In Baden-Württemberg soll künftig das Schulfach Ethik ab der Klasse 5 flächendeckend angeboten werden. Begründet wird das Vorhaben mit der wachsenden Zahl an Schülerinnen und Schülern ohne kirchliche Bindung.
Aktuell wird das Fach Ethik als Ersatzfach für den Religionsunterricht an Gymnasien ab Klasse 7 und an allen anderen weiterführenden Schülen ab Klasse 8 unterrichtet. Mit dem neuen Konzept soll der Unterricht ab dem Schuljahr 2019 schrittweise bis Klasse 5 abwärts ausgebaut werden. "Das Landesinstitut für Schulentwicklung erarbeitet derzeit Ethik-Bildungspläne für die Klassen 5 bis 7, die bereits diesen Sommer zur Verfügung stehen werden", erklärte Kultusministerin Susanne Eisenmann.
Darüber hinaus habe das Kultusministerium bereits Vorkehrungen für eine mögliche Ausweitung des Ethikunterrichts auf die Grundschulen getroffen und das Landesinstitut für Schulentwicklung beauftragt, entsprechende Bildungspläne zu erarbeiten.
Angesichts der wachsenden Anzahl an konfessionsfreien Schülerinnen und Schülern übernehme der Ethikunterricht eine bedeutende Aufgabe in der Werteerziehung: "Schülerinnen und Schülern, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, müssen wir eine Alternative bieten. Auch sie brauchen Orte, an denen sie über elementare philosophische Fragen, wie zum Beispiel Gut und Böse oder auch die Frage nach der Verantwortung, diskutieren können", sagte der Ministerpräsident und ehemalige Ethiklehrer Winfried Kretschmann im Anschluss an die Sitzung des Ministerrats. "Gemeinsam über unsere Normen und Werte zu sprechen, ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je."
Kritik an verspäteter Umsetzung
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Baden-Württemberg zeigte sich erfreut über den Fahrplan für Ethik an Grund- und weiterführenden Schulen. Gerhard Brand, Landesvorsitzender des VBE, stellte jedoch bereits im Dezember 2017 die Forderung auf, dass man sich mit dem Beginn des Ethikunterrichts beeilen müsse: "Es ist unumgänglich, mit dem Ethikunterricht umgehend zu beginnen. Wenn Ethikunterricht an den Grundschulen erst nach 2021/22 kommt, ist das zu spät."
Ebenso forderten die Landtags-SPD, FDP und die GEW eine schnellstmögliche Einführung des Ethikunterrichts ab Klasse 1 und beklagen den verspäteten Beschluss des Bildungsplans durch die Landesregierung.
15 Kommentare
Kommentare
Roland Fakler am Permanenter Link
Mein Statement habe ich im Oktober an Kultusministerin Frau Eisenmann übergeben.
Sie hat schnell gearbeiitet. Super! http://rolandfakler.de/?p=2135
Gerd Soldierer am Permanenter Link
So weit - so immer noch nicht ausreichend.
Der Trennung von Religion u. Staat - im christlichen - muß folgen die Trennung von
nicht !
Die uneingeschränkte Aufklärung aller Kinder u. Jugendlichen über den "politischen Islam"
gehört zwingend in den Unterrichtseinheiten verankert, gehört zum Paket "Integration"
Kay Krause am Permanenter Link
Das ist ja sehr begrüßenswert, lieber Roland Fakler! Aber wir Leser des hpd würden Ihr Statement natürlich auch gern kennenlernen.
Roland Fakler am Permanenter Link
Lieber Kay, in der Hoffnung, dass das einige von Euch interessieren könnte, habe ich oben den Link angegeben: http://rolandfakler.de/?p=2135
Hans Trutnau am Permanenter Link
Gute Entwicklung - und, ja, ab Klasse 1!
Werner Koch am Permanenter Link
Werteunterricht - nur für konfessionsfreie Kinder?
Ethikunterricht ab Klasse 1 wird von konfessionsfreien Bürgern seit Jahren gefordert. Der grün-schwarze Koalitionsvertrag hatte im Mai 2011 bereits den Ausbau des Ethikunterrichts vorgesehen. Jetzt nimmt die grün-schwarze Regierung die gesellschaftliche Realität allmählich zur Kenntnis. Dass der Ethikunterricht in B-W jetzt konkret geplant wird, ist überfällig.
Trotzdem gibt es noch kritische Anmerkungen. Ethikunterricht wird nach wie vor als Ersatzfach eingestuft, während Religionsunterricht als „ordentliches“ Lehrfach im Grundgesetz verankert und in BW versetzungsrelevantes Pflichtfach ist.
Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Religionen ist heute zweifellos wichtiger denn je. Dies in einem gemeinsamen Ethik- oder Religionskundeunterricht zu machen ist ein Beitrag zur Integration – für alle die daran teilnehmen. Warum sollen sich nur Schüler mit unterschiedlichen Religionen auseinandersetzen, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen? Dass es nach wie vor ev. oder kath. Bekenntnisunterricht gibt, ist ein Anachronismus. Die zusätzliche Einführung eines islamischen Religionsunterrichts verbessert die Situation nicht, sondern hilft den religiösen Bekenntnisunterricht erhalten.
Ein weltanschaulich neutraler Staat sollte Ethikunterricht als Werteunterricht für alle Schüler einführen und Religionsunterricht an staatlichen Schulen abschaffen. Die große Mehrheit der Deutschen ist für eine Abschaffung des Religionsunterrichts (Umfrage 2016). Bei einem solchen Vorgehen ergäben sich Einsparungen statt der für die Verzögerung angeführten Mehrkosten; die jährlichen Mehrkosten in Höhe von 20 Millionen Euro und knapp 300 weitere Lehrerstellen würden entfallen.
(Leserbrief zu einem Bericht am 16.5.2018 in der Stuttgarter Zeitung)
Roland Fakler am Permanenter Link
@ Werner Koch Danke Werner.
Häbsch am Permanenter Link
Richtig. Der Landesregierung fehlt die Traute zur seit 1919 überfälligen Abschaffung des Religionsunterrichts. Aber ein erster Schritt, der zu begrüßen ist.
Kay Krause am Permanenter Link
Was soll denn nun wieder der Begriff "Werte-Unterricht" in der Diskussion? religiös geprägte Menschen haben doch auch ihre eigenen Vorstellungen von "Werten".
Wenn nun ein Kind, dessen Eltern eine christlichErziehung wünschen, gezwungen wird, am Ethik-Unterricht teilzunehmen, dann wäre es das Gleiche, als wenn man meine Kinder zwingen würde,am katholischen Religions-Unterricht teilzunehmen. Also bliebe doch wieder nur die von christlichen Eltern und Kirchen privat organisierte und BEZAHLTE(!) Sonntagsschule. Wobei ich diese konsequente Trennung auch wiederum bedauern würde, denn so hätten diese armen Kinder gar nicht die Möglichkeit, zu erfahren, dass es auch neben der religiös geprägten noch eine andere vernünftige Lebensweise gibt, dasses ohne die vielen (einander bekämpfenden) Religionen vielleicht sogar friedlicher zugeht auf dieser Welt
Konrad Schiemert am Permanenter Link
Kretschmann: "Gemeinsam über unsere Normen und Werte zu sprechen..."
Er hätte Recht, wenn "gemeinsam" alle Schüler bedeuten würden, nicht nur diejenigen, die Religion abgewählt haben.
Häbsch am Permanenter Link
Gut so, aber nur ein halber Schritt: Ethik-Unterricht ODER Religionsunterricht, Pflichtfach, aber wahlfrei für alle.
Ernst-Günther Krause am Permanenter Link
Zur Information: Im Wahlprogramm der bayerischen Grünen steht seit der Verabschiedung auf dem Parteitag am 5./6.
"„Unsere Gesellschaft ist in den letzten 30 Jahren religiös-weltanschaulich pluraler geworden. Wir wollen dem erkennbar gefährdeten gesellschaftlichen Zusammenhalt durch schrittweise und schulartspezifische Einführung eines verpflichtenden Unterrichtsfaches „Philosophie und Religionskunde“ begegnen. Alle Schüler*innen sollen gemeinsam die Welt und die menschliche Existenz ergründen, deuten und verstehen lernen sowie erfahren, welche Antworten die verschiedenen religiösen und nichtreligiösen Weltanschauungen auf die Fragen, die sich dabei stellen, geben. Dies sehen wir als wesentliche Voraussetzung für friedliches Zusammenleben und Integration sowie als Bollwerk gegen Fremdenfeindlichkeit, Fundamentalismus und Terrorismus an. Der in Artikel 7 Abs. 3 GG garantierte bekenntnisgebundene Unterricht wird weiter angeboten.“
Kay Krause am Permanenter Link
"GOTT SEI DANK!" kann ich da nur sagen, endlich ist es vollbracht! Wie lange habt Ihr trägen, realitätsfremden und kirchenhörigen Gesetzgeber dazu nun wieder gebraucht???
Kay Krause am Permanenter Link
Bei der Aufzählung der Parteien, welche die schnellstmögliche Einführung des Ethik-Unterrichtes anmahnen, fehlt mir (wieder mal!) DIE LINKE !Das mag wohl daran liegen, dass sie sich inzwischen - wie alle anderen Parte
Roalnd Fakler am Permanenter Link
Ja, ich hab gehofft, dass sich das der eine oder andere von Euch mal anschaut und hab deswegen den Link dazu gestellt: http://rolandfakler.de/?p=2135