Trump will mit aller Kraft gegen die Flüchtlings-"Karawane" vorgehen, die sich durch Mittelamerika Richtung USA bewegt. Dabei weiß er die Freikirchen hinter sich.
Gläubige Christen sind stolz darauf, mit den zehn Geboten eine nachhaltige Charta geschaffen zu haben, die ethische und moralische Standards setzt. Standards, die die Welt prägen und sie zu einem besseren Ort machen, wie sie glauben. Und die sich quasi in die Gene eingeschlichen und dafür gesorgt haben, dass wir in der westlichen Hemisphäre zwischen Gut und Böse unterscheiden können.
Wie so oft klafft zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine große Kluft. Aktuellen Anschauungsunterricht liefert der Flüchtlingsstrom, der sich von Honduras via Mexiko Richtung USA bewegt. Es sind mehrheitlich Menschen, die vor Gewalt, Elend und existentieller Not flüchten. Unter ihnen viele verzweifelte Frauen und Kinder.
Wie fast überall auf der Welt schlägt den Flüchtlingen Widerstand und Hass entgegen. An vorderster Front wettert Donald Trump gegen die "Karawane". Der Flüchtlingsstrom sei ein Angriff auf die USA. Diesen will er mit der Armee abwehren. Und er stellte die Behauptung auf, Terroristen aus dem nahen Osten hätten sich unter die Karawane gemischt mit dem Ziel, Terroranschläge in seinem Land auszuüben.
Trump gibt sich bei jeder Gelegenheit als bibeltreuer Christ aus. Rund 80 Prozent der Freikirchen-Mitglieder haben ihn gewählt. Er hat sein ganzes Gewicht für die Freilassung des US-Predigers Brunson in der Türkei eingesetzt und sich anschließend theatralisch von diesem segnen lassen.
Trump verteufelt die Flüchtlinge – zur Mehrheit fromme Christen – wider jede christliche Moral. Er verschweigt, dass jährlich rund 400.000 Flüchtlinge versuchen, über diesen Weg in die USA zu gelangen. Diese Zahl zeigt auf, dass die "Karawane" keine signifikante Zunahme bedeutet.
Die Flüchtlinge haben sich lediglich aus Sicherheitsgründen zusammengeschlossen. Für die unplausible Behauptung, Terroristen würden sich unter die Flüchtenden schmuggeln, liefert er keine Beweise.
Trump schlachtet das Elend aus
Christ Trump ist sich auch nicht zu schade, das Elend der Flüchtlinge als Wahlkampfthema auszuschlachten. Die Demokraten würden diese sofort aufnehmen und ihnen das Wahlrecht geben, behauptet er wider besseres Wissen.
Die Kritik an Trump konterte Vizepräsident Mike Pence, ein christlicher Fundi par excellence. Es sei "unvorstellbar, dass sich im Konvoi nicht Menschen nahöstlicher Abstammung befinden", sagte er, ohne Beweise aufzuführen.
Trump legte bei einer Wahlveranstaltung in Houston noch einen drauf. Er behauptete, die Demokraten "töten und verletzen unschuldige Amerikaner, die demokratische Einwanderungspolitik erlaubt, Giftdrogen und Gangmitglieder der MS-13 in unser Land zu bringen, und demokratische Zufluchtsstätte entlassen gefährliche Kriminelle aus den Gefängnissen in unsere Wohnviertel."
Die menschenverachtende Haltung von Trump und seinem Vize wird die meisten Frommen nicht davon abhalten, bei den nächsten Wahlen ihnen wieder ihre Stimme zu geben.
Auch die frühen Christen waren oft Flüchtlinge
Dabei vergessen die frommen Christen gern, dass die Bibel – vor allem das Alte Testament – eine Ansammlung von Geschichten über Verfolgung, Flucht, Migration und Integration in fremden Kulturen ist. Betroffen waren damals die Israeliten, die teilweise ihres Glaubens wegen verfolgt wurden. Und Gläubige mussten schon vor 2000 und mehr Jahren aus wirtschaftlicher Not flüchten, um nicht an Hunger zu sterben.
Vergessen wird auch, dass der bekannteste Flüchtling aller Zeiten das Idol aller Christen ist: Jesus Christus. Am Sonntag im Gottesdienst beten und Barmherzigkeit demonstrieren und am Montag den Hass auf Flüchtlinge kultivieren ist für viele amerikanische Freikirchler kein Widerspruch. Denn Ethik, Moral und Glaube sind weiche Faktoren, die sich leicht dehnen lassen, um alles und jedes zu legitimieren. Auch Hass auf andere "Kinder Gottes".
Übernahme mit freundlicher Genehmigung von watson.ch.
7 Kommentare
Kommentare
Frank am Permanenter Link
Mexico bot den Flüchtlingen Asyl, aber nur ein Teil der Flüchtlinge nahmen das Angebot an, der Rest will in die USA reisen.
Das sind keine verzweifelten Menschen, es sind einfache Migraten, die in die USA einwandern wollen und keine gültigen Visa haben.
Es ist alles nur eine Show, selbst unter Trump können illegale Einwanderer einfach die Grenze überqueren und in den USA untertauchen.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Das beweist wieder einmal, dass Christen die schlimmsten Heuchler sind und ihren Glauben nur benutzen um für sich selbst die größten Vorteile zu bekommen (Macht u.Geld)
Hochmut kommt vor dem Fall.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Wozu am Ende der Rückgriff auf die Bibel? OK, wenn das der Klerus macht - aber hier?
Kay Krause am Permanenter Link
Show oder nicht Show? ich weiß es nicht und kann es nicht beurteilen.
Frank am Permanenter Link
Wenn jemand eine unangenehme Wahrheit anspricht, wird diese sofort zur Lüge erklärt. Aber ich glaube nicht, dass BBC zu den Medien gehört, die auf Donald Trumps Seite.
Ganz Hollywood ist gegen Trump eingestellt, aber was würde all die Stars wohl machen, wenn sie verpflichtet wären, diese Leute in ihren Villen unterzubringen?
https://www.bbc.com/news/world-latin-america-45999610
"Most migrants said they had no intention of abandoning their plans to head to the US.
"The majority plan to cross the border. And that's my intention, too," José Santos, from Honduras, told the BBC.
"Because, yes, while life here is calmer than at home, it's still not like the US where it would get better. That's the goal: to have a better life.""
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Wirklich ein Phänomen: Ein ganzer Trump(el) und halb Amerika folgt ihm.
Tja, stimmt, ein Land, in dem alles Unmögliche möglich ist. Sie knien vor einem unmöglichen Trump, so bescheuert kann doch keiner sein? Oder doch? Ach du lieber Trump!
David Z am Permanenter Link
"Die Flüchtlinge haben sich lediglich aus Sicherheitsgründen zusammengeschlossen. Für die unplausible Behauptung, Terroristen würden sich unter die Flüchtenden schmuggeln, liefert er keine Beweise."
1. Nicht jeder Mensch, der sich auf eine Reise begibt, ist ein "Flüchtling".
2. Über die Motivation, sich zur einer größeren Gruppe zusammenzuschließen, kann man nur spekulieren. Fakt ist, dass diese Gruppengröße es, wie geschehen, ermöglicht, mit der Macht des Kollektivs Grenzsicherungen einzureißen, illegalen Grenzübertritt zu begehen und Polizeieinheiten anzugreifen.
3. Terroristen im eigentlichen Sinne sind vielleicht tatsächlich weniger unter den Menschen. Kriminelle oder kriminell Bereite aber ganz sicher.
4. Christen, die illegale Masseneinwanderung ablehnen, auf Basis ihrer religiösen "Nächstenliebe" fehlende "Fernenliebe" vorzuwerfen ist genau so dämlich, wie Kritiker der "Open Border" Ideologie als Rechte einzustufen.