordnete Volker Beck Strafanzeige und Strafantrag wegen Mordes sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit."
Soll es tatsächlich die Aufgabe der hiesigen Gerichte sein, Verbrechen im Iran aufzuklären und zu richten???
Es hätte doch vollkommen ausgereicht, der betreffenden Person die Einreise zu verweigern.
HODOC_IRN am Permanenter Link
Liebe Fr. Richter,
Eine Ablehnung der Einreise hätten die wirtschaftlichen Beziehungen sehr gestört und aus diesem Grund nicht von Interesse für die Bundesregierung. Als Deutsch-Iraner, der vor 30 Jahren aus dem Iran geflohen ist und hier erfolgreich integriert wurde, sehe ich es anders als Sie. Gerade Deutschland als Paradebeispiel für Demokratie und Freiheit der Justiz ist hier gefordert. Durch die Strafanzeige, sollte das weiter vorangetrieben werden, werden deutsche Freiheit- und Menschenrechtswerte, auf die ich sehr Stolz bin, vor wirtschaftlichen Interessen gestellt und somit auch die Pläne der Bundesregierung durchkreuzt. Dieser Mann ist neben vielen anderen Politikern im Iran für Tod, Folter und Vergewaltigungen verantwortlich. Eigentlich sollte dieser Massenmörder nach Den Haag überstellt werden. Interessant ist dass gerade die oberste Riege des Regimes sich meist Doppelte Staatsbürgerschaften aus England und Canada gekauft haben. Diese Massenmörder müssen wissen, dass sie sich nirgends sicher fühlen können. Die Menschen sterben im Iran, weil sie sich das Leben nicht mehr leisten können.Das Rechtssystem in Deutschland funktioniert und sollte Vorbild sein für den Iran nach diesem Albtraum!
angelika richter am Permanenter Link
"Gerade Deutschland als Paradebeispiel für Demokratie und Freiheit der Justiz ist hier gefordert."
Diesen iranischen Machthaber juristisch anzugehen ist in erster Linie die Baustelle der Iraner selbst!
Was Herr Beck da betreibt, ist eine typische grüne moralische Verhebung.
Unechter Pole am Permanenter Link
Werte Frau Richter,
was Sie hier betreiben, ist schlichtweg Doppelmoral. Ein Mord ist ein Mord ist ein Mord, ganz egal, wo sich der Mörder aufhält.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich wünschte mir, Volker Beck hätte sich 2012 genauso vehement gegen die Genitalverstümmelung minderjähriger Knaben in Deutschland ausgesprochen.
Trotzdem ist die Idee, einen (mittelbaren) Mörder und Verbrecher gegen die Menschlichkeit in Deutschland anzuzeigen, unterstützenswert. Ich fürchte jedoch, dass ein sexueller Belästiger aus dem Iran, der Deutschland keinen wirtschaftlichen Vorteil bringt, heute härter bestraft wird als Schahrudi...
Frank Linnhoff am Permanenter Link
Was soll das, diesen kranken Ayatollah anzuzeigen und nicht z.B. Friedens-Nobelpreisträger Obama, der ebenso, wenn nicht für mehr gezielte, rechtswidrige Tötungen verantwortlich ist?
Helmut Lambert am Permanenter Link
Diese Argumentation verstehe ich nicht. 1. Nimmt das iranische System die Frechheit heraus, seine Gesetze - Fatwah - sogar im Ausland zu exekutieren. 2.
Frank Linnhoff am Permanenter Link
Zur Klarstellung: dieser Ayatollah ist mir mehr als unsympathisch und Obama ist mir durchaus sympathisch. Nichtsdestotrotz haben beide kriminelle Handlungen zu verantworten.
struppi am Permanenter Link
Den Vergleich finde ich auch nicht passend. Religös motivierte Hinrichtungen sollten heute weltweit sanktioniert werden. Aber das Obama mit seinen Drohnen unsere Freiheit verteidigt ist ein Hohn.
Seit "wir" den Krieg gegen den Terror in die Länder des fernen und nahen Ostens exportiert haben, sind dort Millionen von Zivilisten gestorben. Jetzt zu behaupten, wir würden das tun um denen die Freiheit zu bringen ist zynisch, aber natürlich die Linie der offiziellen Stellen.
Das einzige was wir machen, ist eine Art postkolonialismus betreiben, indem wir behaupten wir wüssten was gut für die Menschen dort ist und deshalb müssten wir, wie kleine Kinder, diese sanktionieren. Im Namen eines Humanismus ist das nicht, es ist einfach eine kriegerische NATO Doktrin. Man kann diese unterstützen oder Hinterfragen. Ich halte diese für falsch.
Und ein Teil dieser Doktrin ist eben auch, dass wir Länder wie den Iran verteufeln, extremistische Länder wie Saudi Arabien aber mit Waffen überschütten. Ich hoffe Volker Beck zeigt auch einen S.A. oder Katarsichen Prinz an, wenn dieser demnächst sich hier behandeln läßt. Das würde die Aktion noch glaubwürdiger machen.
little Louis am Permanenter Link
Volle Zustimmung zum Tenor des Textes von Struppi. Scheinheiligkeit und moralische Doppelstandards schaden jeglicher humanisten Agenda.
Dieter Bauer am Permanenter Link
Es ist zu befürchten, dass die Bundesregierung vor dem Hintergrund sogenannter diplomatischer Gepflogenheit einknickt und Menschenrechte auf der Strecke bleiben.
Gondel am Permanenter Link
Genau, denn wir haben ja nicht zuletzt am Beispiel des berüchtigten Menschsein-Absprechers und obersten Militärseelsorgers Bischof Overbeck lernen können, dass von staatlichen/religiösen Würdenträgern im Ausland began
Werner Helbling am Permanenter Link
Herr Bauer, da dürften sie leider recht haben. Mal sehen ob sich wenigsten eine Partei dazu äussert.
Heidi Heinemann am Permanenter Link
Ein dickes Danke an Volker Beck., in der Hoffnung das auch andere Politiker und auch Medien -die bisher Dr. Sami hofiert haben- diesen Mut aufbringen.
Pourkhan am Permanenter Link
Bravo, Herr Volker Beck bekommt volle Unterstützung von meiner Seite. Die Weltgemeinschaft ist durch Fortschritt und Medien klein geworden.
max wild am Permanenter Link
Volker Beck verdient allein für seine Aktion volle Unterstützung.
Schahrudi soll die medizinische Hilfe erhalten wie jeder andere Mensch in ähnlicher Situation der Hilfe bedarf.
Resnikschek Karin am Permanenter Link
Islamophobie in Europa? Die "Anklagen" von Amnestie Dez 17 im Artikel "Der Feind in unserer Mitte" (Conny Schmidt) klagen das an. Und "der Feind" - das sind die Islamkritischen, z.B.
Teilt das bitte dem Volker Beck mit. Die Säkularen Grünen sind auf unserer Seite. Mit denen können wir kooperieren - trotz Katrin Göhring-Eckardt. Hum.
Gruß Karin Resnikschek