Verfassungsschutz prüft Beobachtung der Ditib

Nach Informationen des Rechercheverbandes von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung prüft das Bundesamt für Verfassungsschutz derzeit eine mögliche Beobachtung des größten deutschen Moscheeverbandes Ditib.

Zum Moscheeverband Ditib gehören in Deutschland rund 900 Moscheen. Einst galt der Verband als ein zentraler Ansprechpartner in Sachen Islam und Integration für die deutsche Politik, doch nun steht er bereits seit geraumer Zeit in der Kritik wegen seiner engen Verflechtungen mit der türkischen Politik. Die Abkürzung Ditib steht für Diyanet İşleri Türk İslam Birliği, auf Deutsch nennt sich der Verband Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V. Der Moscheeverband wird finanziert von der türkischen Religionsbehörde Diyanet in Ankara. Auch theologisch und personell gibt Diyanet bei Ditib den Ton an und Imame, die in deutsche Ditib-Moscheen entsandt werden, werden von den türkischen Generalkonsulaten bezahlt.

Der Ditib wurde seit Erstarken Erdogans in der Türkei häufig vorgeworfen, dessen Regierung gezielt zu unterstützen. Im vergangenen Jahr leitete der Generalbundesanwalt Ermittlungen gegen 19 Ditib-Geistliche ein, die Gülen-Anhänger ausspioniert und an die Türkei gemeldet haben sollen. Auch die Förderung von türkischem Nationalismus und islamischem Märtyrertum wird der Ditib immer wieder vorgeworfen – unter anderem nachdem Fälle bekannt wurden, in denen man in den Moscheen Kinder im Vorschulalter Uniformen angezogen hatte und sie Schlachten nachspielen ließ.

Die Ditib distanzierte sich in der Vergangenheit stets von allen Vorwürfen und erklärte, politisch neutral zu sein. Was Spionage und etwaige Agitationen beträfe, so seien dies Verfehlungen einzelner, die nicht dem Verband angelastet werden dürften.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz scheint hiervon jedoch nicht überzeugt zu sein. Nach Informationen des Rechercheverbandes von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung prüft das Amt derzeit eine mögliche Beobachtung der Ditib. Bei einer Bund-Länder-Sitzung im November soll darüber diskutiert werden.

Welche politischen Auswirkungen das Bekanntwerden dieser Tatsache auf den für Ende September geplanten Besuch des türkischen Präsidenten Erdogan in Deutschland haben wird, ist bislang nicht bekannt.