Der Pastor, dem die Rechten vertrauen

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Auf dem Spiegel-Cover "Gotteskrieger" taucht neben bekannten Figuren der US-Rechten auch Doug Wilson auf – ein evangelikaler Pastor, der durch extrem konservative und teils offen frauenfeindliche sowie rassistische Positionen auffällt. Wilsons Einfluss wächst, nicht zuletzt durch prominente Unterstützer wie Kriegsminister Pete Hegseth und Plattformen wie der von Tucker Carlson. Der Schulterschluss zwischen evangelikalen Hardlinern und katholischen Integralisten rund um Vizepräsident JD Vance wirft Fragen zur religiösen Ausrichtung der US-Politik auf.

Auf dem kürzlich erschienenen Cover des Spiegel mit Titel "Gotteskrieger" war neben Präsident Donald Trump, seinem Vize JD Vance, dem seit kurzem vom Verteidigungs- zum Kriegsminister umbenannten Pete Hegseth und der Justizministerin Pam Bondi ein weiterer Mann zu sehen, den die allermeisten spontan nicht erkannt haben werden. Es handelt sich um Douglas (Doug) Wilson, einen evangelikalen Pastor, der schon länger durch erzkonservative Ansichten von sich reden macht.

Als Pete Hegseth im August ein Video teilte, in dem über die Abschaffung des Frauenwahlrechts phantasiert wurde (der hpd berichtete) war es Doug Wilson, der darin zu sehen war. Zu einem Eröffnungsgottesdienst einer neuen Kirche von Wilsons Communion of Reformed Evangelical Churches (CREC) ("Gemeinschaft Reformierter Evangelischer Kirchen") war Hegseth ebenfalls mit seiner Familie anwesend und er gab an, dass er Lehren und Schriften von Wilson sehr schätze. Der Kriegsminister, der nicht nur ein auffälliges "Deus Vult!" ("Gott will es!")-Tattoo besitzt, das auf den ersten Kreuzzug anspielt, sondern auch zuletzt ein irritierendes Video teilen ließ, in dem zu Szenen amerikanischer Militärmacht das Vater Unser gesprochen wird, fällt ebenfalls schon länger mit erzkonservativen christlichen Ansichten auf.

Wilson ist dabei schon lange aktiv und versucht seine Ansichten in den öffentlichen Diskurs einzubringen. 2007 etwa diskutierte er mit dem bekannten New Atheist Christopher Hitchens und unter seinen zahlreichen Büchern findet sich mit "Letter from a Christian Citizen" eine Antwort auf Sam Harris' atheistisches Buch "Letter to a Christian Nation" und mit "The Deluded Atheist" eine Replik auf Richard Dawkins' "The God Delusion". Erfolgreich ist Wilson aber erst mit seinem Andocken an Trump und seine MAGA-Bewegung geworden. In einem CNN-Interview gab er an, dass sich die Größe seiner Gemeinde seit ca. 2019 verdoppelt habe. In jenem Interview sagte er zum Thema Gottesstaat: "Jede Gesellschaft ist theokratisch. Die einzige Frage ist: Wer ist 'Theo'"? In Saudi-Arabien ist Theo Allah. In einer säkularen Demokratie wäre es Demos, das Volk. In einer christlichen Republik wäre es Christus." Besagte "christliche Republik" wäre dabei sein bevorzugtes Modell für die Vereinigten Staaten. Entsprechend findet er sich mit der Bezeichnung "christlicher Nationalist" nach eigenem Bekunden ganz gut getroffen, zumindest besser, als mit den anderen Betitelungen, mit denen er gerne mal benannt wird, wie "weißer Nationalist", "Faschist", "Rassist" oder "Frauenfeind".

Letzteres hat er sich jedoch wohl verdient. Nicht nur dürfen Frauen in seiner Organisation keine Ämter innehaben und hat er sich wiederholt gegen das Frauenwahlrecht ausgesprochen, er vertritt auch ganz grundsätzlich ein "biblisches Patriarchat", wie er bereits 1999 in "Federal Husband" darlegte. Nach seinen Aussagen in dem bereits erwähnten Video oder als Gast in der Show von Tucker Carlson dürfte sich an dieser Einstellung seitdem wenig geändert haben. Den Ruf als Rassist besitzt er sogar noch drei Jahre länger, seitdem er 1996 zusammen mit Steve Wilkins ein Pamphlet mit dem Titel "Southern Slavery: As It Was" veröffentlichte, in dem der folgende Satz vorkommt: "Die Sklaverei brachte im Süden eine echte Zuneigung zwischen den Rassen hervor, von der wir glauben sagen zu können, dass sie in keiner Nation vor dem Krieg oder danach je existiert hat." Ob ihn das notwendig zum Rassisten macht, soll hier unbeantwortet bleiben, dass diese Aussage ein historisches System extremer Unterdrückung und Gewalt romantisiert, kann man jedoch zweifelsfrei festhalten.

Dass bekannte Personen wie Pete Hegseth seine Positionen verbreiten und er durch Plattformen wie der von Tucker Carlson vermehrt Menschen mit seinen Ansichten erreicht und diese in den Mainstream eindringen, das freut Wilson natürlich. CNN sagte er dazu: "Meine Ansichten zu verschiedenen Themen sind nach und nach immer mehr zum Mainstream geworden – und das, ohne dass ich mich überhaupt verändert hätte." Auch auf dem von Turning Point USA veranstalteten "The Believer's Summit" des ermordeten Charlie Kirk war Wilson präsent. Was für die Zukunft interessant zu beobachten sein wird, ist, wie sich die Positionen der katholischen Integralisten, denen sich US-Vizepräsident JD Vance angeschlossen hat, mit den evangelikalen Ansichten um Hegseth und Wilson vertragen werden.

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