Kirchenaustritt für 40 Prozent der Katholiken denkbar

Weltweit laufen der katholischen Kirche die Gläubigen davon. Das liegt nicht nur daran, dass religiöse Lehren in unserer immer erklärbarer werdenden Welt weniger benötigt werden, sondern auch an den Missbrauchs-Skandalen, den Luxusdebatten und der Weltfremdheit von Papst und Co.

40 Prozent der katholischen Menschen hierzulande können sich den Kirchenaustritt vorstellen, hat jetzt eine Studie des Sinus-Instituts für das Erzbistum München und Freising ergeben. Wer sich den Austritt nicht vorstellen kann, ist nicht zwingend gläubig, möchte aber zum Beispiel bei der Hochzeit nicht auf eine kirchliche Trauung verzichten.

Bereits seit Jahren verzeichnen die katholischen Gemeinden eine hohe Fluktuation bei ihren Gläubigen. Nachdem schon im Jahre 2010 monatlich mehrere hundert Menschen die katholische Kirche in München verließen, ließ das Erzbistum München und Freising nun die Beweggründe und Austrittsgedanken durch das Sinus-Institut und die Beraterfirma MDG abfragen. Befragt wurden katholische Kirchenmitglieder in ganz Deutschland.

Dabei stellte sich heraus, dass im Schnitt 40 Prozent der KatholikInnen sich einen Kirchen-Austritt vorstellen können. Einige von ihnen planen bereits den Austritt. Während die über 65-Jährigen dazu tendieren in der Kirche zu verbleiben, können sich in den jüngeren Jahrgängen etwa die Hälfte der Menschen den Austritt vorstellen. Etwa zehn Prozent der 18- bis 29-Jährigen ist fest entschlossen, die Kirche demnächst zu verlassen.

Menschen, die in der Kirche verbleiben möchten, gaben als Grund nicht nur den Glauben an. Hinzu kam der Wunsch nach kirchlicher Trauung, Taufe oder Beerdigung. Als moralischer Kompass wird die Kirche jedoch von den wenigsten angesehen. Allein das soziale Engagement überzeugt, obwohl die kirchlichen Hilfswerke nicht allein von Kirche und Spenden finanziert, sondern äußerst großzügig vom Staat unterstützt werden.

Wer aus der Kirche austreten und Trau- und andere Rituale auch ohne katholischen Priester feiern will, kann das im zuständigen Standesamt machen (Infos hier: kirchenaustritt.de), die dadurch eingesparte Kirchensteuer lässt sich dann guten Gewissens spenden.