Türkei

In die falsche Richtung gebetet

Aufgrund eines Konstruktionsfehlers beteten Muslime in einer türkischen Moschee 37 Jahre lang in die falsche Richtung. Vorgeschrieben ist das Gebet Richtung Mekka. Doch die betroffenen Muslime können beruhigt sein, denn sie waren in der jüngeren Vergangenheit nicht die einzigen, die kurzzeitig die himmlische Orientierung verloren.

Eigentümliche Vorschriften sind Teil jeder Religion. Dazu gehören auch Regelungen zur geografischen Ausrichtung von kultischen Handlungen, von denen bereits die frühesten menschlichen Hochkulturen besessen waren.

Auch in den sogenannten abrahamitischen Religionen hat man ein starkes Faible für die räumliche Orientierung. Viele Jahrhunderte lang war es beispielsweise im Christentum üblich, Kirchengebäude und Friedhöfe nach Osten auszurichten, da die aufgehende Sonne als Symbol der Wiederauferstehung galt – und, zumindest aus der Perspektive europäischer Christen, irgendwo in diese Richtung auch das heilige Jerusalem lag. Die Orientierung gen Jerusalem ist auch für Juden wichtig. Bei jüdischen Bestattungen wird der Leichnam so ausgerichtet, dass das Gesicht des Toten bei seiner Auferstehung am Jüngsten Tag Richtung Jerusalem schaut. Ähnlich ist es bei Muslimen – nur dass sie ein paar Grad weiter nach Süden ausgerichtet werden mit dem Kopf nach Westen und dem Gesicht Richtung Mekka. In dieselbe Richtung muss ihr Kopf bereits zu Lebzeiten weisen, wenn sie die vorgeschriebenen täglichen fünf Gebete verrichten.

Doch genau das ist laut Hürriyet Daily News in einer türkischen Moschee seit 37 Jahren gründlich schiefgelaufen. Aufgrund eines Konstruktionsfehlers der 1981 im Dorf Sugören errichteten Moschee verpassten die Gläubigen mit ihren Gebeten Mekka um etwa 30 Grad. Allerdings fand man schnell eine minimalinvasive Lösung für das Problem: Auf den Teppich der Moschee klebte man weiße Streifen, die nun die richtige Gebetsrichtung anzeigen.

Die türkische Moschee ist nicht die erste, der dieser Lapsus unterlief. Bereits 2010 fiel den Gläubigen einer Moschee im saudi-arabischen Hadda auf, dass sie zehn Jahre lang nach Nordosten statt nach Süden gebetet hatten. Besonders pikant daran: Hadda liegt nur rund 20 Kilometer von Mekka entfernt.

Hinsichtlich der korrekten Himmelsrichtung verwirrt war 2010 in Indonesien, dem bevölkerungsreichsten muslimischen Land der Welt, gleich der gesamte Rat der Religionsgelehrten, der als Gebetsrichtung Westen vorgab. So beteten Millionen indonesische Muslime monatelang Richtung Kenia statt Richtung Mekka, bis die korrekte Himmelsrichtung auf Nordwesten korrigiert wurde.

Die Sorgen der Gläubigen, dass ihre Gebete wegen der falschen Ausrichtung nicht erhört worden sein könnten, wurden vom indonesischen Rat der Religionsgelehrten damals jedoch umgehend zerstreut. Allah höre die Gebete der Gläubigen immer und verstehe es, wenn Menschen Fehler machten, teilte der Rat mit.