Die Einteilung von Menschen in Rassen wird von der modernen Genetik widerlegt. Gegen falsche biologistische Vorstellungen aus unrühmlichen Zeiten der Wissenschaft haben sich deshalb nun explizit deutsche Wissenschaftler in der "Jenaer Erklärung" ausgesprochen.
"Das Konzept der Rasse ist das Ergebnis von Rassismus und nicht dessen Voraussetzung". So lautet die Überschrift der sogenannten "Jenaer Erklärung", die vergangene Woche anlässlich der 112. Jahrestagung der Deutschen Zoologischen Gesellschaft in Jena von Zoologen, Evolutionsforschern und Genetikern vorgestellt wurde.
"Die Idee der Existenz von Menschenrassen war von Anfang an mit einer Bewertung dieser vermeintlichen Rassen verknüpft, ja die Vorstellung der unterschiedlichen Wertigkeit von Menschengruppen ging der vermeintlich wissenschaftlichen Beschäftigung voraus", heißt es in der Erklärung. "Die vorrangig biologische Begründung von Menschengruppen als Rassen – etwa aufgrund der Hautfarbe, Augen- oder Schädelform – hat zur Verfolgung, Versklavung und Ermordung von Abermillionen von Menschen geführt. Auch heute noch wird der Begriff Rasse im Zusammenhang mit menschlichen Gruppen vielfach verwendet. Es gibt hierfür aber keine biologische Begründung und tatsächlich hat es diese auch nie gegeben."
Den Anstoß für die Jenaer Erklärung bildete der Jahrestag des Todes des Jenaer Forschers Ernst Haeckel, der sich in diesem Jahr zum einhundertsten Mal jährte. Haeckel hatte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts "durch seine vermeintlich wissenschaftliche Anordnung von Menschen'rassen' in einem 'Stammbaum' in fataler Weise zu einem angeblich wissenschaftlich begründeten Rassismus beigetragen".
Umso wichtiger ist es den Wissenschaftlern, die die Jenaer Erklärung abgaben, festzuhalten, dass insbesondere die moderne Forschung das Vorhandensein unterschiedlicher biologischer Menschenrassen nicht bestätigt. Zwar gebe es äußere Unterschiede zwischen Menschenpopulationen unterschiedlicher geographischer Regionen, doch seien sie sich genetisch insgesamt zu ähnlich, als dass es gerechtfertigt wäre, von unterschiedlichen Rassen zu sprechen. "Festzulegen, welche taxonomische Unterschiedlichkeit bzw. genetische Differenzierung ausreichend wäre, um Rassen bzw. Unterarten zu unterscheiden, ist (…) rein willkürlich und macht damit auch das Konzept von Rassen/Unterarten in der Biologie zu einem reinen Konstrukt des menschlichen Geistes. Das heißt nicht, dass es keine genetische Differenzierung entlang eines geographischen Gradienten geben kann, doch ist die taxonomische Bewertung dieser Differenzierung (als Rasse oder Unterart oder eben nicht) willkürlich", heißt es dazu in der Erklärung.
Insbesondere beim Menschen seien die größten genetischen Unterschiede innerhalb einer Population zu finden und nicht zwischen den Populationen. "Die höchste genetische Vielfalt findet sich auch heute noch bei Menschen auf dem afrikanischen Kontinent", heißt es in der Jenaer Erklärung. "Dort liegen die Wurzeln und die meisten Verzweigungen im menschlichen Stammbaum. Auf einem dieser Äste fallen die Menschen Ostafrikas und alle Nicht-Afrikaner zusammen. Menschen außerhalb Afrikas sind somit näher verwandt mit Menschen aus Ostafrika, wie den Hadza, als diese mit Menschen aus Südafrika, z.B. mit den Khoisan. Aus stammesgeschichtlicher Sicht sind somit alle Menschen Afrikaner. Es ist deshalb geradezu paradox von 'dem Afrikaner' zu sprechen oder aus welchem Grund auch immer von 'Schwarzafrikaner'. Hier handelt es sich um ein Relikt kolonialer Sprache und Denkens und es gilt wieder: Rassismus macht Rassen."
Aus genetischer Sicht gebe es im Genom des Menschen "keinen einzigen fixierten Unterschied, der zum Beispiel Afrikaner von Nicht-Afrikanern trennt. Es gibt – um es explizit zu sagen – somit nicht nur kein einziges Gen, welches 'rassische' Unterschiede begründet, sondern noch nicht mal ein einziges Basenpaar". Äußere Merkmale, an denen Rassisten ihre Abwertung von bestimmten Menschengruppen festmachen, seien oberflächliche und biologisch leicht wandelbare Anpassungen an geographische Gegebenheiten. Bis vor 8000 Jahren seien die Menschen in Europa noch "stark pigmentiert" gewesen. Erst durch die Einwanderung von Menschen mit hellerer Hautfarbe aus Anatolien und dem damit einsetzenden Beginn der Landwirtschaft habe sich dies geändert, da es sich bei einer stark pflanzenbasierten Kost im dunklen Winter Europas als evolutionärer Vorteil erwies, hellere Haut zu haben und damit genügend Vitamin D produzieren zu können.
"Die helle Hautfarbe der Menschen im nördlichen Europa ist jünger als 5000 Jahre", hält die Jenaer Erklärung fest. "Die Verknüpfung von Merkmalen wie der Hautfarbe mit Eigenschaften oder gar angeblich genetisch fixierten Persönlichkeitsmerkmalen und Verhaltensweisen, wie sie in der Blütezeit des anthropologischen Rassismus verwendet wurden, ist inzwischen eindeutig widerlegt. Diese Argumentation heute noch als angeblich wissenschaftlich zu verwenden, ist falsch und niederträchtig. Es gibt auch keinen wissenschaftlich nachgewiesenen Zusammenhang zwischen Intelligenz und geographischer Herkunft, aber einen deutlichen mit sozialer Herkunft."
"Eine bloße Streichung des Wortes 'Rasse' aus unserem Sprachgebrauch wird Intoleranz und Rassismus nicht verhindern", erklären die Wissenschaftler. Umso wichtiger sei es jedoch, immer wieder darauf hinzuweisen, dass es Menschenrassen im biologischen Sinne nicht gebe und dass es sich dabei um eine anthropologische Konstruktion auf der Grundlage willkürlich gewählter Eigenschaften wie Haar- und Hautfarbe handelt, die dazu diente und dient, offenen und latenten Rassismus mit angeblichen natürlichen Gegebenheiten zu begründen. Die Jenaer Erklärung endet daher mit einem Appell:
"Sorgen wir also dafür, dass nie wieder mit scheinbar biologischen Begründungen Menschen diskriminiert werden und erinnern wir uns und andere daran, dass es der Rassismus ist, der Rassen geschaffen hat und die Zoologie/Anthropologie sich unrühmlich an vermeintlich biologischen Begründungen beteiligt hat. Der Nichtgebrauch des Begriffes Rasse sollte heute und zukünftig zur wissenschaftlichen Redlichkeit gehören."
50 Kommentare
Kommentare
Andreas Lichte am Permanenter Link
"Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse" ist ein Ausspruch Rudolf Steiners, der die vom Begründer der Waldorfschulen behauptete Überlegenheit der "Weißen" zusammenfa
Leon Paysan am Permanenter Link
In meinem Bekanntenkreis ist niemand, den man ernsthaft als Rassisten bezeichnen könnte und doch:
Meine Gegenfrage, warum man das überhaupt sagen will, also inwiefern das denn relevant sei und was genau man da bennen will, konnte noch keiner beantworten. Darum, wenn Du ihn benennen willst, dann frag ihn verdammt nochmal nach seinem Namen!
Einem Kollegen hatte ich gesagt, dass es keine Menschenrassen gibt, aber das wollte er mir nicht glauben, wegen des Einreiseformulars der USA, in dem von Kaukasiern, Schwarzen und Asiaten gefaselt wurde.
Das zeigt, dass die Veröffentlichung der Jenaer Erklärung bitter, bitter nötig ist, um dem hirnrissigen Konstrukt der Menschenrasse entgegenzuwirken.
Thomas Gießl am Permanenter Link
Wenn in Ihrem Bekanntenkreis Leute sind, die das Konzept 'Menschenrasse' derart verinnerlicht haben, dass sie darüber gefachsimpelt wird, dann wird da definitiv in rassistischen Kategorien gedacht.
annen anne Nerede am Permanenter Link
Sehr verdienstvoll und gut. Aber: wie bezeichnet man jetzt die unterschiedlichen Menschen? Sorten? weißlich, gefärbt? Ostafrikanischer Typ, nordfriesischer Typ? (Die Frage ist ernst gemeint).Danke.
Thomas Gießl am Permanenter Link
Vielleicht einfach als Menschen? Dürfte nicht allzu schwer sein...
Andrea Pirstinger am Permanenter Link
Vielleicht "einfach" als menschliche Tiere?
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ja, das sind alles Menschen, keine Frage. Der Biologe kennt auch nur eine Menschenrasse. Doch im Alltag müssen wir hin und wieder identifizieren. Da reicht die Bezeichnung "Mensch" nicht aus.
Ja, jeder hat einen Namen, doch den kennt man nicht immer. Und man einen Unbekannten beobachtet, der z. B. etwas Verbotenes macht, dann reicht es bei einer Zeugenaussage nicht zu sagen: "Das war ein Mensch." Zwangsläufig wird man sich hin und wieder an Äußerlichkeiten halten und Geschlecht, Körpergröße und -form, Haarfarbe und eben auch eine Hautfarbe oder vermutete Ethnie angeben. Das alles hilft bei der Identifizierung.
Die Sorgfaltspflicht bei einer situationsbedingten Identifizierung mittels äußerlicher Merkmale liegt jedoch eindeutig beim Identifizierenden. So kann er/sie sagen: "Das war ein Schwarzer", weil für ihn/sie dies das herausstechendste Merkmal war. Aber eben nicht: "Das war ein Drecksschwarzer."
Gerade wenn wir uns bei unbekannten Personen auf rein deskriptive Äußerlichkeiten beschränken und diese nicht negativ konnotieren, entgeht man dem Vorwurf, ein Rassist zu sein. Denn der Rassist verfolgt mit der Grenzziehung zwischen sich (oder seiner "Rasse") und anderen, die optisch nicht in das Schema passen, eine Abwertung - mit welchem Ziel auch immer.
Wenn man die "andere" Person kennenlernen darf, dann fragt man in der Tat nach dem Namen und künftig ist das "Problem" mit der Beschreibung elegant umschifft...
Leon Paysan am Permanenter Link
Egal wie man das nennt, man würde Menschen gruppieren, die nicht zu einer einheitlichen Gruppe gehören. Man kann natürlich Merkmale benennen, wenn sie denn relevant sind.
Außerhalb des Ästhetischen dürfte das wohl kaum relevant sein, oder?
Also, warum etwas benennen, das irrelevant ist?
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Warum MUSS man diese unterscheiden?
Tiere gehören demnach der Spezies Hund, Pferd, Schlange, Käfer, Fische u.s.w. an, da gibt es zum Glück eine große Vielfalt und damit Unterscheidungsmerkmale.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Leider ist dieser Begriff " Rasse " noch tief verwurzelt in D was ich oft erleben muss wenn ich mit meinem Mischlings-Hund spazieren gehe und ständig gefragt werde, " was ist denn das für eine Rasse&qu
Leon Paysan am Permanenter Link
Selbstverständlich gibt es Hunderassen und natürlich sind die durch Zucht entstanden.
Bei Zuchttieren ist der Rassebegriff völlig angebracht, dort beschreibt er ein reales Phänomen.
Andreas E. Kilian am Permanenter Link
Lieber Herr Paysan,
das Wort Selektion bedeutet natürliche Zuchtwahl. Die Mechanismen bei Haustierzucht sowie bei natürlicher- und sexueller Selektion sind weitgehend identisch. Durch Rückwanderungen sowie durch geographische Isolation kommt es zur Inzucht und somit zur „reineren“ Ausprägung bestimmte Merkmale innerhalb von Populationen.
Bei den Begriffen „Rasse/Ethnie/Stamm“ geht nicht nur um oberflächliche Marker, wie die Hautfarbe, sondern um die statistische Verteilung von Genen in Populationen.
Sherpas haben – als Anpassung an den Sauerstoffmangel im Hochgebirge - eine genetisch bedingte erhöhte Erythrozytenzahl und die dazu gehörigen Agglutinationshemmer im Blut. Träger der Sichelzellanämie sind an die Hochrisiko-Malariagebiete in Afrika angepasst. Einwohner in der Gegend von Quebrada Camerones nahe der Atacama-Wüste besitzen eine Arsen-Resistenz, da der Arsengehalt des Grundwassers 100mal höher liegt als empfohlen. Viele Nordeuropäer verfügen über Gene zur Lactase-Persistenz, um in Grassteppen den Milchzucker von Weidetieren auswerten zu können. Bei Mutationen des Immunsystems kann es sogar Inkompatibilität während der Fortpflanzung kommen. Dies erfüllt bereits die biologische Definition der Artgrenze. All diese Adaptionen sind durch Mutation und natürliche Zuchtwahl entstanden.
Und all diese versteckten Unterschiede können sich in medizinischen Behandlungen niederschlagen. Ein Arzt tut gut daran, wenn er vor der Diagnose einen Blick auf die „Rasse“ wirft, um statistisch höchstwahrscheinliche Erkrankungen zu berücksichtigen und Nebenwirkungen von Medikamenten auszuschließen.
Der Mensch nimmt keine Sonderstellung im Tierreich ein. Die Frage lautet daher nicht, ob es „Rassen“ gibt, die Frage richtet sich nur danach, ob die Vorurteile gegenüber den Unterschieden beim Menschen begründet (s. Medizin) oder unbegründet (s. Nazis) sind.
Zudem ist der Begriff „Rasse“ nur in Deutschland mit Komplikationen verbunden. In der wissenschaftlichen Literatur wird der Begriff der „race“ weltweit verwendet, da er als sinnvoll erachtet wird.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Ja Leon, aber beides ist von Menschen gemacht, von Natur aus gibt es nur den Wolf und bei Menschen gibt es nur eine "Rasse" sprich Spezies, nämlich den Homo Sapiens
Andreas E. Kilian am Permanenter Link
Nein Herr Baierlein,
es gibt wahrscheinlich bis zu 34 „Rassen“ des Wolfes, die untereinander kreuzbar sind (Grau-, Tundra-, Timber-, Steppen-, Indischer-, etc.-Wolf).
Zudem gibt es auch Mischlinge zwischen Wölfen und Kojoten. Bei Dingos und Schakalen wird eine mögliche Kreuzbarkeit mit Wölfen vermutet. Dies deutet darauf hin, dass es sich hierbei um weitere „Rassen“ des Wolfes handelt, die ohne Zucht des Menschen durch „natürliche Zuchtwahl“ entstanden sind.
Und solche Mechanismen wirken auch beim Menschen.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Und dennoch sind dies alles Wölfe und keine Boxer, Terrier, Chihuahua, Jack-Rassel, Mastiff,
u.s.w. das sind Menschengemachte Mischlinge und keine "Rasse"
Andreas E. Kilian am Permanenter Link
Lieber Herr Baierlein,
Wölfe werden als Canis lupus bezeichnet und Hunde als Canis lupus forma domestica, da es sich um die gleiche Art handelt. Hunde sind domestizierte Wölfe und mit diesen noch kreuzbar, weshalb eine Hunderasse immer auch eine Wolfsrasse ist.
Die Frage lautet lediglich, wer die Selektion ausgeübt hat? Der Geschmack eines Züchters oder die Lebensbedingungen in der Wildnis? Beides führt zu Anpassungen und Veränderungen in Farbe und Habitus.
Und eben solche Anpassungen an den Lebensraum (natürliche Selektion) als auch an den Geschmack der Sexualpartner (sexuelle Selektion) finden sich auch beim Menschen und führen zu lokal-gehäuften Variabilitäten, die von Biologen weltweit als races bezeichnet werden. Wobei diesem Begriff in der Wissenschaft keine Wertung anhaftet. Es sind lediglich willkürliche und frei definierbare Gruppeneinteilungen, damit jeder Biologe weiß, worüber gesprochen wird. Nicht mehr und nicht weniger.
Und daher habe ich nicht nur keine Scheu, den Begriff Rasse zu verwenden. Ich halte ihn gerade in Deutschland für notwendig, damit man sich bei der Benutzung jedes Mal seiner eigenen Vorurteile bewusst wird. Der Begriff Rasse sollte als Mahnmal erhalten bleiben.
Vier – anscheinend politisch aktive – Professoren wollen „ihren“ etablierten Parteien vor der Wahl in Thüringen helfen, indem sie den rechten Parteien im Osten ein Argument – durch eine wissenschaftlich fragwürdige Definition – zu entziehen versuchen. Sie bedienen den Mainstream des deutschen Rasse-Schuldbewusstseins. Differenzierte Wissenschaft sieht anders aus.
Warum lassen sich Biologen mit diesem Thema nach 1945 wieder vor den Karren der Politik spannen?
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Werter Herr Kilian, diese Antwort von Ihnen kann ich so nachvollziehen, es ist nur eben so, dass nicht jeder Biologe ist und damit, mit dem Begriff "Rasse" richtig umgehen kann.
Andreas E. Kilian am Permanenter Link
Sie haben leider Recht!
Die Menschheit besteht nicht aus Wissenschaftlern, die sich um Differenziertheit bemühen, sondern aus Menschen, die ihre alten Vorurteile gegen neue Vorurteile eintauschen wollen.
Für den Regenwald wünschen sie sich Artenvielfalt, beim Menschen fordern sie Uniformität und Gleichmacherei.
Nur bei ihrem Gehalt und in ihren Attributionen (Rassetieren, Autos, etc.) wollen sie immer noch allen überlegen sein.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Hallo Andreas, endlich mal jemand der versteht (oder verstehen will) wie meine Kommentare gemeint sind.
Rainer am Permanenter Link
Hallo, Herr Baierlein,
was Sie äußern, nennt man ein negativ anthropozentrisches Weltbild. (versimpelt: "Die Natur ist lieb, nur der Mensch ist leider böse").
Beide Weltbild-Extreme halte ich für unpraktikabel, da sie Vorhandenes nur aus einem speziellen zivilisatorischen Idealanspruch heraus betrachten.
Der Mensch steht mitnichten außerhalb der "Natur", sondern ist Teil von ihr. Und er ist der Diversität ausgesetzt, die spätestens mit dem Auftreten der ersten Meiose Evolution beschleunigte.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Werter Rainer, würden Sie bitte einem naiven Menschen wie mir Ihren letzten Satz erklären,
ich kann damit nicht wirklich etwas anfangen.
Rainer am Permanenter Link
Hallo, Herr Baierlein,
ich bin mir etwas unsicher, ob Sie mich veralbern wollen oder nicht. Den zweiten Fall vorausgesetzt:
Diversität -> Vielfalt.
Rainer am Permanenter Link
Verstehe den Artikel nicht, ehrlich gesagt. Wer sagt denn, dass eine (angenommene) Existenz von (Menschen-)rassen zwingend mit der Diskriminierung einiger Rassen durch andere Rassen verbunden wäre?
Warum kann ich unterwegs einen Eritreer mit 90-prozentiger Sicherheit von einem Ägypter unterscheiden? Oder einen Norweger von einem Schweden? (beide "blond und blauäugig"). Etwa, weil der Phänotop keine Entsprechung im Genotyp finde?
Bisweilen habe ich den Eindruck, besonders sog. Anti-Rassisten hätten ein erhobenes Interesse an der Existenz von Rassen, aus denen sie dann das Wort Rassismus herleiten. Warum? Möglicherweise, weil sich damit Geld verdienen lässt. Weil das einen Job sichert. Zu kritisch gedacht?
Thomas Gießl am Permanenter Link
Ich vermute, dieser Kommentar dürfte für viele Leute (mich eingeschlossen) ähnlich unverständlich sein wie für Sie angeblich der Artikel.
Rainer am Permanenter Link
Hallo, Herr Gießl,
Wir sind alle untereinander fruchtbar, gehören also per definitionem der gleichen biologischen Species an. (Neuere Gen-Experimente, egal, was man nun davon halten mag und welche Konsequenzen die nach sich zögen, seien dabei außen vor gelassen).
Rainer am Permanenter Link
Guten Abend, Herr Gießl,
Sie setzen die Aussagen des Artikels als Fakt, nicht als These. Aus dem Ihrerseits gewähnten (durchaus möglichen, aber eben nicht zwingenden) Fakt leiten Sie dann Ihre Schlüsse ab. Das halte ich für, sagen wir ... wissenschaftlich betrachtet sehr mutig. ;-)
awmrkl am Permanenter Link
"Oder einen Norweger von einem Schweden?"
Wie soll denn das gehen?
Rainer am Permanenter Link
Mit sehr viel höherer Irrtumswahrscheinlichkeit, selbstredend.
Andrea Pirstinger am Permanenter Link
Das steht tatsächlich auf einem ganz anderen Blatt.
Äußerlich sind diese Menschen nicht zu unterscheiden, aber wenn sie sprechen, kann ich ihre nationale Zugehörigkeit (ist etwas anderes als die genetische) sofort zuordnen.
Bei manchen gibt es allerdings schon äußerliche Merkmale, die deutlich machen, daß sie nicht direkt von mittel-europäischen "Ur"-Skandinaviern (nicht zu verwechseln mit den Sami) abstammen; nämlich sog. Migranten aus anderen Teilen der Menschenwelt (außer-europäisch).
Aber was spielt das für eine Rolle (wenn Mensch nicht gerade eine nationalistische und/oder rassistische und somit eingeschränkte Lebenssicht hat)?
Nick Rudnick am Permanenter Link
Ich habe da eine Frage an die Autorin: "Bis vor 8000 Jahren seien die Menschen in Europa noch "stark pigmentiert" gewesen." Woher weiß man das?
A.S. am Permanenter Link
Es gibt zwar keine Menschenrassen im biologischen Sinne, aber etwas anderes, für das es noch keine gute Bezeichnung gibt: Aufgrund von Erziehung (Kultur) und Religion/Ideologie gibt es Gruppen unterschiedlich im Kopf
Vielleicht heißt es eines Tages ja: "Die im 19. Jhd. um sich greifende Vorstellung von verschiedenen menschlichen Rassen war einer Verwechslung von biologischen mit psychologischen Unterscheidungsmerkmalen geschuldet."
Werner Helbling am Permanenter Link
Nicht zuletzt hat gerade die Bibel (Gottes Wort, AT + NT?!) die Basis für den Rassismus gelegt. Für eine Gottheit, sollte es diese geben, eine absolut von Dummheit strotzende Aussage. Für Gott / Allah, usw.
Thomas R. am Permanenter Link
"Auch heute noch wird der Begriff Rasse im Zusammenhang mit menschlichen Gruppen vielfach verwendet."
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Andreas E. Kilian am Permanenter Link
Schon die Frage – ob es Rassen gibt – ist wissenschaftlich irrelevant!
Erstens handelt es sich bei allen (!) biologischen Begriffen um Kategorien, die je nach wissenschaftlicher Arbeitshypothese definiert werden können und lediglich im Sinne dieser Hypothese sinnvoll sein müssen. Es muss keine „Rassen“ in der Realität geben, um mit dieser Arbeitsdefinition in der Biologie sinnvoll arbeiten zu können.
Zweitens lautet die humanistische Frage nicht, ob sich Rassen definieren lassen (definieren lässt sich alles!), sondern wie wir mit anderen Menschen umgehen wollen, selbst wenn sie zu anderen definierten Rassen gehören sollten. Unterschiede und Adaptionen – auch zwischen Menschen – sind nicht per se schlecht.
Drittens, wenn der Begriff Rasse geächtet und nicht mehr verwendet werden soll, durch welchen Begriff soll er denn ersetzt werden, um Gruppenunterscheidungen in der Wissenschaft durchführen zu können. Es würde nur ein Begriff gegen einen anderen ausgetauscht (z.B. Rasse gegen Ethnie). Das Problem der gesellschaftlichen Vorurteile wird damit nicht gelöst, sondern nur verlagert.
Sinnvoller wäre es, dass bisherige System der Tier- und Pflanzenrassen so zu erklären, dass er von der breiten Masse verstanden würde. Eine postulierte Sonderposition des Menschen in der Evolution oder schlichte Verdrängung helfen hier nicht weiter.
Dr. Jochen Lengerke am Permanenter Link
Welch ein Krampf!
Egal, ob die Wahrnehmung erwünscht ist oder nicht: Es gibt Unterschiede in der Hautfarbe, der Haarstruktur und der Fußform (bin Orthopäde und kann das beurteilen) zwischen Afrikanern und Europäern. Diese Unterschiede beruhen auf genetischen Unterschieden - die Merkmale werden nämlich vererbt. Ist so - unerheblich, ob die entsprechenden Gen-Sequenzen bisher erkannt wurden.
Die genannten Eigenschaften sind noch keine Wertungen. Man kann aber auch solche nicht leugnen: Es gibt afrikanische Gruppierungen, die, wiederum vererbt, besser laufen als die diesbezüglich minderwertigen weißen Menschen. Aus der dunklen Hautfarbe resultiert eine bessere UV-Verträglichkeit, allerdings auch Probleme bei Licht-Mangel.
Ich selbst habe kein Problem damit, diese Phänomene als "Rasse-Merkmale" zu bezeichnen. Große Probleme habe ich mit diesbezüglichen Verboten: Versuche in dieser Richtung haben für mich einen totalitäre Anklang (Göbbels war ein Großmeister in Sachen Sprachregelung). Völlig hirnrissig wird es, wenn ein Begriff geächtet werden soll, aber keine Alternative geboten wird, dabei Fakten wie Hautfarbe ... geleugnet werden.
Also noch mal im Klartext:
Jawohl: Es gibt offensichtliche genetische Unterschiede zwischen Afrikanern und Europäern, aber auch anderen Gruppierungen.
Jawohl: Hieraus resultieren auch qualitative Unterschiede.
Nein: Sprachregelungen zeugen nicht unbedingt von überlegener Ideologie.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Dr. Jochen Lengerke, Zitat: "Die genannten Eigenschaften sind noch keine Wertungen." “(…) Die blonden Haare geben eigentlich Gescheitheit.
Dr. Jochen Lengerke am Permanenter Link
Sie werden sich die verschrobene Weltsicht eines ausgemachten Spinners nicht zu eigen machen wollen, Herr Lichte? Ich jedenfalls mache das nicht und insofern impliziert für mich Haarfarbe kein Werturteil.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Dr.
Ich kritisiere die "verschrobene Weltsicht eines ausgemachten Spinners" – und die Waldorfschule, in der diese Weltsicht gelehrt wird – siehe: "Rudolf Steiners ‘survival of the whitest’", https://hpd.de/artikel/100-jahre-waldorfschule-rudolf-steiners-survival-of-the-whitest-16893
Dr. Lengerke Jochen am Permanenter Link
Es ist ein klarer logischer Lapsus, ein „immer“ auftretendes Phänomen mit einem Beispiel belegen zu wollen. Richtig ist, dass Steiners Wahn auch rassistisch ist.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Dr. Lengerke Jochen Sie erfinden für sich den Begriff "Rasse" neu, und legitimieren letztlich damit Rassismus. Sind Sie Autor des Humanistischen Pressedienstes?
Dr. Jochen Lengerke am Permanenter Link
Sie haben sich für eine weitere Kommunikation mit mir disqualifiziert.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Dr.
Soll ich in der Redaktion nachfragen, ob Autor und Kommentator identisch sind? Oder können wir das abkürzen?
René am Permanenter Link
Auf diese Nachfrage zu antworten wäre aber aus datenschutzrechlichem Gesichtspunkt für die hpd-Redaktion fragwürdig, glaube ich.
Martin Mair am Permanenter Link
Aha, die deutsche Herrenrasse hat also den Nationalsozialismus in ihren Genen vorprogrammiert ??? ;-)
Rainer am Permanenter Link
@Dr. Jochen Lengerke:
Es gibt sogar Unterschiede zwischen Frauen und Männern. ;-)
Wir erleben derzeit einen Backlash gegen die Aufklärung und die Moderne, es geht zurück in die (in Deutschland stark moralisierenden) 1980-er.
Der Unterschied zu den 80-ern: Das Ganze ist internationaler angelegt, wird zumindest innerhalb Deutschlands so medial vermittelt. Außerdem fordert heute nicht nur "die Straße", sondern es fordern auch die Konzerne die Gleichheit (allen und jedens): leichtere Vermarktung qualitativ billiger Waren und Dienstleistungen. Wir scheinen in einer stark anti-individuellen Zeit zu leben, eine Zeit, die von Diversität spricht, aber das Gegenteil, Gleichschaltung, politisch umsetzt.
Dr. Jochen Lengerke am Permanenter Link
@Rainer:
Dass es Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, habe ich schon recht früh bemerkt und habe schon seit deutlich vor den 80er Jahren täglich Freude dran.
Der Einschätzung über "die Konzerne" folge ich nicht. In aller Regel folgen die nicht gläubig irgendwelchen Wahninhalten sondern wollen schlicht Geld verdienen.
Rainer am Permanenter Link
@Dr. Jochen Lengerke:
Aber freilich folgen die Konzerne nicht den zeitgeistigen Wahninhalten. Aber gerade, weil es ihnen ums Geldverdienen geht, machen sie sich diese zunutze.
Dr. Jochen Lengerke am Permanenter Link
@Rainer
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Dr. Jochen Lengerke Sie können dann ja beim hpd Ihre Thesen zum Thema "Rasse" erklären. Wie wäre es mit der Überschrift: "Dr. Lengerkes Rassenkunde"?
Andreas E. Kilian am Permanenter Link
Die vier Professoren verdienen den Nobelpreis, da sie als erste die Nicht-Existenz einer Sache nachgewiesen haben wollen.
Dies ist natürlich wissenschaftlich unmöglich. Um die Nicht-Existenz von Rassen nachzuweisen, muss der Begriff zunächst definiert werden. Wird er definiert, so bleiben immer (!) zwei Fragen offen: a) haben die Herrn Professoren eventuell eine Rasse irgendwo übersehen oder war b) ihre Definition eventuell falsch? Kurz: Sie können ihre Behauptungen niemals „beweisen“.
Daher ist diese Jenaer-Erklärung nichts anderes als eine politische Wunsch-Erklärung, um sich von dem Missbrauch eines wissenschaftlichen Begriffes durch Gesellschaft und Politik zu distanzieren.
Damit distanzieren sie sich jedoch auch von der grundlegenden Frage, die einst – in vorgenetischer Zeit – zum Begriff der Rasse führte. Evolution basiert auf drei Faktoren: Nachwuchs im Überschuss, Variabilität (Mutationen) und Selektion. Daher stellt sich auch beim Menschen die Frage, ob im Laufe der Evolution lokale Anpassungen an die jeweiligen Umwelten stattgefunden haben. Wenn sich solche Adaptionen feststellen lassen (und das tun sie nachweislich), dann können diese Unterschiede auch definiert werden. Ob man diese genetischen Großfamilien, die auf den ersten Träger einer Mutation zurückgehen, nun als Rassen, Ethnien oder Variabilitäten bezeichnet, ist dabei unerheblich.
Wissenschaftlich lautet die Frage nur, ob es sinnvoll ist solche Unterscheidungen für Untersuchungszwecke zu treffen. Und die Antwort lautet für eine ganze Reihe von medizinischen Fällen eindeutig ja. Folglich macht auch ein Begriff für diese Phänomene Sinn.
Ob es unbedingt der über und zu häufig politisch falsch interpretierte Begriff „Rasse“ sein muss, ist eine ganz andere Frage.