Kommentar

Religion ist Privatsache

Herr Seehofer hat recht. Er hat nur vergessen, hinzuzufügen, dass auch andere Religionen nicht zu Deutschland gehören. Es ist absolut unsinnig, eine Ideologie oder eine Religion einem festen Landstrich zuzuordnen. In dem Fall hätte man die ca. 100 in Deutschland ausgeübten weiteren Religionen auch erwähnen sollen.

Diese Debatte ist von Anfang an falsch geführt. Ich wünsche mir eine Presse, die wenigstens mal darauf hinweisen würde, dass dieses Deutschland keine feste Größe ist oder war. Man denke nur an die letzten 200 Jahre. Aber nein, da werden großflächig bebilderte Zeitungsartikel geschrieben, die beweisen sollen, dass "der Islam" (unter sich zerstritten und in mörderische interne Kämpfe verwickelt) zu Deutschland gehört.

Man kann gewissermaßen vorhersagen, was einzelne Politiker dazu sagen werden. Frau Merkel wird sich auf das sogenannte christlich-jüdische Abendland beziehen. Doch was soll das gewesen sein? Bis weit ins 2. Jahrtausend gab es weder ein Deutschland noch ein christliches Fundament. Geschweige denn ein jüdisches. Nach wie vor gab es germanische und slawische Gottheiten und das Christentum wurde den meisten Gebieten militärisch aufgezwungen, bis sie sich 30 Jahre lang gegenseitig abschlachteten.

Dazu kommt die Unsitte, neuerdings die Menschen nach ihrer angenommenen Religionszugehörigkeit zu bezeichnen. Woher will man wissen, dass die hier lebenden Türken, Araber, Syrer alle Muslime sind? Und warum werden die hier lebenden Deutschen nur allzu oft als Christen bezeichnet, wo doch inzwischen statistisch festgestellt wurde, dass 35% der Deutschen konfessionslos sind?

Politiker sollten sich ans Grundgesetz halten. Religion ist Privatsache, sofern ihre Angehörigen nicht gegen das GG verstoßen. Dies öffentlich genau zu beachten, wäre hilfreich und oft genug notwendig.