Weltanschauungsunterricht in Berlin

Humanistischer Lebenskundeunterricht wächst

Die Statistik zum freiwilligen Religions- und Weltanschauungsunterricht in Berlin belegt, dass einzig beim freiwilligen Weltanschauungsunterricht des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg KdöR (HVD BB) die Teilnehmerzahlen steigen. Allein in den letzten fünf Jahren sind fast 10.000 Schüler und Schülerinnen dazugekommen. Religionsunterricht wird hingegen immer weniger nachgefragt.

Im laufenden Schuljahr besuchen 65.182 Berliner Schüler den Humanistischen Lebenskundeunterricht. Das entspricht einer Steigerung um 1.689 Schüler im Vergleich zum Vorjahr (2017/18: 63.493), wie die Zahlen für den Religions- und Weltanschauungsunterricht im Schuljahr 2017/18 der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie zeigen. Im Vergleich zum Schuljahr 2017/18 (63.493 Teilnehmer) kann der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg KdöR aktuell als einziger Anbieter eines Weltanschauungs- oder Religionsunterrichts in Berlin weiterhin eine steigende Nachfrage verzeichnen.

Fast jeder fünfte Schüler in Berlin besucht den Weltanschauungsunterricht des HVD. Damit ist Humanistische Lebenskunde weiterhin das Fach mit der zweithöchsten Teilnehmerzahl hinter dem evangelischen Religionsunterricht. Die Teilnahmequote konnte bei steigender Schülerzahl von 18,1 auf 18,3 Prozent gesteigert werden. In den öffentlichen Grundschulen ist die Quote mit 36,8 Prozent mehr als doppelt so hoch. Kein anderer Religions- und Weltanschauungsunterricht wird in den öffentlichen Grundschulen so stark besucht wie Humanistische Lebenskunde.

Insgesamt setzt sich beim Religionsunterricht der konfessionellen Träger die Tendenz eines Teilnehmerrückgangs der vergangenen Jahre fort, trotz Anstiegs der Gesamtschülerzahl. Den Religionsunterricht der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz besuchen im aktuellen Schuljahr nur noch 77.272 Schüler (2017/18: 77.635). Die Teilnahmequote sank von 22,1 auf 21,6 Prozent. Am katholischen Religionsunterricht des Erzbistums Berlin nehmen 23.894 Kinder und Jugendliche teil (2017/18: 24.178), die Teilnahmequote sank von 6,9 auf 6,7 Prozent. Auch der Unterricht der Islamischen Föderation, der in den vergangenen Jahren gewachsen ist, verzeichnet im laufenden Schuljahr einen Rückgang der Teilnehmerzahlen von 5.401 auf 5.295 Schüler. Die Teilnahmequote liegt unverändert bei 1,5 Prozent. Zurückgegangen ist auch die Teilnahme am Jüdischen Religionsunterricht, an dem jetzt 1.015 Schüler teilnehmen (2017/18: 1.067). Die Teilnahmequote bleibt bei 0,3 Prozent.

Betrachtet man allein die Zahlen der letzten fünf Jahre, stellt man fest, dass einzig Humanistische Lebenskunde enorm wächst. Die Zahl der Teilnehmenden am Werteunterricht des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg ist seit dem Schuljahr 2013/14 um fast um fast 10.000 gestiegen (55.559; +9.623). Im gleichen Zeitraum sank die Nachfrage sowohl am Evangelischen (2013/14: 78.735; -1.436) als auch am Katholischen Religionsunterricht (2013/14: 24.188; -288). Die Nachfrage am Jüdischen Religionsunterricht (2013/14: 1.006; +9) und am Islamischen Religionsunterricht ist in der Fünfjahresperspektive leicht gestiegen (2013/14: 5.211; +84).

Diese Entwicklung hat den Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg veranlasst, seine Ausbildungsbemühungen im verbandseigenen Ausbildungsinstitut zu erhöhen. Zugleich legitimiert diese konstante Entwicklung hinreichend seine Forderung, die Ausbildung seiner Lehrkräfte universitär in Form eines Lehrstuhls anzubinden, wie dies auch für die Lehrkräfte der unterschiedlichen religiösen Unterrichtsangebote der Fall ist. "Eine fachliche und öffentlich finanzierte Ausbildung von Lehrkräften für Humanistische Lebenskunde ist nicht nur im Sinne der Berliner Bevölkerung, sondern vor dem Hintergrund der verfassungsgemäßen Gleichbehandlung von Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften auch geboten. Es ist vollkommen unklar, warum religiösen Organisationen, die sich auf übernatürliche Weltdeutungen berufen, staatliche Mittel für Ausbildung und Wissenschaft in Größenordnung zur Verfügung gestellt werden, wir Humanisten hier aber nicht entsprechend unterstützt werden, obwohl wir den mit Abstand stärksten Zulauf haben. Eine an den Bedürfnissen der Menschen orientierte Bildungspolitik sieht anders aus", erklärt David Driese für den HVD BB.