Das bayerische Kabinett unter Neu-Ministerpräsident Markus Söder hat beschlossen, in den Eingangsbereichen aller staatlichen Gebäude in Bayern Kreuze aufhängen zu lassen. Dies widerspricht ganz offensichtlich dem Grundsatz (Art. 4 GG), dass sich der Staat in religiös-weltanschaulichen Fragen neutral zu verhalten hat.
Markus Söder kennt natürlich den genannten Grundgesetzartikel, und daher behauptet er, das Kreuz sei ja kein religiöses Symbol, sondern ein Merkmal bayerischer Identität. Darüber mag er mit Vertreterinnen und Vertretern der christlichen Konfessionen streiten – es spricht Bände, dass sich Ex-Ministerpräsident Seehofer dazu nicht äußern möchte! –, die dieser Sichtweise aus verständlichen Gründen nichts abgewinnen können. Kardinal Reinhard Marx formulierte in diesem Zusammenhang (Süddeutsche Zeitung, 30.04.18, S. 8): "Wenn das Kreuz nur als kulturelles Symbol gesehen wird, hat man es nicht verstanden. Dann würde das Kreuz im Namen des Staates enteignet. … (Der Staat) kann und muss dafür sorgen, dass sich religiöse Überzeugungen artikulieren können."
Der Staat kann und muss aber auch dafür sorgen, dass sich nicht-religiöse und nicht-christliche Überzeugungen artikulieren können, dass agnostische oder atheistische, dass nicht-kirchliche Positionen das gleiche Recht auf Artikulierung haben wie religiöse. Diesem Grundsatz widerspricht die Anordnung des bayerischen Kabinetts.
Am 14. Oktober werden in Bayern Landtagswahlen stattfinden. Die Söder-CSU bangt um ihre absolute Mehrheit im Maximilianeum und um die Lufthoheit über den bayerischen Stammtischen, die von der AfD aktuell gefährdet wird. Daher gilt es, die AfD rechts zu überholen, ihr die Wähler abzujagen, die, so wird vermutet, früher CSU gewählt haben. Das ist das gute Recht von Markus Söder und der CSU. Der "Kreuz-Zug" Söders, ausgetragen letztendlich auf dem Rücken von allen Nicht-Christen, egal ob anders- oder nichtgläubig, geht über das hinaus, was in einem religiös-weltanschaulich neutralen Staat gestattet ist, oder sollte man besser sagen: gestattet sein sollte. Bayern scheint mit Söder auf dem Weg zu einem Gottesstaat zu sein – Grundgesetz hin oder her. Und das Kreuz wird zum Parteilogo der CSU.
8 Kommentare
Kommentare
Karol Dittel am Permanenter Link
Ich würde sehr begrüßen wenn Herr Söder jeden Tag einen echten, original großes Kreuz tragen mit sich tragen würde, so wie ihn alle von den Römern verurteilten tragen mussten die auf ihm starben.
Und ab wann kann man in Bayern Devotionalien erhalten mit Markus Söder am Kreuz ? Würde ich mir sofort in der Küche aufhängen.
Folker Pollmeier am Permanenter Link
Au ja ! Ich will auch so ein Kreuz mit Markus drauf.
Volkmar H. Weber am Permanenter Link
Ist halt ein Kreuz mit dem Kreuz, das anbeten eines antiken Folter- und Mordinstrumentes ist schon krass, es aber zum Merkmal bayrischer Identität zu stilisieren ist mehr als makaber und wird als PR Maßnahme zur Landt
Kay Krause am Permanenter Link
Liebe hpd-Leser! Bayern-König Söder ist ja erst am Anfang seiner Karriere.
Erika Brand am Permanenter Link
Kay Krause, ich bin mit meinen 91Jahren ganz Ihrer Meinung!
Goethes Meinung zum Kreuz:
"Das Widerwärtigste unter der Sonne."
Axel Stier am Permanenter Link
Und was unternimmt das ifw?
Rene Goeckel am Permanenter Link
Das einzig traditionelle an der Aktion ist, dass die Bayern mal wieder als Deppen der Nation dastehen. Damit hat Söder sich als nächster peinlicher Landesfürst qualifiziert. Vielen Dank auch.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Nicht die Bayern sind die Deppen der Nation, sondern die, die die Bayern an die Macht gewählt haben und wohl wieder an die Macht wählen werden.
So, wie die Frankfurter das im Pokal schon geschafft haben... :-)