Untersuchungskommission legt Zwischenbericht vor

Missbrauch in schottischen Ordensheimen

In Schottland hat die Kommission zur Untersuchung von Kindesmissbrauch einen Zwischenbericht zum Missbrauch von Kindern in Heimen der Nazarethschwestern vorgelegt. In dem 140 Seiten umfassenden Bericht wurden die Aussagen von über 70 ehemaligen Heimkindern aus den Jahren 1933 bis 1984 aufgenommen. Sie berichten von Demütigungen, Misshandlungen und Vergewaltigungen. Die katholischen Nazarethschwestern haben eine Entschuldigung veröffentlicht.

Tätig ist der im 19. Jahrhundert gegründete Orden der "Sisters of Nazareth" vor allem in englischsprachigen Ländern. 1998 wurden erste Anklagen laut, dass in es in den Kinderheimen der Schwestern zu Brutalität und Missbrauch kam. Die schottische Kommission zur Untersuchung von Kindesmissbrauch hat nun einen Zwischenbericht zu ihren Untersuchungen der Missbrauchsfälle in den Kinderheimen der Nazarethschwestern vorgelegt.

Der Zwischenbericht umfasst Aussagen von über 70 Personen, die teils namentlich, teils anonym von ihren Misshandlungen in den Heimen in Glasgow, Aberdeen, Ayrshire und Midlothia berichten. Einige haben bereits vorher versucht, Verbrechen zu melden, wurden jedoch nicht gehört. Die ehemaligen Heimkinder berichten davon, dass die Nazarethschwestern sich nach außen freundlich gaben, um die betreuenden Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen zukünftiger Heimkinder in Sicherheit zu wiegen. Diese Freundlichkeit jedoch endete rasch. Die Kinder erhielten Prügel, wurden über das vermeintliche Ableben der Eltern belogen, bekamen neue Namen und wurden immer wieder als Abfall bezeichnet. Außerdem wurden sie in andere Häuser der Schwestern deportiert, zum Beispiel nach Australien, sowie durch Geistliche vergewaltigt – angeblich, um ihnen das Böse auszutreiben. Die Nazarethschwestern haben sich, nach Bekanntwerden der Qualen der Betroffenen bei allen Opfern entschuldigt.

Wie der Standard berichtet, hat auch die Untersuchungskommission zum Kindesmissbrauch in England und Wales einen Zwischenbericht zu ihren Untersuchungen über Missbrauchsfälle in religiösen Institutionen präsentiert. Dieser umfasst die Aussagen von 180 Betroffenen und zeigt auf, wie sie misshandelt und zum Schweigen gebracht wurden. Im Bericht findet auch die Erkenntnis Erwähnung, dass sich Opfer von Missbrauch in nicht-religiösen Einrichtungen eher trauen, diesen zu melden, als diejenigen, die in religiösen Einrichtungen missbraucht wurden.