Säkulare Buskampagne 2019 – Tag 22 bis 25: Erfurt, Dresden, Leipzig, Magdeburg

Leipziger "Universitätskirche" nach Pastafari-Ritus umgeweiht

Im letzten Abschnitt der Buskampagne ging es wieder in den Osten, in die "säkulare Diaspora". Für die letzten Stationen wuchs das Team noch einmal deutlich an: Jetzt war unter anderem auch Bruder Spaghettus und somit der Segen des fliegenden Spaghettimonsters mit an Bord.

An Tag 22 stand die längste Strecke der gesamten Bustour an: 413 Kilometer von München nach Erfurt. Für Autoverhältnisse mag das nicht so weit klingen, wenn man aber mit einem Oldtimer-Doppeldecker mit aufschiebbarem Cabriodach unterwegs ist und nur 70 Kilometer pro Stunde fahren darf, ist das eine tagesfüllende Aufgabe. Nach vier Stunden musste Busfahrerin Sabrina mindestens eine halbe Stunde Pause einlegen, das ist vorgeschrieben. Kurz vor Coburg musste der Bus von der Autobahn abfahren und die Mitfahrenden suchten auf dem Land nach einer Möglichkeit zum Essen. Die Zeit wurde knapp. Glücklicherweise war das Internet der Buskampagne diesmal hold und gerade noch rechtzeitig fanden sie eine Gaststätte – in der gerade passenderweise eine Kommunionsfeier stattfand.

Das Begleitfahrzeug machte eine kurze Pause in Erlangen und war zwei Stunden vor dem großen Bus in Erfurt. Auf dem Anger wurde der Infostand aufgebaut, allerdings ohne Buskulisse: Die maximale Lenkzeit von acht Stunden war durch die lange Strecke bereits erreicht.

Tags darauf ging es nach Dresden. Hier platzierte sich der "Schlussmachen.jetzt"-Bus äußerst dekorativ zwischen Luther-Denkmal und Frauenkirche. Ersteres wurde bei dieser Gelegenheit auch gleich mit Infomaterial über die dunklen Seiten des Reformators bestückt. Abends hielt Michael Schmidt-Salomon ein letztes Mal im Rahmen der Bustour seinen Vortrag "Abschied von der Kirchenrepublik" bei Fiete Behnersens v-cake. Einer der Geschäftsführer des veganen Cafés, Falko Pietsch, ist auch Sprecher der örtlichen Regionalgruppe der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs). In der gemütlichen Atmosphäre der dort regelmäßig stattfindenden "Kamingespräche" ging der Vortrag direkt in eine lebhafte Diskussion über, die sich über zwei Stunden erstreckte.

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Die säkulare Buskampagne in Leipzig – Foto: © Florian Chefai

In Leipzig stand der Doppeldecker-Oldtimer vor dem Paulinum, der umstrittenen Universitätskirche, die eigentlich keine Kirche sein sollte: Der vom Krieg beschädigte alte Sakralbau wurde in der Nachkriegszeit vom DDR-Regime gesprengt (Gerüchten nach soll Walter Ulbricht gesagt haben: "Das Ding muss weg"). Die Uni wurde neu aufgebaut – ohne Kirche. Anfang der 2000er Jahre wurde sie erneut abgerissen. Es gründete sich der "Pauliner-Verein", der dafür eintrat, auch die Kirche an der alten Stelle wieder zu errichten. Das Rektorat der Universität Leipzig trat aus Protest geschlossen zurück. Doch der Pauliner-Verein ließ nicht locker und auch die CDU machte Druck. Die Pauliner-Kirche wurde also wieder errichtet und ist heute Teil der Universitäts-Aula, symbolisch abgetrennt durch eine zur Seite schiebbare Plexiglasscheibe. Anfang Dezember 2017 wurde das aus öffentlichen Mitteln finanzierte Gebäude geweiht und seitdem erhebt dir Kirche dort ihre Ansprüche: Es werden Gottesdienste abgehalten, auch zu Zeiten, an denen die Universität geschlossen hat. Das Paulinum gilt nicht als öffentlicher Raum, wie zahlreiche Schilder verlauten lassen. Ein exemplarisches Beispiel für die Verquickung von Staat und Kirche, welche die Buskampagne anprangert.

Bruder Spaghettus alias Rüdiger Weida, langjähriges Oberhaupt der "Kirche des fliegenden Spaghettimonsters Deutschland", begegnete diesem Missstand auf seine Weise: Er weihte das Paulinum nach pastafarianischem Ritus um: Die Ecken des Gebäudes wurden mit Hilfe eines heiligen Rasierpinsels mit heiligem Bier aus dem Biervulkan besprenkelt. Er rief das Monster an, alle falschen Götzen aus dem Haus zu verbannen und bat es darum, dass alle, die das Gebäude verlassen, mit einem kritischen Geist wieder herauskämen, selbst wenn sie es nicht mit einem solchen betreten haben sollten.

Beispielbild
Bruder Spaghettus alias Rüdiger Weida bei der Umweihung des Paulinum – Foto: © Florian Chefai

Am vorletzten Kampagnen-Tag steuerte der große rote Bus Magdeburg an. Der angemeldete Platz vor dem Rathaus war von einem Transporter des mdr und einigen Marktständen versperrt. Nach einem Gespräch mit der Polizei einigte man sich darauf, den Platz zu wechseln, was sich als gute Idee erwies: Vor dem Allee-Center war wesentlich mehr Passantenverkehr. Das typisch ostdeutsche "vollumfängliche Desinteresse" wie es Maximiian Steinhaus, Social-Media Beauftragter der Bustour und selbst Sprecher der gbs Leipzig, nannte, besserte sich im Laufe des Tages: Als er sich gen Feierabend neigte, ließ sich die Sonne blicken und mit ihr hellten sich auch Stimmung und Interesse der Passanten auf.